Anedjib

Namen von Anedjib
Abydos KL 01-06 n06.jpg
Kartuschenname „Merbiape“ in der Abydos-Liste
Horusname

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Anedj-ib / Adj-ib
ˁḏnd-jb / ˁḏ-jb
Der mit kühnem Herzen / Willen
Thronname



Nebui-meri-bia-pe
Nbwj-mrj-bj3-p
Der von den beiden Herren,
Geliebter des ehernen Throns
Königspapyrus Turin (Nr.II./17)


[1]
Meri-gereg-ipen
Mrj-grg-jpn
Geliebter Gründer des ehernen Throns
Königsliste von Abydos (Sethos I.) (Nr.6)
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Meri-bia-pe
Mrj-bj3-p
Geliebter des ehernen Throns
Königsliste von Sakkara (Nr.1)
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Meri-ba-pen
Mrj-b3-pn
Der von ? gewünschte
Griechisch Manetho-Varianten:
Africanus: Miebidos[A 1]
Eusebius: Niebais[A 2]
Eusebius, AV: Niebais[A 2]

Anedjib, auch Adjib, (eigentlich Hor-anedj-ib oder Hor-adj-ib) ist der Horusname eines altägyptischen Königs (Pharaos) der 1. Dynastie (Frühdynastische Zeit), welcher um 2910/2890 v. Chr.[2] regierte und sich wie seine Vorgänger um Neuerungen während seiner Amtszeit bemühte.

Die genaue Dauer seiner Herrschaft ist unbekannt. Im Turiner Königspapyrus werden ihm 74 Jahre bescheinigt[3], in den manethonischen Überlieferungen sind 20, beziehungsweise 26 Regierungsjahre vermerkt. Die Ägyptologie beurteilt beide Angaben bislang als Übertreibungen oder Fehldeutung der Originalquellen. Auswertungen und Rekonstruktionen des Annalensteins lassen eine Schätzung von etwa zehn Regierungsjahren zu.[4]

Herkunft und Familie

Allgemein wird angenommen, dass Anedjib ein Sohn seines Vorgängers Den gewesen ist. Verheiratet war er vielleicht mit Batiires, die auf dem Kairostein als Mutter des Nachfolgers Semerchet und damit als mögliche Gemahlin von Anedjib angegeben wird.[5] Über Nachkommen wird nichts Konkretes überliefert, allgemein wird Qaa als ein Sohn vermutet.

Regierung

Schieferfragment mit der Darstellung einer Königsstatue, links der Name des Anedjib.
Schieferfragment mit der Darstellung einer Königsstatue, rechts der Name des Anedjib

Anedjib ergänzte den von Den in Verbindung der Doppelkrone neu eingeführten Thronnamen mit dem weiteren Epitheton „die beiden Herren“ (Nebui). Der Zusatztitel, der die beiden Gottheiten Horus und Seth jeweils mit einer Falkenstandarte darstellte, symbolisierte die damaligen Regionen der roten sowie der weißen Krone, die später für Unter- und Oberägypten stehen sollten. Mit Aneignung des Nebui-Titels verfügte der König hinsichtlich seines Herrscheramtes über die wichtige göttliche Legitimation durch die beiden Gottheiten.[6][7]

Gegen Ende seiner Regierung vermerkte Anedjib den „ersten Lauf des Apis-Stieres“ als Festakt.[8] Die Durchführung vom Horusgeleit in Verbindung einer regelmäßig-zweijährigen Steuererhebung kann allerdings erst bei Anedjibs Nachfolgern festgestellt werden.[9]

Über die politischen Verhältnisse zu Anedjibs Zeiten gibt es nur wenige Informationen. Zwar gibt es Steingefäße, auf denen ein erstes und sogar ein zweites Sed-Fest (heb-sed) vermerkt sind, doch haben neueste Untersuchungen ergeben, dass sämtliche Gefäße ursprünglich seinem Vorgänger, König Den, gehört hatten.[4] Ägyptologen vermuten, dass Anedjib bereits hochbetagt war, als er den Thron bestieg. Um sich dennoch als Thronerbe und Nachfolgekönig zu legitimieren, verlegte Anedjib die Begehung des Sed-Festes in die des Sokar-Festes im sechsten Regierungsjahr.[7] Wolfgang Helck weist ergänzend auf die Merkwürdigkeit hin, dass sich bei allen Hebsed-Darstellungen die Eintragung Qesen, zu deutsch „Unheil“, nachweisen lässt, die den Thronstieg des Hebsed-Pavillons ausfüllt. Ähnlich wie Peter Kaplony vermutet Helck Krankheit oder ein landesinternes Unglück als Beweggrund, warum das Hebsed-Fest für Anedjib vorverlagert wurde. Umso mehr sieht sich die Ägyptologie darin bestätigt, dass Anedjib nicht besonders lange geherrscht haben mag.[4]

Während der Herrschaft von Anedjib wurden ungewöhnlich viele Kult-Statuen in Auftrag gegeben. Sechs verschiedene Steingefäße weisen die unverkennbare Darstellungen von Standstatuen auf, die den König mit unterschiedlichen Insignien zeigen.[10]

In die Regierungszeit des Anedjib fallen außerdem die Gründung der neuen Götterfestung Hor-nebu-chet („Horus, Goldener der Götterschaft“)[11] und der neuen königlichen Residenz Hor-seba-chet („Horus, Stern der Götterschaft“).[12] In Memphis baute er einen neuen Palast Hut-sa-cha-Hor („Schutz um(gibt) Horus“), der noch in der memphitischen Periode der 2. Dynastie bestand.[13]

Plan der Grabanlage

Grab

Das Grabmal des Anedjib liegt in Umm el-Qaab bei Abydos unter der Bezeichnung Tomb X. Es ist das kleinste aller abydenischen Königsgräber und misst etwa 16,4 m × 9,0 m. Die Anlage, die von 64 Nebengräbern umgeben ist, besteht aus einem Grabraum, der lediglich durch eine Querwand getrennt wird. Von Osten her führt eine Treppe in die Grabkammer.

Neben den Gräbern von Abydos datiert man weitere Grabanlagen von Sakkara in die Zeit des Anedjib, hier die Nummern S 3507 (Ser Inpu) und S 3038 (Nebitka).

Literatur

  • Jürgen von Beckerath: Handbuch der Ägyptischen Königsnamen. Deutscher Kunstverlag, München/ Berlin, S. 46, 172, ISBN 3-422-00832-2.
  • Jürgen von Beckerath: Chronologie des pharaonischen Ägypten. von Zabern, Mainz 1997, ISBN 3-8053-2310-7.
  • Günter Dreyer: Zur Rekonstruktion der Oberbauten der Königsgräber der 1. Dynastie in Abydos. In: Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Abteilung Kairo. (MDIAK) Band 47. von Zabern, Mainz 1991.
  • I. E. S. Edwards: Early history of the Middle East. (= The Cambridge ancient History. Band 1, Tafel 2). Cambridge University Press, Cambridge 2006, ISBN 0-521-07791-5.
  • Walter Bryan Emery: Ägypten, Geschichte und Kultur der Frühzeit, 3200-2800 v. Chr. Goldmann, München 1964 (Originaltitel: Archaic Egypt.).
  • Gérard Godron: Études sur l'Horus Den et quelques problèmes de l'Égypte archaïque (= Cahiers d'orientalisme. Band 19). P. Cramer, Genève 1990.
  • Wolfgang Helck: Untersuchungen zur Thinitenzeit. In: Ägyptologische Abhandlungen. Band 45, Harrassowitz, Wiesbaden 1987, ISBN 3-447-02677-4.
  • Jochem Kahl: Inscriptional Evidence for the Relative Chronology of Dyn. 0–2. In: Erik Hornung, Rolf Krauss, David A. Warburton (Hrsg.): Ancient Egyptian Chronology (= Handbook of Oriental studies. Section One. The Near and Middle East. Band 83). Brill, Leiden/ Boston 2006, ISBN 90-04-11385-1, S. 94–115 (Online).
  • Peter Kaplony: Adjib. In: Wolfgang Helck (Hrsg.): Lexikon der Ägyptologie (LÄ). Band I, Harrassowitz, Wiesbaden 1975, ISBN 3-447-01670-1, Sp. 62–64.
  • Peter Kaplony: Inschriften der ägyptischen Frühzeit. Band III, Harrassowitz, Wiesbaden 1963, ISBN 3-447-00052-X.
  • William Matthew Flinders Petrie, Francis Llewellyn Griffith: The royal tombs of the first dynasty: 1900. Part 1. (= Memoir of the Egypt Exploration Fund. Band 18, ISSN 0307-5109). The Egypt Exploration Fund, London 1900, Digitalisat.
  • Thomas Schneider: Lexikon der Pharaonen. Albatros, Düsseldorf 2002, ISBN 3-491-96053-3.
  • Rainer Stadelmann: Die ägyptischen Pyramiden. Vom Ziegelbau zum Weltwunder (= Kulturgeschichte der Antiken Welt. Band 30). 3., aktualisierte und erweiterte Auflage. von Zabern, Mainz 1997, ISBN 3-8053-1142-7.
  • Toby A. H. Wilkinson: Early Dynastic Egypt. Routledge, London 1999, ISBN 0-415-18633-1.

Weblinks

Commons: Anedjib – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Anedjib (Q111079) in Wikidata

Anmerkungen

  1. Regierungsdauer: 20 Jahre.
  2. a b Regierungsdauer: 26 Jahre.

Einzelnachweise

  1. Alan H. Gardiner: The royal canon of Turin. Aris & Phillips, Wiltshire 1997, ISBN 0-900416-48-3, Bildtafel 1; im Hieratischen kamen offene Kartuschen zur Verwendung.
  2. Jahreszahlen nach Thomas Schneider: Lexikon der Pharaonen. Albatros, Düsseldorf 2002, ISBN 3-491-96053-3.
  3. Turin Kings List – Ancient Egypt Online. In: ancientegyptonline.co.uk. Abgerufen am 11. Juli 2019 (englisch).
  4. a b c Wolfgang Helck: Untersuchungen zur Thinitenzeit. Wiesbaden 1987, S. 124.
  5. I. E. S. Edwards: The early dynastic period in Egypt (= The Cambridge ancient history. Revised edition, Band 1,11). Cambridge University Press, Cambridge 1964, S. 31.
  6. I. E. S. Edwards: Early history of the Middle East. Cambridge 2006, S. 27.
  7. a b Nicolas-Christophe Grimal: A History of Ancient Egypt. Blackwell, Oxford (UK)/ Cambridge (USA) 1992, ISBN 978-0-631-19396-8, S. 53.
  8. Siegfried Schott: Altägyptische Festdaten (= Akademie der Wissenschaften und der Literatur (Mainz, Germany).; Abhandlungen der Geistes- und Sozialwissenschaftlichen Klasse.). Verlag der Akademie der Wissenschaften und der Literatur, Mainz 1950, S. 57.
  9. Siegfried Schott: Altägyptische Festdaten. Mainz 1950, S. 58.
  10. Toby A. H. Wilkinson: Early Dynastic Egypt. London 1999, S. 275 & 276ff.
  11. Toby A. H. Wilkinson: Early Dynastic Egypt. London 1999, S. 78–79.
  12. Stan Hendrickx, Barbara Adams, K. M. Cialowicz: Egypt at its origins: studies in memory of Barbara Adams – proceedings of the international conference „Origin of the State, Predynastic and Early Dynastic Egypt.“ (= Orientalia Lovaniensia Analecta. Nr. 138). Peeters Publishers, Leuven 2004, ISBN 90-429-1469-6, S. 1137.
  13. Kaplony: LÄ. Band I, Wiesbaden 1975, S. 62.
VorgängerAmtNachfolger
DenKönig von Ägypten
1. Dynastie
Semerchet

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Fragment with the name and picture of the Egyptian king Anedjib
Anedjib vase inscription.jpg
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Fragment of a vase of shale (slate) engraved with the name of Horus Anedjib and representation of a statue of the king.

Provenance: Saqqara. Found north of the pyramid of King Djeser. It is likely that earlier, the original vase was stored in one of the galleries beneath the pyramid. Now in the Egyptian Museum, JE. 55259.

This fragment, found north of the Step Pyramid of King Djeser and published by Gunn, curiously shows the image of a statue of the same sovereign in a striding position.

The rectangular bases where they land their feet, confirm that there is a representation of the sovereign itself, if not one of his statues. This significant fact confirms the importance of the production of sculptures during the reign of Anedjib, although to date we have not found any of them.

Gunn. A.S.A.E., XXVIII, p. 158, pl. I, No. 6