Alstom Stendal
Alstom Stendal (ehemals Reichsbahnausbesserungswerk Stendal, kurz: RAW/Raw Stendal) ist ein ehemaliges Ausbesserungswerk und heutiger Standort des französischen Eisenbahnherstellers Alstom in der Stadt Stendal. Es befindet sich im Osten der Stadt östlich des Nachtigalplatzes. Alstom stieg 2002 als Teilhaber ein und übernahm das Werk 2012 ganz. Heute werden hier Diesellokomotiven instand gesetzt und neu entwickelt und ältere Streckenlokomotiven modernisiert.
Geschichte
Auf dem Gelände des Ausbesserungswerks befand sich vor der Fertigstellung des neuen Hauptbahnhofs 1872 der erste Stendaler Bahnhof. Zu dieser Zeit fuhren die Züge noch östlich an der Stadt vorbei.[1]
1873 eröffnete die Magdeburg-Halberstädter Eisenbahngesellschaft (MHE) das Ausbesserungswerk mit einer Belegschaft von 170 Facharbeitern. 1881 wurde mit der Eisenbahngesellschaft auch die Werkstatt verstaatlicht, der Königlichen Eisenbahndirektion Hannover zugeordnet und hieß ab nun „Hauptwerkstatt“. Die Zahl der Facharbeiter stieg im Jahr 1911 auf rund 1000 an und betrug 1920 bereits 2400. Die Umbenennung der Hauptwerkstatt in Reichsbahnausbesserungswerk (RAW) erfolgte 1924.[1]
Neben der Instandsetzung und Generalüberholung von Dampflokomotiven für den Personen- und Güterverkehr kam es auch zur Entwicklung von innovativen Kohlenstaub-Dampflokomotiven (kurz Kohlenstaub-Loks bzw. Kohlenstaub-Kondens-Loks). 1949 wurde die erste Lokomotive mit Kohlenstaubfeuerung fertiggestellt.[2] Ab 1975 wurden die ersten hydraulischen Diesellokomotiven instand gesetzt und jährlich bis zu 300 Hauptuntersuchungen und Instandsetzungen an Diesellokomotiven der Baureihe 110 durchgeführt.[2]
Mit der Bahnreform übernahm die Deutsche Bahn das Werk. Infolge der Umstrukturierungen des Unternehmens wurde das Werk Stendal 1998 der DB Regio zugeteilt und war seitdem unter dem Namen Schienenfahrzeugzentrum Stendal für die Instandhaltung von Lokomotiven und Triebzügen des Schienennahverkehrs verantwortlich.[2] Seit 2002 gehörte das Werk zu dem von Alstom und der DB gegründeten Gemeinschaftsunternehmen Alstom Lokomotiven Service GmbH.[2] Es gehört seit Mai 2012 zu 100 % zu Alstom; seither werden hier Diesellokomotiven instand gesetzt und neu entwickelt und ältere Streckenlokomotiven modernisiert.[2]
Auszeichnungen
Das Werk erhielt bis 1965 sieben Mal die Wanderfahne aller Raw. Seit 1952 gab es Volkskammer-Abgeordnete, die im Raw Stendal arbeiteten. Das Werk erhielt 1963 den Orden Banner der Arbeit.[1]
Bekannte Mitarbeiter
- Hans Wendler (1905–1989), Dampflokomotivkonstrukteur
- Max Baumberg (1906–1978), Eisenbahningenieur und Lokomotivkonstrukteur, arbeitete als Betriebsleiter
- Ernst Lindner (1935–2012), sechsmaliger Fußballnationalspieler der DDR
Literatur
- 90 Jahre Reichsbahn - Ausbesserungswerk Stendal 1873 - 1963. Selbstverlag, 1963.
Weblinks
- Geschichte des Werkes bei v100.de
- Webpräsenz bei Alstom ( vom 18. Mai 2013 im Internet Archive)
- Fotos von der Werksöffnung anlässlich des 130-jährigen Bestehens im Jahr 2003 ( vom 20. Juli 2019 im Internet Archive)
- RAW / Reichsbahn-Ausbesserungswerk Stendal
Einzelnachweise
Koordinaten: 52° 35′ 58″ N, 11° 52′ 1″ O
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(c) Bundesarchiv, B 145 Bild-F088972-0001 / Thurn, Joachim F. / CC-BY-SA 3.0
Bundesland Sachsen-Anhalt
(c) Bundesarchiv, Bild 183-R96091 / CC-BY-SA 3.0
Illus-Merker RAW Stendal - Geburtsstätte der Kohlenstaub-Lok. Im Reichsbahnausbesserungswerk Stendal wurden in gemeinsamer Arbeit der Arbeiter und Techniker zwei neue Loks entwickelt, die für den Schnellzug- und Güterverkehr eine wesentliche Verbesserung bedeuten. Es sind die in der Öffentlichkeit bereits bekannt gewordenen Kohlenstaub- und Kohlenstaub-Kondens-Lok. Die Kohlenstaub-Kondens-Lok, die staubfreier und schneller arbeitet, kann sechs Wochen ununterbrochen in Tätigkeit sein, ohne einmal ausgewaschen zu werden. Nach den ersten erfolgreichen Probefahrten werden jetzt 100 Güterlok auf Kohlenstaub umgebaut.
U.B.z.: Nach erfolgreicher Probefahrt trifft die Kohlenstaub-Lok wieder im RAW Stendal ein. 3731-49