Andreas Hyperius

Andreas Hyperius

Andreas Hyperius (latinisiert aus „Ypern“, dem Namen seiner Geburtsstadt), eigentlich Andreas Gerhard (* 16. Mai 1511 in Ypern; † 1. Februar 1564 in Marburg), war ein reformierter Theologe, Hochschullehrer und Reformator.

Leben

Andreas Gerhard war der Sohn eines angesehenen Juristen. Als Andreas Gerardi wurde er in Flandern geboren. Humanistisch vorgebildet, führte er seit seinem zwölften Lebensjahr das übliche Scholarendasein. 1523 lernte er in Lille, 1528 in Löwen. Von dort ging er als Magister nach Paris, um Theologie und Kanonisches Recht zu studieren. Johannes Sturm, mit dem er dort befreundet war, leitete ihn zur reformatorischen Auffassung hin.

Nun ging er an deutsche Universitäten, an denen evangelische Theologie vertreten war. Als sein väterliches Erbe erschöpft war und er weder in der Heimat noch in England eine Stelle fand, wandte er sich an seinen Landsmann Gerhard Geldenhauer, der ihn in Marburg festhielt. Hier wurde er dessen Nachfolger als Professor der Theologie. Nach der langen Wanderzeit fand er hier sein bleibendes Wirkungsfeld. Er heiratete Catharina Ort.

An der Universität gewann er hohes Ansehen. Er vertrat Martin Bucers Theologie und hielt in der Hauptsache exegetische Vorlesungen. Sein enzyklopädisches Hauptwerk De recte formando theologiae studio und seine Homiletik De formandis concionibus sacris machten ihn bekannt.

Seitdem gilt er als Begründer einer wissenschaftlichen Predigtlehre. Eine große Bedeutung hat er auch für die hessische Landeskirche. Landgraf Philipp hatte großes Vertrauen zu ihm und berief ihn in alle Synoden und Visitationen. Zuletzt arbeitete er noch eine Landesagende aus, die postum 1566 erschien, aber bereits 1574 durch eine andere abgelöst wurde.

Schriften

  • De formandis concionibus sacris. Marburg 1553.
  • De recte formando theologiae studio. Basel 1556.

Literatur

  • Heinrich HeppeHyperius, Andreas. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 13, Duncker & Humblot, Leipzig 1881, S. 490–492.
  • Realenzyklopädie für protestantische Theologie und Kirche. Band 8: Hesse – Jesuitinnen. 3., verbesserte und vermehrte Auflage. Hinrichs, Leipzig 1900, S. 501–506.
  • K. F. Müller: Andreas Hyperius. Ein Beitrag zu seiner Charakteristik. Eckardt, Kiel 1895.
  • Martin Schian: Die Homiletik des Andreas Hyperius, ihre wissenschaftliche Bedeutung für die praktische Theologie. In: Zeitschrift für praktische Theologie. Jg. 18, 1896, ISSN 0179-6224, S. 289–324; Jg. 19, 1897, S. 27–66, S, 120–149.
  • Walter Caspari: Die Bestrebungen des Andreas Hyperius auf dem Gebiete der praktischen Theologie. In: Festschrift seiner Königlichen Hoheit dem Prinzregenten Luitpold von Bayern zum 80. Geburtstage dargebracht von der Universität Erlangen. Band 1: Theologische Fakultät. Deichert, Erlangen u. a. 1901, S. 83–104.
  • Andreas Hyperius: Die Homiletik und die Katechetik des Andreas Hyperius. Verdeutscht und mit Einleitungen versehen von E. Chr. Achelis und Eugen Sachsse. Reuther & Reichard, Berlin 1901.
  • W. Kantzenbach: Andreas Hyperius, Professor der Theologie zu Marburg. In: Jahrbuch der Hessischen Kirchengeschichtlichen. Jg. 9, 1958, ISSN 0341-9126, S. 55–82.
  • Dieter Frielinghaus: Ecclesia und vita. Untersuchungen zur Ecclesiologie des Andreas Hyperius (= Beiträge zur Geschichte und Lehre der Reformierten Kirche. Bd. 23, ZDB-ID 503128-x). Neukirchener Verlag, Neukirchen-Vluyn 1966 (Zugleich: Göttingen, Univ., Diss., 1956).
  • Hannelore Jahr: Hyperius, Andreas. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 10, Duncker & Humblot, Berlin 1974, ISBN 3-428-00191-5, S. 108 f. (Digitalisat).
  • Gerhard Krause: Andreas Gerhard Hyperius. Leben, Bilder, Schriften (= Beiträge zur historischen Theologie. Bd. 56). Mohr, Tübingen 1977, ISBN 3-16-140122-0.
  • Friedrich Wilhelm BautzHyperius, Andreas. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 2, Bautz, Hamm 1990, ISBN 3-88309-032-8, Sp. 1233–1235.

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