Angeborene Knieluxation

Klassifikation nach ICD-10
Q68.2Angeborene Deformität des Knies, einschließlich Genu recurvatum, Kniegelenkluxation
ICD-10 online (WHO-Version 2019)

Die angeborene Knieluxation ist eine angeborene Luxations-Fehlstellung der Tibia zum Femur mit Überstreckung im Kniegelenk. Hinzu kommen eine Verkürzung der Oberschenkelstreckmuskulatur sowie häufig Dreh-, Valgusfehlstellungen und Fehlen der Kreuzbänder und Verlagerung der Kniescheibe nach außen.

Diese Luxation wurde erstmals 1822 von Chatelain beschrieben.[1]

Die Häufigkeit dieser seltenen Erkrankung wird mit 1,5 auf 100.000 Neugeborene angegeben.[2] Eine familiäre Häufung in einigen Fällen wurde beschrieben.[3]

Röntgenaufnahme eines Neugeborenen mit angeborener Knieluxation und zusätzlich Zellweger-Syndrom mit stippchenförmigen Verkalkungen in der Patella
Sonogramm in vergleichbarer Bildorientierung, P = Patella, F = Femur-, T = Tibiaepiphyse

Ätiologie

Die genaue Ursache dieser sporadisch auftretenden Fehlstellung ist nicht bekannt. Infrage kommen überstreckte Beinlage im Mutterleib, Fibrose des Musculus quadriceps femoris oder Fehlen der Kreuzbänder.[4] Da die Muskelfibrose bei allen Patienten zu finden ist, wird hierin die wahrscheinliche Ursache gesehen.[5]

Es besteht eine Assoziation mit:

Diagnostik

Aufgrund der Fehlstellung ist die Erkrankung bereits bei der Geburt offensichtlich.

Ein Röntgenbild kann zusätzliche knöcherne Veränderungen dokumentieren, eine Ultraschall-Untersuchung auch die Stellung der noch nicht verknöcherten Patella anzeigen. Die differentialdiagnostische Abgrenzung zum Genu recurvatum (mit regelrecht aufeinander stehenden Gelenkflächen) kann sonographisch, der Nachweis der Kreuzbänder – sofern für die Behandlung erforderlich – kann mittels MRT oder auch sonographisch erfolgen.[6]

Behandlung

Die Behandlung sollte so bald als möglich an einem kinderorthopädischen Zentrum erfolgen mit Dehnungen des verkürzten Oberschenkelmuskels in Narkose und Redressionsgipsen. Die Sonographie ist während des Repositionsversuches sowie zur Verlaufskontrolle gut geeignet.[7]

Falls auf diese Weise keine Reposition erzielt werden kann, besteht die Möglichkeit einer operativen Quadricepsverlängerung.

Das Behandlungsergebnis hängt neben dem Ausmaß der erzielten Reposition von begleitenden Veränderungen am Kapselapparat, insbesondere von der Anlage der Kreuzbänder ab. In der Regel verbleibt eine eingeschränkte Beugefähigkeit auf 90°-100°.

Literatur

  • S. Schreiner, R. Ganger, F. Grill: Kongenitale Kniegelenkluxation (CDK). In: Der Orthopäde. Band 41, Nummer 1, Januar 2012, S. 75–82, ISSN 1433-0431. doi:10.1007/s00132-011-1874-7. PMID 22273709.
  • J. J. NIEBAUER, D. E. KING: Congenital dislocation of the knee. In: The Journal of bone and joint surgery. American volume. Band 42-A, März 1960, S. 207–225, ISSN 0021-9355. PMID 13854115.
  • F. Hefti: Kinderorthopädie in der Praxis. Springer 1998, ISBN 3-540-61480-X.
  • T. H. Abdelaziz, S. Samir: Congenital dislocation of the knee: a protocol for management based on degree of knee flexion. In: Journal of children's orthopaedics. Band 5, Nummer 2, April 2011, S. 143–149, ISSN 1863-2548. doi:10.1007/s11832-011-0333-7. PMID 22468158. PMC 3058203 (freier Volltext).

Einzelnachweise

  1. A.Chatelain: Observation d’une luxation congénitale du tibia en arrière, 1822 in: Bibliothèque Médicale ou Recueil Périodique D’Extraits des Meilleurs Ouvrages de Médicine et de Chirurgie 75, Seite 103–105
  2. K. Jacobsen, F. Vopalecky: Congenital dislocation of the knee. In: Acta orthopaedica Scandinavica. Band 56, Nummer 1, Februar 1985, S. 1–7, ISSN 0001-6470. PMID 3984696.
  3. R. W. PROVENZANO: Congenital dislocation of the knee; report of a case. In: The New England Journal of Medicine. Band 236, Nummer 10, März 1947, S. 360–362, ISSN 0028-4793. doi:10.1056/NEJM194703062361003. PMID 20288382.
  4. B. H. Curtis, R. L. Fisher: Congenital hyperextension with anterior subluxation of the knee. Surgical treatment and long-term observations. In: The Journal of bone and joint surgery. American volume. Band 51, Nummer 2, März 1969, S. 255–269, ISSN 0021-9355. PMID 5767318.
  5. D. S. Middleton: The pathology of genu recurvatum. 1935, in: British Journal of Surg 22, Seite 696
  6. K. Parsch: Sonographie der angeborenen Knieluxation. In: Der Orthopäde. Band 31, Nummer 3, März 2002, S. 306–307, ISSN 0085-4530. PMID 12017861.
  7. K. Parsch, R. D. Schulz R: Ultrasonography in congenital dislocation of the knee. 1994, in: Journal of Pediatric Orthopaedics (B) 3. Seite 76–81

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Sonogramm of same neonate in similar orientation, P = patella, F = femoral, T = tibial epiphysis
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X-Ray image, Neonate with congenital hyperextended knee plus Zellweger-Syndrome