Andrea Schiavone

Büste in Zadar
Die Dornenkrönung, Holzschnitt nach Tizian
Kindheit des Jupiter, 1560

Andrea Schiavone (kroatisch Andrija Medulić, italienisch Andrea Schiavone, eigentlich Andrea Meldolla (Medola); * um 1510 in Zara, heute Zadar in Kroatien oder 1522;[1][2]1563 in Venedig) war ein venezianischer Maler.

Leben

Meldollas Vater war venezianischer Amtmann in Meldola, das 1509 nach der Schlacht von Agnadello für Venedig verloren ging. Er ging daher nach Zara, wo Andrea geboren wurde und daher später den Herkunftsnamen „Schiavone“ (der „Slawe“) erhielt.

Schiavone kam früh aus seiner Heimatstadt Zadar nach Venedig und arbeitete dort bei Tizian, dessen Kolorit er mit dem Stil von Francesco Mazzola, genannt Parmigianino, verband. Um seinen Unterhalt zu verdienen, bemalte er, wie seine Kollegen auch, Wände, Fahnen und Alltagsgegenstände, wie Möbelstücke oder Truhen.

Schiavone hat biblische Gemälde und Porträts gemalt, doch liegt seine Bedeutung darin, dass er einer der ersten Italiener war, die die Landschaft als selbstständige Gattung der Malerei kultivierten (eine Berg- und eine Waldlandschaft befanden sich im Berliner Museum). Er hat auch eine Anzahl von Blättern radiert, unter denen sich ebenfalls Landschaften befinden.

Bedeutende Werke des Künstlers sind heute (Stand 2007) in der öffentlichen Ausstellung in den Uffizien in Florenz ausgestellt.

Er starb möglicherweise an Hirnhautentzündung. In seinem Testament wurde auch der Bildhauer Alessandro Vittoria bedacht.

Literatur

  • Francis L. Richardson: Andrea Schiavone. Clarendon Press, Oxford 1980, ISBN 0-19-817332-6.
  • Johann Gottfried Grohmann: Neues historisch-biographisches Handwörterbuch oder kurzgefasste Geschichte aller Personen, welche sich …: bis auf gegenwärtige Zeiten einen ausgezeichneten Namen machten … Leipzig. Band 7: Sam–Z. F. G. Baumgärtner, Leipzig 1799, S. 71–72 (books.google.de).
  • Michael Huber: Andrea Schiavone genannt Meldolla. In: Handbuch für Kunstliebhaber und Sammler über die vornehmsten Kupferstecher und ihre Werke … nach der französischen Handschrift des … M. H. bearbeitet von C. C. H. Rost. Band 3. Orell, Geßner, Füßli, Zürich 1799, S. 189–191 (books.google.de): „geboren Ao 1522 zu Zebenigo in Dalmatien gestorben zu Venedig Ao 1582.“
  • Lili Fröhlich-Bum: Meldolla, Andrea. In: Hans Vollmer (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. Begründet von Ulrich Thieme und Felix Becker. Band 24: Mandere–Möhl. E. A. Seemann, Leipzig 1930, S. 357–359.
  • Schiavōne 1) Andrea Medula. In: Universal-Lexikon der Gegenwart und Vergangenheit. 4., umgearb. und stark vermehrte Auflage, Band 15: Säugethiere–Sicilicus, Eigenverlag, Altenburg 1862, S. 147. – Geburtsjahr (1522), Geburtsort (Sebenico) und Sterbejahr (1582) abweichend.
  • Museo Correr di Venezia (Hrsg.): Splendori del Rinascimento a Venezia: Schiavone tra Parmigianino, Tintoretto e Tiziano. Ausstellungskatalog, 2015/2016, ISBN 978-88-6648-278-9.
  • Lili Fröhlich-Bum: Andrea Meldolla, genannt Schiavone. In: Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien. Band 31, 1913, S. 137–220 (Digitalisat).
  • Schiavōne. In: Meyers Großes Konversations-Lexikon. 6. Auflage. Band 17, Bibliographisches Institut, Leipzig/Wien 1909, S. 748.

Weblinks

Commons: Andrea Schiavone – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Schiavōne. In: Meyers Großes Konversations-Lexikon. 6. Auflage. Band 17, Bibliographisches Institut, Leipzig/Wien 1909, S. 748. Abweichende Angaben zum Geburtsort: „geb. 1522 (?) in Sebenico in Dalmatien“.
  2. Lili Fröhlich-Bum: Andrea Meldolla, genannt Schiavone. In: Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien. Band 31, 1913, S. 137–220 (Digitalisat, auch hier steht auf S. 139, Zitat: „Er wurde 1522 geboren, von armen Eltern, die aus Sebenico nach Venedig zogen“).

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Zadar Büste Andrija Medulic.jpg
Autor/Urheber: Manfred Kuzel, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Büste des Malers Andrea Schiavone alias Andrija Medulic in Zadar
5187 bassenge schiavone.jpg
Die Komposition wurde angeregt von Tizians Gemälde für die Kirche Sta. Maria delle Grazie in Mailand, das sich heute im Louvre befindet. Von den älteren Autoren bis dahin als die Schöpfung eines anonymen Meisters beschrieben, wurde das Blatt von Francis L. Richardson in den 1960er Jahren zum ersten Mal mit Andrea Meldolla in Verbindung gebracht. Der Holzschnitt gehört zu einer Gruppe von vier Blättern Meldollas in dieser Technik, die in der früheren Literatur als anonyme Formschnitte nach Parmigianino galten. Darüber hinaus ist es das einzige Blatt, das sein Monogramm trägt. Stilistisch gehört der Holzschnitt der späteren Schaffensphase Meldollas an. Das Blatt ist in einer verfeinerten, hochentwickelten Holzschnitttechnik ausgeführt. Formale Elemente wie die Figurenauffassung, die Physiognomien der Soldaten und die bewegte, fliessende Behandlung der Draperien sind charakteristisch für Meldollas Stil der 1550er Jahre und machen die Zuschreibung an ihn überzeugend. Während die Repoussoirfigur des kauernden Kriegers mit dem Schild sich auf mehreren Gemälden Tizians dieser Epoche wiederfindet, sind die ungebändigte Dynamik und die dramatische Expressivität der Darstellung ganz eigenständige Wesenszüge der Kunst Meldollas. Ausgezeichneter Druck mit der Einfassungslinie. Verso geglättete Hängefalte, geringfügig fleckig, alte Annotation in Feder verso, sonst sehr schönes Exemplar. Selten.