Amt Nassau
Das Amt Nassau war von 1775 bis 1806 ein gemeinsames verschiedener Zweige des Hauses Nassau und ab 1816 ein herzoglich nassauisches Amt mit Sitz in Nassau. Das Amt ging 1867 im Unterlahnkreis auf.
Geschichte
HRR
Burg und Amt Nassau waren das Kernland des gleichnamigen Adelsgeschlecht. Daher wurde das Amt bei den vielen Teilungen des Hauses Nassau als Gemeinschaft mehrere Zweige des Hauses Nassau geführt. 1255 teilte sich das Haus Nassau in die Ottonische und Walramische Linie. Die Ottonische Hälfte des Amtes blieb als Besitz von Nassau-Dillenburg, seit 1607 Nassau-Diez und seit 1743 als Nassau-Oranien ungeteilt. Die Walramische Linie wurde mehrfach geteilt und wieder vereint. 1559 erhielt Nassau-Idstein und Nassau-Weilburg je die Hälfte der walramischen Hälfte. Das Nassau-Idsteiner Viertel kam 1721 an Nassau-Usingen, das 1781 in Austausch dazu das Nassau-Weilburger Viertel erwarb. Damit war aus dem dreiherrischen Amt ein zweiherrisches geworden.
Herzogtum Nassau
Das Amt Nassau bestand aus folgenden Orten:[1]
Ort | vorherige Zuordnung |
---|---|
Nassau | Gemeinschaft Nassau-Usingen/Nassau-Oranien |
Becheln | Gemeinschaft Nassau-Usingen/Nassau-Oranien |
Bergnassau | Gemeinschaft Nassau-Usingen/Nassau-Oranien |
Dausenau | Gemeinschaft Nassau-Usingen/Nassau-Oranien |
Dienethal | Gemeinschaft Nassau-Usingen/Nassau-Oranien |
Hömberg | Gemeinschaft Nassau-Usingen/Nassau-Oranien |
Misselberg | Gemeinschaft Nassau-Usingen/Nassau-Oranien |
Oberwies | Gemeinschaft Nassau-Usingen/Nassau-Oranien |
Scheuern | Gemeinschaft Nassau-Usingen/Nassau-Oranien |
Sulzbach | Gemeinschaft Nassau-Usingen/Nassau-Oranien |
Zimmerschied | Gemeinschaft Nassau-Usingen/Nassau-Oranien |
Ems | 50 %: Gemeinschaft Nassau-Usingen/Nassau-Oranien und 50 % Gemeinschaft Hessen-Darmstadt/Nassau-Oranien |
Kemmenau | 50 %: Gemeinschaft Nassau-Usingen/Nassau-Oranien und 50 % Gemeinschaft Hessen-Darmstadt/Nassau-Oranien |
Lollschied | Niedergrafschaft Katzenelnbogen |
Niedertiefenbach | Niedergrafschaft Katzenelnbogen |
Pohl | Niedergrafschaft Katzenelnbogen |
Roth | Niedergrafschaft Katzenelnbogen |
Kördorf | Vierherrisch |
Obernhof | Nassau-Oranien (einschließlich der Herrschaft Langenau) |
Gutenacker | Hessen-Darmstadt |
Bad Ems | Gemeinschaft Hessen-Darmstadt/Nassau-Oranien |
Seelbach | Reichsunmittelbar |
Kalkofen | Reichsunmittelbar |
Winden | Kurtrier |
Weinähr | Kurtrier |
Nach der Märzrevolution 1848 wurde die Verwaltung neu geordnet. Mit Gesetz vom 4. April 1849 wurden in Nassau Verwaltung und Rechtsprechung auf unterer Ebene getrennt. Die Reform trat zum 1. Juli 1849 in Kraft.[2] Für die Verwaltung wurden 10 Kreisämter gebildet, die Ämter als Justizämter (also Gerichte der ersten Instanz) weitergeführt. Die Verwaltungsaufgaben des Amtes Nassau wurden vom Kreisamt Nassau wahrgenommen, die Rechtsprechung vom Justizamt Nassau. Die Reform wurde jedoch bereits am 1. Oktober 1854 wieder rückgängig gemacht, die Kreise wieder abgeschafft und die vorigen Ämter wiederhergestellt.[3]
Preußen
Mit der Annexion Nassaus durch Preußen wurden auch die Ämter in ihrer alten Form aufgelöst und durch Kreise ersetzt. Das Amt Nassau bildete 1867 gemeinsam mit den Ämtern Diez, Limburg und Nastätten den Unterlahnkreis. Erst im Rahmen dieser Neuordnung wurden Verwaltung und Rechtsprechung getrennt. Für die Rechtsprechung in erster Instanz, die bisher durch das Amt vorgenommen wurde, wurde, zunächst die richterlichen Beamte in den Ämtern zuständig und zum 1. September 1867 das Amtsgericht Nassau gebildet.[4]
Aber auch nach der Kreisgründung bleibt die bisherige Amtsstruktur erhalten. Die Königliche Verordnung vom 22. Februar 1867 regelte: „Die Amtsbezirke als engere Verwaltungsbezirke in ihrer bisherigen Begrenzung bestehen“[5] Die ehemaligen Ämter bilden die Bezirke des Kreises. Gemäß § 13 der Kreisverfassung entsendeten die Bezirke, also die ehemaligen Ämter, jeweils sechs Vertreter in den neuen Kreistag. Der Amtmann hatte die Aufsicht über die Ortspolizei und Organ des Landrates.
Mit der Verwaltungsreform von 1885/1886 wurden die Ämter endgültig aufgelöst.[6]
Amtmänner
- Simon Moritz von Bethmann 1715–1725
Herzogtum Nassau
- Georg Daniel Raht (1811, 1813)
- Georg Christian Sandberger 1816
- Carl Koch 1816–1822
- Georg Christian Sandberger 1822–1832
- Cäsar Gies(s)e 1832–1835
- Arnold von Sachs 1835–1848
- Christian Friedrich Magdeburg 1854–1860
- Ernst Heinrich Wolf(s) 1860–1867
- Johann Karl Friedrich Othmar Schlosser (1867)1868–1886
Literatur
- Thomas Klein: Band 11: Hessen-Nassau, der Reihe: Walther Hubatsch: Grundriß zur deutschen Verwaltungsgeschichte 1815–1945, 1979, ISBN 3879691266, S. 169–170
Einzelnachweise
- ↑ Annalen des Vereins für Nassauische Alterthumskunde und Geschichtsforschung: 10. Band, 1870, S. 326–327 (Online)
- ↑ Gesetz vom 4. April 1849 (VBl S. 87); Gesetz, die Vollziehung des Gesetzes über die Trennung der Rechtspflege von der Verwaltung in der unteren Instanz betreffend vom 31. Mai 1849, (VBl S. 409).
- ↑ Gesetz vom 24. Juli 1854 (Bvl. S. 160).
- ↑ VO vom 26. Juni 1867, GS S. 1094
- ↑ Königliche Verordnung vom 22. Februar 1867 Beilage zum Intelligenzblatt für Nassau vom 11. März 1867, § 8 und 9
- ↑ GS 1885, S. 229
Auf dieser Seite verwendete Medien
Karte Amt Nassau 1828