Amnisos
Amnisos (altgriechisch Άμνισός), auch Amnissos, war eine minoische Hafenstadt auf Kreta. Der Ort liegt etwa sieben Kilometer östlich von Iraklio. Es wird vermutet, dass es sich um einen der beiden Häfen von Knossos gehandelt habe. Amnisos wird mehrmals in griechischen Sagen genannt, so soll Theseus hier gelandet sein, und Odysseus hielt hier, um nach Ithaka zurückzukehren. Der Ort erscheint als a-mi-ni-so (𐀀𐀖𐀛𐀰) auf Tafeln der Linearschrift B.[1] Auf einer Liste aus dem Totentempel Amenophis’ III. ist Amnisos als ʿa-m-ni-ša (jʿ-m-n-i-š3) aufgeführt.
Im Altertum hieß der westlich der Ausgrabungsstätte mündende Fluss Karteros wie die Hafenstadt. Nach dem Fluss war die Küstenebene als „Ebene von Amnisos“ bekannt.[2] Über das Flusstal war nahe der Quelle eine Kulthöhle im Innern Kretas bei Arkalochori erreichbar, in der man bei Ausgrabungen im 20. Jahrhundert reichhaltige Funde aus minoischer Zeit bergen konnte, darunter die beschriftete Axt von Arkalochori.
Ausgrabungen in Amnisos fanden vor allem durch Spyridon Marinatos in den Jahren 1929 bis 1938 statt. In der sogenannten Villa der Lilien fanden sich hervorragende minoische Wandmalereien. In der Nähe befinden sich auch die Höhlen von Eileithyia, bei denen es sich um eine heilige Stätte seit neolithischer Zeit gehandelt hat. Nach Homer soll es sich um die Geburtsstätte der Hera handeln. Kallimachos von Kyrene und dessen Schüler Apollonios von Rhodos bringen den Fluss Amnisos mit einem Kult der Artemis in Verbindung.[3] Apollonios spricht in diesem Zusammenhang in seiner Argonautika von Nymphen, „die sich von der Amnisischen Quelle selbst versammeln“.[4]
Literatur
- Amnisos – Habour-Town of Minos? In: Robert Laffineur, Lucien Basch (Hrsg.): Thalassa. L’Egée préhistorique et la mer. Actes de la troisième Rencontre Egéenne Internationale de l’Université de Liège, Station de Recherches Sous-marines et Océanographiques (StaReSO). Calvi, Corse (23 – 25 avril 1990) (Aegaeum 7). Université de Liège, Liège 1991, S. 111–115 [1].
- David J. Blackman: Karteros, (“Amnisos”) Pediada, Crete. In: Richard Stillwell u. a. (Hrsg.): The Princeton Encyclopedia of Classical Sites. Princeton University Press, Princeton NJ 1976, ISBN 0-691-03542-3 (englisch, perseus.tufts.edu).
- Amnisos nach den archäologischen, historischen und epigraphischen Zeugnissen des Altertums und der Neuzeit. Unter Leitung von Jörg Schäfer, Bd. 1–2, Gebr. Mann, Berlin 1992, ISBN 978-3-7861-1607-3
- Holger Sonnabend: Amnisos. In: Der Neue Pauly (DNP). Band 1, Metzler, Stuttgart 1996, ISBN 3-476-01471-1, Sp. 603.
- Gustav Hirschfeld: Amnisos 1). In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Band I,2, Stuttgart 1894, Sp. 1871.
Weblinks
- Amnisos. minoancrete.com (englisch)
Einzelnachweise
- ↑ a-mi-ni-so. minoan.deaditerranean.com, archiviert vom am 23. März 2016; abgerufen am 20. November 2023 (englisch).
- ↑ Felix Hahn: Die ‚Villa der Lilien‘. Ein minoisches Gebäude bei Amnisos auf Kreta. Bachelor + Master Publishing, Hamburg 2013, ISBN 978-3-95549-067-6, Amnisos, S. 2–3 (Digitalisat [abgerufen am 5. November 2015]).
- ↑ Ivana Petrovic: Von den Toren des Hades zu den Hallen des Olymp. Artemiskult bei Theokrit und Kallimachos. Brill, Leiden / Boston 2007, ISBN 978-90-04-15154-3, Die amnisischen Nymphen bei Apollonios Rhodios, S. 259 (books.google.de).
- ↑ Ivana Petrovic: Von den Toren des Hades zu den Hallen des Olymp. Artemiskult bei Theokrit und Kallimachos. Brill, Leiden, Boston 2007, ISBN 978-90-04-15154-3, Die amnisischen Nymphen bei Apollonios Rhodios, S. 257 (books.google.de).
Koordinaten: 35° 19′ 51″ N, 25° 12′ 22″ O
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Autor/Urheber: Olaf Tausch, Lizenz: CC BY 3.0
Weiße Lilien im Blumengarten, Fresko aus der „Villa der Lilien“ in Amnissos (1600–1500 v. Chr.), ausgestellt im Archäologischen Museum Iraklio, Kreta, Griechenland
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Heiligtum des Zeus Thenatas von Amnissos bei Iraklio, Kreta, Griechenland