Anatoli Petrowitsch Wapirow

Anatoli Petrowitsch Wapirow (auch Anatoly Vapirov; russisch Анатолий Петрович Вапиров; * 24. November 1947 in Berdjansk, Ukrainische SSR, Sowjetunion; † 25. September 2025[1]) war ein sowjetisch-bulgarischer Jazz-Klarinettist, Saxophonist und Komponist.

Leben

Wapirow studierte am Leningrader Konservatorium Komposition und Klarinette, später auch Saxophon und wirkte dort bis 1982 als Lehrer für Jazzmusik. Er spielte seit Ende der 1960er Jahre Jazzmusik und war von 1967 bis 1976 Mitglied des Leningrader Music-Hall-Orchesters unter Oleg Kuzenko. 1976 erschien die erste Platte mit seinem eigenen Leningrader Jazz Ensemble.[2] In den 1970er Jahren wurde er einer der wichtigsten Vertreter des Modern Jazz in der Sowjetunion, wo er u. a. mit Sergei Kurjochin, Wladimir Wolkow, Wjatscheslaw Gajworonski, Walentina Ponomarjowa und Tomasz Stańko auftrat.

1982 bis 1983 war Wapirow inhaftiert wegen angeblicher „Spekulation auf dem Schwarzmarkt“.[3] Heimlich produzierte Aufnahmen seiner Kompositionen aus dieser Zeit wurden ins Ausland geschmuggelt und erschienen in England unter dem Titel Sentenced to Silence. 1985 emigrierte er nach Bulgarien. Dort leitete er von 1992 bis 2005 das Varna Summer International Jazz Festival; auch arbeitete er im Duo mit Harry Tavitian und mit Kâmil Erdem.

Wapirow nahm mehr als 80 LPs und CDs auf und komponierte neben Jazzmusik auch mehrere große sinfonische Werke,[4] darunter größere Jazzprojekte wie The Mirror of Memory (Charles Mingus gewidmet), Lines of Fate (Alban Berg gewidmet), De profundis, das Rockballett Masquerade, das Ballett Macbeth und Orchesterwerke, u. a. Sinfonien sowie Konzerte für Orchester und Jazzsolisten.[5] Sein Album Black Sea Trio – Live in Germany, in Elmau, Dresden und Göttingen aufgenommen, erschien 2001,[6] seine Komposition The Black Sea Project wurde 2006 mit dem Varna Symphony Orchestra beim 15. Warna Summer International Jazz Festival aufgeführt.[7]

Diskographie

  • Hard Way to Freedom
  • Vapirov Est-West Project
  • There’s Always Hope
  • Concert by the Black Sea
  • Vapirov Project "Waltz Str."
  • This Time Forecer
  • Bridge over Sea
  • New European Saxophone Quartet
  • Magic Water
  • Slavonian Mystery
  • De Profundis
  • Skitsi
  • Black Sea Trio
  • Macbeth
  • Back to the Future
  • Invocations
  • Concerto Grosso

Kompositionen

  • Concerto für Klarinette und Streichorchester, 1982
  • Zehn Jazz-Szenen zu Macbeth, 1983
  • Maskarad, Rockballett, 1984
  • Macbeth, Ballett, 1986
  • Concerto Grosso für Sinfonieorchester und Jazzquartett, 2002
  • Concerto für Sinfonieorchester und Jazzsolisten, 2003
  • Metamorphosis für Sinfonieorchester, 2003
  • Passacaglia für Sinfonieorchester, 2004–2006
  • Slawisches Requiem für gemischten Chor, Solisten und Sinfonieorchester, 2004–2006
  • Sinfonie Lubok, 2004–2006
  • Concerto für Sinfonieorchester, 2004–2006
  • Sinfonietta, 2004–2006
  • Ritual Dance für Sinfonieorchester, 2004–2006
  • 5 Exersis, 2004–2006

Einzelnachweise

  1. Отиде си джаз емблемата на Варна. In: 24chasa.bg. 26. September 2025, abgerufen am 27. September 2025 (bulgarisch).
  2. Kirill Moschkow: In Memoriam. Саксофонист и композитор Анатолий Вапиров (1947–2025). In: jazz.ru. 27. September 2025, abgerufen am 3. Oktober 2025 (russisch).
  3. Alexander Gorbatschew: Анатолий Вапиров и пластинка, которую невозможно скачать [Anatoly Vapirov und die Platte, die nicht heruntergeladen werden kann]. In: Афиша Daily. 29. Januar 2011, abgerufen am 3. Oktober 2025 (russisch).
  4. Roman Tschernenko: Вапиров Анатолий Петрович. In: Sevastopol Jazz. 23. November 2012, abgerufen am 3. Oktober 2025 (russisch).
  5. Anatoly Vapirov. In: Union of Bulgarian Composers. 2024, abgerufen am 3. Oktober 2025 (englisch).
  6. Anatoly Vapirov bei Bandcamp
  7. Varna Summer Jazz Festival. 2005, archiviert vom Original am 12. Oktober 2006; abgerufen am 3. Oktober 2025 (englisch).