Andreas Michaelis

Andreas Michaelis (2019)

Andreas Michaelis (* 24. Juli 1959 in Hannover) ist ein deutscher Diplomat. Er ist seit dem 3. Januar 2022 Staatssekretär des Auswärtigen Amtes. Davor war er von 2020 bis 2021 Botschafter im Vereinigten Königreich und von 2018 bis 2020 bereits Staatssekretär im Auswärtigen Amt.

Ausbildung und Familie

Nach Besuch der Schule in Hannover und dem Wehrdienst studierte er in Hannover und Oxford mit den Abschlüssen Master und Master of Letters. Er ist verheiratet und hat drei Kinder.

Laufbahn

Michaelis trat 1989 in den deutschen diplomatischen Dienst ein. Von 1991 bis 1992 arbeitete er im Büro des Staatsministers in der Zentrale, von 1992 bis 1995 war er politischer Referent an der Deutschen Botschaft Tel Aviv. Von 1995 bis 1998 war er im Arbeitsstab Menschenrechte im Auswärtigen Amt.

Unter Bundesminister Joschka Fischer diente er von 1998 an zunächst als stellvertretender Sprecher und ab 1999 als Sprecher des Auswärtigen Amtes. Von 2002 bis 2006 war Michaelis Botschafter in Singapur. Von 2006 bis 2007 diente er in Berlin als Beauftragter für Asien- und Pazifikpolitik und von 2007 bis 2011 als Beauftragter für Nah- und Mittelostpolitik und den Maghreb im Auswärtigen Amt. Michaelis war von Juli 2011 bis Juli 2015 Botschafter der Bundesrepublik Deutschland in Israel[1].

Von 2015 bis März 2018 war Michaelis Politischer Direktor des Auswärtigen Amts unter den Ministern Frank-Walter Steinmeier[2] und Sigmar Gabriel (beide SPD). In dieser Funktion waren ihm u. a. die Verhandlungen zum Ukraine-Dossier, zur Implementierung des Nuklearabkommens mit Iran und zur politischen Lösung des Syrienkonfliktes anvertraut.

Von März 2018 bis April 2020 war er unter Heiko Maas (SPD) einer von zwei Staatssekretären im Auswärtigen Amt.[3] Sein Vorgänger Markus Ederer wechselte als EU-Botschafter nach Moskau. Michaelis war als Staatssekretär u. a. für die politischen Abteilungen im Auswärtigen Amt und damit für die Europapolitik, die Beziehungen zu den USA und Russland sowie die Nah-/Mittelost-, Asien- und Afrikapolitik zuständig[4]. Im Herbst 2019 begründete und leitete er gemeinsam mit dem außenpolitischen Berater der Bundeskanzlerin, Jan Hecker, den „Berliner Prozess“, der im Januar 2020 zur Berliner Libyenkonferenz führte, die einen Waffenstillstand begründete und einen Fahrplan für eine Übergangsregierung in Libyen schuf.[5]

Von Mai 2020 bis Januar 2022 war er Peter Wittig nachfolgend Botschafter in London.[6][7] Sein Nachfolger als Staatssekretär wurde der Leiter der Wirtschaftsabteilung im Auswärtigen Amt, Miguel Berger.[8]

Am 3. Januar 2022 wurde Michaelis unter Bundesministerin Annalena Baerbock (Grüne) erneut zum Staatssekretär im Auswärtigen Amt ernannt.[9]

Michaelis ist Honorary Fellow des Keble College der Universität Oxford.[10] Er ist Träger verschiedener Orden und Auszeichnungen, u. a. des Verdienstordens der Italienischen Republik[11] sowie der französischen Ehrenlegion.

Michaelis ist Mitglied der Partei Bündnis 90/Die Grünen[12] sowie Mitglied und Fan des 1. FC Union Berlin.[13]

Kritik

Im April 2022 nach dem russischen Überfall auf die Ukraine warf der Botschafter der Ukraine Andrij Melnyk Deutschland vor, weiterhin zu viele Eigeninteressen in Bezug auf Russland – etwa die Abhängigkeit von Gas, Öl und Kohle – zu haben und nannte namentlich Michaelis, sowie den derzeitigen außen- und sicherheitspolitischen Berater des Bundeskanzlers Olaf Scholz, Jens Plötner. Schuld daran sei auch das Agieren des früheren Außenministers und derzeitigen Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier als Kanzleramtschef und später als Außenminister.[14][15]

Weblinks

Commons: Andreas Michaelis – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Susanne Knaul: Auf die nächsten vier Jahre. 8. August 2011, abgerufen am 21. April 2021.
  2. Majid Sattar: Revirement im Auswärtigen Amt: Steinmeier ordnet sein Ministerium neu. In: FAZ.net. 13. Mai 2015, abgerufen am 21. April 2021.
  3. Daniel Friedrich Sturm: Auswärtiges Amt: Andreas Michaelis wird neuer beamteter Staatssekretär. In: Welt Online. 13. März 2018, abgerufen am 21. April 2021.
  4. Konkurrenz für den starken Staatssekretär im Auswärtigen Amt. Abgerufen am 21. April 2021.
  5. Christian Esch, Matthias Gebauer, Christiane Hoffmann, Christoph Schult, Severin Weiland: Bundesregierung als Vermittlerin: Der lange Weg zur Libyen-Konferenz. In: Der Spiegel. Nr. 4, 2020 (online).
  6. Moritz Koch: Personalwechsel im Auswärtigen Amt: Michaelis wird neuer Botschafter in London. In: Handelsblatt, 21. Januar 2020; abgerufen am 21. Januar 2020.
  7. Andreas Michaelis. Süddeutsche Zeitung, abgerufen am 21. April 2021.
  8. Matthias Gebauer und Christoph Schult: Auswärtiges Amt: Nahost-Experte Berger wird Maas‘ neuer Staatssekretär. In: Handelsblatt, 21. Januar 2020, abgerufen am 27. Januar 2020.
  9. Staatssekretär Andreas Michaelis. Auswärtiges Amt, abgerufen am 3. Januar 2022.
  10. Honorary Fellows – Correct as of February 2021. (PDF) Keble College, abgerufen am 21. April 2021 (englisch).
  11. Le onorificenze della Repubblica Italiana. Abgerufen am 21. April 2021.
  12. Auswärtiges Amt: Baerbock wirft SPD-nahen Staatssekretär raus. In: Spiegel (online), 16. Dezember 2021.
  13. Seine zweite Staatsangehörigkeit ist der 1. FC Union. Abgerufen am 21. April 2021.
  14. „Für Steinmeier war und bleibt das Verhältnis zu Russland etwas Heiliges“. Welt Online; abgerufen am 3. Mai 2022
  15. Ukrainischer Botschafter attackiert Steinmeier. FAZ.net, 3. April 2022.

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Deutscher Botschafter Andras Michaelis