Alexanderlied
Das Alexanderlied des Pfaffen Lamprecht entstand gegen 1150 und steht somit am Beginn der frühhöfischen Epik im deutschen Sprachraum. Es stellt die erste schriftlich erhaltene Großerzählung der deutschen Sprache über einen nichtbiblischen, weltlichen Stoff dar.[1]
Entstehung
Als Vorlage (Hypotext) Lamprechts gilt der in frankoprovenzalischem Dialekt verfasste Roman d’Alexandre eines sonst nicht näher bekannten Albéric de Pisançon, von dem nur ein 105 Verse zählendes Fragment erhalten ist. Lamprecht hält sich eng am Roman d’Alexandre, so entsprechen den 105 heute noch erhaltenen Versen des Originals 180 in der Übersetzung Lamprechts. Über die wohl fürstlichen Auftraggeber Lamprechts ist nichts bekannt.
Lamprechts Epos über das Leben Alexanders des Großen ist die erste Verarbeitung eines antiken Stoffs in einem erzählenden Text deutscher Sprache. Es sind verschiedene Bearbeitungen bekannt:
- Der Vorauer Alexander (Fassung der Vorauer Sammelhandschrift) ist um oder kurz nach 1150 entstanden. In 1532 Versen beschreibt das Lied, vermutlich wie Albéric, nur Alexanders Jugend.
- Der Straßburger Alexander ist die spätere Überarbeitung durch einen unbekannten Autor; sie entstand um 1170. Diese Fassung behandelt in 7302 Versen das ganze Leben Alexanders. Hier lassen sich auch übernommene Passagen aus dem lateinischen Text des Archipresbyters Leo nachweisen, so u. a. die Berg-Episode (ab Vers 4963, im Alexanderroman Leos L113)[2].
- Der Basler Alexander ist die dritte Bearbeitung eines unbekannten Autors. Die Handschrift, in der sie heute noch enthalten ist, entstand nach 1400 und vor 1439, wobei diese auf eine ältere Vorlage zurückgeht, die in der zweiten Hälfte der siebziger Jahre des 13. Jahrhunderts entstand.
Eine Urfassung des Pfaffen Lamprecht ist nicht erhalten.
Die Taten Alexanders des Großen waren in den folgenden Jahrhunderten ein sehr beliebter Stoff an mittelalterlichen Fürstenhöfen. Der Grund dafür lag in der großen Vielfalt der Interpretationsmöglichkeiten. Dem Stoff konnte sowohl eine heilsgeschichtliche wie eine herrschaftsideelle Dimension zugesprochen werden.
Textbeispiele
Straßburger Alexander V. 49-52: Er was von Kriechen geborn | Vorauer Alexander V. 47-50: Der von Chrîchen was geborn |
Rudolf von Ems über das Alexanderlied
Das Alexanderlied des Pfaffen Lamprecht wird auch vom mittelalterlichen Epiker Rudolf von Ems in seinem Alexanderroman angesprochen:
V. 15783-15786:
Ez hât ouch nâch den alten sitn
stumpflîche, niht wol besnitn
ein Lampreht getihtet,
von welsch in tiutsch berihtet
Siehe auch
Literatur, Werkausgaben und Übersetzungen
- Herwig Buntz: Die deutsche Alexanderdichtung des Mittelalters (Sammlung Metzler/D; Bd. 123). J.B. Metzlersche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart 1973, ISBN 3-476-10123-1.
- Trude Ehlert: Deutschsprachige Alexanderdichtung des Mittelalters. Zum Verhältnis von Literatur und Geschichte. Verlag Peter Lang, Frankfurt/M. 1977, ISBN 3-631-42304-7 (zugl. Habilitationsschrift, Universität Bonn 1984).
- Karl Kinzel (Hrsg.): Lamprechts Alexander nach den drei Texten mit dem Fragment des Alberic von Besançon und den lateinischen Quellen. Halle a. S. 1884 (= Germanistische Handbibliothek. Band 6).
- Elisabeth Lienert (Hrsg.): Pfaffe Lambrecht: Alexanderroman. Mittelhochdeutsch/Neuhochdeutsch. Reclam 2007, ISBN 978-3150185087.
- Christoph Mackert: Die Alexandergeschichte in der Version des „Pfaffen“ Lambrecht. Die frühmittelhochdeutsche Bearbeitung der Alexanderdichtung des Alberich von Bisinzo und die Anfänge weltlicher Schriftepik in deutscher Sprache (Beihefte zur Poetica; Bd. 23). Fink, München 1999, ISBN 3-7705-3425-5 (zugeich Dissertation, Universität Freiburg/B. 1997).
- Irene Ruttmann (Hrsg.): Das Alexanderlied des Pfaffen Lamprecht (Straßburger Alexander). Text, Nacherzählung, Worterklärungen. Darmstadt 1974.
Weblinks
Einzelhinweise
Auf dieser Seite verwendete Medien
Detail of a miniature of Alexander lowered into the sea in a cask, along with a cat and a cock, at the beginning of chapter 65. Source: Historia de proelis in a French translation (Le Livre et le vraye hystoire du bon roy Alixandre), 1420.