Amtshauptmannschaft Flöha

Amtshauptmannschaft Flöha
Basisdaten[1]
KreishauptmannschaftChemnitz
VerwaltungssitzFlöha
Fläche384 km² (1939)
Einwohnerzahl103.261 (1939)
Bevölkerungsdichte269 Einw./km² (1939)
Lage der Amtshauptmannschaft Flöha 1905
Lage der Amtshauptmannschaft Flöha 1905
Lage der Amtshauptmannschaft Flöha 1905

Die Amtshauptmannschaft Flöha war eine Verwaltungseinheit in Sachsen. Sie bestand vom 15. Oktober 1874 bis zum 31. Dezember 1938 und danach als Landkreis Flöha bis zum 24. Juni 1952. Ihr Gebiet gehört heute größtenteils zum Landkreis Mittelsachsen in Sachsen.

Geschichte

Am 15. Oktober 1874 wurden im Königreich Sachsen im Rahmen einer umfassenden Verwaltungsreform neue Kreishauptmannschaften und Amtshauptmannschaften eingerichtet, auf Grundlage des Gesetzes über die Organisation der Behörden für die innere Verwaltung vom 21. April 1873 in Verbindung mit der Durchführungsverordnung vom 20. August 1874. Aus den Bezirken der Gerichtsämter Augustusburg (ohne die Gemeinden Euba, Großwaltersdorf und Kleinhartmannsdorf), Frankenberg, Oederan, Zschopau (ohne die Gemeinde Kemtau) und der Gemeinde Hohndorf vom Gerichtsamt Wolkenstein wurde die neue Amtshauptmannschaft Flöha gebildet. Der Aufgabenbereich der Gerichtsämter bleibt von diesem Zeitpunkt an auf Justizangelegenheiten beschränkt.

Amtshauptleute und Landräte

  • 15. Oktober 1874 – 30. März 1882: Paul Georg Freiherr von Weissenbach
  • 1. April 1882 – 30. April 1882: Alexis Anselm Rumpelt (interim)
  • 1. Mai 1882 – 22. Februar 1884: Maximilian Forker-Schubauer
  • 1. März 1884 – 30. September 1892: Julius von Gehe[2][3]
  • 3. Oktober 1892 – 31. März 1897: Hans Freiherr von Teubern
  • 1. April 1897 – 28. Februar 1901: Hugo von Loeben
  • 1. April 1901 – 30. Juni 1904: Kurt Morgenstern
  • 1. Juli 1904 – 2. September 1909: Karl Dost
  • 1. November 1909 – 31. Oktober 1910: Ernst Thiele
  • 1. November 1910 – 1919: Franz R. Edelmann
  • 1919–1921: Friedrich Ilberg
  • 1921–1923: Wolfgang Schettler
  • 1923–1925: Bernhard Kuhnt
  • 1925–1934: Richard Oesterhelt, nach ihm ist die Oesterhelt-Brücke in Braunsdorf (Niederwiesa) benannt.
  • 1934–1. November 1937: Helmuth Haupt
  • 1938–1944: Woldemar Kalkoff
  • 1944–1945: Paul Zimmermann
  • 8. Mai 1945 – Juli 1945: Pawlowski
  • August 1945 – Dezember 1946: Glöckner
  • Dezember 1946 – Januar 1947: Herbert Liebscher (kommissarisch)
  • 14. Januar 1947 – 1950: Richard Engelmann
  • 1950: Anneliese Gebel (kommissarisch)

Verwaltungssitz

Mit Wirkung vom 15. Oktober 1874 erhielt Flöha den Sitz der Amtshauptmannschaft. Damit war es das einzige Dorf in Sachsen, das eine Amtshauptmannschaft erhielt. Zunächst hatte sie ihre Amtsräume im Haus des Gemeindevorstandes Liebert am Schulberg in Flöha. Vom Sommer 1875 an wurde im heutigen Ortsteil Plaue gebaut; Einzug wurde im Oktober 1876 gefeiert.

Landkreis Flöha

Aufgrund reichseinheitlicher Regelung wurden die sächsischen Amtshauptmannschaften ab dem 1. Januar 1939 in Landkreise umbenannt. Der Landkreis Flöha existierte bis zu den Kreisreformen in der DDR im Juli 1952 in diesen Grenzen, am 25. Juni 1952 wurde er in die Kreise Flöha, Zschopau, Hainichen und Chemnitz-Land aufgeteilt.

Übergeordnete Institution

Nachdem die Amtshauptmannschaft Flöha zunächst zur Kreishauptmannschaft Zwickau gehört hatte, wurde sie am 1. Oktober 1900 mit den Amtshauptmannschaften Annaberg, Chemnitz, Glauchau und Marienberg der neuen Kreishauptmannschaft Chemnitz untergeordnet.

Gliederung

Der Amtshauptmannschaft gehörten 1910 61 Kommunen, darunter 3 Städte und 58 Gemeinden, an. Einzelne selbständige Gutsbezirke waren gesondert aufgeführt, sind aber in den Einwohnerzahlen der umliegenden Gemeinden aufgeführt.[4]

Einwohner nach Kommune zum 1. Dezember 1910
StadtEinwohnerzahlGemeindeEinwohnerzahlselbständiger Gutsbezirk (1. Dez. 1900)Einwohnerzahl
AMTSHAUPTMANNSCHAFT gesamt: 98.018
Städte28.784Gemeinden69.234
1Frankenberg13.5764Ebersdorf5.269Landesanstalten Sachsenburg294
2Zschopau6.7325Eppendorf4.879Rittergut Lichtenwalde84
3Öderan5.9856Flöha3.875Rittergut Erdmannsdorf78
10Augustusburg2.4917Leubsdorf2.887Rittergut Börnichen57
8Plaue-Bernsdorf2.796Rittergut Auerswalde44
9Borstendorf2.721Rittergut Wingendorf42
11Dittersdorf2.458Gut Dittersdorf41
12Krumhermersdorf2.333Kammergut Sachsenburg31
13Grünhainichen2.248Rittergut Weißbach27
14Falkenau2.189Gut Neubau14
15Auerswalde1.959Staatsforstrevier Frankenberg9
16Niederwiesa1.935Rittergut Schlößchen-Porschendorf8
17Weißbach1.784Staatsforstrevier Augustusburg6
18Waldkirchen1.756Staatsforstrevier Borstendorf
19Erdmannsdorf1.689Staatsforstrevier Dittersdorf[Anm. 1 am Tabellenende]0
20Oberwiesa1.681Rittergut Krumhermersdorf
21Gornau1.584Staatsforstrevier Lengefeld (Anteil)[Anm. 2 am Tabellenende]
22Marbach1.448Staatsforstrevier Plaue
23Börnichen bei Grünhainichen1.318
24Gahlenz1.241
25Dorfschellenberg1.196
26Witzschdorf1.179
27Niederlichtenau1.092
28Garnsdorf999
29Sachsenburg979
30Oberlichtenau924
31Thiemendorf875
32Schlößchen Porschendorf809
33Gückelsberg730
34Hohenfichte725
35Mühlbach717
36Dittmannsdorf709
37Dittersbach689
38Lichtenwalde683
39Grünberg646
40Merzdorf571
41Gunnersdorf543
42Hennersdorf535
43Schönerstadt523
44Hohndorf494
45Kunnersdorf453
46Altenhain436
47Görbersdorf427
48Breitenau426
49Frankenstein421
50Memmendorf375
51Börnichen bei Öderan350
52Kirchbach336
53Irbersdorf330
54Braunsdorf300
55Metzdorf291
56Hausdorf284
57Wingendorf271
58Hartha247
59Hetzdorf219
60Neudörfchen206[Anm. 1] 1924 Umbenennung in Einsiedel
61Ortelsdorf194[Anm. 2] Umbenennung in Heinzebank (mit Fiskalischem Kalkwerk Neunzehnhain)

Gebietsveränderungen

Zwischen 1918 und 1925 wurden die Gutsbezirke, die nicht im Eigentum des Freistaates Sachsen waren den umliegenden Gemeinden zugeordnet. In den Jahren 1948 bis 1949 wurden die staatlichen Gutsbezirke (Forstreviere) den umliegenden Gemeinden zugeordnet, zum Teil infolge der Bodenreform.

DatumGemeinde bzw. GutsbezirkAnmerkung
zwischen 1878 und 1883Gutsbezirk Rittergut Weißbach mit DittersdorfTeilung des selbständigen Gutsbezirkes in selbständigen Gutsbezirk Rittergut Weißbach und in selbständigen Gutsbezirk Gut Dittersdorf
1. März 1891[5]JägerhofEingemeindung nach Schellenberg (Augustusburg)
1. Juni 1899SchellenbergUmbenennung in Augustusburg
1. Januar 1914[5]NiederwiesaZusammenschluss mit Oberwiesa zur Gemeinde Wiesa
1. Januar 1914[5]OberwiesaZusammenschluss mit Niederwiesa zur Gemeinde Wiesa
1915WiesaUmbenennung in Niederwiesa
27. November 1918[5]WaldkirchenUmbenennung in Waldkirchen-Zschopenthal
1. Juli 1919[5]EbersdorfEingemeindung nach Chemnitz
5. November 1919[5]DorfschellenbergUmbenennung in Schellenberg
1. April 1920[5]GückelsbergEingemeindung nach Flöha
1. Januar 1921[5]ThiemendorfEingemeindung nach Breitenau
1. Februar 1922[5]MetzdorfEingemeindung nach Hohenfichte
1. Juni 1924[6]Gutsbezirk Staatsforstrevier DittersdorfUmbenennung in selbständigen Gutsbezirk Staatsforstrevier Einsiedel
1. Juni 1924[6]Gutsbezirk Staatsforstrevier LengefeldUmbenennung in selbständigen Gutsbezirk Staatsforstrevier Heinzebank (ein Teil gehört zur Amtshauptmannschaft Marienberg)
1. April 1927[5]HetzdorfTeileingemeindung nach Breitenau und Falkenau, gleichzeitig Auflösung der Gemarkung Hetzdorf
1. April 1929[5]KunnersdorfEingemeindung nach Erdmannsdorf
1. Juli 1934[5]NeudörfchenEingemeindung nach Dittersbach
1. Juli 1935[7]GroßwaltersdorfZuordnung zur Amtshauptmannschaft Flöha von der Amtshauptmannschaft Freiberg, ohne Ortsteil Neuwaltersdorf (Eingliederung in die Gemeinde Großhartmannsdorf)
1. Oktober 1939[5]Plaue-BernsdorfUmbenennung in Plaue
1. Oktober 1939[5]Schlößchen-PorschendorfUmbenennung in Schlößchen
1. Oktober 1939[5]Waldkirchen-ZschopenthalUmbenennung in Waldkirchen
19. Juli 1949[8]Gutsbezirk Landesanstalt SachsenburgTeileingemeindung nach Irbersdorf und Sachsenburg
1. Juli 1950[8][9]OrtelsdorfEingemeindung nach Gunnersdorf
1. Juli 1950[8]DittersdorfZuordnung zum Landkreis Chemnitz
1. Juli 1950[8]BockendorfZuordnung zum Landkreis Flöha vom Landkreis Döbeln
1. Juli 1950[8]EulendorfZuordnung zum Landkreis Flöha vom Landkreis Döbeln
1. Juli 1950[8]LangenstriegisZuordnung zum Landkreis Flöha vom Landkreis Döbeln
1. Juli 1950[8]RiechbergZuordnung zum Landkreis Flöha vom Landkreis Döbeln

Literatur

  • Das mittlere Zschopaugebiet (= Werte unserer Heimat. Band 28). 1. Auflage. Akademie Verlag, Berlin 1977, S. 19.
  • Bernd Rüdiger: Flöha – vom Waldhufendorf zur sozialistischen Kreisstadt. Rat der Stadt, Flöha 1984, Seite 26
  • Lothar Schreiter: Eine Chronik von Flöha. Stadtverwaltung, Flöha 1998, Seite 56
  • Reiner Groß: Geschichte Sachsens. Edition Leipzig, Berlin 2002, ISBN 3-361-00505-1

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Andreas Oettel: Zur Verwaltungsgliederung Sachsens im 19. und 20. Jahrhundert. In: Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen (Hrsg.): Statistik in Sachsen. 175 Jahre amtliche Statistik in Sachsen (Festschrift). Nr. 1, 2006, ISSN 0949-4480, S. 69–98 (Online [PDF; 6,3 MB; abgerufen am 23. Dezember 2012]).
  2. Adressbuch Frankenberg in Sachsen 1885, Seite 8.
  3. http://www.ahnenforschung-liebert.de/pdf/tagebuch_ortelsdorf_1892_1897.pdf
  4. Willkommen bei Gemeindeverzeichnis.de. Abgerufen am 18. September 2023.
  5. a b c d e f g h i j k l m n o Das Sachsenbuch, Kommunal-Verlag Sachsen KG, Dresden, 1943
  6. a b Finanzministerialblatt für den Freistaat Sachsen, Herausgeber Finanzministerium, Dresden, 1924
  7. Grundriss zur deutschen Verwaltungsgeschichte 1815–1945, Band 14: Sachsen, Johann-Gottfried-Herder-Institut, Marburg/Lahn 1982
  8. a b c d e f g Verzeichnisse der seit Mai 1945 eingemeindeten Gemeinden und Nachweis über die Aufgliederung der selbständigen Gutsbezirke und Staatsforstreviere, 1952, Herausgeber Ministerium des Innern des Landes Sachsen
  9. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Gemeinden 1994 und ihre Veränderungen seit 01.01.1948 in den neuen Ländern. Verlag Metzler-Poeschel, Stuttgart 1995, ISBN 3-8246-0321-7.

Auf dieser Seite verwendete Medien