Amt Peine

Hochstift Hildesheim;
Königreich Hannover;
Preußische Provinz Hannover
Amt Peine
Der Schlossberg in Peine,
heute Sitz des Amtsgerichts Peine
Der Schlossberg in Peine,
heute Sitz des Amtsgerichts Peine
HauptortPeine
Aufgegangen inLandkreis Peine
Fläche4,094 Hannoversche Quadratmeilen[1]
(ca. 225 km²)
Einwohnerca. 9300 (Amt und Stadt Peine um 1855)[2]
Dörfer und Weiler39 (um 1885)
Städte1
Amt Peine (Niedersachsen)
Amt Peine (Niedersachsen)
Peine
Position des Hauptortes auf einer Landkarte des heutigen Niedersachsens

Das Amt Peine im heutigen Niedersachsen war ein historisches Verwaltungsgebiet des Hochstifts Hildesheim, später des Königreichs Hannover bzw. der preußischen Provinz Hannover. Übergeordnete Verwaltungsebene war seit 1823 die Landdrostei Hildesheim.

Geschichte

Die Burg Peine war seit 1260 im Besitz des Hochstifts Hildesheim und entwickelte sich zum Mittelpunkt eines fürstbischöflichen Amtes, dessen Amtssprengel bis ins 18. Jahrhundert weitgehend unverändert blieb. Die Verwaltung war in vier Vogteien unterteilt. Der Verwaltungssitz befand sich auf dem Schlossberg in Peine, der heutigen Kreisstadt des Landkreises Peine.

1802 kam das Amt mit dem Hochstift an Preußen, dann an das Königreich Westphalen. Nach dem Ende der französisch-westphälischen Herrschaft wurde es 1815 im Königreich Hannover wiederhergestellt, 1852 jedoch aufgeteilt in das Amt Peine und das Amt Hohenhameln zu Peine. Groß und Klein Lafferde sowie Lengede kamen zum Amt Steinbrück. 1859 wurde die Reform revidiert, die beiden Ämter wurden wiedervereinigt und die drei an Steinbrück abgegebenen Gemeinden zurückgegeben. Zusätzlich kam die Gemeinde Eixe vom Amt Meinersen nach Peine.

1885 wurde das Amt Peine aufgehoben und in die Kreisverfassung überführt.

Gemeinden

Die folgende Tabelle listet alle Gemeinden auf, die dem Amt Peine bis 1807 angehört haben und ihre Gemeindezugehörigkeit heute. Dazu zählten eine Stadt, Marktflecken, Dörfer und Weiler, sowie Einzelhäuser und ähnliche Liegenschaften, wenn sie im zu Grunde liegenden Verzeichnis genannt sind. In Spalte 2 ist die Anzahl aller Haushalte im Jahre 1760 verzeichnet, und zwar Freie Häuser, Vollhöfe, Halbspännerhöfe, Viertelspännerhöfe, Großköthnerhöfe, Kleinköthnerhöfe und Brinksitzer zusammengenommen (im Original jeweils einzeln aufgeführt). In Spalte 3 ist die Einwohnerzahl im Jahr 1910 verzeichnet, in Spalte 4 die heutige Gemeindezugehörigkeit, in Spalte 5 Anmerkungen, die zumeist auf den Anmerkungen im Original 1760 bei Büsche beruhen.[3][4][5][6]

AltgemeindeHaushalte1910heuteAnmerkung (Original 1760 in kursiv)
Adenstedt991.503IlsedeDorf
Bekum25173HohenhamelnBeckum, Dorf und Windmühle, 1960 zu Stedum
Berkum13103PeineDorf
Bierbergen92624HohenhamelnDorf, dabei 2 Windmühlen, 1 Wassermühle
Bründeln852HohenhamelnBründelum, Dorf
Clauen72770HohenhamelnDorf, darin 2 Windmühlen
Damm vor Peine73-PeineDorf, darin das Schloß, die Vorburg, 1 Kloster, 3 Mühlen; bis 1852 eigenständige Gemeinde, nach Volksabstimmung zu Peine
Dungelbeck42895PeineDüngelbeck, Dorf
Equord42496HohenhamelnDorf, darin 1 adeliges Haus, 1 Windmühle, 1 Schäferhof
Eulenburg1-Peineein freies Wirtshaus, liegt vor dem Schloßthor zu Damm
Gadenstedt1481.826IlsedeDorf, darin 3 adelige Häuser, 2 Mühlen
Groß Bülten471.298IlsedeDorf
Groß Ilsede491.847IlsedeDorf, darin ein adeliges Haus
Groß Lafferde1441.952IlsedeGroßen Lafferd, Dorf
Groß Solschen51589IlsedeDorf
Handorf34500PeineDorf
Hofschwicheldt3120PeineHof Schwigeld, Vorwerk und Windmühle
Hohenhameln1251.388HohenhamelnDorf, dabei eine Windmühle
Horst vor Peine3-Peine1 Frauenhospital und 2 kleine Häuser, vor 1910 zu Peine
Klein Bülten26292IlsedeDorf
Klein Ilsede38609IlsedeDorf, darin eine Erbzinsmühle
Klein Lafferde91590LengedeKleinen Lafferd, Dorf, nebst einer Windmühle
Klein Solschen26322IlsedeDorf
Lauenthal2-Ilsedefreyer Hof und 1 Wassermühle
Lengede74758LengedeDorf, nebst einer Wassermühle
Mehrum59466HohenhamelnDorf
Münstedt79463IlsedeDorf
Oberg681.524IlsedeOhbergen, Dorf, ein adliges Haus, ein Conduct. Hof
Ohlum38241HohenhamelnDorf
Peine32916.667PeineStadt mit 5 freien Höfen: davor ein freier Hof und der Obergsche Hof, darin der Latoursche Hof, der Neumannhof und das Callis.Haus
Rötzum1476HohenhamelnDorf
Rosenthal75777PeineDorf, darin ein adliges Haus und eine Windmühle
Rüper14126WendeburgRuper, Dorf, nördlich gelegene Exklave
Schmedenstedt76900PeineDorf
Schwicheldt84661PeineSchwigeld, darinnen ein adeliges Haus und eine Windmühle
Soßmar73661HohenhamelnSosmar, Dorf und Windmühle
Stedum41287HohenhamelnDorf, darin ein freier Hof und eine Wassermühle
Telcht bei Damm194PeineVorwerk, später Telgte
Vöhrum721.246PeineDorf
Wense11212WendeburgDorf, mit Rüper nördlich gelegene Exklave
Woltorf49599PeineDorf

Das Amt setzte sich aus der Hausvogtei und drei Amtsvogteien zusammen. Die Stadt Peine war von 1814 bis 1885 als amtsfrei ausgegliedert. Die Untervogteien umfassten laut Wilhelm Ubbelohde im Jahr 1823 folgende Gemeinden und Wohnplätze:[7]

  • Hausvogtei: mit der Vorstadt Damm vor Peine (nebst dem Hospitale Horst, der Neustadt- und Hollandsmühle und den einzelnen Häusern Eulenburg und Umkäufer), den Dörfern Berkum, Handorf, Rosenthal, Rüper, Schwicheldt, Vöhre, Wensum und Woltorf und dem Vorwerke Telgte.
  • Erste Amtsvogtei mit den Dörfern Dungelbeck, Groß und Klein Lafferde, Lengede, Münstedt und Schmedenstedt.
  • Zweite Amtsvogtei mit den Dörfern Adenstedt (nebst der Lauenthaler Mühle), Groß und Klein Bülten, Mehrum, Groß und Klein Solschen und Redum und dem Vorwerke Hofschwicheldt.
  • Dritte Amtsvogtei mit den Dörfern Beckum, Bierbergen, Bründeln, Clauen, Hohenhameln, Ohlum, Rötzum und Soßmar (nebst der Prüssenmühle).

Bei seiner Aufhebung im Jahr 1885 umfasste das Amt folgende Gemeinden:

Drosten und Amtmänner

Drosten

  • 1605–1619: Hermann von Kettler
  • 1621–1628: Christoph Dietrich von Bock
  • 1628–1637: Jobst Adrian von Wendt
  • 1637–1643: Rötger (?) von Kettler
  • 1643–1651: Johann von Neuhof
  • 1651–1664: Kaspar Andreas von Voss
  • 1665–1669: Friedrich von OIeynhausen
  • 1670–1685: Franz von Frentz
  • 1685–1702: Hermann Stephan von Bockenförde
  • 1702–1703: Ernst Leopold von Bockenförde
  • 1707–1727: Kaspar Friedrich von Hoheneck
  • 1728–1753: Gottfried Conrad Gaudenz von Bocholtz
  • 1753–1757: Johann Wilhelm Franz Graf von Nesselrode
  • 1757–1784: Ferdinand Wilhelm von Bocholtz
  • 1784–1792: Alexander Hermann von merode-Houffalize
  • 1792–1802: Wilhelm Arnold von Kettler

Amtmänner

  • 0000–1608: Albrecht von Hoya
  • 1608–1618: Wilbrand von Schoten
  • 1618–1637: Werner von Rittersbach
  • 1632–1640: Erich Behling (1596–1667)
  • 1637–1649: Johann Hochrath
  • 1649–1668: Michael Call
  • 1668–1685: Martin Solemacher
  • 1685–1712: Melchior Kempis
  • 1712–1745: Anton Rudolf Gronefeld
  • 1745–1762: Otto Gerhard Heinrich Gronefeld
  • 1762–1766: Franz Heinrich Ludwig von Walbeck
  • 1766–1815: Damian Josef von Lochausen
  • 1818–1824: Albrecht Friedrich Georg Baring, Landesökonomierat
  • 1824–1826: Johannes Friedrich Ziegler, Amtmann (auftragsweise)
  • 1826–1832: Friedrich Wilhelm Christian Westfeld, Amtmann
  • 1832–1834: Meyer, Amtmann
  • 1835–1864: Ernst Christian Friedrich von der Wense, Drost
  • 1870–1873: August Hoppenstedt, Regierungsrat, ab 1868 Amtmann
  • 1870–1877: Julius Karl Freiherr von Dörnberg, Amtmann
  • 1877–1880: Luis Freiherr von Grote, Amtmann
  • 1881–1882: Berthold Theodor Thon, Amtmann
  • 1883–1885: Bernhard Baurschmidt, Amtmann, 1885–1888 Landrat des neugegründeten Landkreises Peine

Literatur

  • Iselin Gundermann, Walther Hubatsch: Grundriß zur deutschen Verwaltungsgeschichte 1815–1945. Reihe A: Preußen, Band 10: Hannover. Marburg (Lahn) 1981.
  • Manfred Hamann: Übersicht über die Bestände des Niedersächsischen Hauptstaatsarchivs in Hannover. Dritter Band: Mittel- und Unterbehörden in den Landdrostei- bzw. Regierungsbezirken Hannover, Hildesheim und Lüneburg bis 1945. Göttingen 1983, S. 378–380.
  • Thomas Klingebiel: Ein Stand für sich? Lokale Amtsträger in der frühen Neuzeit: Untersuchungen zur Staatsbildung und Gesellschaftsentwicklung im Hochstift Hildesheim und im älteren Fürstentum Wolfenbüttel. Hannover 2002, S. 670–683.
  • E. F. J. Koch: Geschichte der Dynastie, des Amtes, der Stadt, Burg und Festung Peina in Niedersachsen. Peine 1850.

Einzelnachweise

  1. Friedrich W. Harseim, C. Schlüter (Hrsg.): Statistisches Handbuch für das Königreich Hannover. Schlüter, 1848, S. 71.
  2. Georg von Viebahn: Statistik des zollvereinten und nördlichen Deutschlands. Reimer, Berlin 1858, S. 393.
  3. Häuser-, Vorspann- und Schatzungs-Castratum vom Stift Hildesheim, geschrieben um 1760. In: Anton Friedrich Büsching (Hrsg.): Magazin für die neue Historie und Geographie. Halle 1783, S. 475–525; Textarchiv – Internet Archive.
  4. Michael Rademacher: Preußische Provinz Hannover, Regierungsbezirk Hildesheim. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com. Abgerufen am 18. Juli 2020.
  5. Ulrich Schubert: Gemeindeverzeichnis Deutschland 1900 – Landkreis Peine. Angaben vom 1. Dezember 1910. In: gemeindeverzeichnis.de. 3. Februar 2019, abgerufen am 17. Juli 2020.
  6. Kreise in der Provinz Hannover Stand 1.1.1945. In: territorial.de. Abgerufen am 18. Juli 2020.
  7. W. Ubbelohde: Statistisches Repertorium über das Königreich Hannover. Hannover 1823, S. 10

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Burg Peine Wassergraben Brücke Kasematte Escarpe.jpg
(c) Foto: Axel Hindemith, CC BY 4.0
Schlossberg Peine mit dem früheren Wassergraben der Burg bzw. Festung mit Kasematte, Eskarpemauer und Brücke