Andrew Myrick
Andrew Myrick (* 28. Mai 1832; † 18. August 1862 im Lower Sioux Agency Reservat, heute im Redwood County, Minnesota) war ein amerikanischer Händler und einer der auslösenden Personen des Sioux-Aufstandes von 1862.
Leben
Andrew Myrick gilt als ein rassistischer Anti-Held in der Geschichte der Indianerkriege, obwohl er mit einer Sioux-Indianerin mit Namen Wiyangewin verheiratet war und mit ihr zwei Töchter hatte.[1] Er weigerte sich am 17. August 1862, Lebensmittel an hungernde Dakota-Sioux-Indianer auf Kredit zu verkaufen. Von ihm soll der berühmt-berüchtigte Satz stammen: „Nach meiner Meinung sollen sie Grass oder ihre eigenen Exkremente essen, wenn sie hungrig sind“. („So far as I am concerned, if they are hungry let them eat grass or their own dung.“)[2][3] Vielleicht war er nur ein jähzorniger Mensch, der nicht nachdachte, bevor er redete. Andere Quellen besagen, dass sich seine Geschichte nicht so zugetragen hat.[4]
Andrew Myrick besaß zusammen mit seinem Bruder Nathan Läden in Yellow Medicine Upper Sioux Agency und Lower Sioux Agency. Die Lower Sioux Agency wurde 1853 von der Regierung der Vereinigten Staaten als Verwaltungszentrum des neu erschaffenen Lower Sioux Reservat errichtet. Mdewakanton- und Wahpekute-Indianer der Dakota-Santee und Sioux bevölkerten das Reservat, welches nach dem Vertrag von Mendota am 5. August 1851 errichtet worden war. In diesem Vertrag verkauften die Indianer für 1,4 Millionen Dollar große Gebiete im südlichen Minnesota an die Bundesregierung und zogen sich auf das Reservations-Gebiet zurück. Die Gelder wurden vom Bureau of Indian Affairs treuhänderisch verwaltet. Die Indianer beschlossen, ihr Nomadenleben als Jäger aufzugeben und sesshafte Bauern zu werden. Des Weiteren bestand der Vertrag aus Verpflichtungen für die Lieferung von Lebensmitteln und anderen Gerätschaften an die siedelnden Indianer. Für diese, die Verwaltung der Gelder und für die Errichtung von Schulen wurde die Lower Sioux Agency gegründet.
Die Reservation der Indianer wurde 1858 weiter verkleinert, als Minnesota als Bundesstaat die Aufnahme in die Vereinigten Staaten erlangte. Ihr Gebiet bot den Indianern nicht mehr genug Raum, um für sich selbst zu sorgen, sodass sie vollends von den Zahlungen der Regierung und von weißen Händlern abhingen. Die Zahlungen der Regierung wiederum litten von je her stark unter der Korruption im Bureau of Indian Affairs.
1861 verschlechterte sich die Lage der Indianer noch weiter. Eine Missernte zwang sie, Nahrungsmittel auf Kredit bei den Händlern zu kaufen und sich zu verschulden. 1862 verzögerten sich außerdem die Zahlungen der US-amerikanischen Regierung aufgrund des Sezessionskrieges; man war sich in Washington unschlüssig, ob die jährlichen Zahlungen in Gold oder mit den neuen Greenbacks zu begleichen seien.[5]
Seit Juli 1862 gab der Händler keine Lebensmittel auf Kredit mehr an die hungernden Bewohner des Reservats. Am 26. Juli schrieb er an seine Brüder: „Ich bin ratlos und gebe keine Kredite mehr … Ich hoffe damit eine Reaktion der Indianer-Agenten zu erreichen … Sie werden sehr hungrig sein und möglicherweise werden die Beamten ihnen Geld geben, damit sie Lebensmittel kaufen können“. (“I am at a loss and so doing have given out no credits since last Sunday and at present deem it best not to give away any more for a week or ten days hoping it will produce a reaction. They will get very hungry and possibly if the officials are not engaged in it they may change their sentiments and favor paying their credits…”)[3] Am 15. August 1862 baten die Bewohner des Reservats Andrew Myrick um den Verkauf von Lebensmitteln auf Kredit. Der Händler lehnte dies ab. Zum Indianer-Agenten Thomas J. Galbraith soll er den berühmt, berüchtigten Satz gesagt haben. Ironischerweise waren am 16. August 1862 die den Indianern zustehenden Zahlungen in Minnesotas Hauptstadt St. Paul eingetroffen und am 17. August nach Fort Ridgely weitergeleitet worden. Doch die Zahlungen kamen zu spät.
Am 18. August 1862 stürmten Indianer unter Führung von Häuptling Little Crow die Lower Sioux Agency. Myrick versuchte zu entkommen, indem er durch ein Fenster aus dem zweiten Stockwerk des Lagergebäudes der Agentur kletterte. Man fand ihn später tot, mit Gras im Mund, auf. Seiner Frau und seinen zwei Töchtern passierte nichts.
Sechs Wochen nach dem Ende des Aufstandes wurden 392 Dakota vor Militärtribunale gestellt. In Prozessen, die teilweise nur fünf Minuten dauerten, wurden 303 von ihnen wegen Vergewaltigung und Mordes zum Tode verurteilt, unter anderem wegen des Mordes an Andrew Myrick. Am 26. Dezember 1862 wurden daraufhin 38 Dakota bei der größten Massenexekution der amerikanischen Geschichte in Mankato öffentlich gehängt.
Über Myricks Leben ist wenig bekannt. Er soll ein intelligenter Mann gewesen sein, anderseits sehr aufbrausend und jähzornig. Die Dakota im Reservat nannten ihn „Wacinco“, was „Heißer Kopf“ bedeutet.[1] Es ist nicht klar, ob er wirklich ein herzloser Rassist und Indianerhasser war oder eben ein Geschäftsmann, der durch das Ausbleiben von Zahlungen durch die amerikanische Regierung selber in finanzielle Schwierigkeiten geriet und deshalb den Verkauf von Lebensmitteln an hungernde Indianer verweigerte.
Weblinks
- Andrew Myrick. In: The U.S.-Dakota War of 1862. (englisch).
- Andrew Myrick in der Datenbank Find a Grave
- Gary Clayton Anderson: Myricks Insult. A fresh look at myth and reality. (pdf; 3,4 MB) In: Minnesota History Magazine. 1983, S. 198–206 (englisch).
Einzelnachweise
- ↑ a b Andrew Myrick in der Datenbank Find a Grave, abgerufen am 7. Januar 2023.
- ↑ Richard H. Dillon: North American Indian Wars. 1920, S. 126.
- ↑ a b Andrew Myrick. In: The US-Dakota War of 1862. Abgerufen am 7. Januar 2023.
- ↑ Gary Clayton Anderson: Myrick's Insult. A fresh look at myth and reality. In: Minnesota Historical Society (Hrsg.): Minnesota History. 1983, S. 198–206, 205 (mnhs.org [PDF]): “In Summary, the evidence that has survived indicates that at least two weeks before the war Andrew Myrick did insult a group of eastern Dakota, telling them they might as well ‘eat grass’, or words to that effect. Folwell and other historians made the mistake of assuming that this discussion took place at the Lower Agency and provided the catalyst for the Mdewakanton to start the war.”
- ↑ Alvin M. Josephy: The Civil War in the American West. Knopf, New York 1991, S. 107.
Personendaten | |
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NAME | Myrick, Andrew |
KURZBESCHREIBUNG | amerikanischer Händler, Auslöser eines Sioux-Aufstandes |
GEBURTSDATUM | 28. Mai 1832 |
STERBEDATUM | 18. August 1862 |
STERBEORT | Minnesota, Vereinigte Staaten |
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Andrew Myrick. (1832-Aug. 18,1862) Trader at the Lower Sioux Ageny a Dakota Sioux reservation (est. 1853) in Minnesota. His actions in regards to dealing with the Soux is considered one of the precipitaing factors of the U.S.-Dakota War of 1862. He was killed on the first day of hostilities when the agency was attacked by the Sioux. He escaped from a second floor window of the agncy store but was caught and killed. His corpse was found with the mouth stuffed with grass in retaliation to his remarks to the effect of leting the Sioux eat grass if they were hungry after cutting of their credit to purchase food at the agency store in order that hunger would make them more compliant in paying their outstanding debts which they incurred whenwhen annuity payments guaranteed by treaty were not forthcoming due to graft and corruption.
In 1851, artist Frank Blackwell Mayer drew a portrait of Little Crow when he traveled to Traverse des Sioux in Minnesota Territory. Dakota Chief Ta-oya-te-duta, known in English as Little Crow, sketched at Traverse des Sioux, Minnesota Territory
The artist describes Little Crow as follows:
- The chief [Little Crow] is a man of some forty five years of age & of a very determined and ambitious nature, but withal exceedingly gentle and dignified in his deportment. His face is full of intelligence when he is in conversation & his whole bearing is that of a gentleman. [1]
- [B]eing attired in state[, Little Crow] fulfilled his promise to me by sitting for his portrait. His headdress was peculiarly rich, a . . . diadem of rich work rested on his forehead & a profusion of weasel tails fell from this to his back & shoulders. Two small buffalo horns emerged on either side from this mass of whiteness, & ribbons & a singular ornament of strings of buckskin tied in knots & colored gaily depended in numbers from his head to his shoulders & chest. [2]
Autor/Urheber: McGhiever, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Lower Sioux Agency warehouse, Redwood County, Minnesota, USA