Allgemeinbildende Schule

Allgemeinbildende Schule (gemäß neuer Rechtschreibung auch allgemein bildende Schule) ist der Oberbegriff für alle Schulen, die nicht mit einem Berufsabschluss enden. Gemeinsam ist diesen Schulen die Vermittlung von Allgemeinwissen im Gegensatz zur primären Vermittlung von Fachwissen an berufsbildenden Schulen. Tatsächlich vermitteln auch berufsbildende Schulen (im allgemeinbildenden Unterricht) Allgemeinbildung, und unter den allgemeinbildenden Schulen gibt es zahlreiche Formen, die speziell berufsvorbereitend oder facheinschlägig orientiert sind (so etwa Wirtschaftsgymnasien oder Sportgymnasien).

Allgemeinbildende Schulen können Pflichtschulen (Schulen zur Erfüllung der Schulpflicht) oder weiterführende Schulen, Regelschulen oder Schulen in freier Trägerschaft (Privatschulen), Spezial- und Förderschulen sein.

Grundlegendes

International

Ein Bildungsweg, der Basisbildung, allgemeine Lebens- und Sozialkompetenz und einen gewissen geistigen Horizont sicherstellt (life skills), ohne direkte Einbindung in die Arbeitswelt, gehört zu den modernen Grundforderungen, wie sie etwa das Programm Bildung für Alle (Education for All, EFA) der UNESCO einfordern.[1]

In der International Standard Classification of Education (ISCED) umfassen die allgemeinbildenden Schulen frühschulischen Programme (Vorschulen) und die Grundbildung (Level 0 und 1), die nicht berufsbildende Sekundarbildung (Level 2 und 3A), sowie die postsekundaren Formen für einen Hochschulzugang (Level 4A).

Da in den entwickelten Nationen ein Verbot der Kinderarbeit (Recht jedes Menschen auf Bildung, Allgemeine Erklärung der Menschenrechte 1948) besteht, findet eine Berufsbildung prinzipiell erst nach 14/15 statt, daher sind sämtliche Schulen bis zu diesem Alter allgemeinbildend, wobei aber viele allgemeinbildende Schulen spezielle facheinschlägige Schwerpunkte setzen (berufsvorbereitende Schulen).

Europa

Die Trennung der explizit allgemeinbildenden höheren Schulen (Sekundarstufe II, also bis etwa 18/20), deren vorrangiger Zweck die Hochschulvorbereitung ist, und der berufsbildenden Schulen ist eine Besonderheit der Schulsysteme im deutschen Sprachraum – der allgemeinbildende Abschluss als solcher gilt als nicht sonderlich wertvoll, und der Anteil derer, die nur mit Abitur/Matura abschließen, ist extrem gering. In den skandinavischen Schulsystemen beispielsweise stehen in der Sekundarstufe Allgemein- und Berufsbildung in Kurssystemen gleichwertig nebeneinander, und ein Großteil aller Schüler schließt mit Hochschulreife ab.[2]

Struktur der formalen Bildung der 25- bis 64-jährigen Wohnbevölkerung in ausgewählten Ländern Europas, in % (nach ISCED-Level)
LandISCED 1–3 ohne ZuordnungISCED 3B, 3C lang, 4ISCED 3AISCED 5BISCED 5A, 6
(formal gering Qualifizierte)(Berufs-
abschluss
)
(allgemein-
bildender A.
)
(Berufs-
qualifikation
)(1)
(Hochschul-
abschluss
)
Belgien Belgien3510241713
Danemark Dänemark1845050820
Deutschland Deutschland1656021015
Frankreich Frankreich3531101014
Finnland Finnland2300431717
Irland Irland3710241117
Italien Italien52092811
Luxemburg Luxemburg3724150913
Niederlande Niederlande2920220226
Norwegen Norwegen1144120230
Osterreich Österreich2056060909
Polen Polen50043116
Portugal Portugal75011213
Schweiz Schweiz1748061018
Slowakei Slowakei1636360112
Spanien Spanien5506120719
Schweden Schweden1700481519
Tschechien Tschechien11433312
Vereinigtes Konigreich Vereinigtes Kgr.3521150920
Quelle: OECD, Stand 2004.[3]
(1) tertiäre, nicht hochschulische Bildung
Nicht erfasst sind in solchen ISCED-Beurteilungen über die Berufsqualifikation Personen, die sich innerberuflich weiterbilden (On-the-job-Bildung), sie stellen nur die Rolle des Schulsystems in der Bildungsqualifikation dar.

Nationales

Deutschland

Allgemeinbildende Schule
StaatDeutschland
ISCED-Ebene0–3A, 4A
Schüler8.796.894 (2011/12)[4]

Allgemeinbildende Schulen in Deutschland sind: Vorklassen, Schulkindergärten, Grundschulen, schulartunabhängige Orientierungsstufen, Hauptschulen, Schularten mit mehreren Bildungsgängen, Realschulen, Gymnasien, integrierte Gesamtschulen, Freie Waldorfschulen, Förderschulen, Abendhauptschulen, Abendrealschulen, Abendgymnasien und Kollegs.

Im Schuljahr 2008/09 besuchten in Deutschland 9.023.572 Schüler diese Schulen,[4] davon 926.426 (10 %) Privatschulen.[5] 2010/11 waren es nur mehr 8.796.894 Schüler.[4]

Österreich

Allgemein bildende Schule (ABS)
Schulkategorie
StaatÖsterreich
ISCED-Ebene1–3A, 4A
Klassifikation (national)Kategorie 1[6]
Schulträgeröffentlich oder privat
Voraussetzungkeine
DauerStufen: 0–13 (alle Stufen außer 14/15 berufsb.)
Regelalter 6–18 und berufsbegleitend
SchulabschlussPflichtschulabschluss oder Matura
SchulartenAllg. b. Pflichtschulen (APS), mittlere Schulen (AMS), höhere Schulen (AHS), sonstige Schulen (Statut, SAS)
Anzahl5512 – 89,2 % d.Schulen insg. (2011/12)[7]
Schüler797.186 – 68,3 % d.Schüler insg. (2011/12)[8]

Im Schulsystem in Österreich unterscheidet man vier Arten der Schulkategorie Allgemein bildende Schule:[6]

Die allgemeinbildenden Schularten und -formen machen fast 90 % aller Schulen aus (5512 von 6178, 2011/12),[7] und werden von 23 aller Schüler besucht (797.186 von 1.166.525, 2011/12).[9] Der hohe Anteil der Schulen liegt daran, dass Volks- und Hauptschulen typischerweise viel kleiner sind als höhere Schulen: Es gibt etwa 330.000 Schüler an über 3000 Volksschulen (öffentlich oder Statut), und Haupt- und höhere Schulen (AHS) werden von je 200.000 Schülern besucht, aber es gibt über 1000 Haupt- und nur etwas über 250 Schulen AHS mit Unter- und Oberstufe, und weitere 70 reine Oberstufenschulen.[7][9][8]

In Österreich muss jeder Schüler mindestens neun Schuljahre an der allgemeinbildenden Schule verbringen (Zeit der Unterrichtspflicht von 6–15). Nach dieser Allgemeinbildung bis zur Sekundarstufe I verbleiben etwa 20 % ohne weitere schulische Ausbildung (formal gering Qualifizierte, einschließlich innerberuflicher Weiterbildung), 5 % verbleiben nach der Oberstufe mit Matura (reine höhere Allgemeinbildung), etwa 55 % wählen eine Berufsausbildung ohne oder mit höherem Abschluss, und knapp 20 % absolvieren einen Hoch- oder Fachhochschulabschluss (zu gleichen Anteilen).[3]

Einzelnachweise

  1. vergl. Bildung für Alle (Memento vom 19. Januar 2012 im Internet Archive), unesco.at
  2. Anne Ratzki: Skandinavische Bildungssysteme — Schule in Deutschland. Ein provokanter Vergleich. In: Schieflagen im Bildungssystem. Nr. 1, 2006, S. 23–31, doi:10.1007/978-3-531-90367-5_2.
  3. a b zitiert nach Arthur Schneeberger: Qualifikationsentwicklung und -forschung für die berufliche Bildung – EQF als Transparenzinstrument und Erfahrungen komparativer statistischer Bildungsforschung. Hrsg.: ibw – Österreichisches Institut für Bildungsforschung der Wirtschaft (= Berufs- und Wirtschaftspädagogik – online. Nr. 11). November 2006, ISSN 1618-8543, Tabelle 1 (online [abgerufen am 8. März 2012]).
  4. a b c Allgemeinbildende Schulen: Schüler/innen nach Schularten (Memento vom 10. August 2010 im Internet Archive), Statistisches Bundesamt Deutschland
  5. Allgemeinbildende und berufliche Schulen:Schüler/innen in privaten Schulen nach Schularten (Memento vom 14. November 2010 im Internet Archive), Statistisches Bundesamt Deutschland
  6. a b Österreichische Schulformensystematik, Stand 2011/12
  7. a b c Schulen im Schuljahr 2010/11 nach Schultypen, Statistik Austria
  8. a b Schülerinnen und Schüler 2010/11 nach detaillierten Ausbildungsarten und Geschlecht (Memento vom 13. Mai 2012 im Internet Archive), Statistik Austria (pdf)
  9. a b Schülerinnen und Schüler im Schuljahr 2010/11 nach dem Schulerhalter (Memento vom 16. Oktober 2012 im Internet Archive), Statistik Austria (pdf) – Gesamtschülerzahl dort nicht explizit angegeben, aufsummiert

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Flagge des Vereinigten Königreichs in der Proportion 3:5, ausschließlich an Land verwendet. Auf See beträgt das richtige Verhältnis 1:2.
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