Alter Garnisonfriedhof

Der Alte Garnisonfriedhof ist ein denkmalgeschützter ehemaliger Friedhof im Berliner Stadtteil Mitte. Er liegt in der Nähe des U-Bahnhofs Rosenthaler Platz an der Kleinen Rosenthaler Straße, Ecke Linienstraße, und beherbergt mehrere erhaltenswerte Grabmäler vorwiegend aus dem 19. Jahrhundert, darunter Gräber einiger bis heute bekannter Persönlichkeiten vor allem aus der preußischen Militärgeschichte.

Ansicht des Friedhofs – Gräberfeld (2020)

Geschichte

Der Alte Garnisonfriedhof zählt zu den ältesten noch erhaltenen Begräbnisstätten Berlins. Er wurde um 1706 gegründet, wobei die genauen Zeitangaben hierzu nicht überliefert sind. Damals erhielt die schon 1655 gegründete evangelische Garnisongemeinde Berlins auf Anweisung des Königs Friedrich I. für die Bestattung ihrer Toten ein Grundstück am damaligen Stadtrand, zwischen dem Rosenthaler und dem Schönhauser Tor. Dieses Grundstück war wesentlich größer als der heute erhaltene Friedhof, da er auch das Gelände östlich der heutigen Gormannstraße beinhaltete. Dieser längst bebaute östliche Teil war für Bestattungen von Soldaten bestimmt, während der westliche Teil an der Kleinen Rosenthaler Straße vornehmlich als Begräbnisstätte für Offiziere des preußisch-deutschen Heeres genutzt wurde. Ebenfalls Anfang des 18. Jahrhunderts wurde in der Nähe des Friedhofs die Kirche der Garnisongemeinde errichtet. 1722 wurde sie wiederaufgebaut, nachdem sie bei einer Explosion des Berliner Pulverturmes zerstört worden war; die Zahl 1722 am Eingangsportal des Garnisonfriedhofs weist bis heute auf das Jahr ihrer Einweihung hin.

Eingangstor des Friedhofs

Anfangs waren die Begräbnisplätze auf beiden Teilen des Kirchhofs nur den im Stadtinnern einquartierten Regimentern vorbehalten, erst ab 1804 wurden hier die Verstorbenen aller in Berlin stationierten Regimenter beigesetzt. Die beiden Friedhofsteile unterschieden sich sowohl in ihrer Größe als auch in ihrer Ausstattung; der größere Soldatenfriedhof, zu jener Zeit als Gemeinenfriedhof bezeichnet, war nur durch einen Bretterzaun eingefriedet und bestand vorwiegend aus einheitlichen Reihengräbern, während der als Offiziersfriedhof bezeichnete westliche Teil von Anfang an mit einer festen Mauer umgeben war und fast ausschließlich Erbbegräbnisse beherbergte. Das bis heute erhaltene Verwaltungsgebäude aus dem 19. Jahrhundert wurde auf dem Gelände des Offiziersfriedhofs errichtet.

Nach dem Erlass des Preußischen Landrechtes im Jahr 1794 bemühte sich die Berliner Polizeiverwaltung, die beiden Friedhofsteile von ihrem bisherigen Standort in die Außenbezirke zu verlegen. Dabei wurde der zuständigen Militärverwaltung die Verwahrlosung der Friedhöfe, insbesondere des Soldatenteils, vorgeworfen. Daraufhin führte die Militärverwaltung Erneuerungsmaßnahmen für die Friedhöfe durch: So wurde der Zaun des Soldatenfriedhofs ausgewechselt sowie neue Rasenflächen und ein Brunnen angelegt. Die Schließungs- und Verlegungspläne wurden daraufhin gestoppt, wenngleich nicht endgültig verworfen. Die vorgenommenen Pflegemaßnahmen sowie der Umstand, dass das neue Preußische Landrecht Gruftbestattungen in Kirchen verbot, wertete den Garnisonfriedhof ab Anfang des 19. Jahrhunderts auf, denn von da an ließen sich dort, genauer auf dem Offiziersteil, auch ranghöchste Militärangehörige bestatten. Der zuvor eher ein Schattendasein führende Friedhof entwickelte sich dadurch zu einer vornehmen Begräbnisstätte. Der Großteil der bis heute erhaltenen Grabstätten stammt aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts.

Ansicht des Friedhofs – Gräberfeld und Eingang (2020)

1854 ordnete das Kriegsministerium an, die Verstorbenen des Garnisonlazarettes nicht mehr auf dem alten Garnisonfriedhof, sondern auf dem Invalidenfriedhof zu bestatten. Zusätzlich wurden in den Folgejahren in den Außenbezirken Berlins zwei neue Militärfriedhöfe angelegt, darunter 1861 der Neue Garnisonfriedhof in der Hasenheide sowie ein weiterer Friedhof im Wedding. Der nunmehr nicht benötigte, zunehmend vollbelegte Gemeinenfriedhof östlich der Gormannstraße wurde 1867 für Bestattungen geschlossen und zehn Jahre später zu einem Park umgestaltet, während der Offiziersfriedhof weiterhin Verstorbene aufnahm. Der ehemalige Soldatenfriedhof bestand noch bis 1900, als die Garnisongemeinde das Gelände verkaufte, von dem zuvor ein Teil der Verstorbenen auf den Offiziersfriedhof umgebettet wurde. In den Folgejahren wurde das Gelände vollständig bebaut. Bei Bauarbeiten zum Schließen durch Kriegsschäden entstandener Baulücken wurden ab dem Jahr 2004 verschiedentlich Überreste Verstorbener durch Archäologen geborgen. Die Gebeine von etwa 300 Toten wurden Ende 2008 im Garnisongrab auf dem Südwestkirchhof Stahnsdorf beigesetzt.[1]

Während bis Anfang des 20. Jahrhunderts sämtliche Friedhöfe in der Berliner Innenstadt für Bestattungen geschlossen und teilweise in Außenbezirke verlegt worden waren, bestand der Offiziersfriedhof an der Kleinen Rosenthaler Straße aufgrund der Bemühungen des Militärgouverneurs weiter. Noch bis 1945 wurden hier regelmäßig Bestattungen durchgeführt. In der Zeit des Zweiten Weltkrieges wurde der Offiziersfriedhof auch für Bestattungen von Kriegstoten, teilweise in Massengräbern, genutzt. Erst am 30. April 1951 erfolgte die Schließung des Friedhofs, wobei in bestehenden Familiengräbern noch beerdigt werden durfte. Die endgültig letzte Beisetzung auf dem Garnisonfriedhof erfolgte im Jahr 1961. Bereits Anfang der 1950er Jahre wurden mehrere, zum Teil erhaltenswerte Grabsteine und -kreuze abgeräumt. Zudem wurden die Reste der im Krieg zerstörten Garnisonkirche abgetragen; diese wurde bis heute nicht wiederaufgebaut.

Nach der letzten Beisetzung ging der zuvor militärisch verwaltete Garnisonfriedhof in die Zuständigkeit des Ost-Berliner Magistrats über. Da der ehemalige Friedhof im Laufe der Zeit zunehmend verwahrloste, erwog man Ende der 70er Jahre dessen vollständige Auflösung. Aufgrund der zahlreichen historisch wertvollen Grabbauwerke beschloss man jedoch auf Bestehen des Institutes für Denkmalpflege und des Kulturbundes der DDR die Beibehaltung des Friedhofs als öffentliche Parkanlage. Die nachfolgend vorgenommene Umgestaltung der ehemaligen Begräbnisstätte verschonte nur 180 von ursprünglich insgesamt 489 Grabmälern, auch Gräber mehrerer bekannter Personen wurden eingeebnet. Auch wurde das ursprüngliche Wegenetz komplett aufgelöst und die meisten Grabfelder durch Rasenflächen ersetzt. Die Anlage steht seit ihrer Umgestaltung unter Denkmalschutz.

Nach der Wiedervereinigung ging die Verwaltung des Friedhofs an das Naturschutz- und Grünflächenamt des Bezirks Mitte über. Auch entstanden zahlreiche Initiativen zur Erhaltung und Pflege der Anlage, darunter der Förderverein Alter Berliner Garnisonfriedhof e. V.

Sehenswerte Denkmale

Während kein einziges Grab mehr aus der Gründungszeit des Garnisonfriedhofs erhalten geblieben ist, kann man auf dem Friedhof bis heute mehrere Dutzend Grabstätten aus dem 19. und dem frühen 20. Jahrhundert sehen, die zu bedeutenden Baudenkmalen ihrer Zeit gehören.

Eine gusseiserne Fiale, neogotisches Tabernakel der Familie des Offiziers Daniel Friedrich Gottlob Teichert

Besonders auffällig und für den Garnisonfriedhof charakteristisch ist die Vielzahl gusseiserner Kreuze, die vornehmlich aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts stammen und vom hohen technischen und künstlerischen Anspruch des damaligen Berliner Eisenkunstgusses zeugen. Die Dünnflüssigkeit der dabei verwendeten Gusslegierung auf der Basis von Raseneisenstein ermöglichte feine Details und klare Schriftzüge, die bis heute lesbar sind. Aus Gusseisen gemacht sind insgesamt rund 20 Kreuze auf dem Garnisonkirchhof, aber auch einige andere Grabbauwerke, wie etwa die Stele am Grab Ludwig von Brauchitschs mit einer Victoria-Figur oder auch das neugotische Tabernakel vom Grabmal des Offiziers Daniel Friedrich Gottlob Teichert.

Darüber hinaus beherbergt der Friedhof etliche markante Beispiele der Sepulkralarchitektur aus der Zeit der Romantik, der Neugotik sowie des Jugendstils. Auch namhafte Künstler haben auf dem Kirchhof ihre Spuren hinterlassen. Zu nennen ist vor allem Karl Friedrich Schinkel, der das Grabmal für den Generalleutnant Carl Friedrich von Holtzendorff gestaltete, eine rote Granitstele mit einem flachgiebeligen Aufsatz und einem Bronzerelief. Auch der Entwurf des von Ludwig Wilhelm Wichmann ausgeführten, oben bereits erwähnten Grabmals Teichert wird Schinkel zugeschrieben. Zu den bekanntesten Gräbern hier zählt auch das Lützow-Grab, das immer noch von einem Grabgitter umgeben ist, – die meisten alten Gitter waren im Zuge der Umgestaltungsmaßnahmen entfernt worden. Das von August Soller entworfene Grabmal Tippelskirch ist das einzige Zinkgussgrabmal auf dem Garnisonfriedhof. Ein Beispiel des Jugendstils ist die lebensgroße trauernde Gestalt auf der Grabstelle Malcomess.

Gräber bekannter Persönlichkeiten

Das Grab von Ludwig Adolf von Lützow
Das Grab von Friedrich de la Motte Fouqué

Unter den zahlreichen ranghohen Militärs, die im 19. Jahrhundert auf dem Alten Garnisonfriedhof beigesetzt wurden, sind auch viele bekannte Namen aus der deutschen Militärgeschichte zu finden. Auch einige prominente Persönlichkeiten aus Kultur und Wissenschaft liegen hier begraben. Zu den bekanntesten Personen, die auf dem Garnisonfriedhof ihre letzte Ruhe gefunden haben, zählen die folgenden:

Siehe auch

Literatur

  • Gisela Berg, Heinz Berg, Beatrice Falk: Der Alte Berliner Garnisonfriedhof. Im Spannungsfeld zwischen Scheunenviertel und Monbijou. Haude & Spener Verlag, Berlin 1995, ISBN 3-7759-0399-2.
  • Hans J. Mende, Dieter Weigert (Hrsg.): Alter Berliner Garnisonfriedhof. Luisenstädtischer Bildungsverein, Berlin 2004, ISBN 3-89542-126-X.
  • Klaus Hammer: Friedhöfe in Berlin. Ein kunst- und kulturgeschichtlicher Führer. Jaron Verlag, Berlin 2006, ISBN 3-89773-132-0.

Weblinks

Commons: Alter Garnisonfriedhof Berlin – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Thomas Marin: 300 Tote umgebettet, in: Märkische Allgemeine, 16. Januar 2009, S. 20
  2. Foto des Grabes von Franz Heinrich von Barfuß (abgerufen am 13. März 2013)

Koordinaten: 52° 31′ 42″ N, 13° 24′ 15″ O

Auf dieser Seite verwendete Medien