Altenschwand (Bodenwöhr)

Altenschwand
Gemeinde Bodenwöhr
Wappen von Altenschwand
Koordinaten:49° 18′ N, 12° 15′ O
Höhe: 415 m
Eingemeindung:1. Mai 1978
Postleitzahl:92439
Vorwahl:09434
Altenschwand (Bayern)
Altenschwand (Bayern)

Lage von Altenschwand in Bayern

Altenschwand (2013)
Altenschwand (2013)

Altenschwand ist ein Ortsteil der Gemeinde Bodenwöhr im südlichen Landkreis Schwandorf im bayerischen Regierungsbezirk der Oberpfalz.

Geografie

Altenschwand liegt im Osten von Bayern in der Oberpfalz, ein Kilometer nördlich der Bundesstraße 85, die von Schwandorf nach Cham führt.

Geschichte

Der Ort entstand aus einer Rodung im 11. Jahrhundert. Die Namensendung „-schwand“ von mittelhochdeutsch swenden als Rodungsname deutet auf Schwendbau, eine im 11. Jahrhundert verbreitete Form des Feldbaus hin. Unter der Bezeichnung Swantt tauchte der Name 1031[1] als Besitz im Güterverzeichnis des Regensburger Benediktinerklosters St. Emmeram auf. Bei dieser Aufzeichnung handelt es sich um einen Rotulus, der urbarielle Eintragungen des Klosters enthält. Man konnte das Original, das bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkrieges im Bayerischen Hauptstaatsarchiv in München verwahrt wurde, nicht mehr auffinden. Doch eine Abschrift des Schriftstückes aus dem Jahre 1921 liegt noch vor, sodass die Güterbeschreibung unter dem Abt Burkhard von St. Emmeram erhalten blieb. 1035 ist Suuant ohne Zweifel in der Mark Nabburg anzusiedeln[2]. Um 1150 schenkte Siegfried von Pettendorf eine Besitzung zu Swante (Alten- und Neuenschwand)[3] an das Kloster Ensdorf. In der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts besaß das Kloster Sankt Emmeram den locus Suuant (schwenden = urbar machen) in dieser Gegend. Nach dem Tode des Pettendorfers Friedrich III. († um 1119) übergab dessen Schwiegersohn Otto von Wittelsbach dem Bamberger Bischof Otto I. diese Besitzungen zur Gründung eines Klosters in Ensdorf. Dieses Kloster wurde von Bischof Otto auch mit Teilen des Reichsforstes ausgestattet, den Kaiser Heinrich II. dem Bistum Bamberg geschenkt hatte. Anfang des 13. Jahrhunderts hat ein Seyfridus de Pettendorf dem Kloster Ensdorf das prädium Swante übergeben[4] 1210 erscheint in einer Urkunde des Klosters Ensdorf ein Fridericus de Swante als Zeuge und vermutlich als Ministeriale der Herren von Pettendorf. 1306 besaß auch das Kloster Reichenbach am Regen eine curia in Swantt. 1370 verfügte Eberhard der Hofer über den Sitz Swantt (= Altenschwand).[5] Ihm folgt Anfang des 15. Jahrhunderts ein Peter Urssenpeck auf der Veste Schwandt nach. Dieser überließ den Sitz leihweise seinem Schwiegersohn Ulrich Hawczendorffer. Nach dessen Tod war hier wieder der Peter Urssenpeck ansässig.

Alten- und Neuenschwand

Eine Unterscheidung in Alten- und Neuenschwand wird erstmals in dem Regensburger Pfarrverzeichnis von 1438 getroffen.[4] Am 19. April 1448 veräußern Peter Urssenpeck, sein Sohn Jörg und seine Tochter Anna die Veste Allten Geswant mit allen Pertinenzen dem Schwandorfer Pfleger Hanns Vingerlein. Dieser vererbt den Sitz seinem Sohn Georg, der zwischen 1518 und 1522 mit Altenschwand immatrikuliert wird. Dessen Sohn Sebastian veräußert den Besitz an den Bernhard Stöckel zu Eslarn.[6] Bei dieser Besitzübergabe ist ein genaues Verzeichnis über alle mit der Veste verbundenen Einnahmen gemacht worden. Am 3. April 1536 ging die Feste an Jobst von Thondorff über, der sie aber bereits sechs Monate an Kurfürst Ludwig V. und Pfalzgraf Friedrich verkauft. Seit dieser Zeit gehörte Altenschwand zu dem pfälzischen Amt Neunburg vorm Wald. Der Großteil des Dorfes Neuenschwand war aber nach Bodenstein zinspflichtig und folgt in der Besitzgeschichte dem Schloss Bodenstein. Die Vogtei über Neuenschwand war ein Lehen des Klosters St. Emmeram und wurde als solches bis zur Säkularisation 1803 vergeben.

Gemeindebildung

1820/21 entstand die Gemeinde Altenschwand mit 24 Familien. Zur Gemeinde Altenschwand gehörten Warmersdorf mit fünf Familien, der Weiler Meldau mit vier Familien und die Einöde Mappenberg mit zwei Familien.[7]

Einwohnerentwicklung

Einwohnerentwicklung in der Gemeinde Altenschwand von 1840 bis 1975[8]:

Jahr18401861186718711890190019101919193319391946195019611975
Einwohner303313345357311377314407430480678636575625

Am 1. Mai 1978 wurde die Gemeinde Altenschwand (Altenschwand Dorf, Altenschwand Weiler, Mappenberg (teilweise) und Warmersdorf) in die Gemeinde Bodenwöhr eingegliedert; die Ortsteile Meldau und Mappenberg (teilweise) wurden Teil der Gemeinde Wackersdorf. Bodenwöhr gehörte bis 1921 zur eigenständigen Gemeinde Neuenschwand. 1921 änderte sich die Bezeichnung „Gemeinde Neuenschwand“ in „Gemeinde Bodenwöhr“.

Burg Altenschwand

Die Veste Altenschwand befand sich in der Ortsmitte von Altenschwand bei der Filialkirche St. Nikolaus. Aufgehendes Mauerwerk ist nicht mehr vorhanden. Die Burgstelle ist als Bodendenkmal Nummer D-3-6739-0002: „Mittelalterlicher Burgstall“[9] geschützt. Unmittelbar östlich schließt sich zwischen diesem Denkmal und der Kreisstraße SAD 18 ein weiteres Bodendenkmal mit der Nummer D-3-6739-0003: „Verebneter mittelalterlicher Turmhügel“ an.

Sehenswürdigkeiten

  • Kirche St. Nikolaus

Siehe auch: Liste der Baudenkmäler in Altenschwand

Verkehr

Der Betriebsbahnhof Altenschwand liegt an der Bahnstrecke Schwandorf–Furth im Wald. Bis 2001 hielten hier Reisezüge. Inzwischen passieren die Züge den Ort ohne Halt. Altenschwand liegt an der Kreisstraße SAD 18 und der Bundesstraße B85.

Persönlichkeiten

  • Michael Meier – Kläger gegen die Wiederaufarbeitungsanlage Wackersdorf und WAA-Grundstücksanlieger. Der arbeitslose Nebenerwerbslandwirt weigerte sich, sein Grundstück an die WAA-Betreiberfirma zu verkaufen, obwohl diese ihm Millionen dafür bot. 1985 reichte er als einziger von acht Anliegern der geplanten WAA Klage vor dem Bayerischen Verwaltungsgerichtshof ein.[10] 1988 gewann Meier den Prozess und der Bebauungsplan für die WAA wurde für ungültig erklärt.[11] Das Franziskus-Marterl wurde auf seinem Grundstück errichtet.

Einzelnachweise

  1. Wilhelm Nutzinger: Neunburg vorm Wald. In: Historischer Atlas von Bayern. Altbayern I. 52. Kommission für Bayerische Landesgeschichte, München 1982, ISBN 3-7696-9928-9, S. 93.
  2. Wilhelm Nutzinger: Neunburg vorm Wald. In: Historischer Atlas von Bayern. Altbayern I. 52. Kommission für Bayerische Landesgeschichte, München 1982, ISBN 3-7696-9928-9, S. 31.
  3. Wilhelm Nutzinger: Neunburg vorm Wald. In: Historischer Atlas von Bayern. Altbayern I. 52. Kommission für Bayerische Landesgeschichte, München 1982, ISBN 3-7696-9928-9, S. 51.
  4. a b Wilhelm Nutzinger: Neunburg vorm Wald. In: Historischer Atlas von Bayern. Altbayern I. 52. Kommission für Bayerische Landesgeschichte, München 1982, ISBN 3-7696-9928-9, S. 157.
  5. Die bisweilen kolportierte Meinung, dass Otto Zenger von Schwarzeneck 1348 von Markgraf Ludwig dem Brandenburger die Erlaubnis erhalten habe, eine Veste auf Schwant zu errichten, kann sich nur auf das Dorf Gschwand bei Lixenried (heute ein Stadtteil von Furth im Wald) beziehen und nicht auf dieses Swant.
  6. Wilhelm Nutzinger: Neunburg vorm Wald. In: Historischer Atlas von Bayern. Altbayern I. 52. Kommission für Bayerische Landesgeschichte, München 1982, ISBN 3-7696-9928-9, S. 158.
  7. Wilhelm Nutzinger: Neunburg vorm Wald. In: Historischer Atlas von Bayern. Altbayern I. 52. Kommission für Bayerische Landesgeschichte, München 1982, ISBN 3-7696-9928-9, S. 417.
  8. Wilhelm Nutzinger: Neunburg vorm Wald. In: Historischer Atlas von Bayern. Altbayern I. 52. Kommission für Bayerische Landesgeschichte, München 1982, ISBN 3-7696-9928-9, S. 440.
  9. Denkmalliste für Bodenwöhr (PDF) beim Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege (PDF; 135 kB)
  10. Ulrich Stock: Wackersdorf-Urteil: Der Sieg des Michael Meier. In: zeit.de. 5. Februar 1988, abgerufen am 13. Juli 2023.
  11. Bruch im Keller - DER SPIEGEL. In: spiegel.de. 31. Januar 1988, abgerufen am 13. Juli 2023.
Commons: Altenschwand – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Auf dieser Seite verwendete Medien

Bavaria location map.svg
Autor/Urheber: TUBS, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Positionskarte Bayern, Deutschland. Geographische Begrenzung der Karte:
Anti-WAA-Wackersdorf-Franziskus-Marterl.jpg
(c) Wikida in der Wikipedia auf Deutsch, CC BY-SA 3.0
Franziskus-Marterl (Anti-WAA-Wackersdorf-Kapellenbildstock) mit dem „Kreuz von Wackersdorf“ in Altenschwand (Bodenwöhr).

Marterl-Inschriften:

  • Holztafel: Hl. Franziskus bitte für uns
  • Tontafel: Zum Dank - Michael Meier - *12.6.1934 †26.10.2005
  • Tontafel: WAA-Opfer 1986: Alois Sonnleitner, Johann Hirschinger, Erna Sielka, Willi Gleikner
  • Tontafel: Die Atomstrahlung bewirkt die Abtreibung der Schöpfung und es ist ein tödlicher Witz, an die Unfehlbarkeit des Menschen zu glauben.
Altenschwand 14 08 2013.jpg
Autor/Urheber: Alois Köppl, Gleiritsch (= Zusatz), Lizenz: CC BY-SA 3.0
Altenschwand, Gemeinde Bodenwöhr, Landkreis Schwandorf, Oberpfalz, Bayern
Altenschwand St Nikolaus 17 06 2017 06.JPG
Autor/Urheber: Alois Köppl, Gleiritsch (= Zusatz), Lizenz: CC BY-SA 3.0
St. Nikolaus in Altenschwand: Darstellung von Kirche und Schloss Altenschwand auf einem Bild im Altarraum der Kirche; Altenschwand, Gemeinde Bodenwöhr, Landkreis Schwandorf, Oberpfalz, Bayern
Altenschwand 17 06 2017 04.JPG
Autor/Urheber: Alois Köppl, Gleiritsch (= Zusatz), Lizenz: CC BY-SA 3.0
Feuerwehrhaus in Altenschwand; Gemeinde Bodenwöhr, Landkreis Schwandorf, Oberpfalz, Bayern
Altenschwand St Nikolaus 17 06 2017 01.JPG
Autor/Urheber: Alois Köppl, Gleiritsch (= Zusatz), Lizenz: CC BY-SA 3.0
St. Nikolaus in Altenschwand, Gemeinde Bodenwöhr, Landkreis Schwandorf, Oberpfalz, Bayern
Bundesstraße 85 number.svg
Bundesdeutsche Bundesstraßennummer. Version von Zeichen 401 der dt. StVO
Altenschwand Bahnhof 18 06 2017 01.JPG
Autor/Urheber: Alois Köppl, Gleiritsch (= Zusatz), Lizenz: CC BY-SA 3.0
Ehemaliger Bahnhof Altenschwand, An der Station (Weiler); Altenschwand, Gemeinde Bodenwöhr, Landkreis Schwandorf, Oberpfalz, Bayern
Altenschwand 17 06 2017 01.JPG
Autor/Urheber: Alois Köppl, Gleiritsch (= Zusatz), Lizenz: CC BY-SA 3.0
Altenschwand, Gemeinde Bodenwöhr, Landkreis Schwandorf, Oberpfaltz, Bayern