Albert-Kanal
Der Albert-Kanal, flämisch Albertkanaal, französisch Canal Albert, verbindet als künstliche Wasserstraße die beiden belgischen Städte Lüttich und Antwerpen. Der Bau dieses Kanals sollte den Anliegern an der Maas einen Zugang zur Nordsee ermöglichen, ohne dabei durch das Gebiet der Niederlande fahren zu müssen.
Die Länge des Kanals beträgt 129,5 Kilometer.
Auf seinem Weg überwinden sechs Schleusen eine Höhendifferenz von etwa 56 Metern. Beim belgischen Grenzort Kanne, südlich der niederländischen Stadt Maastricht, durchbricht der Albert-Kanal ein Bergmassiv aus Kalkstein, den man dort Mergel nennt. An diesem tiefen Einschnitt liegt das unterirdische Fort Eben-Emael. Dort verläuft der Kanal mehr oder minder parallel zur niederländischen Grenze westlich von Maastricht.
Der Albert-Kanal ist auch für die Trinkwasserversorgung der Region Antwerpen sehr wichtig, da diese von dem Maaswasser, das über den Kanal zugeführt wird, abhängig ist.
Geschichte
Der Albert-Kanal wurde in den Jahren von 1930 bis 1939 angelegt. Benannt wurde er nach dem belgischen König Albert I., der am 31. Mai 1930 den Grundstein für den Kanalbau gelegt hatte.[1] Er wurde am 30. Juli 1939 offiziell eröffnet. Davor dauerte eine Schiffsfahrt von Antwerpen nach Lüttich sieben Tage, seitdem weniger als einen Tag. Am 10. und 11. Mai 1940, den ersten beiden Tagen des Westfeldzuges, eroberte ein Wehrmacht-Kommando nach einer Luftlandeoperation das Fort Eben-Emael. Am 10. Mai sprengten niederländische Soldaten fast alle Brücken über den Albert-Kanal; zwei Brücken (in Vroenhoven und Veldwezelt) wurden von der Wehrmacht unversehrt erobert. Am 14. Mai 1940 kapitulierten die Niederlande und die Wehrmacht besetzte das Land. Nach dem Zweiten Weltkrieg lagen Brücken im Kanal, die Wehrmacht-Soldaten 1944 bei ihrem Rückzug gesprengt hatten. 1946 wurde der Kanal wiedereröffnet.
Der Kanal wurde ursprünglich für Schiffe mit einer Last von 2.000 Tonnen und einer jährlichen Transportmenge von 15 Millionen Tonnen konzipiert. Im Jahr 1969 wurden 40 Millionen Tonnen transportiert. Der Kanal wurde erweitert sowie Brücken und Schleusen den damaligen Gegebenheiten angepasst, um ihn mit größeren Schiffen befahren zu können.
Seit seiner Erweiterung im Jahr 1997 sind Schiffe der Schiffsklasse VI zugelassen, auch für Schubverbände mit vier Leichtern mit insgesamt 9.000 Tonnen Nutzlast. Die Wassertiefe beträgt 3,4 Meter und die Brückendurchfahrtshöhe 6,7 Meter. Der Kanalabschnitt zwischen Antwerpen und der Schleuse Wijnegem konnte wegen der am Ufer angesiedelten Industriebetriebe nicht verbreitert werden; deshalb ist dort nur der Verkehr mit zwei Leichtern möglich. Es gab Überlegungen, zwischen Oelegem und Zandvliet einen fast 30 km langen Schubschiffkanal zu bauen; der Plan wurde nach Einsprüchen von Umweltorganisationen nicht verwirklicht.
Weiterer Ausbau
Damit der Kanal auch für die Containerschifffahrt attraktiver wird, streben die drei verschiedenen Betreiber Städtischer Hafenbetrieb Antwerpen (SHA), die belgische Binnenwasserstraßenverwaltung NV de Scheepvaart und die Hafenverwaltung von Lüttich Port de Autonome de Liège einen weiteren Ausbau an. Dafür sollen bis 2020 alle 62 Brückenbauwerke auf eine lichte Durchfahrtshöhe von 9,1 Metern gebracht werden, so dass die Binnenschiffe dann mit vier anstatt drei gestapelten Containerlagen passieren können. Außerdem wird untersucht, ob der Schleusenkomplex in Wijnegem für die Schifffahrt nach Antwerpen erweitert werden kann.[2]
Industrie
Zwischen dem Kanal und den Straßen siedelten sich verschiedene Industriebetriebe an:
- Herentals Industries
- Industrie Oevel-Geel
- Ravenshout in Beringen, zweitgrößtes Industriegebiet in Limburg
- Genk-Süd, Hafen
Schleusen
Um den Höhenunterschied von 56 m zu überwinden, wurden sechs Schleusenanlagen mit je drei Schleusen gebaut. Jede Anlage verfügt über zwei Schleusen von 136 m × 16 m und einer Schleuse von 200 m × 24 m. Der Höhenunterschied beträgt an den Schleusen:
- Wijnegem 5,7 m
- Olen 10,0 m
- Kwaadmechelen 10,0 m
- Hasselt 10,1 m
- Diepenbeek 10,1 m
- Genk 10,1 m
Verkehrsaufkommen
Im Jahr 2005 wurden rund 22,5 Millionen Tonnen Güter von 34.117 Schiffen befördert.
Verbindung mit anderen Kanälen
- Kanal Bocholt–Herentals bei Herentals
- Kanal Dessel–Turnhout–Schoten bei Schoten
- Kanal Dessel–Kwaadmechelen bei Kwaadmechelen
- Kanal Briegden–Neerharen bei Briegden
- Netekanaal bei Viersel
- Kanal van Ternaaien (Albertkanal–Maas). Über die Schleusenanlage bei Petit Lanaye (französisch) bzw. Klein-Ternaaien (niederländisch) erreicht man den Verbindungskanal Kanal van Ternaaien und nach 1,9 km die Maas bei Maastricht. Es sind zwei Schleusen von 55,0 m × 7,5 m und eine Schleuse von 136 m × 16 m, bei einem Höhenunterschied von 13,94 m. Eine vierte Schleuse mit 200 m × 25 m wurde 2015 nach 4-jähriger Bauzeit in Betrieb genommen.
Varia
Eine Kurve des Circuit Zolder ist nach dem Kanal benannt: Kurve Nr. 3 (Kanaalbocht).
Einzelnachweise
- ↑ Helmut Breuer: Die Maas als Schiffahrtsweg.; Aachener geographische Arbeiten, Band 1; Verlag Steiner; Aachen, Wiesbaden 1969, S. 142
- ↑ Eckhard-Herbert Arndt: Albertkanal wird bis 2020 ausgebaut. In: Täglicher Hafenbericht vom 2. April 2014, S. 14, ISSN 2190-8753
Weblinks
- Übersichtskarte: Wasserstraßen in Belgien (PDF, 231 kB)
Koordinaten: 51° 4′ 2,6″ N, 5° 11′ 26,5″ O
Auf dieser Seite verwendete Medien
© Túrelio (via Wikimedia-Commons), 2007, CC BY-SA 2.5
Blick auf den Albert-Kanal bei Kanne, flämische Provinz Limburg, in Richtung Südost
Autor/Urheber: Romaine, Lizenz: CC0
Albertkanaal ter hoogte Plateau van Caestert, België
Location of a waterway (river/canal) in Belgium
(c) Bundesarchiv, Bild 146-1972-066-03 / CC-BY-SA 3.0
10. 5. 1940
(c) Markus Schweiß, CC BY-SA 3.0
Der Albert-Kanal in der Nähe von Eben-Emael
(c) Paul Hermans, CC BY-SA 3.0
Albertkanaal bij Hasselt. De Sassluis op de grensstreek tussen Hasselt en Genk. richting horizon is richting Luik.
Autor/Urheber: Michielverbeek, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Geel, canal: Albertkanaal