Amtsoberamt Stuttgart

Karte der württembergischen Oberämter, Stand 1926

Das Amtsoberamt Stuttgart war ein württembergischer Verwaltungsbezirk (auf beigefügter Karte #50), der 1934 in Kreis Stuttgart-Amt umbenannt und 1938 aufgelöst wurde. Sitz der Verwaltung war die Haupt- und Residenzstadt Stuttgart, die jedoch seit 1699 nicht mehr zum Amt gehörte. Allgemeine Bemerkungen zu württembergischen Oberämtern siehe Oberamt (Württemberg).

Geografie

Das Amtsoberamt, im Zentrum Württembergs gelegen und die Stadt Stuttgart von drei Seiten umschließend, reichte von Feuerbach im Norden bis nach Waldenbuch im Süden. Mit Glemswald, westlicher Filderebene und Ostteil des Schönbuchs hatte das Gebiet Anteil an mehreren Naturräumen, die über die Flüsse Glems, Feuerbach, Körsch und Aich zum Neckar entwässern.

Im Jahr 1900 umfasste der Bezirk eine Fläche von 206 km² und hatte 50.500 Einwohner. Die Grenzen und damit auch die Fläche änderten sich im Laufe der Geschichte mehrfach. So wurden im 20. Jahrhundert einerseits Gemeinden aus dem Amtsoberamt in die Stadt Stuttgart eingegliedert, andererseits kamen 1923 einige Orte vom aufgelösten Oberamt Cannstatt hinzu, siehe unten.

Das Amtsoberamt Stuttgart grenzte im Norden an das Oberamt Ludwigsburg, im Nordosten an das Oberamt Cannstatt und an die Stadt Stuttgart, im Osten an das Oberamt Esslingen, im Süden an die Oberämter Nürtingen und Tübingen und im Westen an die Oberämter Böblingen und Leonberg.

Geschichte

Amtsoberamt Stuttgart, Gebietsstand 1813, mit den früheren Herrschaftsgrenzen

Stuttgart, 1247 zu Württemberg gekommen und in der Folge zur Residenzstadt ausgebaut, war bereits im 13. Jahrhundert Verwaltungsmittelpunkt für das nähere Umland. Zum Amt Stuttgart zählten zunächst nur die Stadt selbst, die zugehörigen Weiler Heslach, Böhmisreute (später abgegangen), Berg und Gablenberg sowie das Dorf Gaisburg. Durch die Eingliederung neu erworbener Orte wurde das Amt nach und nach vergrößert, so dass es sich Anfang des 16. Jahrhunderts über einen Teil der Filder erstreckte und mit dem Städtchen Waldenbuch und dem „Leinfelder Ämtlein“ den Schönbuch erreichte. Oberesslingen und (das nur zum Teil württembergische) Plochingen lagen als Exklaven außerhalb des sonst geschlossenen Amtsbezirks. Später kamen noch Untersielmingen mit Harthausen (1554) und das Gebiet der Propstei Nellingen (1649, schon vorher unter württembergischer Schirmvogtei) hinzu.

1699 trennte Herzog Eberhard Ludwig Stadt und Amt Stuttgart voneinander. Für das Amt, das einen eigenen Vogt und einen eigenen Amtspfleger erhielt, wurde das Gebäude Rotebühlstraße 29 als Verwaltungssitz eingerichtet. Eine eigene Amtsschreiberei bestand jedoch erst ab 1759; seither waren die Bezeichnungen Stadtoberamt für die städtische Behörde und Amtsoberamt für das bisherige Amt Stuttgart gebräuchlich. Dennoch blieben gewisse Tätigkeiten für beide Amtsbezirke noch unter einer Führung, so etwa das Medizin- und das Kirchenwesen.

Nachdem es im 18. Jahrhundert keine Gebietsveränderungen gegeben hatte – abgesehen davon, dass Feuerbach von 1718 bis 1739 vorübergehend zum Amt Cannstatt gehörte – wurde das Amtsoberamt 1807 um die früheren Esslinger Spitaldörfer Vaihingen und Möhringen vergrößert. Im Gegenzug kamen Oberesslingen und Plochingen 1808 zum Oberamt Esslingen, Nellingen folgte 1810. Zu jener Zeit gehörte das Amtsoberamt Stuttgart zum ersten der insgesamt zwölf Kreise, in die das Königreich 1806 eingeteilt wurde. Ab 1810 gehörte es zur Landvogtei Rothenberg und ab 1818 zum Neckarkreis.

Mit der Eingliederung Gaisburgs nach Stuttgart begann 1901 die Reihe der – zunächst auf freiwilliger Basis, ab 1933 unter Zwang – vollzogenen Eingemeindungen, die das Gebiet das Amtsoberamts schrittweise verkleinerten. 1937 waren von den einst 26 Gemeinden noch 18 übrig geblieben. Als im folgenden Jahr die Aufhebung des Kreises verfügt wurde, kamen sechs Gemeinden (darunter Möhringen und Vaihingen) zum Landkreis Böblingen, die übrigen (darunter Birkach und Plieningen) zum Landkreis Esslingen. Doch wurden diese vier genannten Gemeinden 1942 ebenfalls in die Stadt Stuttgart eingegliedert.

Gemeinden

Einwohnerzahlen 1850

Folgende Gemeinden waren 1850 dem Amtsoberamt Stuttgart unterstellt:

Nr.frühere GemeindeEinwohner
evang.
1850
kath.
 
israel.
heutige Gemeinde
1Bernhausen17134Filderstadt
2Birkach mit Riedenberg10826Stuttgart
3Bonlanden12914Filderstadt
4Bothnang139611Stuttgart
5Degerloch14504Stuttgart
6Echterdingen193914Leinfelden-Echterdingen
7Feuerbach28087Stuttgart
8Gaisburg90943Stuttgart
9Harthausen596Filderstadt
10Heumaden485Stuttgart
11Kaltenthal5094Stuttgart
12Kemnath9104Ostfildern
13Leinfelden mit Ober- und Unter-Aichen821Leinfelden-Echterdingen
14Möhringen243844Stuttgart
15Musberg6031Leinfelden-Echterdingen
16Ober-Sielmingen436Filderstadt
17Plattenhardt14746Filderstadt
18Plieningen25686Stuttgart
19Rohr5493Stuttgart
20Ruith8541Ostfildern
21Scharnhausen9134Ostfildern
22Steinenbronn9982Steinenbronn
23Stetten620Leinfelden-Echterdingen
24Unter-Sielmingen8351Filderstadt
25Vaihingen166511Stuttgart
26Waldenbuch mit Glashütte21051Waldenbuch
Summe319671027 

Änderungen im Gemeindebestand seit 1813

Gemeinden und Markungen um 1860. Farblich abgesetzt das Gebiet der Stadtdirektion Stuttgart.

1901 wurde Gaisburg nach Stuttgart eingemeindet.

1907 erhielt Feuerbach das Stadtrecht.

1908 wurde Degerloch nach Stuttgart eingemeindet.

1922 wurden Botnang (mit dem Rot- und Schwarzwildpark) und Kaltental nach Stuttgart eingemeindet.

1923 schlossen sich Ober- und Untersielmingen zur Gemeinde Sielmingen zusammen. Im selben Jahr kamen die Gemeinden Hofen, Mühlhausen, Münster, Rohracker, Sillenbuch und Zazenhausen vom aufgelösten Oberamt Cannstatt zum Oberamt Stuttgart.

1929 schlossen sich Feuerbach und Weilimdorf (Oberamt Leonberg) zusammen. Im selben Jahr wurde Hofen nach Stuttgart eingemeindet.

1931 wurde Münster nach Stuttgart eingemeindet.

1933 wurden Feuerbach, Mühlhausen und Zazenhausen nach Stuttgart eingemeindet.

1936 wurde Rohr nach Vaihingen eingemeindet.

1937 wurden Heumaden, Rohracker und Sillenbuch nach Stuttgart eingemeindet.

Amtsvorsteher

  • 1799–1809: Johann Christian Schott (1755–1841)
  • 1809–1811: Carl Friedrich von Dizinger (1774–1842)
  • 1811–1814: Georg Ludwig von Breuning (1750–1814)
  • 1814–1831: Christoph Maximilian von Griesinger (1763–1831)
  • 1831–1852: Eberhard Christian von Heigelin (1789–1857)
  • 1852–1866: Friedrich Mugler (1793–1869)
  • 1866–1877: Karl Hermann von Hörner (1809–1880)
  • 1877–1895: Wilhelm Friedrich von Drescher (1820–1897)
  • 1895–1902: Robert Fleischhauer (1833–1903)
  • 1902–1912: Franz Gambs (1846–1917)
  • 1912–1922: Friedrich Hornung (1865–1928)
  • 1923–1926: Hermann Aichele (1881–1940)
  • 1926–1938: Hermann Niethammer (1874–1953)

Literatur

  • Karl Eduard Paulus (Hrsg.): Beschreibung des Oberamts Stuttgart, Amt (= Die Württembergischen Oberamtsbeschreibungen 1824–1886. Band 28). J. B. Müller, Stuttgart 1851 (Volltext [Wikisource]).
  • K. statist.-topogr. Bureau (Hrsg.): Beschreibung des Oberamts Stuttgart, Amt. Müller, Stuttgart 1851. Reprint Bissinger, Magstadt, ISBN 3-7644-0027-7.
  • Das Amtsoberamt Stuttgart, bearbeitet von Chr. Böhm, A. Buck, K. Fischer. Scharr, Stuttgart 1983, ISBN 3-924367-11-6. (Unveränderter Nachdruck der Ausgabe von 1915 mit einem Beitrag von Christine Bührlen-Grabinger zur Geschichte des Amtsoberamts Stuttgart und seiner Nachfolger, des Stadtkreises Stuttgart und der Landkreise Böblingen und Esslingen.)
  • Wolfram Angerbauer (Red.): Die Amtsvorsteher der Oberämter, Bezirksämter und Landratsämter in Baden-Württemberg 1810 bis 1972. Herausgegeben von der Arbeitsgemeinschaft der Kreisarchive beim Landkreistag Baden-Württemberg. Theiss, Stuttgart 1996, ISBN 3-8062-1213-9.

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Territorien und Ämtergliederung, Stand 1800
Raumbezug: württembergisches Amtsoberamt Stuttgart in den Grenzen von 1810, nomineller Maßstab 1:100 000
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Stadt Stuttgart (farblich hervorgehoben) und Amtsoberamt Stuttgart, Gemeinden und Gemarkungen um 1860, nomineller Maßstab 1:100 000
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Württemberg, Karte der Verwaltungsgliederung (Oberämter), Stand 1927. Zuordnung der Zahlen zu Oberämtern siehe hier.