Alejandro de Tomaso

Alejandro de Tomaso
Alejandro de Tomaso (rechts) 1965
Nation:Argentinien Argentinien
Automobil-Weltmeisterschaft
Erster Start:Großer Preis von Argentinien 1957
Letzter Start:Großer Preis der USA 1959
Konstrukteure
1957 Scuderia Centro Sud • 1959 OSCA
Statistik
WM-Bilanz:keine WM-Platzierung
StartsSiegePolesSR
2
WM-Punkte:
Podestplätze:
Führungsrunden:
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Alejandro de Tomaso (* 10. Juli 1928 in Buenos Aires, Argentinien; † 21. Mai 2003 in Modena, Italien) war ein argentinischer Rennfahrer und Gründer des Sportwagenherstellers De Tomaso Modena S.p.A.

Biografie

Persönliches

Alejandro de Tomaso wurde als Sohn des sozialistischen Politikers Antonio de Tomaso (1889–1933) geboren, der seinerseits von italienischen Einwanderern abstammte. Sein Vater starb, als Alejandro de Tomaso fünf war. Im Alter von 15 Jahren verließ er die Schule und lebte von Gelegenheitstätigkeiten unter anderem als Lastwagenfahrer. Nach einer Quelle betätigte er sich in seinem Heimatland politisch; so soll er eine anti-peronistische Untergrundzeitschrift herausgegeben haben.[1] Bereits in Argentinien fuhr er wiederholt Autorennen. 1955 zog de Tomaso nach Italien. Die Hintergründe hierfür sind unklar. Nach einigen Quellen emigrierte er aus politischen Gründen,[2] nach anderen Berichten erfolgte die Auswanderung, weil de Tomaso in Italien bessere Perspektiven für seine Rennfahrerkarriere sah.[1]

De Tomaso war zweimal verheiratet. Seiner ersten, in Argentinien geschlossenen Ehe mit Lola Guiraldes[1] entstammten die Söhne Santiago, Alessandro und Pablo De Tomaso.[2] 1958 heiratete De Tomaso die US-amerikanische Rennfahrerin Isabelle Haskell, die er kennenlernte, als sie Teile für ihren Maserati kaufte. Haskell gehörte als Enkelin von William C. Durant, dem Gründer von General Motors, einer wohlhabenden Unternehmerfamilie an und finanzierte in den ersten Jahren die Automobil- und Motorsportprojekte ihres Mannes.

1993 erlitt Alejandro de Tomaso einen schweren Schlaganfall, in dessen Folge er auf einen Rollstuhl angewiesen war. Seine Frau und sein Sohn Santiago de Tomaso übernahmen daraufhin die Leitung des Unternehmens, das 2004 zahlungsunfähig war und nach mehreren Übernahmen 2012 aufgelöst wurde.

Rennfahrer

Nach der Auswanderung nach Italien 1955 setzte Alejandro de seine Tätigkeit als Rennfahrer fort und fuhr 1957 und 1959 je ein Rennen zur Formel-1-Weltmeisterschaft.

Unternehmer

1959 gründete de Tomaso in Modena seine eigene Automobilfabrik und baute zunächst Rennwagen. Von 1961 bis 1963 war sein Werksteam Scuderia De Tomaso, das er nach seiner Ehefrau zeitweise Scuderia Isobel De Tomaso nannte, erfolglos in der Formel 1 vertreten. 1970 kehrte sein Unternehmen mit dem von Frank Williams eingesetzten De Tomaso 505 kurzzeitig als Chassislieferant zurück; das Projekt endete allerdings, nachdem der Williams-Pilot Piers Courage beim Großen Preis der Niederlande in Zandvoort mit seinem 505 tödlich verunglückt war.

Ab 1963 stellte De Tomaso unter eigenem Namen Straßensportwagen her. Seit den 1960er-Jahren versuchte er, einen breit aufgestellten Konzern aufzubauen. Den Beginn machte der Erwerb der Carrozzeria Ghia, die er 1969 an Ford verkaufte. Einige Jahre lang kooperierte er daraufhin mit dem Ford-Konzern, der für den Absatz seiner Sportwagen sorgte. In diese Zeit fiel vor allem die Produktion des Mittelmotorsportwagens Pantera, die Ford weitgehend finanzierte. Nachdem die Verbindung mit Ford 1974 zerbrochen war, erwarb de Tomaso den traditionsreichen Hersteller Maserati, wenig später auch den Motorradhersteller Benelli und das Karosseriewerk Innocenti. Nachdem der Fiat-Konzern 1986 Alfa Romeo übernommen hatte, war De Tomaso Gruppe der größte unabhängige italienische Automobilhersteller. Ab 1988 verkaufte De Tomaso seine Maserati-Anteile schrittweise an den Fiat-Konzern; die Übernahme war 1993 vollzogen.

Alejandro de Tomaso war eine schillernde Persönlichkeit in der Geschichte der Sportwagenhersteller. Seine Ideen und Erfahrungen als Rennfahrer ließ er in die Planung und Entwicklung seiner Hochleistungssportwagen einfließen. Mit seinen Firmen brachte er viele Sportwagen auf den Markt, die in Europa wie auch in den USA erfolgreich waren. Hierzu gehören die Modelle Mangusta, Pantera und Longchamp, ferner die Maserati Biturbo-Baureihe, die Maserati zu einem Serienhersteller machte und das Unternehmen nach Jahren wirtschaftlicher Schwierigkeiten wieder in die Gewinnzone brachte.

Einschätzungen

Alejandro de Tomaso galt im persönlichen Umgang als schwierig. Zeitgenossen beschrieben ihn als sprunghaft; er habe eine „sehr kurze Aufmerksamkeitsspanne“ gehabt.[3] Der Designer Tom Tjaarda, der lange mit ihm zusammenarbeitete und fast alle Karosserien für De Tomaso entwarf, bezeichnete ihn als Spieler, der versucht habe, Giovanni Agnelli herauszufordern.[4]

Statistik

Statistik in der Automobil-Weltmeisterschaft

Gesamtübersicht

SaisonTeamChassisMotorRennenSiegeZweiterDritterPolesschn.
Rennrunden
PunkteWM-Pos.
1957Scuderia Centro SudFerrari 500Ferrari 2.5 L41NC
1959O.S.C.A.Cooper T43Osca 2.0 L41NC
Gesamt2

Einzelergebnisse

Saison123456789
1957
9
1959
DNF
Legende
FarbeAbkürzungBedeutung
GoldSieg
Silber2. Platz
Bronze3. Platz
GrünPlatzierung in den Punkten
BlauKlassifiziert außerhalb der Punkteränge
ViolettDNFRennen nicht beendet (did not finish)
NCnicht klassifiziert (not classified)
RotDNQnicht qualifiziert (did not qualify)
DNPQin Vorqualifikation gescheitert (did not pre-qualify)
SchwarzDSQdisqualifiziert (disqualified)
WeißDNSnicht am Start (did not start)
WDzurückgezogen (withdrawn)
HellblauPOnur am Training teilgenommen (practiced only)
TDFreitags-Testfahrer (test driver)
ohneDNPnicht am Training teilgenommen (did not practice)
INJverletzt oder krank (injured)
EXausgeschlossen (excluded)
DNAnicht erschienen (did not arrive)
CRennen abgesagt (cancelled)
 keine WM-Teilnahme
sonstigeP/fettPole-Position
1/2/3/4/5/6/7/8Punktplatzierung im Sprint-/Qualifikationsrennen
SR/kursivSchnellste Rennrunde
*nicht im Ziel, aufgrund der zurückgelegten
Distanz aber gewertet
()Streichresultate
unterstrichenFührender in der Gesamtwertung

Le-Mans-Ergebnisse

JahrTeamFahrzeugTeamkollegePlatzierungAusfallgrund
1958ItalienItalien Automobili O.S.C.AOSCA Sport 750TNVereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Colin DavisRang 11 und Klassensieg
1959Argentinien Alejandro de TomasoDB HBR5Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Colin DavisAusfallGetriebeschaden

Sebring-Ergebnisse

JahrTeamFahrzeugTeamkollegeTeamkollegeTeamkollegePlatzierungAusfallgrund
1956Argentinien Alejandro de TomasoMaserati 150SVereinigte Staaten 48 Isabelle HaskellAusfallSchalthebel gebrochen
1957Argentinien Argentine Auto ClubOsca MT4 750Vereinigte Staaten 48 Isabelle HaskellAusfallDefekt
1958ItalienItalien Automobili OscaOsca S750Vereinigte Staaten 48 Isabelle HaskellVereinigte Staaten 48 Robert FergusonRang 8 und Klassensieg
1959Argentinien Alejandro de TomasoOsca S750Vereinigte Staaten 48 Isabelle HaskellVereinigte Staaten 48 Denise McCluggageMexiko 1934 Ricardo RodríguezRang 18

Einzelergebnisse in der Sportwagen-Weltmeisterschaft

SaisonTeamRennwagen1234567
1955Maserati A6GCSArgentinien BUAVereinigte Staaten SEBItalien MIMFrankreich LEMVereinigtes Konigreich RTTItalien TAR
7
1956Alejandro de Tomaso
Isabelle Haskell
Maserati 150SArgentinien BUAVereinigte Staaten SEBItalien MIMDeutschland NÜRSchweden KRI
4DNFDNFDNF
1957Osca
Argentine Auto Club
Madunina
Osca S1500
Osca MT4
Argentinien BUAVereinigte Staaten SEBItalien MIMDeutschland NÜRFrankreich LEMSchweden KRIVenezuela CAR
6DNFDNFDNFDNFDNF
1958Isabelle Haskell
Osca
Osca F2/S 1500
Osca S750
Argentinien BUAVereinigte Staaten SEBItalien TARDeutschland NÜRFrankreich LEMVereinigtes Konigreich RTT
DNF8DNF11
1959Alejandro de TomasoOsca S750
Osca FS1500
DB HBR
Vereinigte Staaten SEBItalien TARDeutschland NÜRFrankreich LEMVereinigtes Konigreich RTT
18DNFDNF

Weblinks

Commons: Alejandro de Tomaso – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c Giles Chapman: Alejandro de Tomas: Argentinian who became a captain of the Italian sports-car industry. www.independent.co.uk, 23. Mai 2003, abgerufen am 8. Februar 2017.
  2. a b Joseph Siano: Alejandro DeTomaso, 74, Maker of Sports Cars, Dies. www.nytimescom.com, 23. Mai 2003, abgerufen am 8. Februar 2017.
  3. Adam Cooper: Piers Courage. Last of the Gentleman Racers. Haines Publishing, Sparkford 2010, ISBN 978-1-84425-863-5, S. 252.
  4. Manuel Bordini: De Tomaso visto da vicino: intervista a Tom Tjaarda. www.vitadistile.com, 10. November 2015, abgerufen am 8. Februar 2017.

Auf dieser Seite verwendete Medien

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US Flag with 48 stars. In use for 47 years from July 4, 1912, to July 3, 1959.
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Flagge des Vereinigten Königreichs in der Proportion 3:5, ausschließlich an Land verwendet. Auf See beträgt das richtige Verhältnis 1:2.
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Flagge Portugals, entworfen von Columbano Bordalo Pinheiro (1857-1929), offiziell von der portugiesischen Regierung am 30. Juni 1911 als Staatsflagge angenommen (in Verwendung bereits seit ungefähr November 1910).
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De Tomaso P70 prototype in 1965. Designer Medardo Fantuzzi (left) and Alejandro de Tomaso (right).
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US Flag with 49 stars. In use 4 July 1959–3 July 1960. It was defined in Executive Order 10798.
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US Flag with 48 stars. In use for 47 years from July 4, 1912, to July 3, 1959.