Alpen-Süßklee

Alpen-Süßklee

Alpen-Süßklee (Hedysarum hedysaroides)

Systematik
Eurosiden I
Ordnung:Schmetterlingsblütenartige (Fabales)
Familie:Hülsenfrüchtler (Fabaceae)
Unterfamilie:Schmetterlingsblütler (Faboideae)
Gattung:Süßklee (Hedysarum)
Art:Alpen-Süßklee
Wissenschaftlicher Name
Hedysarum hedysaroides
(L.) Schinz & Thell.

Der Alpen-Süßklee[1] (Hedysarum hedysaroides) ist eine Pflanzenart aus der Gattung Süßklee (Hedysarum) innerhalb der Familie Hülsenfrüchtler (Fabaceae).

Beschreibung

Illustration
Laubblätter und Blütenstand
Unreife Gliederhülsen
Habitus und Blütenstand

Vegetative Merkmale

Der Alpen-Süßklee wächst als sommergrüne, ausdauernde krautige Pflanze und erreicht Wuchshöhen von 10 und 30 Zentimetern. Die Pfahlwurzel ist oft meterlang. Die einfachen, aufrechten Stängel sind kantig.

Die Laubblätter sind unpaarig gefiedert, mit 9 bis 21 sitzenden Fiederblättchen. Die Fiederblättchen sind bei einer Länge von 10 bis 30 Millimetern lanzettlich. Die Nebenblätter sind häutig, braun und bis über die Mitte verwachsen.

Generative Merkmale

Die Blütezeit reicht von Juni bis August. 10 bis 50 nickende Blüten sitzen in einem einseitswendigen traubigen Blütenstand.

Die zwittrigen Blüten sind zygomorph und fünfzählig mit doppelter Blütenhülle. Die fünf Kelchblätter sind glockig verwachsen. Die rotvioletten Kronblätter bilden eine 15 bis 20 Millimeter lange Krone mit der typischen Form der Schmetterlingsblüte. Das Schiffchen ist länger als Flügel und Fahne.

Die Früchte sind flache Gliederhülsen, die sich nicht öffnen, sondern in einzelne Scheiben zerfallen.

Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 14.[2]

Vorkommen

Das Verbreitungsgebiet des Alpen-Süßklees umfasst in Europa die Alpen und Pyrenäen bis zu den Karpaten, dazu die russische Arktis und den nördlichen und zentralen Ural. Er zeigt damit die typische Verbreitungsform glazialer Reliktarten mit arkto-alpiner Disjunktion. In den mitteleuropäischen Kalkalpen kommt er zerstreut vor; in Gebieten mit kalkarmem Gestein ist er in Mitteleuropa selten.[3] In Österreich kommt er zerstreut bis häufig bis auf Wien und Burgenland vor. Auf der Balkanhalbinsel beschränkt sich das Vorkommen auf die östlichen Prokletije. Hier ist er in 2000 bis 2400 Metern verbreitet.[4]

Der Alpen-Süßklee gedeiht in Höhenlagen von 1000 bis 3000 Metern, bevorzugt aber in Mitteleuropa Höhenlagen zwischen 1800 und 2500 Metern.[3] In den Allgäuer Alpen steigt er am Rauheck-Gipfel in Bayern sie bis zu einer Höhenlage von 2383 Metern auf.[5]

Der Alpen-Süßklee besiedelt sonnige Magerrasen, Wildheulagen. Felsbänder, lückige Rasen sowie Matten und lockere Zwergstrauchbestände.[3] Der Alpen-Süßklee gedeiht auf locker-steinigen Lehmböden in alpiner Lage; er bevorzugt kalkhaltige Böden, er geht aber auch auf kalkarmen Untergrund, wenn er nährstoffreich ist.[3] Er ist eine Charakterart der Ordnung Seslerietalia, kommt aber auch im Elynetum aus dem Verband Elynion vor.[2]

Die ökologischen Zeigerwerte nach Landolt & al. 2010 sind in der Schweiz: Feuchtezahl F = 3 (mäßig feucht), Lichtzahl L = 4 (hell), Reaktionszahl R = 4 (neutral bis basisch), Temperaturzahl T = 1+ (unter-alpin, supra-subalpin und ober-subalpin), Nährstoffzahl N = 3 (mäßig nährstoffarm bis mäßig nährstoffreich), Kontinentalitätszahl K = 3 (subozeanisch bis subkontinental).[6]

Ökologie und Nutzung

Der Alpen-Süßklee besitzt Wurzelknöllchen mit stickstoffbindenden Bakterien.

Er wird vom Rostpilz Uromyces hedysari-obscuri mit Spermogonien, Aecidien und Telien befallen.[7]

Der Alpen-Süßklee ist eine der wertvollsten Alpenfutterpflanzen mit hohem Eiweiß- und Fettgehalt. Obwohl leicht bitter, wird er gerne vom Vieh gefressen, erträgt jedoch starke Beweidung schlecht; besser eignet er sich zur Heugewinnung (Mahd).

Systematik

Die Erstveröffentlichung unter dem Namen (Basionym) Astragalus hedysaroides erfolgte 1753 durch Carl von Linné. Die Neukombination zu Hedysarum hedysaroides(L.) Schinz & Thell. wurde 1913 durch Hans Schinz und Albert Thellung veröffentlicht. Das Artepitheton hedysaroides bedeutet „süßklee-ähnlich“.[8]

Je nach Autor gibt es von der Art Hedysarum hedysaroides zwei oder drei Unterarten:[9][10]

  • Hoher Alpen-Süßklee (Hedysarum hedysaroides subsp. exaltatum(A.Kerner) Žertová, Syn.: Hedysarum exaltatumA.Kerner): Sein Wuchs ist mit 30–40 Zentimetern höher als bei den anderen Formen; jedes Laubblatt hat 6–10 Paare von Teilblättchen; die längsten Kelchzähne sind 3–4,5 Millimeter lang. Er kommt in den Südalpen vor.
  • Gewöhnlicher Alpen-Süßklee (Hedysarum hedysaroides(L.) Schinz & Thell. subsp. hedysaroides): Diese Unterart ist mit einer Wuchshöhe von 10–15 Zentimetern niedriger als die anderen Formen; jedes Laubblatt besitzt nur 4–6 Paare von Teilblättchen; die längsten Kelchzähne sind 1,5–3 Millimeter lang. Sie kommt fast im ganzen Gebiet der Art vor.
  • Arktischer Alpen-Süßklee (Hedysarum hedysaroides subsp. arcticum(B.Fedtsch.) P.W.Ball, Syn.: Hedysarum arcticumB.Fedtsch.): Diese Unterart, die aber auch von manchen Autoren als eigene Art angesehen wird, erreicht Wuchshöhen von 20–30 Zentimetern; jedes Laubblatt hat 4–6 Paare von Teilblättchen und die längsten Kelchzähne sind etwa 1,5 Millimeter lang. Sie kommt in Europa nur im arktischen Russland und im nördlichen und zentralen Ural vor.

Literatur

  • Xaver Finkenzeller, Jürke Grau: Alpenblumen. Erkennen und bestimmen (= Steinbachs Naturführer). Mosaik, München 2002, ISBN 3-576-11482-3.
  • Wolfgang Adler, Karl Oswald, Raimund Fischer: Exkursionsflora von Österreich. Hrsg.: Manfred A. Fischer. Eugen Ulmer, Stuttgart/Wien 1994, ISBN 3-8001-3461-6.

Einzelnachweise

  1. Hedysarum hedysaroides (L.) Schinz & Thell., Alpen-Süßklee. FloraWeb.de
  2. a b Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. 8. Auflage. Stuttgart, Verlag Eugen Ulmer, 2001, ISBN 3-8001-3131-5. Seite 606.
  3. a b c d Dietmar Aichele, Heinz-Werner Schwegler: Die Blütenpflanzen Mitteleuropas. 2. Auflage. Band 2: Eibengewächse bis Schmetterlingsblütengewächse. Franckh-Kosmos, Stuttgart 2000, ISBN 3-440-08048-X.
  4. Snežana Vukojičić 2009: Glacijalni relikti u orofitskoj flori Srbije, Crne gore i Makedonije. Dissertation, Universität von Belgrad, Biologische Fakultät (Univerzitet u Beogradu, Biološki Fakultet).
  5. Erhard Dörr, Wolfgang Lippert: Flora des Allgäus und seiner Umgebung. Band 2, IHW, Eching 2004, ISBN 3-930167-61-1, S. 149.
  6. Hedysarum hedysaroides (L.) Schinz & Thell. In: Info Flora, dem nationalen Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora. Abgerufen am 21. März 2021.
  7. Peter Zwetko: Die Rostpilze Österreichs. Supplement und Wirt-Parasit-Verzeichnis zur 2. Auflage des Catalogus Florae Austriae, III. Teil, Heft 1, Uredinales. (PDF; 1,8 MB).
  8. Günther Blaich: Datenblatt mit Fotos.
  9. A. Chrtková-Žertová: Hedysarum L. In: Thomas Gaskell Tutin et al.: Flora Europaea. Band 2, Seite 185–187. Cambridge University Press 1968.
  10. David Aeschimann, Konrad Lauber, Daniel Martin Moser, Jean-Paul Theurillat: Flora alpina. Ein Atlas sämtlicher 4500 Gefäßpflanzen der Alpen. Band 1 Seite 950. Haupt Verlag, Bern, Stuttgart, Wien 2004, ISBN 3-258-06600-0.

Weblinks

Commons: Alpen-Süßklee (Hedysarum hedysaroides) – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

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Hedysarum hedysaroides 2005.08.03 10.36.20.jpg
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Alpen-Süßklee (Hedysarum hedysaroides), unreife Gliederhülsen
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Hedysarum heydysaroides (West Tatra Mountains, Hala Upłaz)
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