Anthropos (Zeitschrift)
ANTHROPOS | |
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Beschreibung | wissenschaftliche Zeitschrift |
Fachgebiet | Anthropologie, Ethnologie, Sprachwissenschaft |
Sprache | Deutsch, Englisch, Französisch, Spanisch, Portugiesisch, Italienisch, Latein, Niederländisch, Polnisch |
Verlag | Nomos Verlag, im Auftrag des Anthropos Instituts (Deutschland) |
Hauptsitz | Sankt Augustin (heute), Posieux bei Fribourg / Schweiz (bis 1962), Mödling, bei Wien (bis 1938) |
Erstausgabe | 1906 |
Gründer | Wilhelm Schmidt |
Erscheinungsweise | 2× jährlich |
Chefredakteur | Darius J. Piwowarczyk |
Herausgeber | Anthropos Institut |
Weblink | www.anthropos.eu/anthropos/ |
ISSN (Print) | 0257-9774 |
Anthropos – internationale Zeitschrift für Völker- und Sprachenkunde ist eine seit 1906 erscheinende wissenschaftliche Zeitschrift. Sie umfasst die Fächer Anthropologie, Ethnologie, Linguistik und Religionswissenschaft.
Geschichte
Der römisch-katholische Geistliche, Sprachwissenschaftler und Ethnologe, Wilhelm Schmidt, gründete die Zeitschrift im Jahr 1906 im Rahmen der Arbeit der Steyler Missionare (SVD = Societas Verbi Divini) im Missionshaus St. Gabriel bei Wien. Wichtige Unterstützung leistete ihm dabei Ferdinand Hestermann.[1]
Finanziell wurde das Projekt von der Österreichischen Leo-Gesellschaft und der Görres-Gesellschaft in Deutschland unterstützt.[1]
Ursprünglich wurde die Zeitschrift mit Beiträgen aus der katholischen Missionsarbeit gespeist. Die Artikel erschienen zuerst auf Deutsch, Englisch, Französisch, Spanisch, Italienisch, Latein; später kamen noch weitere Sprachen hinzu.
Bald nach ihrem Erscheinen wurde Anthropos zu einem der einflussreichsten Veröffentlichungsorgane in der Ethnologie und Anthropologie überhaupt. Nicht nur klerikale Gelehrte lobten das Blatt, selbst der als ausgesprochener Kirchengegner bekannte Ethnologe Arnold van Gennep pries die Zeitschrift als erstrangig.
Neben der Zeitschrift gründete Schmidt 1909 eine ethnologische und Hestermann 1914 eine linguistische Bibliothek – zwei internationale Sammlungen von Monographien, die dort veröffentlicht wurden.[2]
Schmidt gründete 1931 zusammen mit Martin Gusinde, Paul Schebesta und Wilhelm Koppers das Anthropos Institut, das fortan als Herausgeber der Zeitschrift fungierte.
Ferdinand Hestermann hatte den Orden inzwischen verlassen, war aber nach dem Anschluss Österreichs an der Übersiedelung des Instituts und zugleich Rettung der Anthropos-Bibliothek vor den Nationalsozialisten 1938 nach Posieux bei Fribourg in der Schweiz beteiligt.[3] Papst Pius XI. wollte das Anthropos-Institut zunächst im Vatikan neu einrichten. Schmidt lehnte das Angebot jedoch ab, weil die faschistische Regierung Italiens sein Buch Rasse und Volk, das 1938 ins Italienische übersetzt worden war, als Folge des sogenannten Rassenmanifestes, verboten hatte.
Seit 1962 hat das Anthropos Institut seinen Sitz in Sankt Augustin bei Bonn. Die Steyler Missionare hatten beschlossen das Institut dorthin zu verlegen, um es näher an die Universitäten Köln und Bonn anzuschließen.
Heutiges Format
Anthropos gilt heute als wichtige Fachzeitschrift der allgemeinen Ethnologie. Sie erscheint zweimal jährlich mit insgesamt ca. 700 Seiten und wird immer noch vom Anthropos Institut herausgegeben, das sich bis heute in Sankt Augustin befindet.
Inzwischen erscheinen die Artikel vornehmlich in englischer, daneben in deutscher, französischer, spanischer und portugiesischer Sprache.
Literatur
- Ernest Brandewie: When Giants Walked the Earth. The Life and Times of Wilhelm Schmidt SVD. University Press Fribourg, Fribourg 1990, ISBN 3-7278-0712-1.
Weblinks
- Webseite der Zeitschrift Anthropos und des Anthropos Instituts
- Gesamtinhaltsverzeichnis des Anthropos von 1906 bis 1930
- Anthropos auf der Webseite des Nomos Verlags
Einzelnachweise
- ↑ a b Ernest Brandewie: When Giants Walked the Earth. The Life and Times of Wilhelm Schmidt SVD. University Press Fribourg, Fribourg 1990.
- ↑ Ferdinand Hestermann: Umsturzbewegung in der modernen Völkerkunde, Gesellschaftswissenschaft und Religionsvergleich. In: Folia-Ethno Glossica, Jg. 1, Heft 2, Oktober 1925, Hamburg.
- ↑ Gertrud Kettler: Germanen stammen aus Asien. In: Westdeutsches Volks-Echo, Jg. 3, Nr. 5, Dortmund, 20. Januar 1948, S. 3.
Auf dieser Seite verwendete Medien
© Axel Kirch / CC BY-SA 4.0 (via Wikimedia Commons)
Außenansicht des Missionshauses der Steyler Missionare in Sankt Augustin.
The front page of the first issue of an Anthropos journal (1906)