Andreas Hild
Andreas Hild (* 18. November 1961 in Hamburg) ist ein deutscher Architekt und Universitätsprofessor.[1]
Werdegang
Hild studierte von 1983 bis 1988 Architektur an der Technischen Universität München und an der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich, unter anderem bei Miroslav Šik und Fabio Reinhart.[2][3] Nach dem Diplom bei Rudolf Wienands war er von 1991 bis 1996 wissenschaftlicher Assistent bei Rudolf Wienands. 1992 erfolgte die Gründung des Architekturbüros „Hild und Kaltwasser“, das nach dem Tod von Tillmann Kaltwasser als „Hild und K Architekten“ weitergeführt wurde. Büroteilhaber sind Dionys Ottl und Matthias Haber.
Hild ist in erster Linie in den Bereichen Bauen im Bestand, Wohnungsbau und Büro- und Gewerbebau tätig.
Andreas Hild tritt in der von Enie van de Meiklokjes moderierten SWR-Fernsehsendung „Nie wieder keine Ahnung – Architektur“ zusammen mit Raimund Wünsche als Experte auf.
Lehrtätigkeit
Hild war von 2017 bis 2022 Dekan der Fakultät für Architektur der TU München.[4] Seit Oktober 2013 hat er dort die Professor für Entwerfen und Denkmalpflege inne. Zuvor war Hild Gast- oder Vertretungsprofessor an der Universität Kaiserslautern, der Fachhochschule München, der HfbK Hamburg, der TU Graz und der TU Darmstadt.[5]
Bauten
Die beiden Frühwerke des Münchner Architekturbüros Hild und Kaltwasser sind zwei Objekte in Eichstätt, der Neubau einer Lagerhalle 1995[6] und eine Aufstockung in der Altstadt 1995.[7]
1992 erweiterte er eine Sozialwohnanlage in Immenstadt. Die 1999 fertiggestellte Fassadensanierung Belziger Straße[8] in Berlin etwa gewinnt ihren Reiz durch die reliefhafte Umsetzung einer vergrößerten Originalzeichnung: Die Gründerzeitfassade des Wohnhauses sollte anhand des ursprünglichen Eingabeplans wiederhergestellt werden. Dieser Bauauftrag wurde buchstäblich aufgefasst, die Originalzeichnung 1:1 vergrößert und als negatives Putzrelief auf die Fassade übertragen. Dabei wurde offensichtlich, dass die Eingabeskizze niemals identisch umgesetzt worden war. Die verfahrensbedingten Verschiebungen und Verformungen des Ornaments spielen ästhetisch reizvoll mit den Tücken historischer Rekonstruktion und der unvermeidlichen Differenz zwischen Entwurf und Gebäude.
Das 2000 erbaute Wohnhaus in Aggstall[9] spielt mit traditionellen regionalen Bauformen: Ein asymmetrisches Satteldach ermöglicht bei gleichbleibender Firsthöhe die Ausbildung zweier ausreichend hoher, gut belichteter Geschosse. Die korngelb geschlämmte Ziegelfassade reflektiert in ihrem geometrischen Muster die Unregelmäßigkeit und das Lichtspiel traditionell verputzter Mauerwerksflächen.
Die Wohnanlage „Klostergarten Lehel“[10] aus dem Jahr 2009 wird in Fassade und Struktur entscheidend durch Spolien geprägt, nämlich von wiedereingebauten neuromanischen Fensterelementen eines Refektoriums aus dem Vorgängerbau. Die beinahe fünf Meter hohen Mauerbögen sind räumlich in Split-Level-Einheiten integriert. Dahinterliegende hohe Hallen erschließen weitere Ebenen in gängiger Geschosshöhe.
Die Architektur des „Hotel Louis“ am Viktualienmarkt,[11] das ebenfalls 2009 fertiggestellt wurde, verschränkt unterschiedliche Münchner Bautraditionen: Stilelemente des Barock und der Wiederaufbauarchitektur der 1950er Jahre.
Die 2011 abgeschlossene Sanierung und der Umbau des Institutsgebäudes 0505 der TU München[12] nimmt architektonische Eigenheiten des Bestandbaus mit seinem markanten Stahlbetonskelett auf und entwickelt sie weiter.
Auszeichnungen und Preise
- 1994: Deutscher Bauherrenpreis für Erweiterung Sozialwohnanlage, Immenstadt[13]
- 1995: Nominierung – Förderpreis für Architektur der Landeshauptstadt München
- 1996: Das Goldene Haus für Aufstockung Haus Wolf, München
- 1997: Lobende Erwähnung – Architekturpreis Beton für Verkaufs- und Lagerhalle Farben Kemeter, Eichstätt[14]
- 1998: Anerkennung – Deutscher Städtebaupreis für Kleines Theater, Landshut
- 1999: Deutscher Fassadenpreis für vorgehängte hinterlüftete Fassaden für Sozialwohnanlage, Kempten
- 1999: Deutscher Licht-Architekturpreis für Kleines Theater, Landshut[15]
- 1999: BDA-Preis Bayern für Wartehaus am Ländtorplatz, Landshut und Kleines Theater – Kammerspiele, Landshut[16]
- 1999: Anerkennung – Deutscher Architekturpreis für Kleines Theater – Kammerspiele, Landshut[17]
- 2000: Prämierung – Thomas Wechs Preis für Sozialwohnanlage, Kempten
- 2000: Architekturpreis Ziegelforum für Haus Schwartz, Aggstall[18]
- 2006: Architekturpreis Farbe, Struktur, Oberfläche
- 2007: Deutscher Kritikerpreis
- 2009: Nominierung – Mies van der Rohe Award für Renovierung Schloss Hohenkammer[19]
- 2012: Architekturpreis der Landeshauptstadt München
- 2015: Nominierung – Mies van der Rohe Award für Bikini Berlin[20]
- 2016: Preis für Stadtbildpflege der Landeshauptstadt München[21]
Ehemalige Assistenten
- 1996–1998: Matthias Castorph
- 2012–2016: Thomas Gerstmeir
- 2015–2019: Andreas Müsseler
Literatur
In seinen architekturtheoretischen Schriften bezieht Hild Positionen fernab der ausgetretenen akademischen Wege. So schlägt er beispielsweise in „Gebäude, Gebilde, Gemenge“ die Annäherung von objekthafter und formaler Architektursprache vor. In seinem Aufsatz „Gedacht / Gebaut“ geht es um die Aufweichung herkömmlicher Grenzen zwischen historischer und zeitgenössischer Architektur und damit auch um eine neue Position in der Denkmalpflege.
- Nicolette Baumeister: Baukulturführer 06 – Bauzentrum, München-Riem. Koch, Schmidt u. Wilhelm 2004.
- Nicolette Baumeister: Baukulturführer 31 – Technologiezentrum, München. Koch, Schmidt u. Wilhelm 2006, ISBN 978-3-936721-81-2.
- Andreas Hild: Material der Stadt. Material gewordenes Zeichen – Zeichen gewordenes Material. in: Der Architekt, Heft 4/2020.
- Nicola Borgmann und Marco Goetz (Hrsg.): Perlen. Ausgewählte Freiräume in München. Franz Schiermeier Verlag, München 2020 ISBN 978-3-9813190-5-7 mit Beiträgen von Nicolette Baumeister, Matthias Castorph, Johannes Ernst, Benedict Esche, Peter Haimerl, Gottfried Hansjakob, Benedikt Hartl, Andreas Hild, Thomas Jocher, Karl R. Kegler, Elisabeth Merk, Dionys Ottl, Ritz Ritzer, Amandus Sattler, Karin Schmid, Martin Schnitzer, studioeuropa, Christiane Thalgott, Ludwig Wappner, Westner Schührer Zöhrer, Sophie Wolfrum, Tochtermann Wündrich, Max Otto Zitzelsberger
- Andreas Hild & Barbara Brinkmann: Vom Suchen und Wiederfinden. Die Mechanik des Entwerfens. On Seeking and Rediscovering. The Mechanics of Architectural Design. Gebr. Mann Verlag, Berlin 2021, ISBN 978-3-7861-2873-1.
- Mechthild Stuhlmacher, Mark Pimlott, Martin Tschanz: HildundK. Recent Works. Gustavo Gili, Barcelona 2007, ISBN 978-84-252-2159-0.
- Martin Tschanz: Die Verbildlichung der Geschichte. In: Christoph Merian Verlag S AM No 5 Katalog zur Ausstellung „Ornament neu aufgelegt / Re-Sampling Ornament“ (1. Juni – 21. September 2008) im Schweizerischen Architekturmuseum Basel, 5/2008.
- „Es geht immer um eine Ähnlichkeit.“ Andreas Hild im Gespräch mit Hans-Rudolf Meier. In: Eva von Engelberg-Dockal, Frederike Lausch, Hans-Rudolf Meier, Carsten Ruhl: Mimesis Bauen. Architekten-Gespräche. Wilhelm Fink, Paderborn 2017, ISBN 978-3-7705-6159-9.
- Andreas Hild, Andreas Müsseler (Hrsg.): Neuperlach ist schön. Franz Schiermeier Verlag, München 2018. ISBN 978-3-943866-65-0
- Klaus-Dieter Weiß: Arts and Techs. Hild und K Architekten. In: Deutsche Bauzeitschrift, Heft 2/2002.
- Nicolette Baumeister: Baukulturführer 99 – Bikini, Berlin. Koch, Schmidt u. Wilhelm 2015.
- Andreas Ammer & Michael Heinrich (Hrsg.): Hild und Kaltwasser. Gustavo Gili (GG) 1998, ISBN 978-84-252-1755-5.
- Andreas Hild: Gedacht / Gebaut. In: Der Architekt, Heft 5/2010, ISSN 0003-875X
- Heinz Wirz (Hg.): Hild und K. 2. Band der Reihe De aedibus international. Quart Verlag, Luzern 2011, ISBN 978-3-03761-015-2
- Andreas Hild: Gebäude, Gebilde, Gemenge. In: Ben Pell (Hrsg.): Modulierte Oberflächen. Ornament und Technologie in der Gegenwartsarchitektur. Birkhäuser, Basel 2010, ISBN 978-3-0346-0220-4.
- Wolfgang Bachmann: Große Oper. Wohnanlage 'Klostergarten Lehel' in München. In: Baumeister, Heft Januar 2010.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Fakultätsleitung - Fakultät für Architektur. Abgerufen am 1. Mai 2021.
- ↑ Archiv Analoge - Andreas Hild. Abgerufen am 4. Mai 2021.
- ↑ Archiv Analoge - Andreas Hild. Abgerufen am 4. Mai 2021.
- ↑ Neues Dekane-Team. Abgerufen am 19. November 2020.
- ↑ Profil. In: Hild und K Architekten. Abgerufen am 19. November 2020 (deutsch).
- ↑ Lagerhalle Kemeter. In: Hild und K Architekten. Abgerufen am 18. Juli 2020 (deutsch).
- ↑ Haus Bonnin. In: Hild und K Architekten. Abgerufen am 18. Juli 2020 (deutsch).
- ↑ Fassadensanierung Belzigerstrasse. In: Hild und K Architekten. Abgerufen am 18. Juli 2020 (deutsch).
- ↑ Haus in Aggstall. In: Hild und K Architekten. Abgerufen am 18. Juli 2020 (deutsch).
- ↑ Klostergarten Lehel. In: Hild und K Architekten. Abgerufen am 18. Juli 2020 (deutsch).
- ↑ Louis Hotel am Viktualienmarkt. In: Hild und K Architekten. Abgerufen am 18. Juli 2020 (deutsch).
- ↑ Umbau und Sanierung TU München. In: Hild und K Architekten. Abgerufen am 18. Juli 2020 (deutsch).
- ↑ Immenstadt, Adolf-Probst-Straße. Abgerufen am 21. Juli 2022.
- ↑ Ansicht - Architekturpreis Beton. Abgerufen am 1. Mai 2021.
- ↑ BauNetz: Es strahlen: Hild & K. - Licht-Architektur Preis erstmals vergeben. 5. November 1999, abgerufen am 12. Mai 2022.
- ↑ Wartehaus am Ländtorplatz, Landshut. Bund Deutscher Architekten, abgerufen am 19. Mai 2022.
- ↑ BauNetz: Liebling Libeskind - Deutscher Architekturpreis 1999 für Jüdisches Museum Berlin. 5. Juli 1999, abgerufen am 20. Mai 2021.
- ↑ Architekturpreis 2000 des Ziegelforums BauNetz.de. Abgerufen am 1. Juni 2022.
- ↑ EUMiesAward. Abgerufen am 23. Dezember 2021.
- ↑ EUMiesAward. Abgerufen am 23. Dezember 2021.
- ↑ muenchen.de: Preis für Stadtbildpflege 2016
Personendaten | |
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NAME | Hild, Andreas |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Architekt und Hochschullehrer |
GEBURTSDATUM | 18. November 1961 |
GEBURTSORT | Hamburg |
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