Schafporlingsverwandte

Schafporlingsverwandte

Albatrellus ovinus, der Echte Schafporling, Tyuspart der Gattung Albatrellus

Systematik
Abteilung:Ständerpilze (Basidiomycota)
Unterabteilung:Agaricomycotina
Klasse:Agaricomycetes
Unterklasse:unsichere Stellung (incertae sedis)
Ordnung:Täublingsartige (Russulales)
Familie:Schafporlingsverwandte
Wissenschaftlicher Name
Albatrellaceae
Pouzar

Die Schafporlingsverwandten (Albatrellaceae) sind eine Pilzfamilie aus der Ordnung der Täublingsartigen (Russulales). Neben porlingsartigen Gattungen zählen heute auch resupinate und trüffelartige Arten dazu. Die Sporen werden entweder in Röhren oder bei den trüffelartigen in einer Gleba gebildet. Sowohl die Gewebe, als auch die Sporen können amyloid oder inamyloid sein. Sphaerozysten kommen niemals vor. Alle Vertreter sind Ektomycorrhizapilze. Es wird aber vermutet, dass zumindest einige Arten auch fakultativ saprophytisch sind. Die Typusgattung ist AlbatrellusGray (Schafporlinge).

Beschreibung

Die Albatrellaceae sind eine von mindestens zwölf Abstammungslinien innerhalb der Ordnung der Täublingsartigen (Russulales). Neben der Typgattung Albatrellus (Schafporlinge) enthält die Abstammungslinie auch resupinat porige Arten, wie den Mykorrhiza-Byssusporling (Byssoporia terrestris) sowie trüffelartige Pilze. Zu den trüffelartigen Vertretern innerhalb der Familie der Schafporlingsverwandten zählen die Wabentrüffel (Leucogaster), die Weißvenentrüffel (Leucophleps), sowie die ebenfalls trüffelartige, nordamerikanische Gattung Mycolevis. Auch die Pilze der porlingsartigen, nordamerikanischen Gattung Polyporoletus gehören zum Verwandtschaftskreis. Diese haben korkig-zähe Fruchtkörper und einen kurzen, mehr oder weniger exzentrischen Stiel. Die kurze Röhrenschicht ist fest mit dem Hut verwachsen und nicht abtrennbar.

Wie fast alle Hauptäste innerhalb des Russulales-Stammbaums haben auch die Schafporlingsverwandten resupinate Vertreter. Einen ersten Hinweis auf eine Verwandtschaft zwischen den Schafporlingen und den Byssusporling (Byssoporia) stellte Bruns 1998 fest, als er die LSU Gene der Mitochondrien molekularbiologisch untersuchte.[1] Dieses Ergebnis wurde durch spätere Arbeiten bestätigt. Zuvor war der Byssusporling den Filzrindenpilzen (Byssocorticium) zugeordnet worden, die alle eine rein saprophytische Lebensweise haben und zur Familie der Gewebehautverwandten (Atheliaceae) gehören.

Innerhalb der Schafporlingsverwandten ist die Sporenmorphologie das wichtigste Merkmal. Die Sporen von Leucophleps (Weißvenentrüffel) und Mycolevis sind dornig, wobei die Dornen in ein amyloides Gel eingebettet sind. Bei Leucogaster sind die Sporen wabenartig und in einen perisporalen Sack eingeschlossen. Auch bei Polyporoletus sind die elliptischen hyalinen Sporen doppelwandig und erscheinen leicht rau oder kurzwarzig. Die Doppelwand ist durch Säulen oder Zwischenwände partitioniert. Nur die Vertreter der Typusgattung fallen hier aus den Rahmen, da bei ihnen die Sporen keine zusätzliche Schicht oder Hülle haben. Außerdem haben einige Schafporlinge inamyloide Sporen, was in der Ordnung der Täublingsartigen sonst nur noch bei ausnahmsweise vorkommt.[2][3]

Ökologie

Alle Arten der Familie scheinen Ektomykorrhizapilze zu sein. Möglicherweise können sie sich aber auch ebenso saprophytisch ernähren.

Systematik

25S-RNA Minimum Evolution-Stammbaum von Allbatrellaceae. Die Schafporlingsverwandten (Allbatrellaceae) sind eine Familie innerhalb der Täublingsverwandten. Der Stammbaum wurde mit dem MEGA 5.2-Programm erstellt. Alle rDNA-Sequenzen stammen von der GenBank. Der Bootstraptest wurde mit 1000 Wiederholungen durchgeführt. Exidia glandulosa strain EL3-99 dient als Outgroup. Alle weiteren Informationen werden in der Bildbeschreibung angegeben.

Die Schafporlingsverwandten (Albatrellaceae) wurden 1966 durch den tschechischen Mykologen Zdeněk Pouzar beschrieben, der die Familie noch in die Ordnung Polyporales stellte.

Die Familie der Schafporlingsverwandten hat interessanterweise viele Gemeinsamkeiten mit den Täublingsverwandten. Bei beiden Familien gibt es Gattungen, deren Fruchtkörper in Hut und Stiel gegliedert sind, Außerdem lebt zumindest die überwiegende Mehrzahl der Arten als Mykorrhizapilz in Symbiose mit Pflanzen. Darüber hinaus findet man in beiden Familien neben Hutpilzen auch trüffelartige und resuspinate Arten. Allerdings zeigen diese Gemeinsamkeiten keine nähere phylogenetische Verwandtschaft zwischen beiden Familien, sondern sind das Ergebnis konvergente Entwicklung. Der gemeinsame Vorläufer aller Täublingsartigen war wohl ein Pilz mit resupinaten Fruchtkörper und einer saprotrophen Lebensweise. Daraus haben sich dann möglicherweise zunächst resupinate Ektomykorrhizapilze entwickelt, die sich dann zu Hutpilzen und schließlich zu trüffelartigen Bauchpilzen entwickelt haben.

Einige morphologische Ähnlichkeiten gibt es auch mit Hericium und Lentinellus. Albatrellus und Hericium haben ein monomitisches Hyphensystem und Gloeozystiden/gloeoplere Hyphen, die sich mit Sulfobenzaldehyd anfärben lassen. Außerdem hat Albatrellus im Fleisch amyloide Hyphen, ein Merkmal, das man so auch bei Hericium und Lentinellus findet.[4]

Auf der anderen Seite haben die Schafporlinge eine große Ähnlichkeit zu Vertretern aus der Polyporus-Verwandtschaft. Albatrellus syringae und Albatrellus peckianus, die früher zu den Schafporlingen gehörten, werden heute aufgrund der molekularbiologischen Ergebnisse in eine eigene Gattung Xanthoporus gestellt. Auch die Vertreter aus der Gattung Jahnoporus gehören zur Polyporus Verwandtschaft.

Der Ziegenfuß-Porling ist zwar mit den Vertretern der Gattung Albatrellus verwandt, wird aber heute in die eigenständige Gattung Scutiger gestellt.[2][3]

Gattungen

Folgende Gattungen zählen zur Familie der Schafporlingsverwandten:

FotoArtnameBeschreibung
Schafporlinge
AlbatrellusGray 1821
Das Bild zeigt Albatrellus ovinus, die Typusart der Gattung. Die Pilze sind in Hut und Stiel gegliedert und haben eine porige Fruchtschicht.
Byssusporlinge
ByssoporiaLars. & Zak 1978
Der Byssusporling ist eine resupinate, poroide Art.
FevansiaTrappe & Castellano 2000[5]Fevansia beinhaltet nur die einzige Art Fevansia aurantiaca.
Haarstielporlinge
JahnoporusNuss 1980
Jahnoporus hat Fruchtkörper mit Hut und Stiel. Molekularbiologische Untersuchungen der 18S ribosomalen RNA-Gene haben aber gezeigt, dass die Gattung in die Polyporales-Verwandtschaft gehört. Zu Arten aus der Familie der Schafporlingsverwandten oder der Ordnung der Täublingsartigen besteht keine nähere Verwandtschaft.
Wabentrüffel
LeucogasterR. Hesse 1889
Leucogaster rubescens ist ein nordamerikanischer Vertreter der Gattung. Die Pilze haben einen trüffelartigen Fruchtkörper, dessen Gleba eine mehr oder weniger deutlich wabenartige Struktur hat.
Weißvenentrüffel
LeucophlepsHarkn. 1899
Leucophleps spinospora ist ein Vertreter der trüffelartig Gattung. Die Gleba hat eine mehr oder weniger röhrige (venenartige) Struktur.
MycolevisA.H. Sm. 1965Eine trüffelartige, nordamerikanische Gattung.
PolyporoletusSnell 1936Das Bild zeigt Polyporoletus sublividus, einem Vertreter einer in Asien und Nordamerika vorkommenden Gattung. Die Pilze haben korkig-zähe Fruchtkörper, die in einen Hut und Stiel gegliedert sind.
Ziegenfußporlinge
ScutigerPaulet 1812
Aufgrund seiner morphologischen Ähnlichkeit stand der Ziegenporling früher in der Gattung Albatrellus. Molekularbiologische Daten zeigen aber, dass die Gattung Scutiger ganz an der Basis des Albatrellaceae-Astes steht.

Einzelnachweise

  1. TD Bruns et al.: A sequence database for identification of ectomycorrhizal basidiomycetes by phylogenetic analysis. In: Molecular Ecology. Nr. 7, 1998, S. 257–272 (nature.berkeley.edu [PDF; 621 kB]). nature.berkeley.edu (Memento desOriginals vom 22. Oktober 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/nature.berkeley.edu
  2. a b Leucophleps Harkn. :257, 1899. In: MycoBank.org. International Mycological Association, abgerufen am 19. Februar 2013 (englisch).
  3. a b Steven L. Miller et al.: Perspectives in the new Russulales. In: Mycological Society of America (Hrsg.): Mycologia. Band 98, Nr. 6, 2006, S. 960–970 (univap.br [PDF]).
  4. Ellen Larsson, Karl-Henrik Larsson: Phylogenetic relationships of russuloid basidiomycetes with emphasis on aphyllophoralean taxa. In: Mycologia. Band 95, Nr. 6. The Mycological Society of America, 2003, S. 1037–1065 (mycologia.org [PDF; 1,2 MB]).
  5. Matthew E. Smith, Karlee J. Schell, Michael A. Castellano, Matthew J. Trappe, James M. Trappe: The enigmatic truffle Fevansia aurantiaca is an ectomycorrhizal member of the Albatrellus lineage. In: Mycorrhiza. Band 23, Nr. 8, 2013, ISSN 1432-1890, S. 663–668, doi:10.1007/s00572-013-0502-2.

Weblinks

Commons: Schafporlingsverwandte (Albatrellaceae) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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Evolutionary relationships of Albatrellaceae
Figure. Evolutionary relationships of taxa The evolutionary history was inferred using the Minimum Evolution method on the (partial) 25S rRNA gene. The optimal tree with the sum of branch length = 0.41327526 is shown. The percentage of replicate trees in which the associated taxa clustered together in the bootstrap test (1000 replicates) are shown next to the branches. The tree is drawn to scale, with branch lengths in the same units as those of the evolutionary distances used to infer the phylogenetic tree. The evolutionary distances were computed using the Maximum Composite Likelihood method and are in the units of the number of base substitutions per site. The ME tree was searched using the Close-Neighbor-Interchange (CNI) algorithm at a search level of 1. The Neighbor-joining algorithm was used to generate the initial tree. The analysis involved 26 nucleotide sequences. All positions with less than 95% site coverage were eliminated. That is, fewer than 5% alignment gaps, missing data, and ambiguous bases were allowed at any position. There were a total of 863 positions in the final dataset. Evolutionary analyses were conducted in MEGA5.

Evolutionary analyses were conducted in MEGA5. Exidia glandulosa strain EL3-99 AF506493 was used as outgroup. All sequences were obtained from the Genbank and were aligned by the CustalW algorithm with standard settings.

List of the GenBank Sequences.

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