Bezirk Laufen

Bezirk Laufen
Basisdaten
Staat:Schweiz Schweiz
Kanton:Kanton Basel-Landschaft Basel-Landschaft (BL)
Hauptort:Laufen
BFS-Nummer:1302
Fläche:89,56 km²
Höhenbereich:293–865 m ü. M.
Einwohner:20'750[1] (31. Dezember 2022)
Bevölkerungsdichte:232 Einw. pro km²
Karte
Karte von Bezirk Laufen
Karte von Bezirk Laufen

Der Bezirk Laufen, auch Laufental genannt, ist einer von fünf Bezirken im Schweizer Kanton Basel-Landschaft. Der Hauptort ist Laufen. Bis 1994 gehörte der Bezirk zum Kanton Bern.

Geografie

Blick Richtung Laufental von der Burg Neu-Thierstein aus. Zu sehen sind unter anderem Laufen, Dittingen, Blauen und Brislach

Das knapp 90 km² grosse Laufental mit den dreizehn Gemeinden Blauen, Brislach, Burg im Leimental, Dittingen, Duggingen, Grellingen, Laufen, Liesberg, Nenzlingen, Roggenburg, Röschenz, Wahlen und Zwingen liegt in der Wirtschaftsregion Nordwestschweiz in der Metropolregion Basel. Es grenzt an die Kantone Jura und Solothurn und berührt im Westen die französische Staatsgrenze.

Geschichte

Nach der Niederlage Napoleons Ende 1813 in der Völkerschlacht bei Leipzig marschierten die verbündeten Armeen (Russland, Preussen, Österreich) Richtung Frankreich. In Missachtung der schweizerischen Neutralität[2] erlaubte Basel 1814 80'000 Soldaten die Überquerung der Mittleren Brücke und den Marsch durch das ehemalige Fürstbistum Basel, um gegen Napoleons Armee zu kämpfen. Diese Geste wurde am Wiener Kongress nicht vergessen und brachte dem Stand Basel unter gewissen Bedingungen die Einverleibung der neun katholischen Dörfer des Birsecks.

Für die Siegermächte galt es 1815 in Wien, zuerst einen neuen Herrscher über das herrenlose Fürstbistum zu wählen, der militärisch die Klusen und die Pässe verteidigen könnte. Gerade dieses Gebiet hatten die Franzosen 1797 als Vorwand für das Eindringen in die Schweiz genutzt. Basel war dafür nicht geeignet. Einzig Bern besass die erforderliche militärische Macht.[3] Zudem war Bern mit Biel und den südjurassischen Tälern verburgrechtet.

Der Aargau und das Waadtland, die Bern schon 1803 verloren hatte, waren bereits durch die Mediationsakte als Kantone anerkannt, und die Frage einer Entschädigung Berns erschien zweitrangig.[4] Die Herrschaft Pfeffingen gab es im Jahre 1815 schon seit mehr als zwanzig Jahren nicht mehr. Es wäre wenig sinnvoll gewesen, Duggingen und Grellingen nicht Bern zuzuordnen.[5] Das Birstal bildet eine geographische Einheit bis zum Schloss Angenstein, das für die Berner eine strategische Klus und das Eingangstor zum Jura war.

Basel wollte die Laufentaler nicht.[6] Es begnügte sich mit dem Zusammenschluss der Dörfer Biel und Benken mit dem Birseck. Ähnlich wie 1803 beim Fricktal wollte Basel keine Katholiken und nicht zu viele Bauern.[7] Bereits 1798 hatten Landschäftler drei Landvogteischlösser in Brand gesetzt[8], und deren Aufmüpfigkeit bekam Basel noch bis 1833 hart zu spüren.

Als der Jura im Jahre 1979 ein selbständiger Kanton wurde, erhielt das vom Kanton Bern isolierte und zu einer Exklave gewordene Laufental die Möglichkeit, sich einem benachbarten Kanton anzuschliessen oder bei Bern zu bleiben. Zur Wahl standen die Kantone Solothurn, Basel-Landschaft und Basel-Stadt. Der gewählte Kanton wurde dem Kanton Bern gegenübergestellt. Nach der ersten Volksabstimmung vom 13. Januar 1980 kamen Basel-Landschaft (52 %) und Solothurn (32 %) in die engere Wahl, während Basel-Stadt (16 %) abfiel. Bei der zweiten Abstimmung vom 16. März 1980 ging Basel-Landschaft (65 %) als Sieger hervor, das «Aktionskomitee pro Solothurn» blieb ohne Wirkung.[9] In der Volksabstimmung am 11. September 1983, bei der es um den Entscheid pro Bern oder pro Basel-Landschaft ging, stimmten fast 57 Prozent der Bevölkerung des Bezirks für den Verbleib bei Bern. Nachdem aber 1984 im Zuge der Berner Finanzaffäre bekannt geworden war, dass der Kanton Bern die Aktion bernisches Laufental widerrechtlich finanziell unterstützt hatte, entbrannte ein jahrelanger Rechtsstreit. Letztlich gab das Bundesgericht den Beschwerdeführern von der Laufentaler Bewegung recht und ordnete die Wiederholung der Volksabstimmung an. Am 12. November 1989 entschieden sich die Laufentaler mit einer Mehrheit von 51,7 Prozent für die Annahme des Laufentalvertrags und somit für die Zugehörigkeit zum Kanton Basel-Landschaft. Am 1. Januar 1994, nachdem die Eidgenossenschaft als Ganzes dem Kantonswechsel des Laufentals zugestimmt hatte, erfolgte der Beitritt zum Kanton Basel-Landschaft.[10]

Herrschaftsfahne Zwingen-Laufen im Fürstbistum Basel

Politische Gemeinden

WappenName der GemeindeEinwohner
(31. Dezember 2022)
Fläche
in km²[11]
Einwohner
pro km²
BlauenBlauen07027,1299
BrislachBrislach17019,42181
Burg im LeimentalBurg im Leimental02712,8495
DittingenDittingen07306,75108
DuggingenDuggingen15985,86273
GrellingenGrellingen19263,29585
LaufenLaufen590611,40518
LiesbergLiesberg108312,4687
NenzlingenNenzlingen04643,66127
RoggenburgRoggenburg02646,6740
RöschenzRöschenz187810,07186
WahlenWahlen15425,41285
ZwingenZwingen26854,61582
Total (13)20'750089,56232

Veränderungen im Gemeindebestand

Literatur

  • Daniel Hagmann: Grenzen der Heimat. Territoriale Identitäten im Laufental. Verlag des Kantons Basel-Landschaft, Liestal 1998, ISBN 3-85673-254-3.
  • Christina Borer-Hueber: Streifzug durch die bewegte Laufentaler Geschichte. In: Baselbieter Heimatblätter, Organ der Gesellschaft für Baselbieter Heimatforschung. Heft 4, Bd. 58, 1993, S. 110–129 (Digitalisat).
  • Das Laufental schliesst sich Baselland an. In: Basler Stadtbuch. 1993, S. 84–85.
  • Marco Jorio: Der Untergang des Fürstbistums Basel (1792–1815). Freiburg i. Ue. 1982, OCLC 715313264.

Weblinks

Commons: Bezirk Laufen – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2022. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2022 zusammengefasst. Abruf am 5. September 2023
  2. Gustav Steiner: Der Bruch der schweizerischen Neutralität im Jahre 1813. In: Neujahrsblatt der GGG. Basel 1924 (127 Seiten).
  3. Georges-André Chevallaz: Histoire générale de 1789 à nos jours. 1974, S. 83.
  4. Vortrag von Marco Jorio, Verein der Freunde des Domes Arlesheim, 19. April 1989.
  5. In: Jean-Jacques Kottelat: Basler Zeitung. 24. August 1991.
  6. Adolf Walther: Rund um den Baselstab. Bd. 2, 1977, S. 197.
  7. In: Martina Lichtsteiner: Basler Zeitung. 18. März 1993.
  8. Fritz Meier: Basler Heimatgeschichte. 1982, S. 559.
  9. Laufental, Kantonswechsel. In: DIJU – Lexikon des Jura. Société jurassienne d’émulation, abgerufen am 5. Juni 2018.
  10. Das Heimweh der berntreuen Laufentaler. In: Neue Zürcher Zeitung. 7. Oktober 2013.
  11. Generalisierte Grenzen 2020. Bundesamt für Statistik.

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Blick Richtung Laufental von der Ruine Neu-Thierstein aus. Im rechten Bildteil sind Teile von Brislach, Breitenbach und Büsserach zu sehen, auf deren Flucht man die Strasse Richtung Erschwil und Passwang erahnen kann. Die Strasse folgt der Lüssel, die durch die Talenge im unteren Bildteil fliesst. Im Hintergrund von links nach rechts: Laufen, Dittingen (schmal) und Blauen.
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Herrschaftsfahne Zwingen-Laufen im Fürstbistum Basel
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Das Wappen der Schweizer Gemeinde Blauen im Kanton Basel-Landschaft.
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Das Wappen der Schweizer Gemeinde Brislach im Kanton Basel-Landschaft.
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Das Wappen der Schweizer Gemeinde Burg im Leimental im Kanton Basel-Landschaft.
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Wappen der politischen Gemeinde Duggingen, Schweiz
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Wappen der Gemeinde Grellingen im Kanton Basel-Landschaft, Schweiz
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Wappen der politischen Gemeinde Liesberg, Schweiz
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Wappen der politischen Gemeinde Nenzlingen, Schweiz
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Wappen der politischen Gemeinde Roggenburg, Schweiz
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Wappen der politischen Gemeinde Röschenz, Schweiz
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Wappen der politischen Gemeinde Wahlen, Schweiz
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Das Wappen der Schweizer Gemeinde Zwingen im Kanton Basel-Landschaft.