Amtsgericht Wedding

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Amtsgericht Wedding

Das Amtsgericht Wedding () ist ein Amtsgericht im Berliner Ortsteil Gesundbrunnen, das allgemein zivilrechtlich für den Bezirk Reinickendorf und die zum Bezirk Mitte zählenden Ortsteile Gesundbrunnen und Wedding sowie als Zentrales Mahngericht für die Länder Berlin und Brandenburg zuständig ist. Darüber hinaus ist es das Europäische Mahngericht für Deutschland (§ 689 ZPO).[1] Damit ist es, über die Zuständigkeit für das nationale deutsche Mahnverfahren hinaus (hierzu: nur Antragsteller aus Berlin und Brandenburg), auch zuständig für alle Antragsteller mit Wohnsitz in Deutschland, einen Antrag betreffend auf Erlass eines Europäischen Zahlungsbefehls.

Lage

Das Gelände des Amtsgerichts umfasst eine Fläche von rund 4.800 m², grenzt im Westen an die Panke und liegt inmitten des Brunnenplatzes. Der etwa 33.000 m² große Platz wurde zusammen mit dem Amtsgericht geplant und nach dessen Fertigstellung angelegt. Der Platz diente nach dem Zweiten Weltkrieg als Anbaufläche für die Versorgung der Bevölkerung; in den 1980er Jahren war er im Rahmen der 750-Jahr-Feier Berlins ein Platz zum Feiern. Im 21. Jahrhundert ist er in mehrere Funktionsbereiche aufgeteilt, unter anderem in einen Schmuckbereich, Spielplätze, eine Bolzwiese und einen Ruhebereich.

Geschichte

Mit dem Gesetz, betreffend die Gerichtsorganisation für Berlin und Umgebung vom 16. September 1899 wurden die Gerichte in Berlin neu organisiert. Neu gebildet wurde das Landgericht Berlin III und diesem nachgeordnet das Amtsgericht Wedding. Der Gerichtsbezirk setzte sich danach wie folgt zusammen:

Mit der Zusammenlegung der Berliner Landgerichte kam das Amtsgericht Wedding 1933 im Landgericht Berlin.

Gerichtsgebäude

Hauptportal
Treppenhaus, ca. 1906

Der mehrflügelige, fünfgeschossige Bau des Amtsgerichts Wedding wurde von 1901 bis 1906 nach Plänen von Rudolf Mönnich und Paul Thoemer im Stil der Neogotik erbaut. Als Vorbild soll die Albrechtsburg in Meißen gedient haben. Das Gebäude hat eine damals neuartige Unterkonstruktion aus Eisenbetonpfählen, die dem feuchten Baugrund geschuldet war. Die Straßenfront der Hauptflügel hat eine Länge von etwa 120 Metern. In den Ecken der linken und rechten Flügel seitlich des Portalbereiches befindet sich jeweils ein Treppenturm. Die gesamte Fassade wird von Vorhangbogenfenstern und Maßwerk bestimmt. Für den Bau einschließlich aller Nebengebäude wurden rund 953.000 Mark angesetzt.[3]

Der Portalbereich ist mit Stufengiebeln, Erkern und Zinnen im neugotischen Baustil schmuckvoll ausgeführt. Über den von einem Vorbau witterungsgeschützten, bronze- und kupferbeschlagenen kunstvollen Eingangstüren mit Wappen- und Tierdarstellungen ist eine allegorische Figur der Justitia aufgestellt, die jedoch keine Waage, kein Richtschwert und auch keine verbundenen Augen hat, sondern die ein Gesetzbuch sowie ein Schild hält. Die 3,20 Meter hohe Figur wurde 1988 durch Vandalismus zerstört und 2006 durch eine Rekonstruktion ersetzt. Einen wesentlichen Teil der künstlerisch anspruchsvollen Arbeiten übernahm die von der Firma Merk hinzugezogene Bildhauerin Wiedemann. Als Vorlage diente der in der JVA Tegel aufbewahrte Torso der Statue. Im Giebel des Portals wurde nach 1933 ein Reichsadler mit Hakenkreuz im Eichenkranz angebracht, der sich – lediglich ohne Hakenkreuz – noch heute dort befindet. Hinter der Schmuckfassade des Hauptportals befindet sich eine ebenfalls neogotisch ausgeführte monumentale Treppenanlage, die dem Bau eine Ähnlichkeit mit gotischen Kathedralen verleiht.

Das Gebäude wurde im Zweiten Weltkrieg stark beschädigt, jedoch nach Kriegsende wiederhergestellt und 1957/1958 auf der Rückseite erweitert. Der gesamte Gebäudekomplex steht unter Denkmalschutz.[4]

Im 1987 neu erbauten Westflügel des Gerichts werden alle Mahnbescheide für den Zuständigkeitsbereich Berlin erstellt.

Siehe auch

Weblinks

Commons: Amtsgericht Wedding – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Europäisches Mahngericht Deutschland. berlin.de
  2. Gesetz, betreffend die Gerichtsorganisation für Berlin und Umgebung vom 16. September 1899 (PrGS S. 391 f. Digitalisat)
  3. Die im Bau begriffenen Gerichtsbauten in Berlin und in den Vororten. In: Zentralblatt der Bauverwaltung. Nr. 75, 1903, S. 465–470 (zlb.de – 2. Fortsetzung: hier zum Amtsgericht Wedding, Mitte und Charlottenburg mit Grundrissdarstellungen und Baudetails).
  4. LDL Berlin: Amtsgericht Wedding

Koordinaten: 52° 33′ 3″ N, 13° 22′ 32″ O

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Dies ist ein Foto des Berliner Kulturdenkmals mit der Nummer
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Thoemer & Mönnich

Franz Kullrich (1864-1917, als Fotograf), Lizenz: CC0
Thoemer&Mönnich, Amtsgericht Berlin-Wedding (1901-1906): Treppenhaus. Foto auf Karton, 40,6 x 31,6 cm (inkl. Scanränder). TU Architekturmuseum Inv. Nr. F 6357.

Thoemer & Mönnich (gest. 1918) Amtsgericht, Berlin-Wedding

Beteiligt: Franz Kullrich (1864-1917, als Fotograf)

Inhalt: Treppenhaus

Projektzeit: 1901-1906

Gattung: Foto

Material/Technik: Foto auf Karton

Maße: 40,6 x 31,6 cm

Ort: Berlin

Straße: Brunnenplatz 1

Inventarnummer: F 6357

URL: https://architekturmuseum.ub.tu-berlin.de/P/146087.php
LL-Q188 (deu)-Sebastian Wallroth-Amtsgericht Wedding.wav
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Audioaufzeichnung der Aussprache eines Begriffs.