Alter jüdischer Friedhof Rat-Beil-Straße

Eingangsportal zum alten jüdischen Friedhof

Der Alte jüdische Friedhof in der Rat-Beil-Straße ist der größte von insgesamt zwölf jüdischen Bestattungsplätzen in Frankfurt am Main. Er wurde gemeinsam mit dem Hauptfriedhof weit außerhalb der damaligen Stadtgrenzen errichtet und 1828 eröffnet, nachdem der seit dem Mittelalter genutzte Alte Begräbnisplatz in der Nähe der ehemaligen Frankfurter Judengasse geschlossen worden war. Die letzte Beisetzung fand dort am 18. September 1928 statt.

Bis 1928 wurden fast 40.000 Tote auf dem Friedhof bestattet. Wegen seiner zahlreichen prunkvollen Grabmäler und der bekannten Persönlichkeiten, die hier ihre letzte Ruhe fanden, ist der Friedhof ein bedeutendes Kulturdenkmal. 1929 wurde er geschlossen und ein Neuer jüdischer Friedhof an der Eckenheimer Landstraße eröffnet.

Lage

Grab von Emma und Henry Budge
Grabstätte des Nobelpreisträgers Paul Ehrlich
Grabmäler von Samson Raphael Hirsch und seiner Frau
Grabstein des Ehepaares Zachary und Philippine Hochschild
Grab von Königswarter
Grabmal von Mayer Carl und Louise von Rothschild
Grabstein von Leopold Sonnemann
Grab Israel von Stolin, Der Frankfurter

Der Friedhof liegt an der Rat-Beil-Straße im Stadtteil Nordend. Er grenzt im Westen an die Gruftenmauer des Hauptfriedhofs. Die ursprüngliche Fläche betrug neun Frankfurter Feldmorgen (etwa 18.000 Quadratmeter). In den 1850er und 1890er Jahre wurde er mehrfach auf zuletzt 73.831 Quadratmeter erweitert und dabei vollständig von einer Friedhofsmauer eingefriedet. Der Friedhof ist heute an drei Seiten im Westen, Norden und Nordosten vom Hauptfriedhof umschlossen. Im Osten grenzt er an die Friedberger Landstraße.

Zugang

Der ursprüngliche Zugang zum Friedhof wurde von Stadtbaumeister Friedrich Rumpf gestaltet und stellt ein komplett in Weiß gehaltenes Portal mit dorischen Säulen dar, welches im klassizistischen Stil gestaltet wurde. Über dem Eingangsportal ist in hebräischer Schrift folgende Inschrift im Architrav angebracht:

„Wer geraden Weges wandelt, ziehe ein in Frieden, dorthin, wo sie auf ihren Lagern ruhen“

(Jes 57,2 )

Das Portal grenzt an die unmittelbar daneben gelegene Gruftenhalle des Hauptfriedhofes an. Der Friedhof ist nicht mehr über das Hauptportal zugänglich, sondern über eine etwa 50 m weiter östlich gelegene Eisenpforte.

Geschichte

1821 beauftragte die Stadt den Senator Johann Adam Beil mit den Planungen für eine neue Friedhofsanlage außerhalb der Stadt. Sowohl der Peterskirchhof als auch der alte jüdische Friedhof an der früheren Judengasse waren zu klein geworden, was wegen der chronischen Überbelegung zu untragbaren hygienischen Verhältnissen führte. Der neue Friedhof an der heutigen Eckenheimer Landstraße sollte einen christlichen und einen jüdischen Teil erhalten. Mit der Ausführung wurden der Architekt Friedrich Rumpf und der Stadtgärtner Sebastian Rinz beauftragt. 1828 wurden die beiden neuen nebeneinanderliegenden Friedhöfe eröffnet.

Im Laufe der Zeit kam es immer wieder zu Erweiterungen des ursprünglichen Areals. Eine erste Erweiterung des jüdischen Friedhofs fand bereits in den 1850er Jahren statt, eine weitere in den 1890er Jahren. 1876 trennte sich die orthodoxe Israelitische Religionsgesellschaft unter Führung von Samson Raphael Hirsch von der liberaleren jüdischen Gemeinde Frankfurts und ließ eine eigene Begräbnisstätte östlich des Friedhofs einrichten. Dieses Gräberfeld liegt heute, nach einer letzten Vergrößerung des Friedhofs 1923, inmitten des Friedhofs.

Da der Friedhof schließlich an allen Seiten vom Hauptfriedhof umgrenzt war, konnte er nicht mehr erweitert werden. So wurde 1929, nach knapp einhundertjährigem Bestehen, der Neue jüdische Friedhof an der Eckenheimer Landstraße, nördlich des Hauptfriedhofes, eingeweiht.

Art der Grabstellen

Die Gestaltung der Grabmale auf dem alten jüdischen Friedhof weicht zum Teil stark von der herkömmlichen Gestaltung anderer jüdischer Friedhöfe ab. So waren zu Beginn der Bestattungen die meisten Grabmale noch in einem schlichten und einfachen Stil gestaltet. Im Lauf des 19. Jahrhunderts wurden die Grabmale, wie auch auf dem benachbarten christlichen Friedhof, zunehmend aufwendiger und prunkvoller gestaltet.

Lediglich die orthodoxe Israelitische Religionsgesellschaft achtete weiterhin auf die althergebrachte Gestaltung der Gräber. Ihr 1876 eingerichteter separater Friedhofsbereich ist zwar im Laufe der Jahre mit dem übrigen Teil des Friedhofs verschmolzen, seine Lage ist jedoch aufgrund der Gestaltung der unterschiedlichen Grabsteine noch heute gut erkennbar.

Heutige Nutzung

Auf dem Friedhofsgelände befinden sich heutzutage die Grabmale von etwa 40.000 Verstorbenen. Bis zum Jahr 1928 fanden dort regelmäßig Bestattungen statt, bis das Areal des neuen jüdischen Friedhofs an der Eckenheimer Landstraße bezogen wurde. Es finden auch heute noch vereinzelt Beerdigungen auf dem alten Teil statt, bei denen es sich allerdings nur um Angehörige oder Verwandte bereits Verstorbener handelt.

Persönlichkeiten

Siehe auch

Literatur

  • Die jüdischen Friedhöfe in Frankfurt. Mit Fotos von Klaus Meier-Ude und Texten von Valentin Senger. Waldemar Kramer, Frankfurt am Main 1983, ISBN 3-7829-0298-X.
  • Victor von Brauchitsch, Helga von Brauchitsch: Zum Gedenken – Grabmale in Frankfurt am Main. Kramer, Frankfurt am Main 1988, ISBN 3-7829-0354-4.
  • Peter Braunholz, Britta Boerdner, Christian Setzepfandt: Der Frankfurter Hauptfriedhof. Bildband. Societäts-Verlag, Frankfurt am Main 2009, ISBN 978-3-7973-1147-4.
  • Friedhofsverwaltung der Stadt Frankfurt am Main – Grünflächenamt – Abteilung Friedhofsangelegenheiten: Der Friedhofswegweiser - Informationen, Hinweise, Standorte, Historie, Anschriften, Inserate. Hrsg.: Mammut-Verlag (= Diesseits und Jenseits). 1. Auflage. Mammut-Verlag, Leipzig März 2012.
  • Isidor Kracauer: Geschichte der Juden in Frankfurt a. M. (1150-1824). 2 Bände, J. Kauffmann, Frankfurt am Main 1925/27.
  • Eugen Mayer: Die Frankfurter Juden. Blicke in die Vergangenheit. Verlag Waldemar Kramer, Frankfurt am Main 1966.
  • Valentin Senger (Autor), Klaus Meier-Ude (Fotograf): Die jüdischen Friedhöfe in Frankfurt. Verlag Waldemar Kramer, Frankfurt am Main 1985, ISBN 3-7829-0298-X, S. 10–20 (3. überarbeitete Auflage unter dem Titel: Die jüdischen Friedhöfe in Frankfurt am Main. Fachhochschulverlag, Frankfurt am Main 2004, ISBN 3-936065-15-2.)
Commons: Alter jüdischer Friedhof Rat-Beil-Straße – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Koordinaten: 50° 7′ 56,4″ N, 8° 41′ 22,2″ O

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Links:Grab von Mayer Carl Freiherr von Rothschild (* 5. August 1820 in Frankfurt am Main; † 16. Oktober 1886 ebenda. Rechts Grab von Louise von Rothschild (* 1820; † 1894). Jüdischer Friedhof Frankfurt am Main, Rat-Beil-Straße.
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Juedischer Friedhof an der Rat-Beil-Strasse in Ffm. Grabstelle von Henry und Emma Budge.
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Portel zum juedischen Hauptfriedhof in Ffm
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(Alter) Jüdischer Friedhof an der Rat-Beil-Strasse in Ffm. Grabstein von Leopold Sonnemann.
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Grab von Isaac Löw Königswarter (1818-1877). Jüdischer Friedhof Frankfurt am Main, Rat-Beil-Straße
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Der Davidstern, Symbol des jüdischen Glaubens und jüdischen Volkes.
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Grabstein des Zachary Hochschild (geboren am 16. Mai 1854 in Biblis, Hessen; gestorben am 6. November 1912 in München, Bayern) und dessen Ehefrau Philippine (geboren am 7. Juli 1859 in Frankfurt am Main; gestorben am 28. Dezember 1931 ebenda), geb. Ellinger. Er befindet sich auf dem Alten Jüdischen Friedhof in Frankfurt am Main, Hessen, Rat-Beil-Straße.
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Alter Jüdischer Friedhof an der Rat-Beil-Strasse in Frankfurt am Main. Grab des Israel von Stolin.
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(Alter) Jüdischer Friedhof an der Rat-Beil-Strasse in Ffm. Grabstein von Paul Ehrlich.