Anna Dalassene

Anna Dalassene (mittelgriechisch Ἄννα Δαλασσηνή; * 1025; † 1. November 1102 [?] in Konstantinopel) war die Mutter des byzantinischen Kaisers Alexios I. Komnenos.

Leben

Anna Dalassene heiratete 1044 den Domestikos der Scholen Johannes Komnenos und war somit Schwägerin des Kaisers Isaak I. Als dieser 1059 abdankte, versuchte Dalassene vergeblich, ihren Ehemann als Nachfolger gegen Konstantin Dukas durchzusetzen. Nach Konstantins Tod unterstützte sie dessen Witwe Eudokia Makrembolitissa und den Usurpator Romanos Diogenes. 1072 wurde Dalassene zusammen mit ihren noch lebenden Söhnen auf die Prinzeninsel Prinkipo verbannt. Grund war der Vorwurf, sie hätten sich zusammen mit dem nach der Schlacht bei Manzikert abgesetzten Romanos gegen Michael VII. und dessen Onkel, den Kaisar Johannes Dukas, verschworen.

Auf Veranlassung des neuen De-facto-Regenten Nikephoritzes kehrte Dalassene 1073 nach Konstantinopel zurück. Bei Hofe nutzte sie in der Folgezeit ihren Einfluss auf Kaiserin Maria von Alanien, um die Mitglieder ihrer Sippe in führende Positionen zu bringen. Als die Komnenen sich 1081 gegen Kaiser Nikephoros III. erhoben, wurde Dalassenes Sohn Alexios, der durch seine Ehe mit Irene Dukaina direkt mit der Kaiserdynastie der Dukai verbunden war, zum Basileus ausgerufen.

Dalassene erwies sich als tatkräftige Unterstützerin ihres Sohnes, der sie zum Dank mit der Würde einer Augusta auszeichnete. In der byzantinischen Hofhierarchie konkurrierte sie mit dessen Adoptivmutter Maria von Alanien sowie ihrer Schwiegertochter Irene Dukaina um Macht und Einfluss, wobei sie unter anderem die Erziehung ihrer Enkelin Anna Komnena vollständig an sich zog. Als Alexios I. unmittelbar nach seinem Herrschaftsantritt gegen die Normannen, die unter Robert Guiskard in das Thema Dyrrhachion eingefallen waren, ins Feld zog, fungierte Dalassene in seiner Abwesenheit als Regentin, ebenso 1094 und 1095 während der Kriege gegen den Serbenfürsten Vukan und die Kumanen unter dem Prätendenten Pseudo-Diogenes.

Gegen Ende ihres Lebens ging Dalassene als Nonne in das von ihr gegründete Kloster Christos Pantepoptes in Konstantinopel.

Familie

Mit ihrem Ehemann Johannes Komnenos hatte Anna Dalassene acht Kinder, davon fünf Söhne und drei Töchter.

  • Manuel († 1070)
  • Isaak, * um 1047, † 1102/1104, byzantinischer General und Sebastokrator ⚭ Irene, georgische Prinzessin
  • Alexios, * 1048, † 15. August 1118, byzantinischer Kaiser, ⚭ Irene Dukaina
  • Adrianos
  • Nikephoros
  • Maria
  • Eudokia
  • Theodora

Quellen

Literatur

  • Basile Skoulatos: Les Personnages Byzantins de l’Alexiade. Analyse Prosopographique et Synthèse (= Recueil de Travaux d'Histoire et de Philoloqie. Sér. 6, Fasc. 20, ZDB-ID 437846-5). Nauwelaerts, Louvain-la-Neuve 1980, Nr. 14 (französisch, Zugleich: Louvain, Universität, Dissertation, 1978).
  • Matoula Kouroupou, Jean-François Vannier: Commémoraisons des Comnènes dans le typikon liturgique du monastère du Christ Philanthrope (Ms. Panaghia Kamariotissa 29). In: Revue des études byzantines 63, 2005, S. 41–69 (französisch, Digitalisat).
  • Alexander P. Kazhdan (Hrsg.): The Oxford Dictionary of Byzantium. Oxford University Press, New York NY u. a. 1991, ISBN 0-19-504652-8 (englisch).
  • Κωνσταντίνος Βαρζός (Konstantinos Varzos): Η Γενεαλογία των Κομνηνών (= Βυζαντινά Κείμενα και Μελέται. T. 20α, ZDB-ID 420491-8). Τόμος A'. Κέντρο Βυζαντινών Ερευνών – ΑΠΘ, Θεσσαλονίκη 1984, S.  51–57, Digitalisat (PDF; 57,5 MB).
  • Lynda Garland: Byzantine Empresses. Women and Power in Byzantium, AD 527–1204. Routledge, New York/London 1999, ISBN 978-0-415-14688-3, S. 186–193 (englisch).
  • Jean-Claude Cheynet, Jean-François Vannier: Études Prosopographiques. Publications de la Sorbonne, Paris 1986, ISBN 978-2-85944-110-4, S. 95–99 (französisch).
  • Steven Runciman: The End of Anna Dalassena. In: Annuaire de l’ Institut de Philologie et d’Histoire Orientales et Slaves 9, 1949, S. 517–524 (englisch).
  • Alexios G. Savvides, Benjamin Hendrickx (Hrsg.): Encyclopaedic Prosopographical Lexicon of Byzantine History and Civilization. Band 1: Aaron – Azarethes. Brepols Publishers, Turnhout 2007, ISBN 978-2-503-52303-3, S. 268–269 (englisch).

Weblinks