Alexius von Edessa

Der heilige Alexius mit dem Attribut der Treppe in Hartmann Schedels Weltchronik von 1493.

Alexius von Edessa (auch: Allexius der Bekenner, * in Rom oder Edessa; † um 430 in Edessa; laut Berns † 417) war ein Einsiedler und Heiliger.

Legenden

Der heilige Alexius unter der Treppe des Elternhauses, mit Spülwasser übergossen (Gemälde von Anton Maulbertsch in der Pfarrkirche Langenargen, 1732–1733).

Alexius war nach der ältesten Legende, einer syrischen Vita aus dem 5. Jahrhundert, Sohn des römischen Senators Euphemius und der Aglaia. Er verließ nach seiner Hochzeit die Eltern und seine angetraute Frau und floh nach Edessa, wo er als Einsiedler in Armut fromm lebte und bald schon hohe Verehrung erfuhr. In dieser frühesten Fassung der Legende taucht der Name „Alexius“ allerdings noch nicht auf.

Die Legende aus dem 10. Jahrhundert erzählt, dass Alexius 17 Jahre als Bettler vor einer Kirche in Edessa gelebt habe. Als dem Küster durch ein Gesicht kund wurde, dass dieser Bettler ein heiliger Mann sei, veranlasste er dessen Verehrung. Aber Alexius floh über See und wurde durch einen Sturm nach Rom zurückverschlagen, wo sein Vater den als Pilger Bettelnden nicht erkannte, aber mildtätig in sein Haus aufnahm.[1] Wiederum 17 Jahre lebte Alexius unter der Treppe des Elternhauses, vom Gesinde mit Spülwasser übergossen, leidend und Geduld übend. Sterbend gab er sich durch ein Schreiben zu erkennen. Nach einer griechischen Fassung der Legende konnte nur der Kaiser Honorius, nach anderen Versionen nur der Papst oder die Braut den Brief aus der Hand des Toten lösen.

Seinen Leichnam zu berühren bewirkte Heilungen. Mit großen Ehren wurde er in der Kirche des Bonifatius von Tarsus in Rom bestattet.

Nach anderer Überlieferung lebte Alexius schon immer in Edessa und ist dort auch gestorben; demnach gelangte sein Kult im 10. Jahrhundert nach Rom.

Verehrung

Griechische Ikone, Der heilige Alexius, der „Mensch Gottes“

Alexius’ Verehrung erlangte ihren Höhepunkt im Spätmittelalter und im Barock.

Gedenktage

Sein Gedenktag ist in der katholischen Kirche der 17. Juli, in der orthodoxen Kirche der 17. März, bei den Monophysiten in Syrien der 12. März.

Die Bauernregeln für den 17. Juli lauten:

  • Wenn Alexius verregnet heuer, werdn Korn und Früchte teuer.
  • Wenn’s an Alexius regnet, ist die Ernt’ und Frucht gesegnet.

Patronate

Alexius gilt als der Schutzpatron der Pilger, Bettler, Vagabunden, Kranken und weiterhin gegen Erdbeben, Blitz und Unwetter, Pest und Seuchen. Außerdem ist er Stadtpatron von Innsbruck, Kalavryta in Griechenland und der Orte Sant’Alessio in Italien.

Nach Alexius benannt sind die Alexianer, eine um 1350 gegründete katholische Brüdergenossenschaft nach der Regel des Augustinus von Hippo, die sich der Pflege von Kranken widmen. Zudem waren ihm eine Reihe von Alexiushospitälern geweiht.

Orte der Verehrung

Der hl. Alexius neben den hll. Rochus, Sebastian und Pirmin, Fassadenmosaik an der Innsbrucker Dreiheiligenkirche

Reliquien existieren in Rom, Prag-Břevnov, Kalavryta und an anderen Orten. Seinem Gedenken wurden zahlreiche Alexiuskirchen und -kapellen gewidmet.

Nach einem schweren Erdbeben am Alexiustag, dem 17. Juli 1670, erwählte die Innsbrucker Bürgerschaft den hl. Alexius zum zweiten Stadtpatron neben dem hl. Jakobus und gelobte eine jährliche Prozession und einen Festgottesdienst an seinem Festtag. Der Heilige wurde schon um 1600 an einem Seitenaltar der Siebenkapellenkirche verehrt, nach der Profanierung der Kirche unter Joseph II. wurde das Altarbild in die Dreiheiligenkirche übertragen, die damit zu den heiligen Sebastian, Pirmin und Rochus den hl. Alexius als vierten Patron bekam.[2]

Eintrag in der Schedelschen Weltchronik von 1493

Der heilige Alexius verfügt über einen eigenen Eintrag samt Porträt in Hartmann Schedels Weltchronik von 1493, einer Art Enzyklopädie des ausgehenden Mittelalters. Auf Blatt CXXXV heißt es:

„Alexius ein roemer vnd ein wirdiger vnnd heiliger beichtiger ist am. xvi. tag des monats Julii zu rom in dem haws seins vaters Eufemiani genant der ein rattherr was vnbekannt vnder einer steyg nach vil erliddner gedult gestorben vnd auf zu got gefaren. Bey des wundergeschiht voller begengknus oder begrebnus waren die kaiser Archadius vnd Honori’. dann er het umb gottes willen ein außdermaßen schoene gesposen verlassen.“[3]

(Alexius, ein Römer und ein würdiger und heiliger Bekenner, ist am 16. Tag des Monats Juli zu Rom im Haus seines Vaters, Euphemius genannt, der ein Ratsherr war, unerkannt unter einer Treppe nach lang erlittener Geduld gestorben und zu Gott in den Himmel aufgefahren...)

Literarische Bearbeitungen

Der Alexiusstoff ist zahlreich dichterisch bearbeitet worden.

  • Verslegenden:
  • Prosafassungen:
    • Als solche in: Hermann von Fritzlar: Buch von der Heiligen Leben (1349)
    • Via de Sant Alexo (spanisch; um 1520)
    • Alexius unter der Treppe oder Geständnisse vor einer Katze. Roman von Kuno Raeber. Darmstadt 1973. ISBN 3-472-86336-6; zuletzt: Ullstein, Frankfurt/M. 1982. ISBN 3-548-26077-2
  • Dramatische Bearbeitungen:
    • Le Miracle de Saint Alexis (2. Hälfte des 14. Jahrhunderts)
    • B. Diaz: Auto de Santo Alexio (portugiesisch; 1613)
    • L. de Massip: Le charmant Alexis (1655)
    • Der verborgene Edelstein oder der heil. Alexius. Drama in zwei Aufzügen von Nicolaus (Nicholas) Wiseman, Köln, Regensburg 1860, 112 S., aus dem Engl. übersetzt
    • Henri Ghéon: Le pauvre sous l'escalier (1920)

Musikalische Bearbeitungen

Literatur

  • Hans Sckommodau: Alexius in Liturgie, Malerei und Dichtung, in: Zeitschrift für romanische Philologie, Bd. 72 (1956), S. 165–193.
  • Melitta Hirsch: Alexiuslied und christliche Askese, in: Zeitschrift für französische Sprache und Literatur, Bd. 58 (1934), S. 414–418.
  • Franz-Wilhelm Servaes: Joseph Bripius. De laudibus sancti Alexii. Untersuchungen und kritischer Text, Köln 1966 (zugleich Dissertation 1966).
  • Margarete Rösler: Alexiusprobleme, in: Zeitschrift für romanische Philologie, Bd. 53 (1933), S. 508–528.
  • Hans Sckommodau: Zum altfranzösischen Alexiuslied. In: Zeitschrift für romanische Philologie, Band 70 (1954), S. 161–203.
  • Margarete Rösler: Sankt Alexius, altfranzösische Legendendichtung des 11. Jahrhunderts, in: Sammlung romanischer Übungstexte, Bd. XV, Halle/Saale: 4. Auflage 1941.
  • Friedrich Wilhelm BautzAlexius von Edessa. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 1, Bautz, Hamm 1975. 2., unveränderte Auflage Hamm 1990, ISBN 3-88309-013-1, Sp. 114.
  • E. R. Curtius: Zur Interpretation des Alexiusliedes, in: Zeitschrift für romanische Philologie, Bd. 56 (1936), S. 113–137.
  • Gaston und Léopold Pannier: La vie de saint Alexis, poème du XIe siècle et renouvellements des XIIe, XIIIe et XIVe siècles, in: Recueil de travaux originaux ou traduits relatifis à la philologie et à l'histoire littèraire. Cinquième fascicule, Paris 1872.
  • Klaus Berns: Das Leben des Heiligen Alexius. Aus dem Altfranzösischen übersetzt von Klaus Berns (und mit einem Vorwort, mit Anmerkungen und einer Bibliographie versehen), München 1968: Wilhelm Fink Verlag.

Weblinks

Commons: Alexius von Edessa – Sammlung von Bildern und Videos

Einzelnachweise

  1. Dieses Motiv der unerkannten Rückkehr ins Vaterhaus wurde hierbei aus der Lebensgeschichte des Johannes Calybita Constantinopolis, der im 5. Jahrhundert lebte, übernommen.
  2. Bischöfliches Ordinariat der Diözese Innsbruck (Hrsg.): Direktorium: Ordnung für die Liturgie nach römischem Ritus zum Gebrauch für die Diözesen Innsbruck und Feldkirch für das Jahr 2019 (ab Advent 2018). Innsbruck 2018, S. 148 (Direktorium 2019 (ab Advent 2018) für die Diözesen Innsbruck und Feldkirch Download Link (PDF) (Memento vom 4. November 2019 im Internet Archive))
  3. Hartmann Schedel: Weltchronik 1493. Kolorierte und kommentierte Gesamtausgabe, Einleitung und Kommentar von Stephan Füssel, Augsburg 2004, ISBN 3-8289-0803-9.

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Langenargen Pfarrkirche Decke Alexius von Edessa.jpg
Autor/Urheber: Photo: Andreas Praefcke, Lizenz: CC BY 3.0

Pfarrkirche St. Martin, Langenargen, Bodenseekreis

Deckengemälde von Anton Maulbertsch (sen.), 1732-1733: Hl. Alexius von Edessa
Dreiheiligenkirche Innsbruck front mosaic.jpg
(c) I, Florian Prischl, CC BY-SA 3.0
The mosaic over the main portal of the Dreiheiligenkirche (Three Saints Church) in Innsbruck. The church is dedicated to Saint Rochus, Saint Sebastian and Saint Pirmin - and, since 1786 also to Saint Alexius. Those four saints are shown on the mosaic (from left to right). Above them is Mary with the young Jesus in her arms. The church was finished in 1613 after a plague hit Innsbruck.
Hosios Alexios man of God.jpg
Autor/Urheber: Peloponnisios, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Greek icon of Saint Alexius man of God (found in St Andrew's Cathedral, Patras)