Al-Amin und die Sklavin des Ibrahim ibn al-Mahdi
Al-Amin und die Sklavin des Ibrahim ibn al-Mahdi, auch Al-Amin ibn al-Raschid und Ibrahim ibn al-Mahdi, ist eine erotische Erzählung aus Tausendundeiner Nacht. In der Arabian Nights Encyclopedia wird sie als ANE 149[1] gelistet (→ Tausendundeine Nacht – Liste der Geschichten).
In der Kurzgeschichte wird dem Kalifen al-Amin (reg. 809–813) von seinem Onkel Ibrahim ibn al-Mahdi eine schöne Sängersklavin zum Geschenk gemacht.
Handlung
Einst trat der Kalif al-Amin, der Bruder des al-Ma'mun, in das Haus seines Onkels Ibrahim ibn al-Mahdi ein, wo er eine Sklavin erblickte, die die Laute spielte. Al-Amin begehrte die Sklavin und als sein Onkel dies erkannte, schickte er seinem Neffen das Mädchen in seine Gemächer. Al-Amin glaubte, dass Ibrahim bereits mit ihr geschlafen hatte, und wollte ihr daher nicht mehr beiwohnen, sondern schickte sie ihm zurück. Daraufhin nahm Ibrahim ein Hemd aus geblümter Seide und schrieb auf den Saum die folgenden Zeilen
"Fürwahr bei Ihm, vor dem sich alle Stirnen neigen; was unter diesem Saume ist, das kenn ich nicht; auch ihren Mund berührt ich nie, mein einzig Trachten; war, was das Auge sieht und was die Zunge spricht."
Daraufhin befahl Ibrahim dem Sklavenmädchen sich zu entkleiden und das Hemd anzuziehen, dann sandte er sie zu al-Amin. Das Mädchen ging vor ihm auf die Knie und küsste den Boden, stimmte die Laute und sang die folgenden Verse
"Du nahmst die Gabe nicht und zeigtest, was du denkest; dass du dich von mir trennest, ward mir kund und klar; doch wenn du Anstoß nimmst an etwas, das vergangen; verzeih du als Kalif, was schon nicht mehr war."
Als al-Amin diese Verse las, näherte er sich dem Sklavenmädchen und küsste es. In seinem Palast wies er der Sklavin ein eigenes Gemach zu. Seinem Onkel Ibrahim gab er die Statthalterschaft über die iranische Hauptstadt Rey.
Hintergrund
Die Geschichte findet sich in den ägyptischen Manuskripten (Bulaq I)[2] und den frühen Druckausgaben von Tausendundeine Nacht,[2] darunter die Breslauer Ausgabe.[2] Auf die Kalkutta-II-Ausgabe griffen Richard Francis Burton[3] und Enno Littmann zurück.[4]
Der Kalif Al-Amin (reg. 809–813), dessen erwähnter Bruder al-Ma'mun und ihr Onkel Ibrahim ibn al-Mahdi sind reale historische Figuren.
Ausgaben
- Richard Francis Burton: Arabian Nights, Burton Club, 1900 (Erstausgabe 1885–1888), Band 5, S. 152f.
- Enno Littmann: Die Erzählungen aus den tausendundein Nächten, Karl Insel Verlag, Frankfurt 1968, Band 3, S. 577f.
Siehe auch
Literatur
- Ulrich Marzolph, Richard van Leeuwen und Hassan Wassouf: The Arabian Nights Encyclopedia, ABC-Clio, Santa Barbara 2004.
Einzelnachweise
- ↑ Ulrich Marzolph, Richard van Leeuwen und Hassan Wassouf: The Arabian Nights Encyclopedia, ABC-Clio, Santa Barbara 2004, S. 103f.
- ↑ a b c Ulrich Marzolph, Richard van Leeuwen und Hassan Wassouf: The Arabian Nights Encyclopedia, ABC-Clio, Santa Barbara 2004, S. 103f., 754.
- ↑ Richard Francis Burton: Arabian Nights, Burton Club, 1900 (Erstausgabe 1885–1888), Band 5, S. 152f.
- ↑ Enno Littmann: Die Erzählungen aus den tausendundein Nächten, Karl Insel Verlag, Frankfurt 1968, Band 3, S. 577f.