Alitretinoin

Strukturformel
Strukturformel von Alitretinoin
Allgemeines
FreinameAlitretinoin
Andere Namen
  • 9CRA
  • 9-cis-Retinsäure
  • (2E,4E,6Z,8E)-3,7-Dimethyl-9-(2,6,6-trimethyl-1-cyclohexen-1-yl)-2,4,6,8-nonatetraenonsäure (IUPAC)
SummenformelC20H28O2
Externe Identifikatoren/Datenbanken
CAS-Nummer5300-03-8
EG-Nummer (Listennummer)610-929-9
ECHA-InfoCard100.111.081
PubChem449171
DrugBankDB00523
WikidataQ3611854
Arzneistoffangaben
ATC-Code
Eigenschaften
Molare Masse300,44 g·mol−1
Aggregatzustand

fest[1]

Schmelzpunkt

189–191 °C[2]

Sicherheitshinweise
Bitte die Befreiung von der Kennzeichnungspflicht für Arzneimittel, Medizinprodukte, Kosmetika, Lebensmittel und Futtermittel beachten
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung[1]

Gefahr

H- und P-SätzeH: 315​‐​319​‐​335​‐​360
P: 201​‐​261​‐​305+351+338​‐​308+313[1]
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet.
Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen (0 °C, 1000 hPa).

Alitretinoin ist ein Arzneistoff aus der Gruppe der Retinoide, der in der Behandlung von chronischem Handekzem eingesetzt wird. Es ist ein natürlich vorkommendes Hormon[3] und das Isomerisierungsprodukt der all-trans-Vitamin-A-Säure.[4]

Klinische Angaben

Anwendungsgebiete

Alitretinoin kommt zur Behandlung von chronischem Handekzem[5] und von Hautläsionen bei AIDS-Patienten mit Kaposi-Sarkom zur Anwendung.[4] In Form von Panretin wird es auch zum off-label use von kutanen T-Zell-Lymphomen, Psoriasis und starker Akne eingesetzt.[6]

Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten

Alitretinoin darf nicht zusammen mit anderen Topika angewendet werden. DEET-haltige Insektenabwehrmittel sollen nicht gleichzeitig mit Alitretinoin angewendet werden, Cytochrom-P450-Isoenzym-induzierende Medikamente können möglicherweise den Alitretinoin-Spiegel reduzieren.[6]

Unerwünschte Wirkungen

Häufigste Nebenwirkung ist Kopfschmerz bei 20 % aller Patienten in den ersten 10 Tagen bei oraler Anwendung. Alitretinoin ist, wie alle Vitamin-A-Derivate, ein starkes Teratogen.[5] Weiter kann es bei dermaler Anwendung zu Hautreizungen mit Erythem, Rötung, Reizung, Juckreiz, Schorf- und Krustenbildung sowie bei fortgesetzter Behandlung auch Ödem- und Blasenbildung kommen.[6]

Pharmakologische Eigenschaften

Wirkungsmechanismus

Alitretinoin wirkt vermutlich auf intrazelluläre Retinoid-Rezeptoren der Subtypen RAR und RXR. Die aktivierten Rezeptoren wirken als Transkriptionsfaktoren, die wiederum Auswirkungen auf die Zellproliferation und -differenzierung haben.[6][7][8]

Alitretinoin wirkt dabei sowohl auf Keratinozyten als auch auf dendritische Zellen. Keratinozyten zeigen dabei eine Reduktion der Cytokin-Expression, während in dendritischen Zellen die Expressionssteigerung des Reifungsmarkers CD83, sowie der co-stimulatorischen Faktoren CD80 und CD86 inhibiert wird. Die so beeinflussten dendritischen Zellen zeigen verminderte T-Zell-aktivierende Eigenschaften.[9]

Aufnahme und Verteilung im Körper

Bei oraler Einnahme hat Alitretinoin eine variable Absorptionsrate, wobei die Absorption nach Nahrungsaufnahme verbessert wird. Es liegt stark an Plasmaproteine gebunden vor. Die Verstoffwechselung erfolgt in der Leber über CYP3A4, wobei 4-Oxoalitretinoin gebildet wird. Die Halbwertszeit beträgt 2–10 Stunden, die Elimination findet renal statt.

Bei dermaler Anwendung findet keine signifikante systemische Verteilung statt.[8]

Synthese

Alitretinoin kann aus all-trans-Retinsäure durch Umsetzung über Palladiumkatalysatoren hergestellt werden:[10]

Handelsnamen

Monopräparate: Panretin (D), Toctino (D).[11]

Öffentlicher Beurteilungsbericht (EPAR) der Europäischen Arzneimittel-Agentur (EMA) zu: Alitretinoin

Literatur

Einzelnachweise

  1. a b c Datenblatt 9-cis-Retinoic acid bei Sigma-Aldrich, abgerufen am 26. Juni 2017 (PDF).
  2. Hermann P. T. Ammon, Manfred Schubert-Zsilavecz (Hrsg.): Hunnius. Pharmazeutisches Wörterbuch. 11. Auflage. de Gruyter, Berlin/Boston 2014, ISBN 978-3-11-030990-4, S. 55.
  3. Kerstin A. Gräfe, Brigitte M. Gensthaler: Alitretinoin und Argatroban. In: Pharmazeutische Zeitung. Nr. 35, 2005 (online).
  4. a b Eintrag zu Alitretinoin. In: Römpp Online. Georg Thieme Verlag, abgerufen am 26. Juni 2017.
  5. a b Andreas Katsambas, Torello Lotti, Clio Dessinioti, Angelo Massimiliano D'Erme (Hrsg.): European Handbook of Dermatological Treatments. 3. Auflage. Springer, Berlin / Heidelberg 2015, ISBN 978-3-662-45139-7, S. 353 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  6. a b c d Arzneistoffe: Alitretinoin|Panretin®. In: Pharmazeutische Zeitung Online. 25. Februar 2016, abgerufen am 26. Juni 2017.
  7. Björn Lemmer, Kay Brune (Hrsg.): Pharmakotherapie, klinische Pharmakologie. 14., überarb. und aktualisierte Auflage. Springer, Heidelberg 2010, ISBN 978-3-642-10540-1, S. 425.
  8. a b Aditya Kumar Bubna: Alitretinoin in Dermatology—An Update. In: Indian Journal of Dermatology. Band 60, Nr. 5, 2015, S. 520, doi:10.4103/0019-5154.164426, PMID 26538721, PMC 4601442 (freier Volltext).
  9. Andreas Kislat, Stephan Meller, Rodrigo Mota, Peter A. Gerber, Bettina A. Buhren, Erich Bünemann, Ulrike Wiesner, Thomas Ruzicka, Bernhard Homey: Alitretinoin – molecular and cellular mechanisms of action. In: Journal of Translational Medicine. Band 9, Suppl 2, 2011, S. P16, doi:10.1186/1479-5876-9-S2-P16, PMC 3242242 (freier Volltext).
  10. Patent CN103058850: Method for preparing alitretinoin. Veröffentlicht am 24. April 2013, Erfinder: Deng Qingjun, Wang Shaohui.
  11. ROTE LISTE 2017, Verlag Rote Liste Service GmbH, Frankfurt am Main, ISBN 978-3-946057-10-9, S. 159.

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