Alfons Gorbach

Alfons Gorbach (1965)

Alfons Gorbach (* 2. September 1898 in Karrösten, Bezirk Imst, Tirol; † 31. Juli 1972 in Graz, Steiermark)[1] war ein österreichischer Politiker (ÖVP). Er amtierte von 1961 bis 1964 als österreichischer Bundeskanzler.

Leben

Gorbach wuchs in Wörschach im steirischen Ennstal auf, wohin sein Vater, ein Eisenbahn-Beamter, der aus Fluh bei Bregenz in Vorarlberg stammte, im Jahr 1900 versetzt worden war.[2] Er nahm als Einjährig-Freiwilliger im Kärntner Infanterieregiment Nr. 7 am Ersten Weltkrieg teil und verlor im Oktober 1917 in den Kämpfen bei Flitsch (Zwölfte Isonzoschlacht) ein Bein.[3] Nachdem er als Leutnant der Reserve vom Militär ausschied, absolvierte er an der Universität Graz ein Studium der Rechtswissenschaft, welches er mit dem akademischen Grad Dr. jur. abschloss. Bereits in der ersten Republik war er politisch tätig: 1929 bis 1932 als Gemeinderat in Graz und von 1937 bis 1938 steirischer Landesrat.[4] Von Oktober 1933 bis Februar 1938 war er Landesleiter der steirischen Vaterländischen Front.[5] Nach dem „Anschluss“ 1938 kam Gorbach zuerst (mit dem sogenannten Prominententransport) ins KZ Dachau und 1944 in das KZ Flossenbürg, wo er bis Kriegsende inhaftiert blieb.

Im ersten Nationalrat 1945 wurde er dritter Nationalratspräsident, ein zweites Mal 1956 bis 1961. Als die meisten nationalsozialistisch Belasteten bei der Nationalratswahl 1949 wieder wählen durften, buhlten die beiden großen Parteien um deren Stimmen. Gorbach gewann den ehemaligen NS-Bauernführer Sepp Hainzl dafür, zur Wahl der ÖVP aufzurufen.[6] Nachdem bei den Nationalratswahlen von 1959 die ÖVP ein mageres Ergebnis eingefahren hatte und die SPÖ nur mehr mit einem Mandat Unterschied zweitstärkste Partei geworden war, begann in der Partei eine Strategiediskussion. Man traute dem alternden Julius Raab nicht mehr zu, die Partei zum Erfolg zu führen; so wurde Gorbach auf dem achten außerordentlichen Parteitag zum Bundesparteiobmann gewählt. Raab blieb aber zunächst Bundeskanzler der Großen Koalition. Der steirische Landeshauptmann Josef Krainer hatte sich dabei durchgesetzt, den Steirer Gorbach als Obmann zu bestellen. Gleichzeitig reklamierte Krainer das Amt des Landesparteichefs, das Gorbach zuvor innegehabt hatte, für sich und konnte so in der Steiermark seine Macht weiter ausbauen.[7]

1961 übernahm Gorbach von Raab auch das Amt des Bundeskanzlers und führte die ÖVP in den Wahlkampf zu den Nationalratswahlen von 1962. Bei diesen konnte die ÖVP leicht zulegen, eine absolute Mehrheit wurde jedoch wieder verfehlt. Gorbach blieb in einer weiteren Großen Koalition Bundeskanzler. Kurz darauf begann man in der ÖVP an seinem Sessel zu sägen. Am 20. September 1963 wurde Josef Klaus zum neuen Parteiobmann gewählt. Am 25. Februar 1964 demissionierte die Regierung Gorbach; Klaus handelte eine neue Große Koalition aus und wurde Bundeskanzler. Gorbach kehrte 1964 als Abgeordneter in den Nationalrat zurück und behielt sein Mandat bis 1970. In der ÖVP wurde er Ehrenobmann auf Lebenszeit. Im Jahr 1965 unterlag er Franz Jonas bei der Bundespräsidentenwahl.

Mitgliedschaften

Alfons Gorbach war ab 1919 Mitglied der K.Ö.H.V. Carolina Graz und 1920 Gründungsmitglied der K.Ö.St.V. Babenberg Graz sowie später noch Mitglied der KÖHV Nordgau Wien, alle im ÖCV[8], und der K.Ö.St.V. Liechtenstein Judenburg im MKV sowie Ehrenmitglied der K.St.V. Waldmark Mürzzuschlag im MKV.

Auszeichnungen, Ehrungen und Kritik

Literatur

  • Hanna Bleier-Bissinger: Bundeskanzler Dr. Alfons Gorbach und seine Zeit. Leben und Sterben der Nachkriegskoalition. Edition Strahalm, Graz 1988, ISBN 3-900526-15-X.
  • Robert Kriechbaumer: Alfons Gorbach. in: Friedrich Weissensteiner, Erika Weinzierl (Hrsg.): Die österreichischen Bundeskanzler. Leben und Werk. Österreichischer Bundesverlag, Wien 1983, ISBN 3-215-04669-5, S. 326–347.

Weblinks

Commons: Alfons Gorbach – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Endbericht der ExpertInnenkommission für Straßennamen Graz, Auszug, Graz 2017, S. 90.
  2. Thomas Chorherr: Eine kurze Geschichte der 2. Republik. Verlag Ueberreuter, Wien 2005 ISBN 978-3-8000-7572-0 S. 51.
  3. Ingomar Pust: Kleiner Führer durch die Westlichen Julischen Alpen. München 1978, S. 120.
  4. Biographie der Regierungsmitglieder (Memento vom 18. März 2008 im Internet Archive), abgerufen am 28. April 2009.
  5. Irmgard Bärnthaler: Die Vaterländische Front. Geschichte und Organisation. Europa Verlag, Wien / Frankfurt / Zürich 1971, ISBN 3-203-50379-7 (formal falsch), S. 206, Fußnote 3.
  6. Christa Zöchling: NS-Karrieren: Die blinden Flecken der ÖVP. In: profil.at. 2. Juli 2005, abgerufen am 15. September 2018.
  7. Hans Werner Scheidl: Sesselsägen: Ein Parteichef wider Willen. In: diepresse.com. 29. Januar 2010, abgerufen am 19. Mai 2022.
  8. Alfons Gorbach - ÖCV Biolex. Abgerufen am 16. März 2023.
  9. Auszeichnung von Funktionären der Vaterländischen Front. In: Der Wiener Tag, 30. Dezember 1936, S. 4 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/tag
  10. a b Aufstellung aller durch den Bundespräsidenten verliehenen Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich ab 1952 (PDF; 6,9 MB).
  11. LH Josef Krainer sen. oecv.at, abgerufen am 9. Juli 2018.
  12. Dr. Alfons Gorbach graz.at, abgerufen am 9. Juli 2018.
  13. Karl Maitz, Linde Jauk, Telefonate 9. Juli 2018.
  14. Gorbachgasse, Oberradlberg, 1983. St. Pöltner Straßennamen erzählen. Teilzugang auf books.google.at, abgerufen am 19. Mai 2022.
  15. Endbericht der ExpertInnenkommission für Straßennamen Graz, Graz 2017, S. 6.

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Wappen der Republik Österreich: Nicht gesetzeskonforme Version des österreichischen Bundeswappens, umgangssprachlich „Bundesadler“, in Anlehnung an die heraldische Beschreibung des Art. 8a Abs. 3 Bundes-Verfassungsgesetz mit zwar nach Wappengesetz detailliertem, aber schwarzem statt grauem Gefieder, mit zu grellem Gelb sowie mit inkorrekter Darstellung des Bindenschilds, da die weiße Binde zu breit und der untere rote Balken zu schmal sowie der Spitz, statt halbrund zu sein, zu flach gerundet ist:

Das ursprüngliche Staatswappen wurde in der ersten Republik Österreich im Jahr 1919 eingeführt. Im austrofaschistischen Ständestaat wurde es im Jahr 1934 wieder abgeschafft und, im Rückgriff auf die österreichisch-ungarische Monarchie, durch einen Doppeladler ersetzt. In der wiedererstandenen (zweiten) Republik im Jahr 1945 wurde das Bundeswappen mit dem Wappengesetz in der Fassung StGBl. Nr. 7/1945 in modifizierter Form wieder eingeführt. Der Wappenadler versinnbildlicht, diesem Gesetzestext entsprechend (Art. 1 Abs. 1), „die Zusammenarbeit der wichtigsten werktätigen Schichten: der Arbeiterschaft durch das Symbol des Hammers, der Bauernschaft durch das Symbol der Sichel und des Bürgertums durch das Symbol der den Adlerkopf schmückenden Stadtmauerkrone […]. Dieses Wappen wird zur Erinnerung an die Wiedererringung der Unabhängigkeit Österreichs und den Wiederaufbau des Staatswesens im Jahre 1945 dadurch ergänzt, dass eine gesprengte Eisenkette die beiden Fänge des Adlers umschließt.“

Mit dem Bundesverfassungsgesetz vom 1. Juli 1981, mit dem das Bundes-Verfassungsgesetz in der Fassung von 1929 geändert wird, BGBl. Nr. 350/1981, wurden die Wappengesetze von 1919 und 1945 außer Kraft gesetzt und dem Text des Bundes-Verfassungsgesetzes mit Artikel 8a B-VG eine Verfassungsbestimmung über die Farben, die Flagge und das Wappen der Republik Österreich hinzugefügt. Mit der Neuverlautbarung des Wappengesetzes mit BGBl. Nr. 159/1984 in § 1 in der grafischen Umsetzung der Anlage 1 wurde das Bundeswappen in seiner aktuellen Version eingeführt.
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