Anthroposophische Architektur
Als anthroposophische Architektur wird eine Architekturauffassung bezeichnet, die sich an den Lehren der Anthroposophie von Rudolf Steiner orientiert. In ihren Gestaltungsmitteln lassen sich Elemente von Jugendstil und Expressionismus erkennen.[1] Die anthroposophische Architektur wird oft als Beispiel für eine „organische Architektur“ genannt.
Beschreibung
Die Gestaltung der Gebäude beruht auf der anthroposophischen Lehre, dass Formen in der Natur den Naturgesetzen folgen und ihre Inhalte vermitteln. Mit der anthroposophischen Architektur soll die in der Natur vorhandene, aus der göttlichen Sphäre stammende Ordnung dargestellt werden. Stilmerkmale sind Symmetrie, gerundete organische Formen und geometrische Formen wie beim Haus Duldeck. Das Dach wird teilweise als Schale oder Kappe entworfen, im Inneren werden meist natürliche Farben als Lasuren und Materialien wie etwa Holz verwendet.[2] Die anthroposophische Architektur spielt bei der Gestaltung von Innenräumen eine große Rolle.
Bekannte Bauwerke
Das erste nach anthroposophischen Vorstellungen errichtete Gebäude ist der Modellbau zu Malsch (1910). Grundlegende Vorbilder der anthroposophischen Architektur sind das erste und zweite Goetheanum in Dornach bei Basel. Nachdem das erste Goetheaneum in der Nacht zum 1. Januar 1923 durch Brandstiftung niedergebrannt worden war, entwarf Steiner das zweite Goetheaneum, diesmal allerdings nicht aus Holz, sondern aus Stahlbeton. Die vielfach verwundenen Flächen und die großen Spannweiten stellten sich dabei als Herausforderung für die Statik und den Schalungsbau dar. Im Inneren befinden sich große Räume mit durch den weitgehenden Verzicht auf rechte Winkel eigentümlichem Charakter, die jedoch nicht mehr von Steiner († 1925) geplant und eingerichtet wurden.[3]
Die anthroposophische Architektur kommt besonders bei der Gestaltung von Waldorfschulen sowie bei Kirchen der anthroposophischen Christengemeinschaft zur Anwendung.
Waldorfschule in Fulda, Dachgestaltung
Eingang der Christophorus-Schule in Hamburg-Bergstedt
Klassenraum einer Waldorfschule in Fulda
Michaels-Kirche in Hamburg-Blankenese
Turnhallenhaus der Waldorfschule Kiel
Literatur
- Sonja Ohlenschläger: Rudolf Steiner (1861–1925). Das architektonische Werk. Imhof, Petersberg 1999, ISBN 3-932526-37-6 (= Dissertation, Bonn 1991).
- Wolfgang Bachmann: Die Architekturvorstellungen der Anthroposophen: Versuch einer Deutung und Wertung. Böhlau, Köln 1981, ISBN 3-412-04380-X. (=Dissertation in Kunstgeschichte, TH Aachen)
- Reinhold Johann Fäth: Rudolf-Steiner-Design : spiritueller Funktionalismus. Rudolf-Steiner-Verlag, Dornach 2005, ISBN 978-3-7274-5330-4. (=Dissertation Universität Konstanz, Online)
Weblinks
- Literaturliste zum Bauimpuls Rudolf Steiners und zur organischen Architektur. (Memento vom 25. Juli 2008 im Internet Archive) goetheanum.org
Einzelnachweise
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Interior of Andrieskerk, Ernststraat 869, Amsterdam
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Christophorus-Schule in Hamburg-Bergstedt, Eingang.
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Turnhallenhaus der Waldorfschule Kiel
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Waldorfschule-Klassenraum
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Dornach: Goetheanum zur blauen Stunde von Nordwesten
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Christengemeinschaft Blankenese Kirche in der Schenefelder Landstraße 34–38