Alexander Zweig

Alexander Zweig (* 11. Juni 1881 in Oels[1]; † 1. Juli 1934 bei Hirschberg[2]) war ein deutscher Arzt, Homöopath und medizinischer Schriftsteller. Zweig wurde bekannt als einer der Getöteten des „Röhm-Putsches“.

Leben

Jugend und Ausbildung

Alexander Zweig war der Sohn von Karl Zweig. In seiner Jugend besuchte er zunächst das königliche Gymnasium in seiner Heimat und von der Untersekunda ab das königliche Luisen-Gymnasium in Berlin, wohin seine Eltern 1896 übergesiedelt waren. 1900 erwarb er dort das Reifezeugnis.

Von 1900 an studierte Zweig Medizin in Freiburg im Breisgau, Berlin, Greifswald und Heidelberg. In Heidelberg bestand er das tentamen physicum. Seine klinischen Semester absolvierte er in Berlin und Gießen, wo er am 7. Februar 1905 auch das Staatsexamen ablegte. Sein praktisches Jahr wurde Zweig zur Hälfte erlassen, die zweite Hälfte durchlief er zum Teil in der Pathologischen Anatomie des Städtischen Krankenhauses Friedrichshain und zum Teil in der Inneren Abteilung des Städtischen Krankenhauses Charlottenburg Westend. Als Famulus arbeitete er an den Polikliniken von Hermann Frank und Robert Müllerheim. Nach seiner Approbation bestand Zweig am 30. September 1905 in Gießen das Examen rigorosum. Ebenfalls 1905 promovierte Zweig bei Adolf Vossius an der Augenklinik der Großherzoglich-Hessischen Ludwigs-Universität Gießen mit der Arbeit Zur Lehre von der Persistierenden Pupillarmembran zum Dr. med.

Von Oktober 1905 bis Oktober 1906 gehörte Zweig als Einjährig-Freiwilliger der Reitenden Abteilung des Torgauer Feldartillerieregiments 74 in Wittenberg an.

Laufbahn als Mediziner und Medizinschriftsteller

1906 ließ sich Zweig als praktischer Arzt im schlesischen Hirschberg nieder, wo er schließlich Eigentümer eines eigenen Sanatoriums wurde.[3] Neben seiner Tätigkeit als Arzt tat Zweig sich auch als medizinischer Schriftsteller hervor: Bis in die 1930er Jahre veröffentlichte er eine Reihe medizinischer Fachbücher und Ratgeber, so unter anderem für Dr. Madaus & Co.

Ermordung

In der Nacht vom 30. Juni auf den 1. Juli 1934 wurde Zweig als einer der prominentesten Juden von Hirschberg zusammen mit seiner („nicht-jüdischen“) Ehefrau Jeanette Zweig (* 1877/78) auf Befehl des SS-Gruppenführers Udo von Woyrsch von der SS verhaftet. Die Festnahme erfolgte im Rahmen beziehungsweise im „Schatten“ der unter der Propagandabezeichnung „Röhm-Putsch“ bekannt gewordenen politischen Säuberungsaktion der Nationalsozialisten im Frühsommer 1934.

In der Nacht vom 1. auf den 2. Juli 1934 wurde das Ehepaar Zweig zusammen mit zwei weiteren Juden, Charig und Förster, außerhalb von Hirschberg auf einer Landstraße ermordet. Den Befehl zum Mord an den vier Juden erteilte, Gruchmann zufolge, der SS-Brigadeführer in Görlitz Richard Hildebrandt. Dieser habe den SS-Standartenführer in Hirschberg, Hans Himpe, am Abend des 1. Juli angerufen und die Hinrichtungsanweisung durchgegeben. Der Standartenführer habe die vier auf einen Lastwagen packen und in Richtung Görlitz abtransportieren lassen. Unterwegs habe der Fahrer eine Panne vorgetäuscht. Das Begleitpersonal habe die vier Gefangenen daraufhin zum Anschieben des Wagens aufgefordert und sie dann beim Schieben hinterrücks erschossen.[4] Diese Manipulation ermöglichte es den SS-Leuten, anzugeben, ihre Opfer seien „auf der Flucht“ gewesen, als man sie erschoss.[5]

Die vier Leichen wurden zunächst liegengelassen und am Morgen des 2. Juli von Passanten gefunden. Die Leichen der Getöteten wurden trotz massiver Einschüchterungsversuche durch die SS vom ermittelnden Staatsanwalt des Landgerichts Hirschberg an den Generalstaatsanwalt übergeben.[6]

Während der Mord an den vier Hirschberger Juden in der deutschen Presse verschwiegen wurde, wurde er der Weltöffentlichkeit durch Berichte ausländischer Zeitungen bekannt. So berichtete die Basler National-Zeitung auf Grundlage von Mitteilungen von ortsansässigen Personen über den Vorfall, woraufhin die Exilantenzeitung Pariser Tageblatt ihn aufgriff.[7] In der Folge erlangte der Vorgang eine größere Bekanntheit: So widmete der im Exil lebende Schriftsteller Lion Feuchtwanger sich dem Hirschberger Judenmord und auch die Auslands-SPD (Sopade) vermerkte ihn in ihren Deutschland-Berichten.[8]

Schriften

  • Zur Lehre von der persistierenden Pupillar-Membran. Von Münchow, Gießen 1905 (Dissertation).
  • Für Frauen und Mütter: Gesundheitliche Belehrungen. Willmar Schwabe, Leipzig 1926.
  • Dr. med. Kreidmanns Lehren in ihrer Bedeutung für Wissenschaft und Praxis mit besonderer Berücksichtigung von Dr. Kreidmanns Lehre vom Nervenkreislauf und Dr. Kreidmanns Entstehung und Werdegang des Menschen und der Lebewesen aller Zeiten. P. Schimmelwitz, Leipzig 1926.
  • Nervenkrankheiten: Ein homöopathisch-klinisches Kompendium der praktisch wichtigsten Nervenkrankheiten. J. Sonntag, Regensburg 1927.
  • Kleines Vademecum: Einführung in die Homöopathie. Willmar Schwabe, Leipzig 1927.
  • Anleitung zum Studium der praktischen Homöopathie für Ärzte. J. Sonntag, Regensburg 1927.
  • Lokale Krampf-Formen (Beschäftigungskrampf, Schlucken, Wadenkrampf) und ihre Behandlung. Dr. Madaus & Co., Radebeul 1929.
  • Seelenkrankheit. Dr. Madaus & Co., Radebeul 1930.
  • Allergische Krankheiten und ihre homöopathische Behandlung. O. Enslin, Berlin 1930.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Lebenslauf in Zweigs Dissertation kombiniert mit Wolfram Fischer, Klaus Hierholzer, Michael Hubenstorf (Hrsg.): Exodus von Wissenschaften aus Berlin: Fragestellungen, Ergebnisse, Desiderate, Entwicklungen vor und nach 1933 (= Akademie der Wissenschaften zu Berlin. Forschungsbericht Nr.7). De Gruyter, Berlin 1994, ISBN 3-11-013945-6, S. 404, Fn. 122 (Voransicht)
  2. Todesdatum nach Lilly Becher (Hrsg.): Der Gelbe Fleck. Die Ausrottung von 500000 deutschen Juden. Ed. du Carrefour, Paris 1936, S. 259. Zweig wird hier als zu seinem Todeszeitpunkt 1934 60-jähriger Mann identifiziert. Demnach wäre Zweig in der zweiten Jahreshälfte 1933 oder der ersten Jahreshälfte 1934 sechzig geworden und hätte somit in der zweiten Jahreshälfte 1873 oder der ersten Jahreshälfte 1874 geboren worden sein müssen. Dies widerspricht allerdings der erstgenannten Quelle.
  3. Biografie seiner Cousine Leonore Goldschmidt (Memento desOriginals vom 26. Mai 2010 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/leonoregoldschmidt.com.
  4. Lothar Gruchmann: Justiz im Dritten Reich 1933–1940: Anpassung und Unterwerfung in der Ära Gürtner. 3., verbesserte Auflage. Oldenbourg, München 2001, S. 460 (Voransicht). Siehe auch: Ernst Hornig: Die Bekennende Kirche in Schlesien 1933–1945. Geschichte und Dokumente. Vandenhoeck und Ruprecht, Göttingen 1977, S. 101. Hier wird auf eine Frau Helen Hornig verwiesen, die ausgesagt habe, alle vier seien auf „freiem Feld“ erschossen worden.
  5. Lilly Becher (Hrsg.), Lion Feuchtwanger (Vorwort): Der Gelbe Fleck. Die Ausrottung von 500000 Deutschen Juden. Editions du Carrefour, Paris 1936, S. 259.
  6. Lothar Gruchmann: Justiz im Dritten Reich 1933–1940: Anpassung und Unterwerfung in der Ära Gürtner. 3., verbesserte Auflage. Oldenbourg, München 2001, S. 460 (Voransicht).
  7. "Pogrome in Schlesien am 30. Juni", in: Pariser Tageblatt vom 12. Juli 1934 (Digitalisat).
  8. Sozialdemokratische Partei Deutschlands: Deutschlandbericht der Sopade, Jg. 1934, S. 204.