All the Things You Are

All the Things You Are ist ein Song aus dem Broadway-Musical Very Warm for May, komponiert von Jerome Kern mit dem Text von Oscar Hammerstein aus dem Jahr 1939. Er wurde zu einem beliebten Jazz-Standard des Swing und Modern Jazz.

Der Titel

Die Komposition hat die Form AA'BA". Das modulatorisch anspruchsvolle Thema mit 36 Takten führt durch die entferntesten Tonarten: Die Grundtonart ist As-Dur, doch wird der Solist durch C-Dur, Es-Dur, G-Dur und E-Dur geführt, bevor er etwas überraschend wieder in As-Dur ist.

Der Song wurde von Dizzy Gillespie mit einer neuen Einleitung versehen, die für viele Musiker des Modern Jazz quasi zur Komposition dazu gehört. Er diente so als Improvisationsvorlage für viele Musiker des Bebop; die Verbreitung einer Version, die Gillespie 1946 für Paramount eingespielt hatte, wurde von den Erben Kerns untersagt, da der Interpret zu weit von der Originalmelodie abgewichen sei. Auch andere Interpretationen entfernten sich so weit von der Vorlage, dass sie das Stück mit einem neuen Titel versehen konnten – so Charlie Parker, der sein Stück 1947 Bird of Paradise nannte, aber auch der Titel Prince Albert von Kenny Dorham sowie Charge Account von Red Rodney. Die Bebop-Musiker veränderten den Titel, wie man es bei vielen Aufführungen hören kann: zum einen die kurze Einführung und den Schluss, welcher Rachmaninoffs Prelude op. 3 no.2 parodiert; andererseits eine Interpolation des Donkey's Song von Ferde Grofés Grand Canyon Suite. Charles Mingus[1] spielte noch auf Claude Debussys Clair de lune an.

Rezeption

Obgleich das Musical wirtschaftlich nicht erfolgreich war und nach 59 Vorstellungen abgesetzt wurde, erwies sich der Song als Hit. Tommy Dorsey war mit dem von seinem Sänger Jack Leonard interpretierten Stück 1939/1940 dreizehn Wochen lang in der Hitparade und gelangte bis auf Platz #1. 1940 konnte Artie Shaw mit seiner Bigband und der Sängerin Helen Forrest an diesen Erfolg anschließen (# 8), gefolgt im gleichen Jahr von Frankie Masters and His Orchestra mit Sänger Harlan Rogers (#14). In dem Musicalfilm Broadway Rhythm von 1943 wurde der Song von Ginny Simms gesungen. Frank Sinatras Aufnahme von 1945 kam 1946 (als Teil seines ersten Albums The Voice of Frank Sinatra) auf Platz #1 der Alben-Hitparade.

Coleman Hawkins hat früh den Wert der Komposition als Instrumentalversion entdeckt und sie mehrfach eingespielt – zunächst 1944, aber auch in Begegnungen mit Bud Powell (1960) und mit Sonny Rollins (1963). Die Komposition gehörte dann zum klassischen Repertoire des Bebop und wurde außer den genannten von vielen Musikern des Modern Jazz wie Chet Baker, Clifford Brown, Dave Brubeck (1953), Bill Evans, Tal Farlow, Erroll Garner, Stan Getz, Johnny Griffin, Lionel Hampton, Hans Koller (1953), Lee Konitz, Thelonious Monk, Walter Norris (1998), Joe Pass, Oscar Peterson, Alexander von Schlippenbach,[2] Bud Shank, Martial Solal, Billy Taylor, Lennie Tristano und Ben Webster eingespielt. Eine Aufnahme von Baden Powell von 1967 betont die harmonische und melodische Verwandtschaft des Songs mit der Musik des Barocks.

Das Lied war nicht nur in den Musicals Very Warm For May (1939) und Broadway Rhythm zu hören, sondern wurde auch für den Film A Letter For Evie (Ein Brief Für Evie) verwendet. Auch in der 2005 gedrehten Komödie Mrs. Henderson Presents, wo Judi Dench die Hauptrolle spielte, wirkte das Lied mit. Gesungen wurde es von Will Young.

Wichtige Aufnahmen

Weitere Aufnahmen

Literatur

Anmerkungen

  1. der es in All You Things You C# abwandelte
  2. Alexander Schlippenbach verwendete Motive des Titels auf seinem Album Twelve Tone Tales

Quellen

  • "ALL THE THINGS YOU ARE” (1939)". wicn.org"
  • "Jerome Kern". Songwriters Hall of Fame"
  • "All the Things You Are (1939)". Jazz Standards"
  • "Shining Hour overview". Allmusic.com. https://www.allmusic.com/album/mw0000317301.