Anne L’Huillier

Anne L’Huillier (2012)

Anne L’Huillier (* 16. August 1958 in Paris) ist eine französisch-schwedische[1] Physikerin und Professorin für Atomphysik an der schwedischen Universität Lund. 2023 wurde ihr gemeinsam mit Pierre Agostini und Ferenc Krausz der Nobelpreis für Physik zuerkannt.

Leben und wissenschaftliche Arbeit

L’Huillier verfolgte zunächst eine Ausbildung in theoretischer Physik, wechselte aber für ihre Promotion am französischen Kernforschungszentrum des CEA in Saclay in die experimentelle Atomphysik. Ihre Dissertation schrieb sie über Vielfach-Ionisation in Laserfeldern hoher Intensität. Als Post-Doktorandin war L’Huillier in Göteborg und Los Angeles. Ab 1986 war sie am Forschungszentrum in Saclay fest angestellt.

1987 nahm L’Huillier an einem Experiment teil, das die Erzeugung (ungerader) Harmonischer hoher Ordnung (High Harmonic Generation, HHG) bei Bestrahlung von Edelgasen mit im Pulsbetrieb im Pikosekundenbereich betriebenen Nd:YAG-Lasers zeigte. Dabei werden n Photonen vom Atom absorbiert und ein einzelnes Photon der Energie emittiert (n-te Harmonische). HHG-Erzeugung in Gasen gelang McPherson und Kollegen 1987,[2] und wenig später zeigte L’Huillier mit Kollegen nach anfänglich starkem Abfall die Ausbildung eines Plateaus in der Intensität der höheren Harmonischen ab etwa der fünften.[3][4] Sie befasste sich auch weiter mit HHG (zum Beispiel Kohärenzeigenschaften, Phasenanpassung) und arbeitet sowohl experimentell als auch theoretisch. In den 1990er Jahren wandte sie höhere Harmonische auf die Erzeugung von Attosekunden-Pulsen an.[5]

1992 nahm sie an einem Experiment in Lund teil, wo damals einer der ersten Titan:Saphir-Laser für Femtosekundenpulse in Europa installiert war. 1994 zog sie ganz nach Schweden, wurde 1995 Dozentin und 1997 Professorin in Lund. Sie leitet dort die Gruppe für Attosekunden-Physik.

Ehrungen und Auszeichnungen

L’Huillier ist seit 2004 Mitglied der Schwedischen Akademie der Wissenschaften und war 2007–2015 Mitglied im Nobelkomitee für Physik.[6] 1997 wurde sie Fellow der American Physical Society. 2003 erhielt sie den Julius-Springer-Preis und 2011 einen UNESCO-L’Oréal-Preis. 2013 wurde sie mit dem Carl-Zeiss-Forschungspreis und der Blaise-Pascal-Medaille ausgezeichnet. 2015 erhielt sie ein Ehrendoktorat der Friedrich-Schiller-Universität Jena, 2018 wurde sie in die National Academy of Sciences gewählt. Für 2021 wurde L’Huillier der Max Born Award der Optical Society of America zugesprochen. 2021 wurde sie korrespondierendes Mitglied der mathematisch-naturwissenschaftlichen Klasse der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW).[7] 2022 wurde sie mit dem Wolf-Preis in Physik[8] und dem BBVA Foundation Frontiers of Knowledge Awards ausgezeichnet. 2023 erhielt sie den Berthold Leibinger Zukunftspreis.[9] 2023 wurde ihr gemeinsam mit Pierre Agostini und Ferenc Krausz der Nobelpreis für Physik zuerkannt.[10] Für 2024 wurde L’Huillier der Davisson-Germer-Preis zugesprochen.

Veröffentlichungen (Auswahl)

  • M. Ferray, Anne L’Huillier, X F Li, L. A. Lompré, G. Mainfray, C. Manus: Multiple-harmonic conversion of 1064 nm radiation in rare gases. In: Journal of Physics B. Band 21, Nr. 3, 1988, S. L31–L35, doi:10.1088/0953-4075/21/3/001.
  • Anne L’Huillier, Philippe Balcou, L. A. Lompré: Coherence and resonance effects in high-order harmonic generation. In: Physical Review Letters. Band 68, Nr. 2, 1992, S. 166–169, doi:10.1103/physrevlett.68.166, PMID 10045552.
  • Philippe Balcou, Anne L’Huillier: Phase-matching effects in strong-field harmonic generation. In: Physical Review A. Band 47, Nr. 2, 1993, S. 1447–1459, doi:10.1103/physreva.47.1447, PMID 9909069.Philippe Balcou, Anne L’Huillier: Phase-matching effects in strong-field harmonic generation. In: Physical Review A. Band 47, Nr. 2, 1993, S. 1447–1459, doi:10.1103/physreva.47.1447, PMID 9909069.
  • Anne L’Huillier, Philippe Balcou: High-order harmonic generation in rare gases with a 1-ps 1053-nm laser. In: Physical Review Letters. Band 70, Nr. 6, 1993, S. 774–777, doi:10.1103/physrevlett.70.774, PMID 10054200.

Weblinks

Commons: Anne L'Huillier – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Pierre Agostini, Ferenc Krausz och Anne L'Huillier tilldelas Nobelpriset i fysik 2023. In: expressen.se. 3. Oktober 2023, abgerufen am 3. Oktober 2023.
  2. A. McPherson, George N. Gibson, Hernán Jara, Ulrich Johann, T. S. Luk, I. A. McIntyre, K. Boyer, C. K. Rhodes: Studies of multiphoton production of vacuum-ultraviolet radiation in the rare gases. In: Journal of The Optical Society of America B-optical Physics. Band 4, Nr. 4, 1987, S. 595–595, doi:10.1364/josab.4.000595.
  3. M. Ferray, Anne L’Huillier, X F Li, L. A. Lompré, G. Mainfray, C. Manus: Multiple-harmonic conversion of 1064 nm radiation in rare gases. In: Journal of Physics B. Band 21, Nr. 3, 1988, S. L31–L35, doi:10.1088/0953-4075/21/3/001.
  4. X. F. Li, Anne L’Huillier, M. Ferray, L. A. Lompré, G. Mainfray: Multiple-harmonic generation in rare gases at high laser intensity. In: Physical review. Band 39, Nr. 11, 1989, S. 5751–5761, doi:10.1103/physreva.39.5751, PMID 9901157.
  5. Philippe Antoine, Anne L’Huillier, Maciej Lewenstein: Attosecond Pulse Trains Using High–Order Harmonics. In: Physical Review Letters. Band 77, Nr. 7, 1996, S. 1234–1237, doi:10.1103/physrevlett.77.1234, PMID 10063025.
  6. Prof. Anne L'huillier - AcademiaNet. In: www.academia-net.org. Abgerufen am 18. Dezember 2019 (englisch).
  7. ÖAW wählte 31 neue Mitglieder. In: oeaw.ac.at. 21. Mai 2021, abgerufen am 21. Mai 2021.
  8. Anne L'Huillier - Wolf Foundation. In: wolffund.org.il. 8. Februar 2022, abgerufen am 3. Oktober 2023 (englisch).
  9. Berthold Leibinger Zukunftspreis 2023
  10. The Nobel Prize in Physics 2023. In: nobelprize.org. 3. Oktober 2023, abgerufen am 3. Oktober 2023 (englisch).

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Autor/Urheber: Bengt Oberger, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Swedish professor Anne L´Huiller, Lund University