Alice von Großbritannien und Irland

Prinzessin Alice (Foto, 1871)
Großherzogin Alice von Hessen-Darmstadt, um 1860

Prinzessin Alice von Großbritannien und Irland – gebürtig HRH Princess Alice Maud Mary of Great Britain and Ireland – (* 25. April 1843 im Buckingham Palace, London; † 14. Dezember 1878 im Neuen Palais, Darmstadt) war eine Tochter der britischen Königin Victoria und ihres Gemahls Albert von Sachsen-Coburg und Gotha. Durch ihre Ehe mit Ludwig IV. war Alice Großherzogin von Hessen und bei Rhein.

Herkunft

Alice von Hessen und bei Rhein (ca. 1862–1878)

Alice war die zweite Tochter der britischen Königin Victoria (1819–1901) und ihres Ehemanns, des Prinzgemahls Albert von Sachsen-Coburg und Gotha (1819–1861), zweiter Sohn des regierenden Herzogs Ernst I. und der Prinzessin Luise von Sachsen-Gotha-Altenburg. Ihr Großvater mütterlicherseits war Edward Augustus, Duke of Kent and Strathearn, der vierte Sohn des britischen Königs Georg III. Ihr Geschlecht wurde in der Öffentlichkeit mit gemischten Gefühlen aufgenommen, und sogar der Kronrat schickte Prinz Albert eine Nachricht, in der er seine „Glückwünsche und Kondolenz“ zur Geburt einer weiteren Tochter ausdrückte.[1] Sie wurde am 2. Juni 1843 auf den Namen Alice Maud Mary in der Palastkapelle des Buckingham Palace vom Erzbischof von Canterbury William Howley getauft.[2] Alice erhielt ihren Namen zu Ehren von Queen Victorias erstem Premierminister William Lamb, 2. Viscount Melbourne, der einmal zu Victoria gesagt hatte, dass dies sein Lieblingsname für ein Mädchen sei.

Großherzogin und früher Tod

Ab 1863 engagierte sich Alice für die öffentliche Gesundheitspflege und insbesondere um die Verbesserung der hygienischen Bedingungen für Wöchnerinnen. In Darmstadt gründete sie 1867 gemeinsam mit Luise Büchner den nach ihr benannten Kranken- und Armenpflegeverein (Alice-Frauenverein). Großherzogin Alice und Luise Büchner entwickelten den Beruf der Krankenpflegerin ohne konfessionelle Bindung, und es entstand der Alice-Verein für Krankenpflege, aus dem die freie Alice-Schwesternschaft hervorging. Unter tatkräftiger Mitwirkung der Prinzessin entstand nach ersten Bewährungsproben in den Lazaretten der Kriege von 1866 und 1870/71 das Alice-Hospital Darmstadt. 1872 fand auf Alices Einladung in Darmstadt die erste „Generalversammlung deutscher Frauen- und Erwerbsvereine“ statt, bei dem es unter anderem um Frauenerwerbsarbeit bei der Post, der Eisenbahn und dem Telegraphendienst ging.

1873 starb Alices jüngster Sohn nach einem Sturz aus einem Fenster an inneren Blutungen (Hämophilie). Im selben Jahr übersetzte sie die Abhandlung On the Homes of the London Poor von Octavia Hill ins Deutsche.

Nachdem der gebürtige Darmstädter Maler Paul Weber aus den USA nach Deutschland als Hofmaler angeworben wurde, nahm Alice bei ihm Malunterricht. Ihren Plan, eine Künstlerkolonie zu errichten, konnte sie nicht mehr selbst in die Tat umsetzen. Dies vollführte ihr Sohn Großherzog Ernst Ludwig mit der Mathildenhöhe.

Im November 1878 erkrankten die Kinder, mit Ausnahme von Ella, an der Infektionskrankheit Diphtherie. Alice pflegte aufopferungsvoll die leidenden Kinder, steckte sich dabei selbst mit der Krankheit an und starb knapp einen Monat nach ihrer jüngsten Tochter Marie am 14. Dezember 1878, dem Todestag ihres Vaters, Prinzgemahl Albert, in Darmstadt. 1910 wurden die sterblichen Überreste von Großherzogin Alice und Prinzessin Marie in das eben erst fertiggestellte Neue Mausoleum der großherzoglichen Familie im Park Rosenhöhe in Darmstadt überführt.

Heirat und Nachkommen

Alice mit ihrem Ehemann und ihren Kindern, 1876
Alice mit ihrem Sohn Ernst Ludwig
Verkündung der Staatstrauer 1878

Prinzessin Alice heiratete am 1. Juli 1862 in Osborne House auf der Isle of Wight den späteren Großherzog Ludwig IV. von Hessen und bei Rhein (1837–1892), den ältesten Sohn des Prinzen Karl Wilhelm Ludwig von Hessen und der Prinzessin Elisabeth von Preußen.

Aus der Ehe gingen sieben Kinder hervor:

⚭ 1894–1901 Victoria Melita von Sachsen-Coburg und Gotha
⚭ 1905 Prinzessin Eleonore zu Solms-Hohensolms-Lich
  • Friedrich (* 7. Oktober 1870 – † 29. Mai 1873)
  • Alix (* 6. Juni 1872 – † 17. Juli 1918), später Alexandra Fjodorowna ⚭ 1894 Nikolaus II. von Russland
  • Marie (* 24. Mai 1874 – † 16. November 1878)

Vorfahren

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Franz von Sachsen-Coburg-Saalfeld (1750–1806)
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Ernst I. von Sachsen-Coburg und Gotha (1784–1844)
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Auguste Reuß zu Ebersdorf (1757–1831)
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Albert von Sachsen-Coburg und Gotha (1819–1861)
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
August von Sachsen-Gotha-Altenburg (1772–1822)
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Luise von Sachsen-Gotha-Altenburg (1800–1831)
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Luise Charlotte zu Mecklenburg (1779–1801)
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Alice von Großbritannien und Irland (1843–1878)
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Georg III. von Großbritannien und Irland (1738–1820)
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Edward Augustus of Kent and Strathearn (1767–1820)
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Sophie Charlotte von Mecklenburg-Strelitz (1744–1818)
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Victoria von Großbritannien und Irland (1819–1901)
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Franz von Sachsen-Coburg-Saalfeld (1750–1806)
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Victoire von Sachsen-Coburg-Saalfeld (1786–1861)
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Auguste Reuß zu Ebersdorf (1757–1831)
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Wappen

1858 erhielt Prinzessin Alice ein Wappen, das ihre Stellung als Tochter von Königin Victoria und ihres Gemahls Albert von Sachsen-Coburg und Gotha widerspiegelte und neben dem königlich britischen Wappen auch das Wappen von Sachsen als Herzschild zeigte.

Nach 1921 fand sich das Wappen von Prinzessin Alice, nun ohne den sächsischen Herzschild, auch im Wappen der Familie Mountbatten, so in den Wappen der Marquesses of Milford Haven und Earls Mountbatten of Burma, aber auch in den Wappen anderer Familienmitglieder.

Titel

  • 1843–1862 Prinzessin Alice von Großbritannien und Irland, Prinzessin von Sachsen-Coburg und Gotha, Herzogin von Sachsen
  • 1862–1877 Erbgroßherzogin Alice von Hessen und bei Rhein
  • 1877–1878 Großherzogin Alice von Hessen und bei Rhein
Alice-Denkmal in Darmstadt, Wilhelminenplatz (1902)

Ehrungen

In einer Reihe von Städten und Gemeinden im Bereich des Großherzogtums Hessen wurden Straßen oder Plätze nach der Großherzogin benannt, so etwa in Worms, wo eine Straße in der Arbeitersiedlung Kiautschau nach ihr benannt ist.[3]

Siehe auch

Literatur

  • Thomas Aufleger: Many a tear of Heimweh after you I have already shead Die Nachkommen Großherzog Ludwigs IV. Hessische Familienbande zwischen den Höfen Europas, in: Fabergé. Geschenke der Zarenfamilie, Petersberg 2016, S. 9-28. ISBN 978-3-7319-0406-9
  • Alice, Grossherzogin von Hessen und bei Rhein, Prinzessin von Grossbritannien und Irland. Mitteilungen aus ihrem Leben und aus ihren Briefen. Herausgegeben von Karl Sell. Verlag: A. Bergsträsser, Darmstadt. 4. Auflage 1884
  • Eckhart G. Franz: Das Haus Hessen. Stuttgart 2005, ISBN 3-17-018919-0.
  • Jerrold M. Packard: Victoria’s Daughters. Verlag: St. Martin’s Griffin, New York 1998, ISBN 0-312-24496-7.
  • Ludwig ClemmAlice Maud Mary. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 1, Duncker & Humblot, Berlin 1953, ISBN 3-428-00182-6, S. 200 f. (Digitalisat).
  • Karin Diegelmann, Barbara Obermüller: Darmstadt, Deine adeligen Frauen. Darmstadt 2001, ISBN 3-933611-00-8.
  • Daphne Bennett: Queen Victoria’s Children. London 1980.
  • Eckhart G. Franz (Hrsg.): Haus Hessen. Biografisches Lexikon. (= Arbeiten der Hessischen Historischen Kommission N.F., Bd. 34) Hessische Historische Kommission, Darmstadt 2012, ISBN 978-3-88443-411-6, Nr. HD 78, S. 357–358 (Eckhart G. Franz).
  • Gerard Noel: Princess Alice. London 1974.
  • Nina Consuelo Epton: Victoria and her daughters. London 1971.

Weblinks

Commons: Alice von Großbritannien und Irland – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Packard 1998, S. 26.
  2. Yvonne's Royalty Home Page: Royal Christenings. Archiviert vom Original am 6. August 2011; abgerufen am 11. Juli 2009 (englisch).
  3. Jörg Koch: 111 Wormser Straßen von A bis Z. Worms Verlag, Worms, 2020. ISBN 978-3-947884-24-7, S. 14.
VorgängerAmtNachfolgerin
Mathilde Karoline von BayernGroßherzogin von Hessen-Darmstadt
1877–1878
Victoria Melita von Sachsen-Coburg und Gotha bzw. Eleonore zu Solms-Hohensolms-Lich

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Großherzogin Alice von Hessen mit ihrem Sohn Ernst Ludwig, vor 1877
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Darmstadt, Denkmal für Großherzogin Alice auf dem Wilhelminenplatz, 1902 von Bildhauer Ludwig Habich
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Coat of Arms of Philip Mountbatten (born 1921) granted in 1947 to Prince Philip of Greece and Denmark (Sir Philip Mountbatten). The arms were considered 'unsatisfactory' and were replaced by a new one granted in 1949. In 1947 the Prince was made Duke of Edinburgh, Earl of Merioneth and Baron Greenwich and a Knight of the Garter by King George VI, he later married HRH Princess Elizabeth, the Heiress Presumptive to the British and Commonwealth thrones. The coat of arms represents his lineage as a Prince of Greece and Denmark on his paternal side and his descent from Queen Victoria on his maternal side.

Arms of "Philip Mountbatten" (1947-1949), granted in 1947 before his marriage to Princess Elizabeth: arms of the Royal Family of Greece (Glücksburg) with inescutcheon overall in dexter chief of the arms of HRH Princess Alice, his maternal great-grandmother, 3rd daughter of Queen Victoria.


Azure a cross Argent (Greece) surmounted by the inescutcheon of the Royal arms of Denmark as borne by Christian IX (Denmark), and over all in the first quarter an inescutcheon of the arms of Princess Alice, Grand Duchess of Hesse (daughter of Queen Victoria).
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Quaterly, 1st Azure, on a Bend voided Or, three Cross-crosslets fitchy of the same; 2nd Argent, two Pallets Sable (Battenberg); 3rd Azure, a Lion rampant double queued Barry of ten Argent and Gules, armed and tongued Gules and crowned Or, within a Bordure compony Argent and Gules (Hesse); 4th the Arms of the late Princess Alice (that is, Quaterly, 1st and 4th Gules, three Lions passant guardant Or, 2nd Or, a Lion rampant Gules within a Double-Treasure flory-counter flory of the same, 3rd Azure, a Harp Or, differenced with a Lapel of three points Argent, charged in the centre point a Tudor Rose and both other points an Ermine Spot Sable).
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Alice, Princess Louis of Hesse
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Shield of the coat of arms as borne by the two sons of Louis Mountbatten, 1st Marquess of Milford Haven (1854–1921): This escutchon was used by George Mountbatten, 2nd Marquess of Milford Haven (1892–1938) and his heirs to the title, as well as by Louis Mountbatten, 1st Earl Mountbatten of Burma (1900–1979).
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The Hessian family in May 1875: (clockwise from far left): Ella, Grand Duke Ludwig holding Marie, Alice, Victoria, Irene, Ernie and Alix in the center.
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Großherzogin Alice von Hessen und bei Rhein (1843-1878), undatiert
Landestrauer Alice Großherzoglich Hessisches regierungsblatt 1878, S. 139.jpg
Verkündung der Staatstrauer für Großherzogin Alice von Hessen