Amt Wallmerod

Karte des Amtes Meudt 1828
Das Amt Meudt von 1816 in Ocker innerhalb des heutigen Kreisgebietes
Rathaus Meudt
Herzoglich-nassauische Receptur aus dem Jahr 1834

Das Amt Wallmerod (1809–1831: Amt Meudt) war ein Amt des Herzogtums Nassau.

Geschichte

Nassau

Das Amt wurde 1809 unter dem Namen Amt Meudt durch Abtrennung der vier nordöstlichen Gerichte vom kurtrierischen Amt Montabaur gebildet. Der Sitz war Montabaur, der damit außerhalb des Amtsbezirks lag. 1816 kam die Gemeinde Weltersburg hinzu, die nach 1803 zunächst dem Amt Rennerod zugeteilt war.

1820 bestand das Amt aus 49 Gemeinde-Bezirken, davon 2 Flecken, 57 Dörfern und 39 Höfen und Mühlen. Im Amt wohnten 2.481 Familien oder 11.141 Einwohner. Davon waren 30 evangelisch, 11.060 katholisch und 51 Juden.

Einwohner des Amts protestierten jahrelang gegen den auswärtigen Amtssitz in Montabaur und schlugen Wallmerod als Amtssitz vor. Die nassauische Regierung lehnte dies wegen der geringen Größe des Orts ab. Zudem war kein passendes Gebäude für die Amtsverwaltung vorhanden. Schließlich bot die Gemeinde Wallmerod 1820 an, auf eigene Kosten ein Amtshaus zu errichten. Erneut lehnte die Landesregierung ab und billigte lediglich die Niederlassung einer Amtsapothele in Wallmerod zu. Diese betrieb der Hadamarer Apotheker Hergt als Filiale. Als der Sitz des Amts 1831 schließlich doch nach Wallmerod verlegt wurde, erhielt es den Namen Amt Wallmerod.[1]

Im Jahr 1836 wurde das Amt Wallmerod wie folgt beschrieben:[2]

„Das Amt Walmerod. Von den 59.527 Morgen dieses Amtes kommen 266 auf die Gebäudestellen, 295 auf die Gärten, 27.099 auf das Ackerland, 10.265 auf die Wiesen, 17 auf Weiher, 15.715 auf die Waldungen, 4.424 auf Dreschland und Waideplätze und 1.446 auf nicht besteuerte Liegenschaften, In den 2.202 Wohnhäusern leben in 2.871 Familien 12.894 Menschen, unter welchen 116 Evangelische, 12.722 Katholiken, 5 Mennoniten und 51 Juden sind,
   Wallmerod, Dorf und Amtssit mit 360 Einwohnern.
   Hundsangen, Dorf mit 760 Einwohnern.
   Meudt, Flecken mit 682 Einwohnern.
   Molsberg, Flecken mit einem Schlosse und 390 Einwohnern.“

Vollrath Hoffmann: Deutschland und seine Bewohner

Nach der Märzrevolution 1848 wurde die Verwaltung neu geordnet. Mit Gesetz vom 4. April 1849 wurden in Nassau Verwaltung und Rechtsprechung auf unterer Ebene getrennt. Die Reform trat zum 1. Juli 1849 in Kraft.[3] Für die Verwaltung wurden 10 Kreisämter gebildet, die Ämter als Justizämter (also Gerichte der ersten Instanz) weitergeführt. Die Verwaltungsaufgaben des Amtes Wallmerod wurden vom Kreisamt Hadamar wahrgenommen, die Rechtsprechung vom Justizamt Wallmerod. Die Reform wurde jedoch bereits am 1. Oktober 1854 wieder rückgängig gemacht, die Kreise wieder abgeschafft und die vorigen Ämter wiederhergestellt.[4]

Preußen

Nach dem Deutschen Krieg wurde Nassau von Preußen annektiert. Am 22. Februar 1867 wurde der Unterwesterwaldkreis aus den Amt Wallmerod und benachbarten Ämtern gebildet. Erst im Rahmen dieser Neuordnung werden Verwaltung und Rechtsprechung getrennt. Für die Rechtsprechung in erster Instanz, die bisher durch das Amt vorgenommen wurde, wurde, zunächst die richterlichen Beamte in den Ämtern zuständig und zum 1. September 1867 das Amtsgericht Wallmerod gebildet.[5]

Aber auch nach der Kreisgründung bleibt die bisherige Amtsstruktur erhalten. Die Königliche Verordnung vom 22. Februar 1867 regelte, dass „die Amtsbezirke als engere Verwaltungsbezirke in ihrer bisherigen Begrenzung bestehen“ bleiben.[6] Die ehemaligen Ämter bilden die drei Bezirke des Kreises. Gemäß § 13 der Kreisverfassung entsendeten die Bezirke also die ehemaligen Ämter jeweils sechs Vertreter in den neuen Kreistag. Der Amtmann hatte die Aufsicht über die Ortspolizei und war Mitarbeiter des Landrates.

Mit der Verwaltungsreform von 1885/1886 wurden die Ämter endgültig aufgelöst.[7]

Zugehörige Orte

Sie standen ausnahmslos vorher unter dem Kurfürstentum Trier.

DamalsHeuteVerbandsgemeindeHäuser 1840Familien 1840Einwohner 1840
WallmerodWallmerodWallmerod67105478
ArnshöfenArnshöfenWallmerod1928121
BerodBerodWallmerod5393326
BilkheimBilkheimWallmerod3447214
Blaumhöfen [Gem. Niedersayn]NiedersaynSelters---
BrandscheidBrandscheidWesterburg2844175
DahlenMeudtWallmerod3138216
DüringenWölferlingenSelters152291
EhringshausenMeudtWallmerod1227108
EisenMeudtWallmerod2734169
ElbenKadenWesterburg---
ElbingenElbingenWallmerod3540195
EttinghausenEttinghausenWallmerod2633161
Etzelbach [Gem. Arnshöfen]ArnshöfenWallmerod---
EwighausenEwighausenSelters3755216
GirkenrothGirkenrothWesterburg4967306
GirodGirodMontabaur5971347
GörgeshausenGörgeshausenMontabaur5573306
GoldhausenRuppach-GoldhausenMontabaur2328157
GroßholbachGroßholbachMontabaur5978360
GuckheimGuckheimWesterburg5977338
HärtlingenHärtlingenWesterburg3140227
HahnHahnWallmerod6381332
Haindorf [Gem. Obersayn]RothenbachWesterburg---
HeilberscheidHeilberscheidMontabaur84101383
HerschbachHerschbachWallmerod6588413
Himburg [Gem. Rothenbach]RothenbachWesterburg---
HundsangenHundsangenWallmerod139192815
KadenKadenWesterburg3949243
Karnhöfen [Gem. Niedersayn]NiedersaynSelters---
KleinholbachGirodMontabaur3243182
KölbingenKölbingenWesterburg5383340
KuhnhöfenKuhnhöfenWallmerod1717102
Langwiesen [Gem. Dahlen]MeudtWallmerod---
Lochheim [Gem. Herschbach]HerschbachWallmerod---
Mähren (auch: Mern)MährenWallmerod2743158
Meisenburger Hof [Gem. Arnshöfen]ArnshöfenWallmerod---
MeudtMeudtWallmerod116185734
Mittelahr [Gem. Niederahr]NiederahrWallmerod---
Möllingen [Gem. Kölbingen]KölbingenWesterburg---
MolsbergMolsbergWallmerod74103468
Hof Neuroth [Gem. Bilkheim]BilkheimWallmerod---
NentershausenNentershausenMontabaur113168693
NiederahrNiederahrWallmerod6482383
NiedererbachNiedererbachMontabaur5776349
Niederhahn [Gem. Hahn]HahnWallmerod---
NiedersaynNiedersaynSelters4047247
NombornNombornMontabaur7089440
OberahrOberahrWallmerod5577317
ObererbachObererbachWallmerod4150224
OberhausenDreikirchenWallmerod2232128
ObersaynRothenbachWesterburg2940176
Pfeifensterz [Gem. Rothenbach]RothenbachWesterburg---
PütschbachDreikirchenWallmerod3957228
Roth [Gem. Salz]SalzWallmerod---
RothenbachRothenbachWesterburg5571283
RuppachRuppach-GoldhausenMontabaur3654248
SainerholzÖtzingenWirges2545173
SainscheidWesterburgWesterburg3045173
SalzSalzWallmerod92136562
Schönberg [Gem. Kölbingen]KölbingenWesterburg---
Sespenrod (Sespenroth)1853 ausgewandertMontabaur131663
SteinefrenzSteinefrenzWallmerod5584320
Wahnscheid [Gem. Herschbach]HerschbachWallmerod---
WeidenhahnWeidenhahnSelters5256304
WeltersburgWeltersburgWesterburg3548179
WerothWerothWallmerod3246188
Hof Westert [Gem. Härtlingen]HärtlingenWesterburg---
Hof Witzelbach [Gem. Härtlingen]HärtlingenWesterburg---
Wörsdorf [Gem. Guckheim]GuckheimWesterburg---
ZehnhausenZehnhausenWallmerod2130129

Amtmänner

  • 1816–1822: Friedrich Reipert
  • 1822–1830: Karl Panthel
  • 1830–1841: Christian Friedrich Magdeburg
  • 1841–1843: Ludolph von Langen
  • 1843–1849: Johann Friedrich Henrich Wilhelm Held
  • 1854–1856: Wilhelm Dilthey
  • 1856: Carl August Sell
  • 1856–1861: Jakob Isbert
  • 1861–1864: Carl Joseph Recken
  • 1864–1866: Friedrich Raht
  • 1866–1868: Adolf Lorsbach
  • (1868)1870–1879: Reinhard Karl Wilhelm Gustav Göbel
  • (1879–1880): Axel Friedrich Wilhelm Carl Hellmuth Graf von Schwerin
  • (1880–1881): Karl Höckner
  • (1881–1884): Rudolph Friedrich Otto von Spillner
  • (1884–1886): Julius von Seel

Literatur

  • Peter Blum: Montabaur als Nassauischer Amtssitz. In: Nassauische Annalen. Band 103, 1992, S. 217–233.
  • Thomas Klein: Band 11: Hessen-Nassau, der Reihe: Walther Hubatsch: Grundriß zur deutschen Verwaltungsgeschichte 1815–1945. 1979, ISBN 3-87969-126-6, S. 182–184.

Einzelnachweise

  1. Verordnung vom 8. September 1831, VBl. S. 81
  2. Deutschland und seine Bewohner, Dritter Band. Online bei Google Books S. 186.
  3. Gesetz vom 4. April 1849 (VBl S. 87); Gesetz, die Vollziehung des Gesetzes über die Trennung der Rechtspflege von der Verwaltung in der unteren Instanz betreffend vom 31. Mai 1849, (VBl S. 409)
  4. Gesetz vom 24. Juli 1854 (Bvl. S. 160)
  5. VO vom 26. Juni 1867, GS S. 1094
  6. Königliche Verordnung vom 22. Februar 1867 Beilage zum Intelligenzblatt für Nassau vom 11. März 1867, § 8 und 9
  7. GS 1885, S. 229

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Ehemalige Nassauische Ämter von 1816 im Gebiet des heutigen Westerwaldkreises.gif
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Die ehemaligen nassauischen Ämter Hachenburg, Marienberg, Montabaur, Rennerod, Selters, Wallmerod und Westerburg 1816-1886 im Gebiet des heutigen Westerwaldkreises (dargestellt sind heutige Ortsgemeindegrenzen). Schwarz umrandet sind Gemeinden oder Gemeindeteile, die heute nicht mehr zum Westerwaldkreis gehören.

Orange = Amt Hachenburg

Dunkelblau = Amt Marienberg

Weinrot = Amt Rennerod

Hellgrün = Amt Selters

Ocker = Amt Wallmerod

Rot = Amt Montabaur
Frankfurter Straße 20, 56414 Wallmerod.jpg
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Herzoglich nassauische Receptur von 1834 in spät-klassizistischem Stil, später Forstamt bis 2004, heute Privathaus
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