Alexander Kipnis

Alexander Kipnis (* 1. Februarjul. / 13. Februar 1891greg. in Schytomyr, Gouvernement Wolhynien, Russisches Kaiserreich; † 14. Mai 1978 in Westport, Connecticut, Vereinigte Staaten) war ein ukrainisch-amerikanischer Opernsänger (Bass).

Leben

Alexander Kipnis wurde in Schytomyr, der Hauptstadt des Gouvernements Wolhynien, im Russischen Kaiserreich (heutige Ukraine), geboren. Seine verarmte siebenköpfige Familie lebte im jüdischen Ghetto. Nach dem frühen Tod seines Vaters, als er zwölf Jahre alt war, unterstützte er seine Familie durch diverse Arbeiten als Tischlergehilfe und durch Singen von Sopranpartien in benachbarten Synagogen sowie in Bessarabien (heute Republik Moldau) bis zu seinem Stimmbruch. Bevor er als 19-Jähriger das Warschauer Konservatorium besuchte, für das damals ein Mittelschulabschluss keine Voraussetzung bildete, war er Mitglied einer yiddischen Theatergruppe. Auf Empfehlung des Chorleiters fuhr er nach Berlin und studierte Gesang bei Ernst Grenzebach, der auch der Lehrer von Lauritz Melchior, Meta Seinemeyer und Max Lorenz war.

Nach Beginn des Ersten Weltkriegs wurde Kipnis als feindlicher Ausländer in Deutschland interniert und, als er vor sich hin sang, von einem Hauptmann gehört, dessen Bruder Intendant der Oper in Wiesbaden war. Nach seiner Entlassung sang er 1915–1918 in Wiesbaden, wo er als Eremit im Freischütz debütierte[1], 1919–1930 an der Deutschen Oper Berlin, 1932–1935 an der Berliner Staatsoper, 1940 bis 1952 an der Metropolitan Opera. Seit 1924 gab er bereits weltweit an den größten Opern und bei den bedeutendsten Festivals Gastspiele, sowohl in seriösen (Sarastro, Boris Godunow, Golaud) als auch in Buffo-Partien (Leporello). Ab 1927 (unter anderem König Marke in Tristan und Isolde mit Gunnar Graarud als Tristan unter dem Dirigat von Karl Elmendorff) bis 1933 sang er auch regelmäßig in Bayreuth; nach der "Machtergreifung" gehörte Kipnis der Wiener Staatsoper an, nach dem "Anschluss" Österreichs musste er emigrieren und gab dann 1940 sein Debüt an der Metropolitan Opera, wo er bis 1946 tätig war.[1] Nach seinem Rücktritt als Sänger (1947) lehrte er in New York Gesang. Kipnis gilt auch als hervorragender Lied-Interpret, insbesondere von Werken der Spätromantik (Johannes Brahms, Hugo Wolf).

Sein Sohn Igor Kipnis wurde ein angesehener Cembalist.

Beurteilung

Alexander Kipnis war ohne Zweifel ein Superstar unter den Bässen seiner Zeit. Seine mächtige doch fein nuancierende Stimme und seine Begabung für Fremdsprachen erlaubten ihm die Pflege eines riesigen Repertoires. "Kipnis besaß eine der schönsten und ausdrucksvollsten Baßstimmen, die auf Platten überhaupt zu hören sind. Ihr Umfang reichte vom tiefen D bis zum (baritonalen) Fis."[1]

Gedenken

(c) Christian Michelides, CC BY-SA 4.0
Stolperstein in Salzburg

Am 17. August 2020 wurde durch den Künstler Gunter Demnig vor dem Haus für Mozart in Salzburg ein Stolperstein für Alexander Kipnis verlegt.

Hörbeispiele

Alexander Kipnis-Sarastro, Julia Osváth-Königin der Nacht, Jarmila Novotná – Pamina, Helge Rosvaenge – Tamino, Willi Domgraf-Fassbaender – Papageno, Dora Komarek – Papagena, Alfred Jerger – Sprecher, William Wernigk – Monostatos (live 30. Juli 1937 Salzburger Festspiele)

Literatur

  • Alfred Frankenstein [Biographie] und James F. E. Dennis [Diskographie]: Alexander Kipnis. In: The Record collector Jahrgang 22, Heft 3 und 4 (1974). Ipswich (Großbritannien)
  • Jürgen Kesting: Die großen Sänger, Band 1, Die großen Sänger. 3 Bände. Claasen, Düsseldorf 1986, S. 671ff
  • Horst Seeger: Opernlexikon, 4., durchges. Aufl. Henschelverlag Kunst und Gesellschaft, Berlin 1989.

Weblinks

Commons: Alexander Kipnis – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c Jürgen Kesting, Die großen Sänger, Band 1, S. 672f.

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(c) Christian Michelides, CC BY-SA 4.0
Stolperstein für Alexander Kipnis