Aladin

Aladin (aus arabisch علاء الدين, DMG ʿAlāʾ ad-Dīn, zu Deutsch „Adel/Erhabenheit des Glaubens“) ist die Hauptfigur des orientalischen Märchens Aladin und die Wunderlampe aus dem Geschichtenzyklus Tausendundeine Nacht. In der Arabian Nights Encyclopedia wird sie als ANE 346[1] gelistet (→ Tausendundeine Nacht – Liste der Geschichten). In der Handlung gerät der junge Taugenichts Aladin in den Besitz einer magischen Lampe. Dank des darin enthaltenen Flaschengeistes (Dschinn) erfüllen sich Aladins Wünsche, die er vor allem dazu benutzt, der Prinzessin Badr al-Budur näherzukommen.
Ähnlich wie bei Ali Baba und die vierzig Räuber geht man inzwischen davon aus, dass Aladin und die Wunderlampe vom französischen Übersetzer Antoine Galland stammt, dessen französischer Übertragung im frühen 18. Jahrhundert hinzugefügt wurde. Seine Quelle war der maronitische Christ Hanna Diyab aus Aleppo.
Herkunft der Erzählung
Antoine Galland veröffentlichte das Märchen von Aladin 1712 im 9. und 10. Band seiner französischen Übersetzung von Tausend und eine Nacht aus dem Arabischen (Les mille et une nuits, 12 Bände, Paris 1704–17). In der Forschung wird davon ausgegangen, dass die Erzählung von Aladin nicht dem ursprünglichen Bestand der arabischen Märchensammlung angehörte. Vielmehr dürfte sie – wie sich aus Gallands Tagebüchern ergibt – vom maronitischen Geschichtenerzähler Hanna Diyab ebenso wie weitere Märchen für Galland 1709 auf Arabisch verfasst worden sein, nachdem sich die beiden Männer im gleichen Jahr in Paris getroffen hatten. Erst 250 Jahre später wurde Diyabs Reisebericht mit Hinweisen auf den Ursprung dieser und mehrerer anderer Geschichten in der Vatikanischen Bibliothek entdeckt. Nach Auswertung der verschiedenen Quellen durch die Literaturwissenschaft gilt inzwischen als gesichert, dass Diyab der Autor der Geschichte von Aladin war.[2] Darüber hinaus vermutet die Forschung, dass mehrere der Geschichten teilweise von Diyabs eigenem Leben inspiriert wurden, denn sie ließen Parallelen zu seiner Autobiografie erkennen.[3]
1887 gelang dem preußischen Orientalisten Hermann Zotenberg in der Bibliothèque nationale de France die Entdeckung zweier arabischer Handschriften von Tausendundeine Nacht, in denen das Märchen von Aladin enthalten ist. Die eine wurde von dem in Paris lebenden syrisch-christlichen Priester Dīyūnisūs Shāwīsh unter seiner französischen Namensform Dom Denis Chavis 1787 niedergeschrieben. Es handelt sich bei diesem sog. Chavis-Manuskript um eine Rückübersetzung von Gallands Text ins Arabische. Das Gleiche gilt für die zweite, gegenüber der ersten nur leichte Variationen aufweisende Handschrift, die 1805–08 von Mikhail Sabbagh, einem Melkiten aus Akkon, angeblich nach einem 1703 in Bagdad verfassten Manuskript kopiert wurde. Diesen Sachverhalt, dass das Chavis- und Sabbagh-Manuskript Rückübersetzungen und keine ältere arabische Überlieferung darstellen, wies der irakisch-amerikanische Arabist Muhsin Mahdi 1994 im Rahmen seiner Arbeit an der kritischen Edition von Tausendundeiner Nacht nach.[4][5]
Handlung
Aladin ist ein in China lebender junger Taugenichts, dessen Vater, ein Schneider, verstorben ist und eine arme Witwe hinterlassen hat. Ein afrikanischer Zauberer hat davon Kenntnis, dass nur Aladin imstande ist, eine mit Zauberkräften ausgestattete Öllampe aus einer Höhle zu holen. Daher sucht er den Jungen auf, gibt sich als dessen Onkel aus und führt ihn zur Höhle. Aladin erhält vom Zauberer einen Schutz verleihenden magischen Ring und betritt die große Schätze bergende Höhle. Er holt die Lampe und stopft auf dem Rückweg zahlreiche Juwelen in seine Taschen. Schwer beladen kann er die letzte Stufe aus der Höhle nicht nehmen. Er braucht die Hilfe des Zauberers. Doch der will, dass er ihm zuerst die Lampe herausreicht. Das kann Aladin nicht, weil darüber in seiner Tasche die Juwelen liegen. Der Zauberer wird wütend und verschließt die Öffnung des unterirdischen Raums. Verzweifelt reibt Aladin an dem Ring, woraufhin ein mächtiger Dschinn erscheint, der die Wünsche des Ringbesitzers erfüllen muss. Mit Hilfe dieses Geistes gelangt Aladin wieder ins Freie und kann zu seiner Mutter heimkehren. Als diese die Lampe reinigen will, um sie verkaufen zu können, erscheint ein noch mächtigerer Geist, der ebenso hilfreich an der Seite des Lampenbesitzers steht.
Aladin kann auf ihrem Weg zum Bade das Angesicht der schönen Sultanstochter erblicken und fällt in große Liebe zu ihr. Aladins Mutter wirbt für ihren Sohn um die Hand der schönen Tochter des Sultans. Das Geschenk einer Schale mit großen Edelsteinen aus der Höhle lässt den Sultan schwanken, denn eigentlich war die Sultanstochter bereits als Braut für den Sohn des Großwesirs ausersehen. Die niedere Abstammung Aladins gibt jedoch den Ausschlag. Die Hochzeit wird mit der festlichen Überführung des Sohnes des Großwesirs in die Gemächer der Sultanstocher begonnen. Aladin vereitelt mit Hilfe des Dchinns aus der Lampe aber diesen Plan: Vor Vollzug der Ehe lässt er die Sultanstochter und den Sohn des Großwesirs samt Bett in seine Kammer bringen. Der Großwesirssohn muss auf dem kalten Abtritt schlafen, Aladin legt sich zur Sultanstocher, ohne sie anzurühren. Dies geschieht an zwei aufeinanderfolgenden Nächten. Als der Sultan das erfährt, bricht er die Hochzeit ab und nimmt die Werbung von Aladin unter der Forderung einer unerhört großen Brautgabe an. Dank des Dschinns der Lampe kann Aladin dem leicht entsprechen. Reich ausgestattet reitet Aladin in den Palast des Sultans. Die Hochzeit wird gefeiert. Auf Geheiß von Aladin erbaut der Lampengeist für Aladin und dessen Braut einen Palast in einer Nacht, der sogar jenen des Sultans an Pracht übertrifft. Aladin lässt die Mitmenschen der Stadt an seinem Glücke teilhaben, indem er freigebig viel Geld verteilt.
Der Zauberer erfährt von Aladins Glück und sucht die Sultanstochter auf, die nicht über die magische Kraft der Lampe Bescheid weiß. Er tauscht als Lampenhändler verkleidet bei der Prinzessin die alt aussehende Zauberlampe gegen eine neue ein. Auf Befehl des Zauberers trägt der Lampengeist Aladins Palast samt der Prinzessin nach Afrika. Was für ein Erschrecken als der Sultan am anderen Morgen weder Aladins Palast noch seine Tochter vorfindet. Aladin, der gerade auf der Jagd weilte, wird gebunden und gefesselt zum Sultan gebracht und soll sofort hingerichtet werden. Nur ein drohender Volksaufstand der für Aladin Partei ergreifenden einfachen Menschen verhindert dies. So bekommt Aladin noch ein Frist von 40 Tagen, Palast und Prinzessin wiederzugewinnen. Aladin ist verzweifelt. Im verzweifelten Gebet reibt er zufällig den Siegelring und ruft so den Geist des Zauberrings herbei. Von ihm erfährt er, was vorgefallen war. Der Zauberringgeist kann ihn nur nach Afrika zum Palast bringen, nicht aber die Taten des Lampengeistes rückgängig machen. Sie Sultanstochter ist hocherfreut ihren Geliebten wiederzusehen. Mit List, Rauschmittel und den Verführungskünsten der Prinzessin gelingt es, den Zauberer zu betäuben, zu töten und sich wieder in Besitz der Lampe zu bringen. So wird es Aladin möglich, Sultanstochter und Palast an die alte Stelle zurückzubringen.
Der böse Bruder des Zauberers will Rache an Aladin nehmen. Dazu ermordet er eine heilige, in der ganzen Stadt verehrte, wundertätige Eremitin, gibt sich ihr Aussehen, verbirgt seinen Bart. In dieser Verkleidung wird er von der Sultanstochter in den Palast aufgenommen. Dort lobt er die Prächtigkeit des Palastes, aber weist auf eine vermeintliche Unvollkommenheit hin: es fehle das Ei des Rochs in der Kuppel aufgehängt. Die Sultanstochter bestürmt ihren Gatten doch auch noch das Ei des Vogels Roch zu beschaffen. Als der es jedoch vom Dschinn der Lampe wünscht, wird dieser ganz zornig: Dieser Wunsch sei ein Sakrileg. Er müsste Aladin und seine Frau dafür zu Asche verbrennen. Aber er habe ein Einsehen, da Aladin nicht wisse, was er da wünsche. Durch den Dschinn erfährt Aladin, wer seine Frau zu diesem Wunsch angestiftet hatte. Er erfährt von dem Zauberer im Kleide der heiligen Eremitin in seinem Palast. So kann Aladin den Zauberer mit dem Dolch töten, mit dem der Zauberer ihn töten wollte.
Er lebt daraufhin lange Zeit in glücklicher Ehe mit der Prinzessin und folgt dem Sultan nach dessen Tod auf den Thron.
Adaptionen
Die Geschichte von Aladin wurde bald nach ihrer Veröffentlichung in Gallands Übersetzung von Tausendundeine Nacht in vielen literarischen und musikalischen Bearbeitungen abgewandelt. Als einer der ersten griff Johann Leonhard Rost den Stoff auf. Er publizierte seine rasch zu einem Volksbuch gewordene Fassung unter dem Titel Eine schöne lesenswerte Historie von dem unschätzbaren Schloss in der afrikanischen Höhle Xaxa im Rahmen seines Werks Meletaons wohlangerichtete und neuerfundene Tugendschule. Dieser Version wurde neben anderem eine antijüdische Tendenz zugeschrieben.[6] Einflussreich für die weitere Rezeption des Aladin-Stoffs war Adam Oehlenschlägers in zahlreiche Sprachen übersetztes Märchenspiel Aladdin eller den forunderlige Lampe (1805). In der Folge wurde die Erzählung von Aladin zu einer der beliebtesten aus Tausendundeine Nacht.[7]
Nicht nur im Drama, der Oper sowie in Verfilmungen und Spielen wurde der Aladin-Stoff aufgegriffen; er inspirierte auch bildende Künstler wie beispielsweise Max Slevogt zu Verarbeitungen. Zu einigen auf Aladin basierenden Werke zählen:
Film und Fernsehen
- 1924: The Thief of Baghdad (dt. Der Dieb von Bagdad), Regie: Raoul Walsh, s/w, Stummfilm
- 1940: Der Dieb von Bagdad, Regie: Berger/Whelan/Powell
- 1952: Aladin and his Lamp
- 1961: Aladins Abenteuer, Regie: Mario Bava und Henry Levin
- 1961: Der Dieb von Bagdad
- 1965: Aladino e la lampada magica [Aladin und die Wunderlampe], Oper von Nino Rota
- 1967: Aladins Wunderlampe, Spielfilm – UdSSR, Regie: Boris Ryzarew
- 1970: Aladin – Aladin et la Lampe Merveilleuse, französischer Zeichentrickfilm
- 1977: Der Dieb von Bagdad, indischer Spielfilm
- 1978: Der Dieb von Bagdad, Regie: Clive Donner
- 1982: Aladin und die Wunderlampe, ein Anime-Film von Toei Animation
- 1986: Aladin, Spielfilm mit Bud Spencer als Geist der Lampe
- 1992: Aladdin, Golden Films-Zeichentrickfilm
- 1993: Aladin, Zeichentrickfilm von Dingo Pictures
- 1992: Aladdin, Walt-Disney-Zeichentrickfilm
- 2009: Der Dieb von Bagdad, Folge der Fernsehserie Die Märchenstunde (Ausstrahlung 2012)
- 2009: Aladin: Bollywoods Neu-Interpretation von Director Sujoy Ghosh, mit Ritesh Deshmukh als Aladin, Amitabh Bachchan und Sanjay Dutt
- 2010: Folge 41 in der Zeichentrickserie SimsalaGrimm
- 2019: Aladdin, Disney-Realverfilmung nach dem gleichnamigen Zeichentrickfilm
- 2019: The Adventures of Aladdin, US-amerikanischer Abenteuerfilm und Mockbuster zur Disney-Produktion
- 2021: Walladin als Parodie von Julien Bam in seiner Reihe Märchen in Asozial
- 2025: Aladdin 3477- I: The Jinn of Wisdom
Hörspiele
- 2006: Die Wunderlampe, Kinderhörspiel des Bayerischen Rundfunks, Bearbeitung und Regie: Bernhard Jugel
Literatur
- 2018: Das schwarze Buch von Ava Reed (erschienen in: Von Fuchsgeistern und Wunderlampen; Hrsg.: Christian Handel) [direkter intertextueller Bezug]
Musiktheater (Ballett, Musical und Oper)
- 1822: Aladin, Oper von Nicolo Isouard
- 1854: Aladin, oder Die Wunderlampe, Ballett von François Michel Hoguet (Musik von Wenzel Gährich), Berlin
- 1918–1919: Aladdin, Schauspielmusik von Carl Nielsen für das Märchenspiel von Adam Oehlenschläger
- 1936–1941: Aladin, Oper von Kurt Atterberg
- 2013: Musical von Robert Persché und Andreas Braunendal an der Oper Graz
- 2014: Aladdin, Broadwaymusical von Alan Menken nach dem gleichnamigen Walt-Disney-Zeichentrickfilm
- 2015: Aladin und das Wunder mit der Lampe, Musical im Wintergarten (Varieté) Berlin (Musik/Liedtexte: Bijan Azadian, Buch: Nadine Greitzke)
- 2022: Aladin-Musical des Theater Liberi
Spiele
- 2006: Der Dieb von Bagdad, ein Brettspiel, erschienen bei Queen Games
Theater
- 1805: Aladdin eller den forunderlige lampe, Schauspiel von Adam Oehlenschläger
Videospiele
- 1993/1994: diverse Jump’n’Run-Spiele für die damals gängigen Videospielkonsolen und Computer[8]
Literatur
- Kurt Ranke: Alad(d)in, in: Enzyklopädie des Märchens, Bd. 1 (1977), Sp. 240–247.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Ulrich Marzolph, Richard van Leeuwen: The Arabian Nights Encyclopedia. 2004, doi:10.5040/9798400613944.
- ↑ Bottigheimer: East Meets West: Hannā Diyāb and The Thousand and One Nights. In: Marvels & Tales. Band 28, Nr. 2, 2014, S. 302, doi:10.13110/marvelstales.28.2.0302 (jhu.edu [abgerufen am 2. Dezember 2023]).
- ↑ Paulo Lemos Horta: Aladdin: A New Translation. Liveright Publishing, 2018, ISBN 978-1-63149-517-5, S. 8–10 (englisch, google.com [abgerufen am 14. November 2023]).
- ↑ Kurt Ranke: Alad(d)in, in: Enzyklopädie des Märchens, Bd. 1, Sp. 241.
- ↑ Arafat A. Razzaque, Who “wrote” Aladdin? The Forgotten Syrian Storyteller, Ajam Media Collective.
- ↑ Ulrich Marzolph: Märchen aus Tausendundeine Nacht in der mündlichen Überlieferung Europas. 1. Januar 2013, S. 30 (academia.edu [abgerufen am 21. November 2023]).
- ↑ Kurt Ranke: Alad(d)in, in: Enzyklopädie des Märchens, Bd. 1, Sp. 242 f.
- ↑ Testberichte zu Aladin bei Kultboy, aufgerufen am 13. August 2020.
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The fantastic Aladdin musical at Disney California Adventure. This was the last performance of 2013!