Alexius Meinong
Alexius Meinong Ritter von Handschuchsheim (* 17. Juli 1853 in Lemberg; † 27. November 1920 in Graz) war ein österreichischer Philosoph und Psychologe, bekannt vor allem für seine Gegenstandstheorie, die vom Gedankengut seines Lehrers Franz Brentano geprägt ist.
Leben
Alexius Meinong stammte aus einer kinderreichen Familie. Seine Eltern waren der österreichische Offizier Anton von Meinong (1799–1870) und dessen Gemahlin Wilhelmine, geb. Sófalvi. Anton von Meinong wurde am 17. Oktober 1851 mit dem Prädikat „von Handschuchsheim“ in den erblichen österreichischen Ritterstand erhoben, am 27. Juni 1858 zum Generalmajor ernannt und am 30. August 1859 pensioniert.
Alexius Meinong wuchs in Wien auf, wo er von 1868 bis 1870 das Akademische Gymnasium besuchte.[1] Anschließend studierte er Geschichte an der Wiener Universität und promovierte 1874. In der Folge wandte er sich jedoch, nachdem er sich im Herbst 1874 als ordentlicher Hörer in die juristische Fakultät eingetragen hatte, Ende des Wintersemesters 1874/75 der Philosophie Franz Brentanos zu. 1878 habilitierte er sich bei Brentano und unterrichtete als Privatdozent Philosophie an der Universität Wien. 1882 wurde er auf ein Extraordinariat für Philosophie an der Karl-Franzens-Universität Graz berufen und dort 1889 zum ordentlichen Professor ernannt. Bis zu seinem Tode 1920 wirkte er in Graz, wo er die so genannte Grazer Schule begründete. 1886/87 begann er experimentalpsychologische Übungen abzuhalten und richtete 1894 das erste experimentalpsychologische Laboratorium in Österreich ein („Psychologisches Laboratorium der Universität Graz“).
Er ist auf dem St.-Leonhard-Friedhof in Graz beigesetzt. Sein Nachlass befindet sich in der Universitätsbibliothek Graz.
Kerngedanke der Gegenstandstheorie ist, dass jeder Wahrnehmungsakt und generell jedes Erleben „intentional“ in dem Sinne ist, dass sein Inhalt „auf etwas gerichtet“ ist, auf einen „Gegenstand“ Bezug nimmt.
Werke
- Über philosophische Wissenschaft und ihre Propädeutik. Wien 1885.
- Psychologisch-ethische Untersuchungen zur Werth-Theorie. Festschrift der K. K. Karl-Franzens-Universität zur Jahresfeier am 15. November 1894. Graz 1894.
- Über die Stellung der Gegenstandstheorie im System der Wissenschaften. Leipzig 1907.
- Über Annahmen. Leipzig 1910.
- Über emotionale Präsentation. Wien 1917.
- Zum Erweise des allgemeinen Kausalgesetzes. Wien 1918.
- Philosophenbriefe – Aus der wissenschaftlichen Korrespondenz. (Hrsg. mit Anm. von R. Kindinger). Graz 1965.
- Alexius Meinong, Guido Adler: Alexius Meinong und Guido Adler: eine Freundschaft in Briefen. Amsterdam 1995, ISBN 90-5183-867-0.
- Über die Erfahrungsgrundlagen unseres Wissens. 2006, ISBN 3-86550-938-X.
Werkausgabe
- Alexius Meinong: Gesamtausgabe. Hrsg. u. a. von Rudolf Haller und Roderick Chisholm. 7 Bände. Akademische Druck und Verlagsanstalt, Graz 1968–1978.
- Alexius Meinong: Kolleghefte und Fragmente. Schriften aus dem Nachlass. Ergänzungsband zur Gesamtausgabe. Hrsg. von Rudolf Haller. Akademische Druck und Verlagsanstalt, Graz 1978.
Literatur
- Rudolf Haller: Meinong v. Handschuchsheim, Alexius. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 16, Duncker & Humblot, Berlin 1990, ISBN 3-428-00197-4, S. 677–680 (Digitalisat).
- K. Wolf: Meinong von Handschuchsheim, Alexius. In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950 (ÖBL). Band 6, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1975, ISBN 3-7001-0128-7, S. 197 f. (Direktlinks auf S. 197, S. 198).
- Duen Jau Marti-Huang: Die Gegenstandstheorie von Alexius Meinong als Ansatz zu einer ontologisch neutralen Logik. Haupt, Bern 1984, ISBN 3-258-03323-4.
- Dietrich Heinrich Kerler: Über Annahmen. Eine Streitschrift gegen A. v. Meinongs gleichnamige Arbeit nebst Beiträgen zur Bedeutungslehre und Gegenstandstheorie. Ulm 1910.
- Rudolf Haller (Hrsg.): Jenseits von Sein und Nichtsein. Beiträge zur Meinong Forschung. Akademische Druck- und Verlagsanstalt, Graz 1972.
- G. Benetka: Psychologie in Wien. Sozial- und Theoriegeschichte des Wiener Psychologischen Instituts 1922–1938. WUV, Wien 1995.
- G. Benetka: Zur Geschichte der Institutionalisierung der Psychologie in Österreich. Die Errichtung des Wiener Psychologischen Instituts. Geyer-Edition, Wien 1990.
- David F. Lindenfeld: The transformation of positivism: Alexius Meinong and European thought, 1880–1920. University of California Press, Berkeley 1980, ISBN 0-520-03994-7.
- Evelyn Dölling: „Wahrheit Suchen und Wahrheit Bekennen“. Alexius Meinong. Skizze seines Lebens. Amsterdam 1999, ISBN 90-420-0774-5.
- Alois Kernbauer, Walter Höflechner (Hrsg.): Guido Adler an Alexius Meinong. Briefe 1877–1920. In: Walter Höflechner (Hrsg.): Beiträge und Materialien zur Geschichte der Wissenschaften in Österreich. (= Publikationen aus dem Archiv der Universität Graz. 11). Graz 1981, S. 413–478.
- Maria Reicher: Alexius Meinong. In: Karl Acham (Hrsg.): Kunst und Geisteswissenschaften aus Graz. Böhlau, Wien 2009, S. 645–664.
- Ingrid Vendrell-Ferran: Meinongs Philosophie der Gefühle und ihr Einfluss auf die Grazer Schule. (= Meinong Studien. III). Graz 2009.
- Marie-Luise Schubert Kalsi: Alexius Meinong's Elements of Ethics. Kluwer Academic Publishers, Dordrecht u. a. 1996, ISBN 0-7923-3803-0.
Weblinks
- Alexius Meinong's Theory of Objects
- Johann Marek: Alexius Meinong. In: Edward N. Zalta (Hrsg.): Stanford Encyclopedia of Philosophy.
- Literatur von und über Alexius Meinong im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Werke von und über Alexius Meinong in der Deutschen Digitalen Bibliothek
- Eintrag zu Alexius Meinong im Austria-Forum (im AEIOU-Österreich-Lexikon)
Einzelnachweise
Personendaten | |
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NAME | Meinong, Alexius |
ALTERNATIVNAMEN | Meinong Ritter von Handschuchsheim, Alexius |
KURZBESCHREIBUNG | österreichischer Philosoph und Psychologe |
GEBURTSDATUM | 17. Juli 1853 |
GEBURTSORT | Lemberg |
STERBEDATUM | 27. November 1920 |
STERBEORT | Graz |
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Autor/Urheber: HruskaHeraldik (Gerd Hruška), Lizenz: CC BY-SA 4.0
Wappen des österreichischen Offiziers Anton von Meinong (1799–1870), ab 27. Juni 1858 Generalmajor, am 30. August 1859 pensioniert, verliehen anlässlich seiner Erhebung in den österreichischen Ritterstand mit dem Prädikat "von Handschuchsheim" am 17. Oktober 1851. Zeichnung von Gerd Hruška (http://ghruska.weebly.com/). Für weitere Informationen zu dieser Standeserhebung siehe AustroAristo.com (http://www.austroaristo.com/)