Andreas Capellanus

Andreas Capellanus lebte als Geistlicher und Autor im 12. Jahrhundert.

Einige Quellen nennen ihn als Andreas Cambellanus den Kaplan am Hof des Königs von Frankreich Philipp II. Ein Andreas Capellanus wird in sieben Urkunden der 1180er Jahre am Hof der Marie de Champagne erwähnt, die als Mäzenin höfischer Literatur galt. Zwischen 1174 und 1186 verfasste Andreas Capellanus sein dreibändiges Traktat De amore libri tres (Von der Liebe), in dem er Marie de Champagne mehrfach erwähnt, so dass eine Verbindung mit ihrem Hof wahrscheinlich ist. Andreas Capellanus lebte in Frankreich, unter anderem in Paris.

De amore

De amore beschäftigt sich in drei Bänden mit der Liebe. Das erste Buch behandelt das Erlangen der Liebe und ihre Definition, an die sich Dialoge zwischen Mann und Frau unterschiedlicher sozialer Schichten anschließen. Das zweite Buch beschäftigt sich mit dem Erhalten der Liebe und Beispielen des Verlaufs einer Beziehung. Das dritte Buch stellt den Kampf gegen die Liebe dar und damit am ehesten die geistliche Stellung des Autors. Andreas Capellanus orientiert sich dabei an philosophischen, geistlichen und frauenfeindlichen Ansichten. Die Bücher sind als Unterweisung an den wahrscheinlich fiktiven Freund Gualterius konzipiert, der sich von Andreas Capellanus Rat in der Liebe erhofft.

Das lateinische Werk fand eine weite Verbreitung und wurde unter anderem ins Französische (von Drouart la Vaches, 1290), Deutsche (von Eberhard von Cersne, 1404) und Italienische (14. Jahrhundert) übersetzt. Der englische Titel The Art of Courtly Love hingegen ist irreführend, gerade weil nach neueren Erkenntnissen De amore auch als Parodie auf die höfische Minneauffassung verstanden werden kann.

Werkausgaben

  • Andreae Capellani regii Francorum de amore libri tres. Herausgegeben von Emil Trojel. Gadianana, Kopenhagen 1892 (2. Ausgabe = 2., unveränderter Nachdruck. Fink, München 1972).
  • Andreas Capellanus. De Amore. Lateinisch - deutsch. Übersetzt, mit einem Nachwort und Anmerkungen von Florian Neumann. Dieterich’sche Verlagsbuchhandlung. Mainz 2003, ISBN 978-3-87162-060-7
  • Andreas Capellanus: Über die Liebe. = De amore. (Ein Lehrbuch des Mittelalters über Sexualität, Erotik und die Beziehungen der Geschlechter) (= Bibliothek der mittellateinischen Literatur. Bd. 1). Eingeleitet, übersetzt und mit Anmerkungen versehen von Fidel Rädle. Hiersemann, Stuttgart 2006, ISBN 3-7772-0600-8
  • Andreas aulae regiae capellanus: De amore libri tres. = Andreas königlicher Hofkapellan: Drei Bücher von der Liebe. Text nach der Ausgabe von E. Trojel. Übersetzt und mit Anmerkungen und einem Nachwort versehen von Fritz Peter Knapp. Walter de Gruyter, Berlin/New York NY 2006, ISBN 3-11-017915-6.

Literatur

  • Alfred Karnein: Die Stimme der Intellektuellen im Mittelalter: Andreas Capellanus über Liebe, Sexualität und Geschlechterbeziehung. In: Gabriele Bartz, Alfred Karnein, Claudio Lange: Liebesfreuden im Mittelalter. Kulturgeschichte der Erotik und Sexualität in Bildern und Dokumenten. Belser, Zürich und Stuttgart 1994, ISBN 3-7630-2311-9, S. 81–95.
  • Max Manitius: Geschichte der lateinischen Literatur des Mittelalters. Band 3: Vom Ausbruch des Kirchenstreites bis zum Ende des zwölften Jahrhunderts (= Handbuch der Altertumswissenschaft. Abteilung 9, Teil 2, Band 3). Beck, München 1931, S. 282–285 (Unveränderter Nachdruck. ebenda 1973, ISBN 3-406-01404-6).
  • W. Maurice Sprague: Andreas Capellanus. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 26, Bautz, Nordhausen 2006, ISBN 3-88309-354-8, Sp. 31–42.

Weblinks