Almarudit
Almarudit | |
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Allgemeines und Klassifikation | |
Andere Namen | IMA 2002-048[1] |
Chemische Formel | |
Mineralklasse (und ggf. Abteilung) | Silikate und Germanate – Ringsilikate |
System-Nr. nach Strunz und nach Dana | 9.CM.05 63.02.01a.18 |
Kristallographische Daten | |
Kristallsystem | hexagonal[2] |
Kristallklasse; Symbol | dihexagonal-dipyramidal; 6/m 2/m 2/m[3] |
Raumgruppe | P6/mcc (Nr. 192)[2] |
Gitterparameter | a = 9,997 Å; c = 14,090 Å[2] |
Formeleinheiten | Z = 2[2] |
Häufige Kristallflächen | {001}, {100}, {102}, {110}[2] |
Physikalische Eigenschaften | |
Mohshärte | Bitte ergänzen |
Dichte (g/cm3) | 2,720 (berechnet)[2] |
Spaltbarkeit | nicht beobachtet[2] |
Bruch; Tenazität | unregelmäßig[2] |
Farbe | gelb - orange[2] |
Strichfarbe | blass orange[2] |
Transparenz | durchsichtig[2] |
Glanz | Glasglanz[2] |
Kristalloptik | |
Brechungsindizes | nω = 1,559[2] nε = 1,560[2] |
Doppelbrechung | δ = 0,001[2] |
Optischer Charakter | einachsig negativ[2] |
Pleochroismus | stark:[2] nω= orange nε= farblos |
Das Mineral Almarudit ist ein sehr selten vorkommendes Ringsilikat aus der Milaritgruppe und hat die chemische Zusammensetzung K □2 (Mn2+,Fe2+,Mg2+)2 Be2Al Si12O30. Es kristallisiert im hexagonalen Kristallsystem und entwickelt gelbe bis orange, dicktafelige sechsseitige Kristalle.[2]
Etymologie und Geschichte
Entdeckt wurde Almarudit durch Alice und Eugen Rondorf 1982 in silikatreichen Xenolithen vom Ettringer Bellerberg in der Eifel, Deutschland. Eine genaue Charakterisierung im Jahr 2002 durch Tamara Mihajlović, Christian L. Lengauer, Theodoros Ntaflos, Uwe Kolitsch und Ekkehart Tillmanns ergab, dass es sich um ein neues Mineral aus der Milaritgruppe handelt. Sie benannten es zu Ehren ihrer Forschungseinrichtung, der Universität Wien, nach deren lateinischen Namen Alma Mater Rudolphina Vindobonensis: Almarudit.[2]
Klassifikation
Da der Almarudit erst 2002 als eigenständiges Mineral anerkannt wurde, ist er in der seit 1977 veralteten 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz noch nicht verzeichnet. Einzig im Lapis-Mineralienverzeichnis nach Stefan Weiß, das sich aus Rücksicht auf private Sammler und institutionelle Sammlungen noch nach dieser alten Form der Systematik von Karl Hugo Strunz richtet, erhielt das Mineral die System- und Mineral-Nr. VIII/E.22-22. In der „Lapis-Systematik“ entspricht dies der Klasse der „Silikate und Germanate“ und dort der Abteilung „Ringsilikate“, wo Almarudit zusammen mit Agakhanovit-(Y), Armenit, Berezanskit, Brannockit, Chayesit, Darapiosit, Dusmatovit, Eifelit, Emeleusit, Faizievit, Friedrichbeckit, Klöchit, Lipuit, Merrihueit, Milarit, Oftedalit, Osumilith, Osumilith-(Mg), Poudretteit, Roedderit, Shibkovit, Sogdianit, Sugilith, Trattnerit, Yagiit und Yakovenchukit-(Y) die „Milarit-Osumilith-Gruppe“ (VIII/E.22) bildet (Stand 2018).[4]
Die von der International Mineralogical Association (IMA) zuletzt 2009 aktualisierte[5] 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Almarudit ebenfalls in die Abteilung der „Ringsilikate“ ein. Diese ist allerdings weiter unterteilt nach der Struktur der Ringe, so dass das Mineral entsprechend seinem Aufbau in der Unterabteilung „[Si6O18]12−-Sechser-Doppelringe“ zu finden ist. Darin gehört es mit Armenit, Berezanskit, Brannockit, Chayesit, Darapiosit, Dusmatovit, Eifelit, Friedrichbeckeit, Klöchit, Merrihueit, Milarit, Oftedalit, Osumilith, Osumilith-(Mg), Poudretteit, Roedderit, Shibkovit, Sogdianit, Sugilith, Trattnerit und Yagiit zur „Milaritgruppe“ mit der System-Nr. 9.CM.05.
Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Almarudit in die Klasse der „Silikate und Germanate“, dort allerdings in die bereits feiner unterteilte Abteilung der „Ringsilikate: Kondensierte Ringe“ ein. Hier ist er in der „Milarit-Osumilith-Gruppe (Milarit-Osumilith-Untergruppe)“ mit der System-Nr. 63.02.01a innerhalb der Unterabteilung „Ringsilikate: Kondensierte, 6-gliedrige Ringe“ zu finden.
Chemismus
Almarudit ist das Mn2+-Analog von Milarit. Die gemessene Zusammensetzung aus der Typlokalität ist [12]K0,86 [9](□1,79Na0,21) [6](Mn1,03 Fe0,62 Mg0,37 Zn0,03 Ca0,02) [4](Be2,09Al0,79) Si12O30, wobei in den eckigen Klammern die Koordinationszahl der jeweiligen Position in der Kristallstruktur angegeben ist.[2]
Die Almaruditkristalle sind zoniert und variieren vor allem in ihren Mn-, Fe- und Mg-Gehalten, also der Besetzung der 6-fach oktaedrisch koordinierten A-Position.[2]
Kristallstruktur
Almarudit kristallisiert im hexagonalen Kristallsystem in der Raumgruppe P6/mcc (Raumgruppen-Nr. 192) mit den Gitterparametern a = 9.997 Å und c = 14.090 Å sowie zwei Formeleinheiten pro Elementarzelle. [2]
Almarudit ist isotyp zu Milarit, d. h., es kristallisiert mit der gleichen Struktur wie Milarit. Die 12-fach koordinierte C-Position ist fast voll besetzt mit Kalium (K+). Die 9-fach koordinierten B-Position kann geringe Mengen Natrium (Na+) enthalten, ist aber weitgehend unbesetzt und enthält, im Gegensatz zu Milarit, kein Wasser (H2O). Mangan (Mn2+) wird zusammen mit variablen Mengen an Eisen (Fe2+), Magnesium (Mg2+) und Kalzium (Ca2+) auf der 6-fach koordinierten A-Position eingebaut, Beryllium (Be2+) und Aluminium (Al3+) auf der tetraedrisch koordinierten T2-Position. Die T1-Position, die die 6er-Doppelringe aufbaut, enthält nur Silizium (Si4+).[2]
Bildung und Fundorte
Almarudit ist bislang nur von seiner Typlokalität bekannt, einem Steinbruch der Firma A. Casper an Ettringer Bellerberg, 2 km nördlich von Mayen, in der Laacher See Region der Eifel, Rheinland-Pfalz, Deutschland. Es ist der erste Fund eines Beryllium-reichen Minerals in der Eifelregion.[2]
Dort wurde das Mineral in einem silikatreichen Gesteinseinschluss (Xenolith) in Leuzit- Tephrit- Lava gefunden. Er tritt zusammen mit Tridymit, Sanidin, Clinopyroxen, Amphibol, Sillimanit, Quarz, Hämatit und Braunit auf. Dieses Vorkommen entspricht denen der anderen Minerale aus der Milaritgruppe, die in der Vulkaneifel zuvor gefunden wurden: Eifelit, Roedderit, Osumilith und Mg-Osumilith.[2]
Almarutit bildet sich kontaktmetamorph bei hohen Temperaturen um 900 °C und niedrigen Druck bei der Umwandlung von silikatreichen Gesteinseinschlüssen in alkalireichen Schmelzen.
Siehe auch
Literatur
- Paul Ramdohr, Hugo Strunz: Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie. 16. Auflage. Ferdinand Enke Verlag, 1978, ISBN 3-432-82986-8, S. 714.
Weblinks
- Almarudit. In: Mineralienatlas Lexikon. Stefan Schorn u. a., abgerufen am 25. August 2022.
- Almarudite. In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy, abgerufen am 25. August 2022 (englisch).
- American-Mineralogist-Crystal-Structure-Database – Almarudite. In: rruff.geo.arizona.edu. Abgerufen am 25. August 2022 (englisch).
Einzelnachweise
- ↑ a b Malcolm Back, Cristian Biagioni, William D. Birch, Michel Blondieau, Hans-Peter Boja und andere: The New IMA List of Minerals – A Work in Progress – Updated: July 2022. (PDF; 3,5 MB) In: cnmnc.main.jp. IMA/CNMNC, Marco Pasero, Juli 2022, abgerufen am 25. August 2022 (englisch).
- ↑ a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t u v w x y Tamara Mihajlović, Christian L. Lengauer, Theodoros Ntaflos, Uwe Kolitsch, Ekkehart Tillmanns: Two new minerals, rondorfite, Ca8Mg[SiO4]4Cl2, and almarudite, K(□,Na)2(Mn,Fe,Mg)2(Be,Al)3[Si12O30], and a study of iron-rich wadalite, Ca12[(Al8Si4Fe2)O32]Cl6, from the Bellerberg (Bellberg) volcano, Eifel, Germany. In: Neues Jahrbuch für Mineralogie, Abhandlungen. Band 149, 2004, S. 265–294 (englisch, researchgate.net [PDF; 4,8 MB; abgerufen am 25. August 2022]).
- ↑ David Barthelmy: Almarudite Mineral Data. In: webmineral.com. Abgerufen am 25. August 2022 (englisch).
- ↑ Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. Alle Mineralien von A – Z und ihre Eigenschaften. Stand 03/2018. 7., vollkommen neu bearbeitete und ergänzte Auflage. Weise, München 2018, ISBN 978-3-921656-83-9.
- ↑ Ernest H. Nickel, Monte C. Nichols: IMA/CNMNC List of Minerals 2009. (PDF; 1,82 MB) In: cnmnc.main.jp. IMA/CNMNC, Januar 2009, abgerufen am 25. August 2022 (englisch).