Anita Pallenberg

Anita Pallenberg (* 6. April 1942 in Rom; † 13. Juni 2017 in Chichester, England)[1][2] war eine deutsche Schauspielerin, Model und Modedesignerin. Bekannt wurde sie in den 1960er Jahren als Groupie, vor allem im Umfeld der Rockband The Rolling Stones.

Leben

Anita Pallenberg war die Tochter des deutschen in Italien tätigen Reisekaufmannes Arnold Pallenberg (1903–1986; in Italien als Arnaldo geführt), der auch gerne als „frustrierter Sänger“ und „surrealistischer Maler“ beschrieben wird, und der Deutschen Elfriede Paula Wiederhold, Sekretärin an der deutschen Botschaft in Rom. Ihr Großvater war Franz Pallenberg (1873–1949) aus Köln, verheiratet mit Angela, geb. Böcklin, der ursprünglich beruflich nach Italien übergesiedelt war, wo er deutsche Touristen betreute. Gerüchte, dass sie die Nichte des 1933 vor den Nazis nach Österreich geflüchteten, 1934 bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommenen Schauspielers Max Pallenberg sein könnte, sind höchstwahrscheinlich unzutreffend.[3][4]

Anita Pallenberg wurde auf Veranlassung ihres Vaters in ein deutsches Internat am Ammersee geschickt, wo sie aber bald einen Schulverweis erhielt.[5] Danach versuchte sie Kunstrestauratorin zu werden, was sie aber bald aufgab, um per Anhalter große europäische Städte zu bereisen. Schließlich nahm sie ein Schiff nach New York, wo sie bei einer Modelagentur vermittelt wurde. Mit dem Living Theatre trat sie dort in Paradise Now auf und gab auch ein Gastspiel in Andy Warhols Factory.

Die Modelagentur schickte sie 1965 zu einem Auftrag nach München, wo gerade die Rolling Stones gastierten. Bei dem Konzert lernte sie hinter der Bühne den Musiker und Stones-Mitbegründer Brian Jones kennen. Pallenberg reiste mit der Band zu deren anstehendem Konzert in Berlin und folgte Jones nach London, wo sie mit ihm in einer Beziehung lebte. Diese endete, nachdem sich Jones ihr gegenüber bei einem Aufenthalt in Marokko gewalttätig verhalten hatte.[6]

In der Folge war Pallenberg mit dem Rolling-Stones-Gitarristen Keith Richards liiert. Aus der Beziehung mit Keith Richards stammen drei Kinder: Marlon Richards (* 10. August 1969), Dandelion Angela Richards (* 17. April 1972)[7] und Tara Jo Jo Gunne Richards (* 26. März 1976; † 6. Juni 1976), der an plötzlichem Kindstod starb.[8]

Zu einem Skandal kam es 1979, als Scott Cantrell, ein 17-jähriger Bekannter, tot in ihrem Bett in einem New Yorker Apartment, das Keith Richards gehörte, aufgefunden wurde. Todesursache war Suizid. Anita Pallenberg war zum Todeszeitpunkt in der Wohnung, wurde aber von jeglicher Mitschuld freigesprochen. Es gibt Berichte, Cantrell sei beim sogenannten Russisch Roulette ums Leben gekommen.[9]

Anita Pallenberg starb am 13. Juni 2017 im Alter von 75 Jahren an den Folgen einer Hepatitis-C-Erkrankung.[10] Ihr wurde nach ihrem Tod von ihrer Freundin Marianne Faithfull ein musikalisches Denkmal mit dem Lied "born to live" aus dem Album Negative Capability gesetzt.[11]

Filmografie

Literatur

  • Simon Wells: Wie ein Regenbogen: Das außergewöhnliche Leben von Anita Pallenberg. Hannibal-Verlag, Höfen 2020, ISBN 978-3854456971.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Anita Gates: Anita Pallenberg, Actress and Muse of Rolling Stones, Dies at 75. In: The New York Times. The New York Times Company, 14. Juni 2017, abgerufen am 3. Juli 2017 (englisch, Korrektur des Geburtsdatums und des Alters zum Zeitpunkt des Todes von 73 auf 75 durch die New York Times vom 14. Juni 2017).
  2. Pat Saperstein: Anita Pallenberg, Actress and Longtime Girlfriend of Keith Richards, Dies at 75. In: Variety. Penske Media Corporation, 13. Juni 2017, abgerufen am 3. Juli 2017 (englisch, das Alter zum Zeitpunkt des Todes wurde nach der Veröffentlichung von 73 (Memento vom 14. Juni 2017 im Internet Archive) auf 75 korrigiert).
  3. Christopher Sandford: The Rolling Stones: Fifty Years, Simon and Schuster, New York, 2012.
  4. Barbara Charone: Keith Richards: Life As a Rolling Stone. Doubleday, Garden City, New York, 1982. Lynn Barber: Lady Rolling Stone. In: The Observer. Guardian Media Group, 24. Februar 2008, abgerufen am 14. Juni 2017 (englisch).
  5. Barbara Hardinghaus/Wolfgang Reuss: Blind Date, 1961, in: DER SPIEGEL Nr. 15 (10.4.2021), S. 50
  6. Christopher Sandford: The Rolling Stones: Fifty Years, Simon and Schuster, New York, 2012.
  7. https://ultimateclassicrock.com/the-rolling-stones-children/
  8. Jim Johnson: Keith Richards Looks Back On Drug Use And Death Of Infant Son. (Memento vom 5. Februar 2017 im Internet Archive) In: womc.cbslocal.com. CBS Radio Inc., 27. Oktober 2015, abgerufen am 14. Juni 2017 (englisch).
  9. Chet Flippo: Teenager Dies in Keith Richards’ New York Home. In: Rolling Stone. Wenner Media, 6. September 1979, abgerufen am 14. Juni 2017 (englisch).
  10. Archiv New York Times
  11. songfacts.com