Amt Weilburg

Karte des Amtes Weilburg 1828

Das Amt Weilburg war ein Nassau-Weilburgisches und herzoglich-nassauisches Amt mit Sitz in Weilburg.

Geschichte

Teile des Amtsgebiets auf der Topographischen Aufnahme der Rheinlande von 1819

Fürstentum Nassau-Weilburg

Die Errichtung des Amtes erfolgte bereits im ausgehenden Mittelalter für die Stadt Weilburg und die umgebenden Dörfer. Diese Region bildete eine zusammenhängende Herrschaft die bereits bei der nassauischen Bruderteilung 1255 vom Bistum Worms an das Haus Nassau gelangt war.

Als Graf Ludwig II. von Nassau-Weilburg seine Residenz in das Schloss Saarbrücken verlegte, wertete er das Amt Weilburg zum Oberamt für die Grafschaft Weilburg auf, indem er ihm die Ämter Merenberg und Weilmünster unterstellte. An der Spitze des Amts stand ein Amtmann, der teilweise mehrere Ämter in Personalunion führte. Die Finanzverwaltung oblag in jedem Amt einem Keller. Teilweise waren mehrere Kellereien in Personalunion zusammengefasst. Amtmann und Keller unterstanden der Kanzlei in Weilburg als Zentralbehörde der Grafschaft.

Im 17. Jahrhundert, insbesondere infolge des Dreißigjährigen Kriegs, kam es zur Stärkung des Amts zulasten der alten Schöffengerichte. Die Ämter Weilburg, Merenberg und Weilmünster wurden zum kombinierten Amt zusammengefasst. Dieses wurde zu Beginn des 18. Jahrhunderts um die Grundherrschaft Elkerhausen erweitert.[1]

Unter Fürst Karl August kam es zu einer umfassenden Verwaltungsreform. Hierbei wurden die allgemeine Amtsverwaltung und die Finanzverwaltung vollständig getrennt. Die jeweiligen Bezirke bleiben jedoch erhalten. Die Ämter des Oberamts Weilburg werden wie folgt gegliedert:

WeilburgWeilmünsterMerenberg
  • Ahausen,
  • Selters,
  • Drommershausen,
  • Hirschhausen,
  • Philippstein,
  • Bermbach,
  • Laimbach,
  • Cubach
  • Edelsberg,
  • Esserhausen,
  • Freienfels,
  • Weinbach,
  • Elkerhausen,
  • Gräveneck,
  • Kirchhofen
  • Weilmünster,
  • Lützendorf,
  • Ernsthausen,
  • Möttau,
  • Altenkirchen,
  • Dietenhausen,
  • Langenbach,
  • Rohnstadt,
  • Aulenhausen,
  • Audenschmiede
  • Merenberg,
  • Hasselbach,
  • Allendorf,
  • Reichenborn,
  • Barig,
  • Selbenhausen

Die Stadt Weilburg bildete ein eigenständiges Unteramt mit einem Landschultheißen.

Seit 1773 kam von Oranien Nassau das Amt Löhnberg an Nassau-Weilburg und wurde dem Oberamt Weilburg unterstellt. Das Amt umfasste die Orte Löhnberg, Waldhausen und Odersbach.

Herzogtum Nassau

Zwischen 1803 und 1815 erfolgten im Herzogtum Nassau mehrfache Amtsreformen mit Änderungen der Grenzen. Im Herzogtum hatte das Amt ab 1815 folgende Zusammensetzung:

  • Von Nassau-Weilburg: Ahausen, Allendorf, Altenkirchen, Audenschmiede, Aulenhausen, Barig, Bermbach, Dietenhausen, Drommershausen, Edelbserg, Einhaus, Elkerhausen, Ernsthausen, Essershausen, Freienfeld, Gräveneck, Hasselbach, Hirschhausen, Kirschhofen, Kubach, Laimbach, Langenbach, Lützendorf, Merenberg, Möttau, Philippstein, Reichenborn, Rohnstadt, Selbenhausen, Selters, Waldhausen, Weilburg, Weilmünster, Weinbach
  • Aus dem Gemeinschaftsbesitz von Nassau-Weilburg und Oranien-Nassau: Löhnberg, Odersbach, Waldhausen
  • Von Oranien-Nassau: Dillhausen, Mengerskirchen; Niedershausen, Obershausen, Probbach, Winkels.

Im Jahr 1836 wurde das Amt Weilburg wie folgt beschrieben:[2]

„Das Amt Weilburg, ist 94.428 Morgen groß. Davon sind 331 Morgen Gebäudestellen, 237 Morgen Gärten, 36.677 Morgen Ackerland, 10.622 Morgen Wiesen, 94 Morgen Weiher, 40.453 Morgen Waldungen, 3.226 Morgen Dreschland und Waideplätze und 2.788 Morgen nicht besteuerte Liegenschaften. Die 16.144 Einwohner, unter welchen 13.347 Evangelische, 2.650 Katholiken und 167 Juden sind, leben in 3.991 Familien und 2.692 Häusern.
   Weilburg, unter 25° 55' 30" Länge und 50° 29' 10" Breite, links an der Lahn, auf einer von diesem Flusse gebildeten hohen Halbinsel, kleine Stadt mit einem Schlosse, 400 Häusern und 2.060 Einwohnern, die vorzügliches Steingut und Papier liefern.
   Löhnberg, 38 Meilen nordwärts von Weilburg, rechts an der Lahn, Flecken mit einem Schlosse und 600 Einwohnern.
   Mehrenberg oder Merenberg, fast 34 Meilen nordwestlich von Weilburg, Flecken mit den Trümmern des Schlosses Merenberg und 650 Einwohnern.
   Mengerskirchen, anderthalb Meilen nordwestwärts von Weilburg, Flecken mit einem Schlosse und 950 Einwohnern.
   Niedershausen, 34 Meilen nördlich von Weilburg, Dorf mit 690 Einwohnern.
   Weilmünster, fast 34 Meilen südöstlich von Weilburg, Flecken mit 1.200 Einwohnern.“

Vollrath Hoffmann: Deutschland und seine Bewohner

Nach der Märzrevolution 1848 wurde die Verwaltung neu geordnet. Mit Gesetz vom 4. April 1849 wurden in Nassau Verwaltung und Rechtsprechung auf unterer Ebene getrennt. Die Reform trat zum 1. Juli 1849 in Kraft.[3] Für die Verwaltung wurden 10 Kreisämter gebildet, die Ämter als Justizämter (also Gerichte der ersten Instanz) weitergeführt. Die Verwaltungsaufgaben des Amtes Weilburg wurden vom Kreisamt Hadamar wahrgenommen. Die Reform wurde jedoch bereits am 1. Oktober 1854 wieder rückgängig gemacht, die Kreise wieder abgeschafft und die vorigen Ämter wiederhergestellt.[4]

Königreich Preußen

Mit der Annexion Nassaus durch Preußen werden auch die Ämter in ihrer alten Form aufgelöst und durch Kreise ersetzt. Das Amt Weilburg bildet 1867 gemeinsam mit den Ämtern Runkel und Hadamar den Oberlahnkreis. Mit der Verwaltungsreform von 1885/1886 wurden die Ämter endgültig aufgelöst.[5]

Amtssitze

(c) Stefan Flöper / Wikimedia Commons, CC BY-SA 4.0
Das Amtsgebäude von 1775 ist heute noch Sitz des Amtsgerichts
Haus Bogengasse 2/4, Vorübergehender Amtssitz 1803/1841

Bis 1703 war das Amt im Amtshof an der Stadtmauer, Pfarrgasse 2,[6] untergebracht. Das Gebäude wurde 1709 bei der Erweiterung des Schlossparks abgerissen.

Ab 1703 hatte der Amtmann seinen Sitz im Ertzmannschen Hof, Langgasse 3. Wegen Baufälligkeit des Gebäudes befand sich 1762–1768 der Amtssitz im Gebäude der Münze am Hainerberg, dem heutigen Standort der Hainkaserne. 1768 wurde das Amt wieder in den Ertzmannschen Hof zurückverlegt. Das Gebäude wurde 1839 abgerissen und mit dem Schulhaus überbaut.[7]

In den Jahren 1775–1778 erfolgte der Bau des Amthauses in der Mauerstraße 25.[8] Da das Gebäude ab 1803 als Ministerialgebäude genutzt wurde, musste das Amt in das Gebäude Bogengasse 2/4 ausweichen.[9] Ab 1841 konnte das Amt wieder das Amtshaus, Mauerstraße 25, nutzen. Nach den Preußischen Verwaltungsreformen verblieb das Amtsgericht Weilburg in diesem Gebäude.

Übersicht der Orte 1843

OrtGemarkung in MorgenAnzahl der HäuserEinwohner
Weilburg20493002476
Ahausen161664363
Allendorf181047300
Altenkirchen233383470
Audenschmiede302963
Aulenhausen119338224
Barig und Selbenhausen167046270
Bermbach111522138
Cubach304192540
Dietenhausen187556281
Dillhausen192388551
Drommershausen201852370
Edelsberg185758318
Elkerhausen198479443
Ernsthausen277169430
Essershausen154127166
Freyenfels107533193
Gräveneck276054322
Hasselbach215359365
Hirschhausen251771391
Kirschhofen189562368
Laimbach105823130
Langenbach248162343
Löhnberg4129127682
Lützendorf93027142
Mengerskirchen4455160953
Merenberg3842119710
Möttau177030174
Niedershausen3107132781
Obershausen414566410
Odersbach180680467
Philippstein338769413
Probbach184284495
Reichenborn122160330
Rohnstatt181438187
Selters191035185
Waldhausen191785510
Weilmünster96162261398
Weinbach4062110641
Winkels144081510

Liste der Amtmänner

  • 1740–1755 Schmidtborn
  • 1755 Heß[10]
  • 1755–1758 Dombois
  • 1758–1764 Chuno
  • 1764–1774 Thamerus
  • 1774–1777 Birke
  • 1777–1784 Petsch
  • 1784–1788 Friedrich Ludwig Michael Müller[11]
  • 1788–1800 Langendorf
  • 1800–1816 W. Ch. Wüstenfeld
  • 1816–1835 Hermann Jacob Pagenstecher[12]
  • 1835–1840 Cäsar Giese
  • 1840–1849 R. Schenk
  • 1849–1880 Rudolph von Reichenau
  • 1880–1884 Ch. Schütz
  • 1884–1886 R von Spillner

Literatur

  • Christian Spielmann: Geschichte der Stadt und Herrschaft Weilburg. Stadt Weilburg, Weilburg 2005 (Erstausgabe: 1896).
  • Edith Bröckel u. a.: Weilburg-Lexikon. Magistrat der Stadt Weilburg, Weilburg 2006.
  • Falko Lehmann: Kulturdenkmäler in Hessen Landkreis Limburg-Weilburg. Hrsg.: Landesamt für Denkmalpflege Hessen. Band 2. Friedr. Vieweg & Sohn, Braunschweig/Wiesbaden 1994, ISBN 3-528-06243-6.
  • Christian Daniel Vogel: Beschreibung des Herzogthums Nassau. Beyerle, Wiesbaden 1843.

Einzelnachweise

  1. Hans-Joachim Häbel: Amt Weilburg (HHStAW Bestand 160). In: Archivinformationssystem Hessen (Arcinsys Hessen), Stand: 1991, abgerufen am 12. August 2013.
  2. Deutschland und seine Bewohner, Dritter Band. Online bei Google Books S. 186 f.
  3. Gesetz vom 4. April 1849 (VBl S. 87); Gesetz, die Vollziehung des Gesetzes über die Trennung der Rechtspflege von der Verwaltung in der unteren Instanz betreffend vom 31. Mai 1849, (VBl S. 409)
  4. Gesetz vom 24. Juli 1854 (Bvl. S. 160)
  5. GS 1885, S. 229
  6. Landesamt für Denkmalpflege Hessen (Hrsg.): Pfarrgasse 2 In: DenkXweb, Online-Ausgabe von Kulturdenkmäler in Hessen. Zugegriffen 12. August 2013.
  7. Landesamt für Denkmalpflege Hessen (Hrsg.): Langgasse 3: Ehem. Volksschule In: DenkXweb, Online-Ausgabe von Kulturdenkmäler in Hessen. Zugegriffen 12. August 2013.
  8. Landesamt für Denkmalpflege Hessen (Hrsg.): Mauerstraße 25: Amtsgericht/ Ehem. Amtshaus In: DenkXweb, Online-Ausgabe von Kulturdenkmäler in Hessen. Zugegriffen 12. August 2013.
  9. Landesamt für Denkmalpflege Hessen (Hrsg.): Bogengasse 2/4: Ehem. Synagoge und Husarenkaserne In: DenkXweb, Online-Ausgabe von Kulturdenkmäler in Hessen. Zugegriffen 12. August 2013.
  10. Andreas Wilhelm: Nassau-Weilburg 1648–1806; S. 162
  11. Otto Renkhoff: Nassauische Biographie; S. 529
  12. Otto Renkhoff: Nassauische Biographie; S. 598

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Ausschnitt der Karte 64 Weilburg der Topographische Aufnahme der Rheinlande durch Tranchot und von Müffling. Diese Karte wurde 1819 durch Lieutenant Chorus angefertigt
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