Andreas Bräm

Andreas Bräm (* 30. April 1797 in Basel; † 11. Januar 1882 in Neukirchen (heute Neukirchen-Vluyn) am Niederrhein) war ein Schweizer evangelisch-reformierter Pfarrer und Gründer des Neukirchener Erziehungsvereins.

Leben und Wirken

Der aus armen Verhältnissen stammende Bräm besuchte dank eines Stipendiums das Gymnasium in seiner Heimatstadt, wo er auch 1816 das Studium begann. Im Frühjahr 1818 erfuhr er durch Vorträge der baltischen Freifrau Juliane von Krüdener die Bekehrung zu einem von der Erweckungsbewegung geprägten Christentum. 1819 setzte er das Studium der Evangelischen Theologie in Tübingen fort. 1821 wurde er Hauslehrer beim Seidenfabrikanten Friedrich Heinrich von Friedrich von der Leyen in Krefeld. Im benachbarten Neukirchen lernte er die Pfarrerstochter Wilhelmine Rappard (1798–1875) kennen, die er 1825 heiratete, als er (nach der Ordination im Basler Münster) in Basel eine Stelle als Lehrer am Mädchengymnasium erhielt. Hier beschäftigte er sich mit den Schriften Johann Heinrich Pestalozzis und der Arbeit in der von Christian Heinrich Zeller gegründeten Armenschullehreranstalt und Rettungsanstalt auf Schloss Beuggen (oberhalb Basels), einem der ersten Unternehmen der Inneren Mission.

1835 übernahm Bräm die Pfarrstelle seines Schwiegervaters in Neukirchen und wirkte dort, z. B. durch Bibelstunden und die Herausgabe der Wochenzeitung Die Biene (1842–1846), im Geiste der Erweckungsbewegung. Sein Lebenswerk wurde die Fürsorge für entwurzelte Kinder aus den von der frühen Industrialisierung erfassten Städten des Wuppertals. Bräm richtete ein Rettungshaus ein und gründete am 15. Dezember 1845 zusammen mit Mitgliedern seines Presbyteriums und weiteren Bürgern den »Verein zur Erziehung armer, verlassener und verwahrloster Kinder in Familien«, kurz Neukirchener Erziehungsverein. Anders als in den Rettungshäusern sollten die Kinder nicht (bzw. nur vorübergehend) in einem Heim wohnen, sondern wurden in Familien, überwiegend in ländlichen Gegenden des Rheinlands, untergebracht. Drei Wohnhäuser für den Übergang bzw. für schwer erziehbare Mädchen (das 1880 gegründete Haus Elim war das erste Mädchenheim in Preußen) konnte Bräm errichten, zahlreiche weitere Einrichtungen kamen nach seinem Tod dazu.

Neben seinem Wirken als Pfarrer und Pionier der Inneren Mission veröffentlichte Bräm biblische Betrachtungen, vor allem zum Alten Testament, und warb auf den evangelischen Kirchentagen in Elberfeld (1851), Frankfurt am Main (1854) und Barmen (1860) für sein Modell der Jugendhilfe.

Werke

  • Beschreibung des heiligen Landes. 1834; 2. Aufl. 1838.
  • Blicke in die Weltgeschichte und ihren Plan. 1835.
  • Die Wahrheit zur Gottseligkeit nach dem Lehrgange der heiligen Schrift: ein Leitfaden beim Unterricht. 1845.
  • Über die Weise des Gottesdienstes nach biblischen Grundsätzen. Eine Denkschrift für unsere rheinisch-westphälischen Gemeinden und deren Vertreter. 1849.
  • Das Reich Gottes im Alten Testamente. 1850.
  • Züge aus Abrahams Hausleben. 1855; 1890.
  • Der Sündenfall : Beleuchtung von 1. Mose 3. 1857.
  • Israels Wanderung von Gosen bis zum Sinai. 1859.
  • Gedanken zur Orientierung und Selbstprüfung über die Aufgabe der deutsch-evangelischen Kirche. 1862.
  • Briefe an Frauen und Jungfrauen über Fragen aus dem praktischen Leben. Hrsg. von Gottfried Pott. 1895; 1921.
  • Andreas Bräm: Prediger, Seelsorger, Pädagoge und Gründer des Erziehungsvereins (1797–1882). Eine Auswahl aus seinen Schriften. Eingeleitet u. hrsg. v. Rudolf Weth. Neukirchener Verlag, Neukirchen-Vluyn 1982.

Literatur

  • Julius Roessle: Zeugen und Zeugnisse. Die Väter des rheinisch-westfälischen Pietismus. 1968. S. 175–183.
  • Elsbeth Lohbeck: Andreas Bräm (1797–1882) – ein Wegbereiter der Diakonie im Rheinland und Gründer des Neukirchener Erziehungsvereins : ein Lebensbild, dargestellt anhand von archivalischen Quellen. Neukirchener Verlag, Neukirchen-Vluyn 1989
  • Manfred Jülicher: 150 Jahre Erziehungsverein im Kirchenkreis Moers. Teil I. In: Monatshefte für Evangelische Kirchengeschichte des Rheinlandes 57, 2008, S. 165–184.
  • Elsbeth Lohbeck: Andreas Bräm – ein vergessener Vorkämpfer für die Lösung der sozialen Frage im 19. Jahrhundert. In: Monatshefte für Evangelische Kirchengeschichte des Rheinlandes 32, 1983.
  • Friedrich Wilhelm BautzBräm, Andreas. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 1, Bautz, Hamm 1975. 2., unveränderte Auflage Hamm 1990, ISBN 3-88309-013-1, Sp. 725–726.