Alwa

Alodias ungefähre Ausdehnung im 10. Jahrhundert

Alwa (auch Alodia, Alodien oder Aloda) war das südlichste der drei christlichen nubischen Königreiche und bestand von etwa 500 bis 1500 in Obernubien um den Zusammenfluss des Weißen und Blauen Nil im heutigen Sudan.

Die beiden anderen Reiche Nobatia und Makuria sind deutlich besser bekannt, da Unternubien archäologisch gut erforscht ist und diese Reiche im ständigen Kontakt zu den arabischen Nachbarn standen, aus deren Quellen einiges zu erfahren ist. Das Gebiet von Alwa ist dagegen archäologisch kaum erschlossen, und auch arabische Quellen berichten wenig von diesem Reich. Die Hauptstadt war Soba, einer der wenigen Orte von Alwa, an denen bisher archäologisch gegraben wurde.

Die Anfänge des Reiches liegen vollkommen im Dunkeln, doch war es zunächst heidnisch und ein Nachfolgestaat des meroitischen Reiches. Im 6. Jahrhundert trat der König von Alwa, wie byzantinische Quellen berichten, zum christlichen Glauben über. Nach Johannes von Ephesos hatten die Leute von Alwa erfahren, dass das Reich von Nobatia christianisiert worden sei. Der König von Alwa sandte einen Brief an den König von Nobatia und bat darum, sein Volk zu taufen und ihm die christliche Lehre beizubringen. Darauf reiste Longinus, der schon das Reich von Nobatia christianisiert hatte, in die Hauptstadt von Alwa und taufte dort den König und große Teile des Volkes.

Grundriss des Kirchenkomplexes von Soba

Aus der Folgezeit sind nur wenig Namen von Königen oder Ereignisse überliefert. Immerhin stand das Reich in engem Kontakt zu Makuria, und die Familien der Könige beider Reiche scheinen zeitweise eng miteinander verwandt gewesen zu sein. Es gibt sogar Anzeichen, dass beide Reiche zumindest zeitweise von nur einem König regiert worden sind. Als Sprache ist eine besondere Form von Altnubisch bezeugt.

Die Nordgrenze des Reiches lag wohl etwas südlich vom fünften Nilkatarakt. Die Südausdehnung ist unbekannt. Die südlichste Kirche, die wohl zu Alwa zu rechnen ist, fand sich bei Saqadi, ungefähr 50 km westlich von Sannar. Im Gegensatz zu Makuria dürfte das Reich sich auch östlich und westlich des Nils erstreckt haben, da hier nicht nur Wüste zu finden ist.

Wann und wie Alodia genau unterging ist nicht eindeutig. Die zwei gängigsten Theorien sind, dass das Reich entweder von Arabern unter einem gewissen Abdallah Jammah, wahrscheinlich zum Ende des 15. Jahrhunderts, zerstört wurde, oder dass dies 1504 unter den Funj geschehen sein soll. Bei diesem Angriff soll Soba erobert worden sein, obwohl Ausgrabungen gezeigt haben, dass die Stadt damals schon weitgehend in Ruinen lag. Für das Jahr 1523 wird die Hauptstadt Soba von dem Reisenden David Reubeni als Stadt in Ruinen beschrieben. Für das Jahr 1540 ist eine nubische Delegation an den äthiopischen Hof bezeugt, die um Hilfe in Fragen christlicher Lehre bat. Diese Hilfe wurde jedoch nicht gewährt. Ob diese Delegation allerdings aus Alwa kam, ist unbekannt. Ein Nachfolgerstaat Alwas könnte das Königreich Fazughli gewesen sein.

Siehe auch

Literatur

  • Mohi El-Din Abdalla Zarroung: The Kingdom of Alwa. African Occasional Papers No. 5, The University of Calgary Press, 1991, ISBN 0-919813-94-1 (einzige Monographie zu Alwa, allerdings zum Teil stark überholt)
  • Derek A. Welsby: The Kingdom of Alwa. In: Julie R. Anderson, Derek A. Welsby: The Fourth Cataract and Beyond: Proceedings of the 12th International Conference for Nubian Studies. Peeters Publishers, Leuven 2014, S. 183–200, ISBN 9042930446 (zum momentanen Stand der Forschung)
  • Roland Werner: Das Christentum in Nubien. Geschichte und Gestalt einer afrikanischen Kirche. Lit, Münster 2013, ISBN 978-3-643-12196-7 (Referenzwerk zum christlichen Nubien)
  • Derek A. Welsby: The Medieval Kingdoms of Nubia: Pagans, Christians and Muslims in the Middle Nile. British Museum Press, London 2002, ISBN 0-7141-1947-4 (einführendes Werk zu Nubien im Mittelalter mit Fokus auf der Archäologie)

Weblinks

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Approximate extension of Alodia based on accounts of Ibn Hawqal.png
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Initially based on map IX from the book "The Kingdom of Alwa" (see the first four versions of the map to see the faithful copy).[1] The original map had several problems, so I decided to modify it. 1) Zarroug had Alodia extend as far west as Darfur. However, there is still virtually no archaeological evidence supporting this assumption.[2] 2) The exact nothern border is still desputed; it is generally placed between Abu Hamad and the confluence of the Nile and the Atbara.[3] 3) Zarroug shows all regions west of the Nile as part of Alodia. However, the traveller Ibn Hawqal explicitly stated that parts of the region west of the White Nile were part of Makuria. The Nuba mountains were probably part of Alodia, hence I included stripes and a question mark for the area between the confluence of the two Niles and the Nuba mountains.[4] 4) There is little evidence that the Bayuda desert (between ed Debba and Omdurman) was part of either Makuria or Alodia.[5]
  1. Mohi el-Din Abdalla Zarroug (1991): "The Kingdom of Alwa". Calgary.
  2. David Edwards (2004): "The Nubian Past. An Archaeology of the Sudan". Routledge. p. 254
  3. Derek Welsby (2014): "The Kingdom of Alwa" in "The Fourth Cataract and Beyond". Peeters.
  4. Jay Spaulding (1998): "Early Kordofan" in "Kordofan Invaded: Peripheral Incorporation in Islamic Africa". Brill. p. 49
  5. Tim Karberg, Angelika Lohwasser (2018): "The Wadi Abu Dom Itinerary (W.A.D.I.) Survey Project" in "Bayuda Studies. Proceedings of the First International Conference on the Archaeology of the Bayuda Desert in Sudan". Harrassowitz.
Soba 3 churches.gif
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plan of three medieval churches at Soba East, Sudan