Aleida Assmann

Aleida Assmann, 2014
Aleida Assmann stellt sich vor (2018).

Aleida Assmann (* 22. März 1947 in Bethel, Gadderbaum, heute ein Stadtbezirk Bielefelds, geb. Aleida Bornkamm) ist eine deutsche Anglistin, Ägyptologin und Literatur- und Kulturwissenschaftlerin.

Leben

Aleida Assmann ist Tochter des Neutestamentlers Günther Bornkamm (1905–1990) und dessen Frau Elisabeth, geb. Zinn (1908–1995). Zu ihren Vorfahren zählen der Musikverleger Gottfried Christoph Härtel, einer der wichtigsten Verleger von Ludwig van Beethoven, der deutsche Arzt und Reichstagsabgeordnete August Zinn, dessen Sohn, der Arzt Wilhelm Zinn, und der Klassische Archäologe Richard Schöne, der von 1880 bis 1905 Direktor der Königlichen Museen zu Berlin war.

In Heidelberg besuchte sie die Elisabeth-von-Thadden-Schule.[1] Sie studierte von 1966 bis 1972 Anglistik und Ägyptologie an den Universitäten Heidelberg und Tübingen. 1977 wurde sie im Fach Anglistik in Heidelberg mit einer Arbeit über Die Legitimität der Fiktion promoviert. Die Nebenfachprüfung in Ägyptologie legte sie in Tübingen ab, da ihr Mann Jan Assmann inzwischen auf den Lehrstuhl für Ägyptologie in Heidelberg berufen worden war.

1992 habilitierte sie sich an der Neuphilologischen Fakultät der Universität Heidelberg, 1993 folgte sie einem Ruf auf den Lehrstuhl für Anglistik und Allgemeine Literaturwissenschaft an der Universität Konstanz. 2001 nahm sie eine Max-Kade-Gastprofessur an der Princeton University in New Jersey wahr. Weitere Gastprofessuren führten sie an die Rice University in Houston (2000), die Yale University in New Haven (2002, 2003, 2005) und die Universität Chicago (2007). Im Sommersemester 2005 hatte sie die „Peter-Ustinov-Gastprofessur“ an der Universität Wien inne. 2007 lehnte sie einen Ruf auf den Lehrstuhl für Germanistik der Yale University ab.[2]

Assmann veröffentlichte zahlreiche Arbeiten zur englischen Literatur und zur Archäologie der literarischen Kommunikation. Seit den 1990er Jahren ist ihr Forschungsschwerpunkt die Kulturanthropologie, insbesondere die Themen kulturelles Gedächtnis, Erinnerung und Vergessen. Erinnern ist für sie „... die Negation des Vergessens und bedeutet in aller Regel eine Anstrengung, eine Auflehnung, ein Veto gegen die Zeit und den Lauf der Dinge“.[3]

Assmann ist Mitglied der Steuerungsgruppe der im März 2021 veröffentlichten Jerusalemer Erklärung zum Antisemitismus. Das von 200 Erstunterzeichnern mitgetragene Dokument argumentiert für eine präzisierende Neudefinition des Antisemitismus und zielt vor allem auf eine Abgrenzung antisemitischer und nicht-antisemitischer Positionen im Rahmen des Nahostkonflikts.[4]

Aleida Assmann war mit dem Ägyptologen Jan Assmann (1938–2024) verheiratet, mit dem sie auch gemeinsam forschte und publizierte. Aus der Ehe gingen fünf Kinder hervor.

Auszeichnungen

Jan und Aleida Assmann anlässlich der Verleihung des Friedenspreises des deutschen Buchhandels 2018

Mitgliedschaften

Schriften

  • Die Legitimität der Fiktion. Ein Beitrag zur Geschichte der literarischen Kommunikation (= Theorie und Geschichte der Literatur und der schönen Künste. 55). Fink, München 1980, ISBN 3-7705-1844-6 (Zugleich: Heidelberg, Universität, Dissertation, 1977).
  • Arbeit am nationalen Gedächtnis. Eine kurze Geschichte der deutschen Bildungsidee (= Edition Pandora. 14). Campus-Verlag u. a., Frankfurt am Main u. a. 1993, ISBN 3-593-34838-1.
  • Zeit und Tradition. Kulturelle Strategien der Dauer (= Beiträge zur Geschichtskultur. Band 15.) Böhlau, Köln u. a. 1999, ISBN 3-412-03798-2.
  • mit Ute Frevert: Geschichtsvergessenheit – Geschichtsversessenheit. Vom Umgang mit deutschen Vergangenheiten nach 1945. Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart 1999, ISBN 3-421-05288-3.
  • Erinnerungsräume. Formen und Wandlungen des kulturellen Gedächtnisses. Beck, München 1999, ISBN 3-406-44670-1, (Zugleich: Heidelberg, Universität, Habilitations-Schrift, 1992).[19]
  • Das kulturelle Gedächtnis an der Millenniumsschwelle. Krise und Zukunft der Bildung (= Konstanzer Universitätsreden. Band 216). UVK – Universitäts-Verlag Konstanz, Konstanz 2004, ISBN 3-87940-791-6.
  • Die Unverzichtbarkeit der Kulturwissenschaften. Mit einem nachfolgenden Briefwechsel (= Hildesheimer Universitätsreden. Neue Folge, Band 2.) Universitätsverlag, Hildesheim 2004, ISBN 3-934105-06-8.
  • Generationsidentitäten und Vorurteilsstrukturen in der neuen deutschen Erinnerungsliteratur (= Wiener Vorlesungen im Rathaus. Band 117). Picus, Wien 2006, ISBN 3-85452-517-6 (Vortrag am Universitätscampus am 27. April 2005 anlässlich der Sir-Peter-Ustinov-Professur der Stadt Wien an der Universität Wien).
  • Einführung in die Kulturwissenschaft. Grundbegriffe, Themen, Fragestellungen (= Grundlagen der Anglistik und Amerikanistik. Band 27). Erich Schmidt, Berlin 2006, ISBN 3-503-07977-7.
  • Der lange Schatten der Vergangenheit. Erinnerungskultur und Geschichtspolitik. Beck, München 2006, ISBN 3-406-54962-4.[20]
  • Geschichte im Gedächtnis. Von der individuellen Erfahrung zur öffentlichen Inszenierung (= Krupp-Vorlesungen zu Politik und Geschichte am Kulturwissenschaftlichen Institut im Wissenschaftszentrum Nordrhein-Westfalen. Band 6). Beck, München 2007, ISBN 978-3-406-56202-0.
  • als Herausgeberin mit Jan Assmann: Vollkommenheit (= Archäologie der literarischen Kommunikation. Band 10). Fink, München u. a. 2010, ISBN 978-3-7705-4813-2.
  • mit Geoffrey Hartman: Die Zukunft der Erinnerung und der Holocaust. Konstanz University Press, Konstanz 2012, ISBN 978-3-86253-017-5.
  • Ist die Zeit aus den Fugen? Aufstieg und Fall des Zeitregimes der Moderne. Hanser, München 2013, ISBN 978-3-446-24342-2.
  • Das neue Unbehagen an der Erinnerungskultur. Eine Intervention (= Beck’sche Reihe. Band 6098). Beck, München 2013, ISBN 978-3-406-65210-3.
  • Im Dickicht der Zeichen (= Suhrkamp-Taschenbuch Wissenschaft. 2079). Suhrkamp, Berlin 2015, ISBN 978-3-518-29679-0.
  • Formen des Vergessens (= Historische Geisteswissenschaften. Band 9). Wallstein, Göttingen 2016, ISBN 978-3-8353-1856-4.
  • Reflexion zu Johann Sebastian Bach: Ein ungefärbt Gemüte. Kantate BWV 24. Rudolf Lutz, Chor und Orchester der J. S. Bach-Stiftung, Marianne Beate Kielland (Sopran), Daniel Johannsen (Tenor), Dominik Wörner (Bass). Samt Einführungsworkshop. DVD. Gallus Media, 2017.[21]
  • Auf den Schultern von Riesen. Die Bibliothek als Medium des kulturellen Gedächtnisses. In: Johanna Rachinger (Hrsg.): Schatzkammer des Wissens. 650 Jahre Österreichische Nationalbibliothek. K & S, Wien 2018, ISBN 978-3-218-01112-9, S. 10–19.
  • Menschenrechte und Menschenpflichten. Schlüsselbegriffe für eine humane Gesellschaft. Picus, Wien 2018, ISBN 978-3-7117-2072-6.
  • Der europäische Traum. Vier Lehren aus der Geschichte (= C.H. Beck Paperback. Band 6343). Beck, München 2018, ISBN 978-3-406-73380-2.
  • Die Wiedererfindung der Nation. Warum wir sie fürchten und warum wir sie brauchen. Beck, München 2020, ISBN 978-3-406-76634-3.
  • Zeit und Tradition. Kulturelle Strategien der Dauer. wbg Academic, Darmstadt 2022, ISBN 978-3-534-27442-0.

Audios

Commons: Aleida Assmann – Sammlung von Bildern und Audiodateien
Interviews
  • Roland Detsch: Was bedeutet eigentlich Erinnerung? – Aleida Assmann im Gespräch. Goethe-Institut e. V., Januar 2011, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 20. November 2012; abgerufen am 17. Juni 2018.
  • „Etwas Großartiges geschafft“. Aleida Assmann im Interview mit Jasmin Kalarickal, In: www.taz.de, 21. Mai 2019
  • Forschung & Lehre vom 5. Juli 2021: Erinnerungskulturen "Kein Mensch lebt im Augenblick". Im Gespräch mit Aleida Assmann von Vera Müller

Einzelnachweise

  1. Mannheimer Morgen - Stefan M. Dettlinger: Wir zerfallen in Ost und West. Auf: morgenweb.de vom 18. November 2018; zuletzt abgerufen am 9. Mai 2021.
  2. Curriculum Vitae. (PDF) 2014, abgerufen am 28. Juni 2021.
  3. Aleida Assmann: Formen des Vergessens (= Historische Geisteswissenschaften. Band 9). Wallstein, Göttingen 2016, ISBN 978-3-8353-1856-4, S. 23.
  4. Jerusalem Declaration on Antisemitism (JDA). 26. März 2021, abgerufen am 29. März 2021 (englisch).
  5. Prof. Dr. Dr. h.c. Aleida Assmann: Sind wir heute neugieriger auf die Vergangenheit als auf die Zukunft? Auf: br.de vom 19. September 2017.
  6. Professor Aleida Assmann über die deutsche Erinnerungskultur. Auf: focus.de vom 24. März 2017.
  7. a b c "Der europäische Traum": Friedenspreisträger Jan und Aleida Assmann. Auf: br.de vom 26. September 2018.
  8. „Sein ganzes Leben in ein Buch schreiben…“ Dr. Aleida Assmann – Vita und wissenschaftliche Karriere. Watzlawick Ehrenring, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 17. Juni 2018; abgerufen am 17. Juni 2018.
    Wiener Vorlesungen: Aleida Assmann erhält Watzlawick-Ehrenring. Rathauskorrespondenz der Stadt Wien, 27. März 2009, abgerufen am 17. Juni 2018.
  9. Aleida und Jan Assmann bekleiden Stiftungsprofessur 2015. Auf: wissenschaft.de vom 4. Dezember 2014.
  10. „Theologischer Preis“ an Jan und Aleida Assmann. Auf: orf.at, 18. April 2016.
  11. Karl-Jaspers-Preis für das Forscherpaar Aleida und Jan Assmann. In: uni-heidelberg.de. 5. Mai 2017, abgerufen am 24. Mai 2023.
  12. Aleida und Jan Assmann: Balzan Preis 2017 für Kollektives Gedächtnis. Internationale Stiftung Balzan Preis, abgerufen am 17. Juni 2018.
  13. Balzan Preis 2017: Austausch über historische Realitäten. - Rhein-Neckar-Zeitung; Auf: rnz.de vom 7. November 2017.
  14. Stefan Hauck: Friedenspreis 2018: Aleida und Jan Assmann im Interview – „Der Wert der Wahrheit ist wichtiger denn je“. Interview auf boersenblatt.net, 12. Juni 2018, abgerufen am 17. Juni 2018.
  15. Ordensverleihung an Klaus Hasselmann und Benjamin List sowie Aleida Assmann, Jan Assmann und Christopher Clark (Memento vom 2. September 2022 im Internet Archive). In: bundespraesident.de. 2. September 2022, abgerufen am 2. September 2022.
  16. Mitglieder: Aleida Assmann. Österreichische Akademie der Wissenschaften, abgerufen am 2. August 2021.
  17. Mitgliedseintrag von Aleida Assmann (mit Bild und CV) bei der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina, abgerufen am 22. Mai 2016.
  18. Die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien Pressemitteilung vom 23. Oktober 2020: Orden Pour le mérite wählt neue Mitglieder. (Memento vom 27. Oktober 2020 im Internet Archive) Auf: orden-pourlemerite.de; abgerufen am 23. Oktober 2020.
  19. Rezension: Ijoma Mangold in: Berliner Zeitung. vom 20. März 1999.
  20. Rezension: Martin C. Wald in: Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Band 55, 2007, S. 389–391.
  21. ein ungefärbt gemüte. Kantate BWV 24 zum 4. Sonntag nach Trinitatis für Alt, Tenor und Bass Vokalensemble, Oboe I+II, Oboe d’amore I+II, Tromba, Streicher und Basso continuo. J. S. Bach-Stiftung, St. Gallen 2017 (Online Archive [PDF; 5,5 MB; abgerufen am 16. September 2019]).

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Aleida Assmann, hoogleraar Engelse literatuur aan de Universiteit van Konstanz (Duitsland) krijgt de Dr. A.H. Heinekenprijs voor de Historische Wetenschap 2014 voor haar baanbrekende onderzoek naar ‘cultureel geheugen’. Hoe gaat men in samenlevingen om met het verleden en geeft men er vorm aan in nieuws, media, literatuur, visuele kunsten, muziek, gebouwen en monumenten en herdenkingsdagen. Bij gebruik van de foto's is naamsvermelding van de fotograaf verplicht: Jussi Puikkonen/KNAW.
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Aleida Assmann stellt sich vor.
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(c) Martin Kraft, CC BY-SA 3.0
Jan und Aleida Assmann, die Preisträger des Friedenspreises des deutschen Buchhandels 2018, bei einer Pressekonferenz im Rahmen der Frankfurter Buchmesse 2018