Amt Brüssow (Kurmark)
Das Amt Brüssow war ein königlich-preußisches Domänenamt mit Sitz in Brüssow (Landkreis Uckermark, Brandenburg). 1726 ersteigerte König Friedrich Wilhelm I. („der Soldatenkönig“) den Besitz der in Geldschwierigkeiten steckenden Familie von Ramin in und um Brüssow zunächst für seinen Sohn Friedrich, den damaligen Kronprinzen; dieser war einer der Hauptgläubiger der Familie v. Ramin. 1737 bildete er daraus ein Domänenamt. 1823 wurden dem Amt Brüssow der größere Teil des Amtes Löcknitz zugewiesen, kleinere Teile kamen zu Pommern. Das nun vergrößerte Amt wurde nun Amt Brüssow-Löcknitz genannt. 1872/4 wurde das Amt Brüssow-Löcknitz aufgelöst.
Geschichte
Bereits im 11./12. Jahrhundert bestand in der Nähe von Brüssow eine jungslawische Siedlung. Im 12. Jahrhundert erbauten die pommerschen Herzöge eine Burg an der Stelle des späteren Gutshofes bzw. des Amtssitzes. Östlich davon entstand das kleine Städtchen Brüssow. Brüssow fiel 1250 durch den Vertrag von Landin an die brandenburgischen Markgrafen, kam zwischen 1354 und 1472 jedoch wieder an Pommern, und danach wieder an die brandenburgischen Kurfürsten. Schon vor 1259 waren Burg und Städtchen (vermutlich mit Zubehör) an die Familie v. Stegelitz verlehnt worden. 1449 folgten ihnen Claus und Otto von Ramin.[1] Die Familie v. Ramin konnte den Besitz bis 1725 behaupten. Kleinere Teile waren auch im Besitz anderer Adliger. Aufgrund von finanziellen Schwierigkeiten kam es zur Versteigerung des Besitzes, den schließlich König Friedrich Wilhelm I. für seinen Sohn Kronprinz Friedrich (der spätere Friedrich II. der Große) erwarb. 1737 wandelte er den Besitz in ein landesherrliches Domänenamt um.
Zugehörige Orte
1726 umfasste der Besitz der von Ramin das Städtchen Brüssow, das Vorwerk Frauenhagen und Teile des Dorfes Wollschow. In den 1730er Jahren wurden zwei weitere Vorwerke auf Amtsgebiet aufgebaut.
- Brüssow, mit der Gerichtsbarkeit und den Diensten der wie Bauern behandelten Bürger
- das Amtsvorwerk mit 1649 Morgen Acker (ein Morgen zu 180 QR), 219 Morgen Wiese und 20 Morgen Ackerkämpe. Auf dem Gelände des Amtssitzes standen der alte und der neue Rittersitz. Zu den beiden Gutshäusern gehörten zwei Lust- und zwei Baumgärten.
- Frauenhagen, 1725/6 noch Buschvorwerk genannt wurde, oder auch Frauenhagen im Busch. Das Vorwerk umfasste 584 Morgen Acker (darunter waren 66 Morgen Acker, auf dem Weizen angebaut werden konnte), 66½ Morgen Wiese und 1½ Morgen Gartenland. Auf dem Vorwerk wurden 30 Kühe, 500 Schafe sowie Schweine und Federvieh gehalten. Im Sommer konnte auf dem Beversee gefischt werden. Die Vorwerksgebäude waren in gutem Zustand.
- Hammelstall. Um 1730 wurde etwa 2,5 km südsüdwestlich des Städtchens das Vorwerk Hammelstall angelegt, aus dem sich der heutige bewohnte Gemeindeteil Hammelstall der Stadt Brüssow entwickelte.
- Moor. 1735 entstand 2,5 km südwestlich von Brüssow die Meierei Moor, aus dem der heutige bewohnte Gemeindeteil Moor entstand.
- Wollschow. Hier gehörte allerdings nur ein Teil zum späteren Amt. Ein anderer Besitzanteil war in adligen Besitz verblieben (Gut Menkin).
1823 – Das Amt Löcknitz wird aufgelöst
1823 wurde das Amt Löcknitz aufgelöst und mit dem Amt Brüssow vereinigt. In der Folge ist auch die Bezeichnung Amt Brüssow-Löcknitz gebräuchlich.[2][3] Teile des Amtes wurden Pommern zugeordnet. Folgende Orte wurden unter die Verwaltung des vereinigten Amtes Brüssow-Löcknitz gestellt.
- Bagemühl
- Battin
- Bergholz
- Caselow
- Fahrenwalde
- Grimme
- Rossow
- Schmölln
- Zerrenthin
1836 war das Justizamt Brüssow in Prenzlau das für das Amt Brüssow-Löcknitz zuständige Untergericht.[4] Das Amt Brüssow-Löcknitz wurde mit der Kreisreform von 1872 in den Jahren 1872/4 aufgelöst, dessen Aufgaben auf den Kreis Prenzlau übertragen.
Amtleute
- 1775 die Witwe des verstorbenen Beamten Hufnagel[5]
- 1798 Kaatzky, Oberamtmann[6]
- 1801 Kaatzky, Oberamtmann[7]
- 1803 Kaatzkyische Erben, Assist. Hr. Gerstmeyer[8]
- 1804 Wollenburg, Oberamtmann[9]
- 1806 Katzky[10]
- 1818 Georg Ernst Gotthilf Osterroht, Beamter[11]
- 1821 Georg Ernst Gotthilf Osterroht, Oberamtmann[12]
- 1824 Georg Ernst Gotthilf Osterroht, Oberamtmann[2]
- 1846 Carl Friedrich Hermann Osterroht[13]
- 1865 Carl Friedrich Hermann Osterroht. Amtsrat[14]
Belege
Literatur
- Friedrich Beck, Lieselott Enders, Heinz Braun (unter Mitarbeit von Margot Beck, Barbara Merker): Behörden und Institutionen in den Territorien Kurmark, Neumark, Niederlausitz bis 1808/16. XII, 702 S., Brandenburgisches Landeshauptarchiv Corporation, Böhlau, Weimar 1964 (Übersicht über die Bestände des Brandenburgischen Landeshauptarchivs Potsdam, Teil 1, Schriftenreihe: Veröffentlichungen des Brandenburgischen Landeshauptarchivs Band 4), ISSN 0435-5946;4.
- Friedrich Wilhelm August Bratring: Statistisch-topographische Beschreibung der gesammten Mark Brandenburg: für Statistiker, Geschäftsmänner, besonders für Kameralisten. Band 2: Die Mittelmark und Uckermark enthaltend. VIII + 583 S., Friedrich Maurer, Berlin 1805 Online bei Google Books.
- Lieselott Enders: Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil VIII Uckermark. 1210 S., Hermann Böhlaus Nachfolger, Weimar 1986 ISBN 3-7400-0042-2
- Berthold Schulze: Besitz- und siedlungsgeschichtliche Statistik der brandenburgischen Ämter und Städte 1540-1800. Beiband zur Brandenburgischen Ämterkarte. Einzelschriften der historischen Kommission für die Provinz Brandenburg und die Reichshauptstadt Berlin, Band 7, 190 S., Im Kommissionsverlag von Gsellius, Berlin, 1935.
Einzelnachweise
- ↑ Klaus Neitmann, Aspekte Jahrbuch für die Geschichte Mittel- und Ostdeutschlands, 55: 30-2009.Eingeschränkte Ansicht bei Google Books (S. 31)
- ↑ a b Handbuch über den königlich preussischen Hof und Staat für das Jahr 1824. 498 S., Berlin, Georg Decker, 1824 (S. 182)
- ↑ Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Potsdam und der Stadt Berlin, 1836, 46. Stück, S. 294 Online bei Google Books
- ↑ Königlich-Preußisches Kammergericht: Topographie der Untergerichte der Kurmark Brandenburg und der dazu geschlagenen Landestheile. Unter Aufsicht des Kammergerichts aus amtlichen Quellen zusammengestellt. 311 S., Berlin, Ludwig Oehmigke, 1837 Online bei Google Books
- ↑ Adres-Calender, der sämtlichen Königl. Preuß. Lande und Provinzien, auser den Residenzien Berlin, dem Königreiche Preussen und dem Souverainen Herzogthume Schlesien; der darinnen befindlichen hohen und niedern Collegien, Instanzien und Expeditionen, ingleichen der Königl. Bediente, Magisträte, Universitäten, Prediger etc. auf das Jahr MDCCLXXV (1775). 582 S., Königlich Preußischen Akademie der Wissenschaften, Berlin, 1775. Online bei Sächsische Landesbibliothek Staats- und Universitätsbibliothek Dresden (Hinter S. 72 zusätzlich eingeheftetes Blatt)
- ↑ Handbuch über den königlich preussischen Hof und Staat für das Jahr 1798. 444 S., nebst einen Anhang, 94 S., Berlin, George Decker, 1798 Online bei Google Books (S. 56)
- ↑ Handbuch über den königlich preussischen Hof und Staat für das Jahr 1801. 528 S., nebst einem Anhang mit 125 S., Berlin, Georg Decker, 1801 (S. 67)
- ↑ Handbuch über den königlich preussischen Hof und Staat für das Jahr 1803. 510 S., Berlin, Georg Decker, 1803 (S. 66)
- ↑ Handbuch über den königlich preussischen Hof und Staat für das Jahr 1804. 495 S., nebst einem Anhang mit 108 S., Berlin, Georg Decker, 1804 (S. 67)
- ↑ Magnus Friedrich von Bassewitz: Die Kurmark Brandenburg im Zusammenhang mit den Schicksalen des Gesammtstaats Preussen während der Zeit vom 22. Oktober 1806 bis zu Ende des Jahres 1808. 2. Teil. XXXII, 759 S. + Beil., Leipzig, Brockhaus, 1852, Tabelle zwischen den S. 340 und 341.
- ↑ Handbuch über den königlich preussischen Hof und Staat für das Jahr 1818. 459 S., Berlin, Georg Decker, 1818 (S. 188)
- ↑ Handbuch über den königlich preussischen Hof und Staat für das Jahr 1821. 518 S., Berlin, Georg Decker, 1821 (S. 214)
- ↑ Handbuch über den königlich preussischen Hof und Staat für das Jahr 1846, 812 S., Berlin, Georg Decker, 1846 (S. 304).
- ↑ Königlich Preussischer Staats-Kalender für das Jahr 1865. 840 S., Berlin, Georg Decker, 1865 (S. 397).
Koordinaten: 53° 24′ N, 14° 8′ O