Akrodysostose

Klassifikation nach ICD-10
Q75.4Dysostosis mandibulofacialis
ICD-10 online (WHO-Version 2019)

Die Akrodysostose (ACRDYS) ist eine sehr seltene angeborene Entwicklungsstörung mit geistiger Entwicklungsverzögerung, Gesichtsdysmorphie und Verkürzung von Hand- und Fußknochen.[1][2][3][4]

Synonyme sind: Akrodysostosis-Syndrom; Akrodysplasie; Arkless-Graham-Syndrom; Maroteaux-Malamut-Syndrom; PMN-Syndrom

Die Erstbeschreibung stammt aus dem Jahre 1967 durch die Ärzte R. Arkless und C. B. Graham,[5] die Abgrenzung als Syndrom erfolgte im Folgejahr 1968 durch Pierre Maroteaux und Georges Malamut.[6]

Vorkommen

Die Häufigkeit ist nicht bekannt, bislang wurde über weniger als 80 Betroffene berichtet. Die Vererbung erfolgt autosomal-dominant.[2][3]

Ursachen

Je nach zugrunde liegender Mutation können folgende Typen unterschieden werden:

Beide Mutationen führen zu einem Funktionsverlust der Proteinkinase A.[2]

Klinische Erscheinungen

Klinische Kriterien sind:[1][2][3]

Hinzu können akzelerierte Skelettreifung oder Fettleibigkeit kommen. Das klinische Bild ähnelt dem der Albright-Osteodystrophie. Daher wurde diskutiert ob es sich nicht um ein eigenständiges Krankheitsbild, sondern lediglich um eine schwere Manifestation des Albrecht-Osteodystrophie handeln könnte.[1][9]

Diagnose

Die Diagnose ergibt sich aus der Kombination klinischer Befunde, der Blutuntersuchung, charakteristischer Veränderungen im Röntgenbild und kann durch humangenetische Untersuchung gesichert werden.[2]

Etwa bei 50 % liegen Hormonresistenzen gegen Parathormon und Thyreotropin vor, regelmäßig beim Typ 1, nur selten beim Typ 2, und dann nur gering ausgeprägt. Beim Typ 1 ist häufiger auch eine Kreatininurie nachzuweisen.

Im Röntgenbild findet sich eine Hypoplasie des Oberkiefers, Dysplasien an den Extremitäten mit verkürzten und verbreiterten Mittelhandknochen, an den Phalangen vorzeitiger Verschluss der Wachstumsfugen, relativ lange und dysproportional breite Großzehe sowie Zapfenepiphysen bzw. Konusepiphysen in Grund- und Mittelphalanx. Die Skelettentwicklung an der Hand erscheint beschleunigt mit akzeleriertem Skelettalter.[3] In 75 % findet sich eine Spinalkanalstenose. In den Epiphysen können ausgeprägte punktförmige Verkalkungen auftreten.[2]

Differentialdiagnose

Abzugrenzen sind:[2][4]

Therapie

Eine spezifische Behandlung ist nicht bekannt. Betroffene sollten auf Hormonresistenz gegen Parathormon und Thyreotropin untersucht werden.[2]

Einzelnachweise

  1. a b c Bernfried Leiber (Begründer): Die klinischen Syndrome. Syndrome, Sequenzen und Symptomenkomplexe. Hrsg.: G. Burg, J. Kunze, D. Pongratz, P. G. Scheurlen, A. Schinzel, J. Spranger. 7., völlig neu bearb. Auflage. Band 2: Symptome. Urban & Schwarzenberg, München u. a. 1990, ISBN 3-541-01727-9.
  2. a b c d e f g h Akrodysostose. In: Orphanet (Datenbank für seltene Krankheiten).
  3. a b c d J. W. Spranger: Bone Dysplasias, Urban & Fischer 2002, ISBN 3-437-21430-6
  4. a b W. Pschyrembel: Klinisches Wörterbuch. Verlag Walter de Gruyter, 265. Auflage (2014) ISBN 3-11-018534-2
  5. R. Arkless, C. B. Graham: An unusual case of brachydactyly. Peripheral dysostosis? Pseudo-pseudo-hypoparathyroidism? Cone epiphyses? In: The American journal of roentgenology, radium therapy, and nuclear medicine. Band 99, Nummer 3, März 1967, S. 724–735, PMID 6020652.
  6. P. Maroteaux, G. Malamut: L’acrodysostose. In: La Presse médicale. Band 76, Nummer 46, November 1968, S. 2189–2192, ISSN 0032-7867. PMID 5305130.
  7. Acrodysostosis 1, with or without hormone resistance. In: Online Mendelian Inheritance in Man. (englisch)
  8. Acrodysostosis 2, with or without hormone resistance. In: Online Mendelian Inheritance in Man. (englisch)
  9. A. K. Poznanski, E. A. Werder, A. Giedion, A. Martin, H. Shaw: The pattern of shortening of the bones of the hand in PHP and PPHP–A comparison with brachydactyly E, Turner Syndrome, and acrodysostosis. In: Radiology. Band 123, Nummer 3, Juni 1977, S. 707–718, doi:10.1148/123.3.707, PMID 870942.

Weblinks