Andrzej Szablewski

Andrzej Szablewski (* 3. Januar 1913 in Stary Radziejów; † 13. März 1942 in Hamburg) war ein polnischer Zwangsarbeiter.

Leben

Andrzej Szablewski wurde in Polen geboren, wo er mit vier Brüdern und Schwestern aufwuchs. Er half schon in jungen Jahren auf dem Bauernhof seiner Eltern mit. Szablewski verfügte über kräftige Pferde und Wagen, mit denen er die Anlage eines nahegelegenen Militärflugplatzes unterstützte. Er nahm hierfür einen Kredit auf, den er wenig später komplett tilgte. Anfang 1940 nahm er Irena Malicka in seinem Geburtsort zur Frau. Sie war zum Zeitpunkt der Eheschließung 16 Jahre alt.

Während des Zweiten Weltkriegs brachten die Nationalsozialisten Szablewski, seinen Bruder Kazimierz und ihren Bekannten Jan Kardasz gegen ihren Willen gewaltsam als Zwangsarbeiter auf das Gut Hohenbuchen in Hamburg-Poppenbüttel. Gemeinsam mit seinem Bruder und dem Polen Boleslaw Zawidzki teilte sich Szablewski eine Unterkunft auf dem Gut und musste ab dem 17. April 1940 körperlich schwer arbeiten.

Gutsleiter war der NSDAP-Ortsgruppenführer Walter Grimm, der gute Kontakte zur Gestapo unterhielt. Bolesław Zawidzki berichtete nach Kriegsende bei einem der Prozesse vor einem britischen Militärgericht, dass Grimm ihnen untersagt habe, ihre Kleidung zu säubern, sodass die Männer drei Monate lang ihre Hemden nicht wechseln durften, und oft mit der Gestapo drohte. Szablewski, der Analphabet war, bat mehrfach seinen Bruder, Briefe an seine Frau in Polen zu schreiben, um sie nach Hamburg zu holen, was jedoch nicht gelang.

Während der Zeit auf dem Gut Hohenbuchen machte er Bekanntschaft mit der Deutschen Hildegard Lütten, 2007 verstorben, die verheiratet war, einen kleinen Jungen hatte und von Gutsverwalter Grimm sexuell belästigt wurde. Da sich Lütten den Avancen von Grimm widersetzte, zeigte Grimm sie und Szablewski an und unterstellte beiden, eine Liebesbeziehung zu unterhalten, was zur Zeit der Nationalsozialisten eine Straftat war.

Lütten und Szablewski wurden daraufhin inhaftiert. Hildegard Lütten verbrachte nach einem erpressten Geständnis drei Jahre im Frauenkonzentrationslager Ravensbrück. Szablewski saß ab dem 5. August 1941 im KZ Fuhlsbüttel ein und wurde auf dem Gelände des Gutes Hohenbuchen am 13. März 1942 um 13.15 Uhr erhängt. Die Gestapo meldete dessen Tod am 22. April 1942 beim Standesamt in Hamburg-Wellingsbüttel. Szablewskis Witwe erhielt 1942 eine schriftliche Todesmitteilung aus Hamburg. Darin hieß es, dass ihr Mann aufgrund einer Affäre mit einer Deutschen hingerichtet worden sei.

Rückblickend war Andrzej Szablewski das erste Opfer einer sogenannten Sonderbehandlung in Hamburg.

Folgen

Gedenktafel mit Grablage
Bild: © Ajepbah / Wikimedia Commons, CC BY-SA 3.0 de
Gedenktafel in Hamburg-Poppenbüttel

Nach Kriegsende kam es 1946 zu einem Gerichtsverfahren der britischen Militärregierung bezüglich des Todes von Andrzej Szablewski. Das Verfahren endete mit drei Todesurteilen, darunter gegen Walter Grimm. Szablewskis Witwe und die übrigen Angehörigen erhielten erst im März 2003 eine Mitteilung, dass die vermeintliche Affäre Szablewskis mit Hildegard Lütten erfunden war und ein Grab auf dem Friedhof Ohlsdorf existiert.

Der Mann von Hildegard Lütten reichte während seines Kriegseinsatzes die Scheidung ein, ohne seine Frau kontaktiert zu haben. Sie heiratete nach Kriegsende erneut und nahm den Namen Hildegard Lüdemann an. Seit 1999 erhielt sie von der Hamburger Stiftung „Hilfe für NS-Verfolgte“ monatliche Zahlungen. Von offizieller Seite wurde sie nie rehabilitiert.

Erinnerung

Seit März 2003 erinnert eine Gedenktafel im Hohenbuchenpark in Hamburg-Poppenbüttel an Andrzej Szablewski. Sein Grab ist auf dem Friedhof Ohlsdorf zu finden.[1] Im Oktober 2016 wurde vor der Kita Hohenbuchen ein Stolperstein zum Gedenken an Andrzej Szablewski eingeweiht.

Literatur

  • Andreas Seeger: Der Tod eines Zwangsarbeiters. Bremen 2003, Donat-Verlag ISBN 978-3-943425-63-5
  • Andreas Seeger: Der Tod eines Zwangsarbeiters. Bremen 2017, Donat-Verlag (2. überarbeitete Auflage)
  • Andreas Seeger: Szablewski, Andrzej. In: Franklin Kopitzsch, Dirk Brietzke (Hrsg.): Hamburgische Biografie. Band 3. Wallstein, Göttingen 2006, ISBN 3-8353-0081-4, S. 378–379.
  • Andreas Seeger: Andrzej Szablewski – ein Arbeiterleben unter Zwang, in: Zwangsarbeit und Gesellschaft, Beiträge zur Geschichte der nationalsozialistischen Verfolgung in Norddeutschland (Heft 8), S. 145–162, hrsg. von der KZ-Gedenkstätte Neuengamme, Bremen 2004.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Grabstein bei genealogy.de

Auf dieser Seite verwendete Medien

Hohenbuchenpark (Hamburg-Poppenbüttel).Gedenktafel Andrzej Szablewski.2.ajb.jpg
Bild: © Ajepbah / Wikimedia Commons, CC BY-SA 3.0 de
Gedenktafel für Andrzej Szablewski im Hohenbuchenpark in Hamburg-Poppenbüttel.
Internationale Kriegsgräberstätte FriedhofOhlsdorf (3).jpg
Autor/Urheber: Vitavia, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Gräberfeld von etwa 3500 Nazi-Opfern aus 28 Nationen, Friedhof Ohlsdorf, Planquadrat BP 73 – 74 / Bo 74 (beim Eingang Sorbusallee). Das Relief an der Gedenkmauer wurde 1977 vom deutschen Künstler Herbert Glink geschaffen.